.
Von damals bis heute
Ein (Sammler-)Leben zwischen Romanen und Comics
Ein nostalgischer Lebensreport von Karl Aigner
Von damals bis heute - Nostalgischer Lebensreport von Karl Aigner - Kapitel 1: Die Vorschulzeit
Wenn ich nun im fortgeschrittenen Stadium meines Lebens, meinem „Ruhestand“, die Zeit Revue passieren lasse, dann weckt eigentlich meine Kindheit / Jugend die schönsten Erinnerungen.
Um was handelt es sich da? Meist um die einzige Unterhaltung, die es damals für Kinder gab, nämlich Heftln, heute Comics genannt. Ab der Volks- oder Grundschule kamen Bücher dazu, für die fortgeschrittene Jugend dann Romanhefte. Die wohl langlebigste Serie ist Perry Rhodan, die viele von unserer Klientel bis heute mitbegleitet. Und wie Akim, Sigurd oder Nick, der Weltraumfahrer, über den viele von uns zur größten Science Fiction-Serie der Welt, zu Perry Rhodan, kamen, uns von der Jugend her, über die Berufsschule, Arbeit, Familiengründung und einem langen Leben bis zum Ruhestand, wie ein guter Freund begleitete, so schritt auch der Erbe des Universums mit uns her.
Im Herbst 1954 geboren, war ich das Kind von Eltern, die aufgrund der Kriegswirren einen zweiten Neuanfang starteten. Und das im Alter von rund 40 Jahren. In „unserer“ Gasse, ja eigentlich so ziemlich im ganzen Dorf, gab es keine gleichaltrigen Freunde. Die Nächstältesten waren rund 10 Jahre älter, so wie mein Stiefbruder, etliche „Jungs“ innerhalb der Ortschaft, und auch des Nachbars Töchterlein, die Herta.
Bevor sich Freundschaften in der Volksschule bildeten, gab es eigentlich nur einen Ort, an den es mich hinzog, nämlich zum unmittelbaren Nachbarn.
Konnte ich schon überhaupt gehen? Oder krabbelte ich auf allen Vieren hinüber?
Jedenfalls war die Herta, die jüngere von zwei Töchtern der Nachbarn ein wunderbarer Spielgefährte, anfangs fast eine Art Mutterersatz, dann Beschützerin und Freundin. Und hatte sie einmal keine Zeit, so hatte sie genug Comic-Hefte, mit denen ich mich selbst beschäftigten konnte und durfte.
Oder ihr Teddy musste „herhalten“, ein grauer Wolfsspitz. Tja, einmal habe ich es wohl übertrieben, denn da biss er zu. Dennoch war er mein Freund.
An meine Familie selbst, habe ich von meinen ersten Lebensjahren fast keine Eindrücke. Aber meine Eltern waren damals mit dem Hausbau voll beschäftigt. Mein Vater bekam nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft einen Job am Kremser Hafen. Mutter war Hausfrau und bewirtschaftete einen Garten und Nutzvieh. Durch Obst- und Gemüseverkauf am städtischen Markt besserte sie die Haushaltskasse etwas auf.
Unterhaltung war Luxus, welchen es nicht gab. Ein Radio war das Tor meiner Eltern zur weiten Welt. Spielzeug war auch Mangelware. Aber irgendwann entdeckte ich in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre in unserem Dachbodenraum, noch oberhalb der Mansarde, eine Leiter, die unter einer Holzluke stand und wenn man da sich durchquetschte, man in einen nur rund eineinhalb Meter hohen Zwickel landete, wo ein alter verstaubter Lederkoffer stand. Dieser war fast randvoll mit Comic-Heften der unterschiedlichsten Formate gefüllt. Er gehörte meinem Stiefbruder Peter, der zu diesem Zeitpunkt schon andere Interessen hatte.
Heute kann ich berichten, dass da jede Menge Piccolos von Akim, Sigurd, Nick, weiters von Kinowa, Blauer Pfeil und Wildwest waren, Hefte im Querformat, wie Der fliegende Holländer, sowie Bambino, Großbände wie Micky Maus-Hefte, Fix und Foxi, Pit und Alf, Hot Jerry, Rocky Lane, Prinz Eisenherz, jede Menge Tarzan aus dem Mondial-Verlag, weiters Nyoka, Yabu, Wildwest, Texas, Der fidele Cowboy, Der lustige Augustin, Horrido, Akim, Sigurd, Hacky, Hot Jerry, 3 Musketiere, Prärie, Robinson, u.v.a.
Manche Piccolos, sehr viele waren ohne farbigen Umschlag und somit ohne Logo und Heftnummer, verwirrten mich etwas. Da hatte ich das Akim-Piccolo „Krieg im Sumpf“ wo Akim letztlich im Reich Vulkania landete. Und dann hatte ich auch noch das Heft „Vulkania“ (ohne Umschlag!), aber das war von einem „guten“ Zeichner. Insider werden jetzt schmunzeln, denn später schickte Hansrudi Wäscher den Dschungelhelden nochmals in dieses Reich.
Eine ähnliche Sequenz war auch das unser „Meister“ die frühere Rolle des japanischen Generals Samura wiederbelebte.
Dieser oberste Dachbodenraum wurde mein Rückzugsgebiet, quasi ein Terra incognita. Auch wenn ich noch nicht lesen konnte, so konnte man doch „teilweise“ aufgrund der Bilderfolge erahnen, was da los war. Nur alle heiligen Zeiten musste der Rauchfangkehrer dort rauf um den Kamin zu putzen. Dort oben vergaß ich die Zeit und die Welt rund um mich. Auch die riesigen Wespennester und drückende Hitze im Sommer, störten mich nicht. Mutter suchte mich oft stundenlang und rief sich die Seele aus dem Leib, aber kein Karli antwortete.
Wird in loser Folge in diesem Thema fortgesetzt: http://www.comicforum.de/showthread....=1#post5631538