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Uhrviechs alt- und ultimative Top-10 Nebenfiguren
Ich habe doch geahnt worauf das hier hinausläuft – und dem muss ich unbedingt etwas entgegensetzen! Fiktive Charaktere machen hier das Rennen. Figuren, die sich Hegen, Dräger & Co. einfach so ausgedacht haben. Nicht mit mir! :aetsch: Die Digedags sind real (ich weiß sogar wo sie zuhause sind). Also stimme ich nur für Nebenfiguren, die ebenfalls real existierten aber im Gegensatz zu den Digedags inzwischen das zeitliche gesegnet haben.
Nun bin ich ja bekannter Weise ein großer Freund der Erfinderserie. Was also liegt näher als sich dort umzusehen und fündig zu werden?
Ja – und dann noch die Sache mit den 4-Zeilern. Leute, in diesem Forum ist schon einmal ein User wegen seiner lyrischen Exzesse „gesteinigt“, verschmäht und letztlich vertrieben worden! Die Tatsache, dass er post mortem verdient zu Ruhm und Ehre kommt, ist für mich kein Ansporn zwecks Ergatterung eines Zusatzpunktes im Reimformat blankzuziehen. ;)
Trotz meiner Eingrenzung der Auswahl war es schwer genug mich auf nur 10 Kandidaten festzulegen. Wichtige Persönlichkeiten Christiaan Huygens, Edmond Hally oder William Murdock sind letztlich durch das Sieb gerutscht. Thomas Newcomen wäre ein Kandidat gewesen, aber glücklicherweise hat Nante ihn in seiner Liste, und somit vergebe ich ihm außerhalb der Wertung den 11. Platz.
Gerne hätte ich auch Förderer der Wissenschaft und Technik mit in die Galerie des Ruhmes genommen – aber mir waren die Erfinder dann doch wichtiger. Natürlich hat sich etwa Friedrich Wilhelm IV in der Phase der industriellen Revolution ein paar Sporen verdient – aber hier will ich ihn dann doch erst einmal an seinem hammerstarken Auftritt in Nr. 80 messen. Oder nehmen wir Karl von Hessen. Dessen Verständnis für den technischen Fortschritt wurde von Papin ja nun wirklich ziemlich auf die Probe gestellt. Aber er kann sich zugutehalten, in seiner Landgrafschaft per Dekret (1726) die allgemeine Schulpflicht eingeführt zu haben.
Anhang 32206
Natürlich möchte ich die Leistungen meiner Kandidaten nicht gegeneinander abwägen und verwende deshalb für die Platzierung meine alt-bewährte Uhrviech-Methode. Getreu dem Motto „die Ersten werden die Ersten sein“, beginne ich mit Ktesibios und Heron aus Alexandria. Die beiden Kumpels können selbst zwar nicht getroffen haben, aber auf solchen Kleinigkeiten wollen wir mal nicht achten und deshalb landet auf …
Platz 1: Ktesibios aus Alexandria lebte in der ersten Hälfte des 3. Jh. vor unserer Zeitrechnung und gilt als einer der ersten uns überlieferten Techniker überhaupt. Schon deshalb gebührt ihm der Spitzenplatz meiner Aufzählung. Ihm verdanken wir unter anderem die Wasseruhr, Wasserorgel und den Wasserstands-Regler. Aber ganz oben steht natürlich seine Erfindung der Feuerspritze, bei dessen Bau die Digedags tatkräftig beteiligt waren. Mein Grundstücksnachbar ist die Freiwillige Feuerwehr von Passow. Ich glaube in deren Geräteschuppen steht noch der Prototyp aus Heft 47, Seite 13.
Warum allerdings im Mosaik seine wichtigste Erfindung, die Feuerspritze, Heron zugeschrieben wird, entzieht sich meinem Verständnis … :kratz:
Platz 2: Heron von Alexandria lebte vermutlich im 1. Jh. unserer Zeitrechnung. Neben all seinen Erfindungen zur Ausnutzung der Dampfkraft finde ich die Bacchus-Figur (mit der Wasser in Wein verwandelt werden konnte ;-) am beeindrucktesten. Für Weicheier gab es den Automaten auch mit Milchausgabe. Zu finden auch unter „Stein der Weisen des Heron“ oder „Weinautomat“.
Die nachfolgenden Platzierungen (3-10) wurden nach anderen, nicht weniger willkürlichen Kriterien ausgewählt. Bestes Beispiel wäre
Platz 3: Johann Friedrich August Borsig (1804 – 1854). Als Begründung kann ich leider nur anfügen, dass mein erster Rasierapparat (Bebo Sher Junior) im VEB Bergmann-Borsig produziert wurde. Durch häufige Verwendung hatte das Teil einen gewissen Anteil am Übergang vom Pflaum- zum kräftigen Barthaar. Zugegeben … Borsig hat dabei nur mit seinem Namen herhalten müssen. Hersteller waren die ehemaligen Bergmann-Elektrizitätswerke, die nach der Verstaatlichung (Ag2Veb) in Bergmann-Borsig umbenannt wurden weil viele Arbeiter der früheren Borsigwerke in Berlin-Tegel bei Wiederaufbau halfen und der Name einen guten Klang hatte.
Platz 4: Sebastian Wilhelm Valentin Bauer (1822-1875). Einer der wenigen Handlungsorte im MvHH, die ich 2004 selbst persönlich in Augenschein nahm. Wonderworld bastelte mir zu diesem Zeitpunkt wie es damals häufiger vorkam zum 50. Jubeltag ein passendes Variantcover nach einer bekannten Vorlage von Hannes Hegen. Informationen und Bilder wollte ich dann später in die Mosaik-Heftbesprechungen einfließen lassen. Dazu beschaffte ich mich auch das Buch „Der eiserne Seehund“ von Hans Arthur Thies (1940). Leider ist das Projekt nicht bis zu diesem Heft gekommen.
Platz 5: Otto Guericke, ab 1666 von Guericke (1602-1686). Auch so ein Erfinder, den ich über das Mosaik hinaus bewundere. Nicht etwa wegen seines gefälschten Einhorn-Skeletts, mir hatten es vor allem die Magdeburger Halbkugeln, sein Gesamtwerk und die Familiengeschichte angetan. Hervorragend dargestellt auch in dem Buch „Die Welt im leeren Raum“ (Deutscher Kunstverlag 2002, 480 Seiten). In diesem Buch gibt es im Kapitel „Ehrung und Traditionsstiftung“ sogar den Absatz 389 „Die Digedags besuchen Guericke“ mit einer Ablichtung der Seiten 20/21 aus Heft 54. In Magdeburg lässt es sich übrigens auch hervorragend auf den Spuren Guerickes wandeln.
Platz 6: Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski (1857-1935). Hier treffen gleich drei meiner Leidenschaften aufeinander: Raumfahrt und Sience-Fiction, Erfindungen der Menschheit und das Mosaik der Digedags. Man kann die Digedags nur beneiden, dass sie bereits 5 Jahre bevor Ziolkowski den ersten russischen Windkanal konstruierte bei seinen Luftströmungstests selbst-persönlich an der Kurbel drehen durften.
Platz 7: James Watt (1736 – 1819). Watt begegnet uns nicht nur im Mosaik, sein Name steht in der Physik auch für Leistung (Energieumsatz pro Zeitspanne). Damit wurden seine Arbeiten zur Verbesserung des Wirkungsgrades von Dampfmaschinen gewürdigt. Aber noch heute tun wir uns schwer die traditionelle Einheit PS (Pferdestärke) durch Watt zu ersetzen. An dieser Stelle darf auch das Stoßgebet eines Elektrikers nicht unerwähnt bleiben: „Ihr da Ohm! Macht doch Watt ihr Volt!“ Die Digedags haben sich auf jeden Fall mächtig für Watt ins Zeug gelegt, immerhin begleiten sie James Watt von Juli bis September 1962 (oder auch von 1765 – 1776) bei seinen Bemühungen eine einsatzfähige Dampfmaschine nach dem Wattschen Prinzip herzustellen. Wie tief selbst Dag inzwischen mit technischen Details dieser Materie vertraut war, erkennt man an seiner Wandzeichnung der verschrotteten Dampfmaschine in Heft 70. Und dabei ist doch eigentlich Dig der technisch versierte Kopf der Dreierbande …
Platz 8: Denis Papin (1647 – 1713). Meinen größten Berührungspunkt mit Papin hatte ich in den 60er Jahren, als in der elterlichen Küche ein 7L Schnellkochtopf aus dem VEB Union Quedlinburg zum Einsatz kam. Ventil verklemmt, Deckel nicht korrekt eingerastet … VollGAS -> Die Erbsensuppe (oder was immer das auch war) konnten wir von der Küchendecke abkratzen. Aber so explosiv wie in Heft 58 war es dann doch nicht.
Platz 9: Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau, ab 1822 Fürst von Pückler-Muskau (1785 – 1871). Das wird jetzt etwas Verwunderung auslösen, war doch Fürst Pückler eher Landschaftsarchitekt und Reiseschriftsteller als ein Erfinder. Hier unterlagen die Mosaik-Autoren vermutlich dem weit verbreiteten Irrtum, Pückler hätte das Fürst Pückler-Eis selbst erfunden. Zumindest lassen sie ihn in Heft 81, Seite 14 mit dieser Behauptung prahlen. Tatsache ist, dass das Rezept vom Königlich-Preußischen Hofkoch Louis Ferdinand Jungius stammt, der zwischen 1817 und 1819 als Koch im Muskauer Schloss tätig war. Pückler war aber so scharf auf dieses Eis, dass Jungius es dauerhaft auf den Speiseplan des Fürsten setzen musste und auch seine Gäste am Hof bekamen es immer wieder vorgesetzt. Darum benannte Jungis diese spezielle Eiszubereitung in seinem Kochbuch von 1839 nach Pückler, der inzwischen in den Fürstenstand erhoben worden war.
Nun muss ich gestehen, auch ich war als Kind ganz versessen auf Pückler-Eis. Damals gab es das nämlich noch zu kaufen! Was heute (wenn überhaupt) als Pückler-Eis angeboten wird ist eine unverschämte Frechheit! Milcheis in drei Sorten (Schoko, Vanille und Erdbeere/Himbeere) in einen Behälter geklatscht oder zwischen 2 Waffeln gequetscht macht noch kein Pückler-Eis aus. Im echten Rezept wird Sahne verwendet, die wegen ihres hohen Fettgehalts nur halb gefriert (deshalb auch die Bezeichnung „Halbgefrorenes“). Saulecker – zumindest in meiner Erinnerung – kann ich nur sagen. Deshalb landet der Fürst bei mir auch noch vor …
Platz 10: Ernst Werner Siemens, ab 1888 von Siemens (1816 – 1892). Auf Grund seiner Bedeutung und den knallhalten Auftritten in Heft 83 und 84 darf er natürlich in meiner Aufzählung nicht fehlen. Trotzdem habe ich ihn auf den letzten Platz verbannt. Dazu müsst ihr wissen, dass mir im letzten Jahr sowohl ein Elektroherd als auch eine Spülmaschine von Siemens kurz nach Ablauf der Herstellergarantie verreckt sind. Da sollte sich der saubere Herr Leutnant vor Scharm im Grabe umdrehen! Aber was den Höhepunkt meines Frustes ausmacht ist die Rolle von Siemens im Zusammenhang mit der Magnetschwebebahn Transrapid. In Zuge meiner oben erwähnten Rundreise und in Anbetracht des Heftes 29 besuchte ich die Teststrecke im Emsland, die natürlich „Außer Betrieb“ war und schon damals einer Invest-Ruine glich. In meiner „Not“ bin ich dann schnell nach Wuppertal gefahren um zumindest einmal mit einer Einschienen-Schwebebahn gesessen zu haben. Nach dem dann im September 2006 ein Unfall die Teststrecke dauerhaft lahmlegte (bis 2011 zog sich das Leiden hin) habe ich mich umgehend nach Shanghai begeben bevor die Jungs von Thyssen, Krupp und Siemens dort auch noch alles gegen die Wand fahren würden (Siemens warf in China aber erst 2008 das Handtuch).
PS. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, bin ich natürlich nicht wegen der Transrapid-Fahrt nach China geflogen … und außerdem ist der Zug an diesem Tag 100 Km/h unter seiner Höchstgeschwindigkeit geblieben (zu behaupten Siemens-Technik wäre dafür verantwortlich gewesen könnte man als freche Unterstellung auslegen – und deshalb tue ich das auch nicht).
Soweit also mein Einsatz für die Erfinder-Crew im Mosaik als Gegenpol zu den Actionhelden unter den Nebenfiguren.