Juan Solo

Wow! Da wurde aber ein ziemlich harter Stoff ins Splitter-Programm aufgenommen.
Ich habe Juan Solo heute bekommen und bis jetzt ca. ein Drittel gelesen und bin ziemlich begeistert. Schon der äussere Eindruck des Bandes hat mich beeindruckt, die Gestaltung kann man schon als Edel bezeichnen. Beim ersten durchblättern fällt die tolle Kolorierung auf. Ein intensiver, surrealer Farbrausch.
Ich bin gespannt, wie sich die drastisch erzählte Geschichte um Juan Solo weiterentwickelt, insbesondere wie (und ob) aus Juan noch mal ein Sympathieträger wird.
Gut, dass das Wochenende vor der Tür steht, ich freu mich schon aufs weiterlesen!

Bei Juan Solo handelt sich auf jeden Fall um keine Love Story. Mensch, wie kann man nur auf die Idee kommen, daß wer mit einem Hundeschwanz auf die Welt kommt?
Die Entwicklungsjahre des kleine Juan, bis er zu Juan Solo wird, sind hart und prägend. Prima in Szene gesetzt. Die Beschreibung der "Mafia-Jahre" als Bodyguard ist nichts für Weicheier und es geht gehörig zur Sache. Trotzdem sich einige Prügelszenen etwas lange hinziehen und teilweise auch wiederholen, verliert man nie das Interesse an der eigentlichen Geschichte. Sehr spannend (unerbittlich!) erzählt, macht Laune auf mehr!

Das mit den sich wiederholenden Prügelszenen stimmt, wobei sich in der zweiten Hälfte des Bandes eigentlich fast die gesamte Handlung auf die skrupellose und brutale Ausführung von Aufträgen durch Juan reduzieren lässt. Nach Juans Aufstieg zur Nummer 1 passiert bis kurz vor Schluss nichts mehr was die Handlung weiter vorantreibt. Schade, dass hier die Rasanz und die abgedrehten Ideen aus dem ersten Teil fehlen.
Schlimmer finde ich aber, dass Bess das grafische Niveau des ersten Teils nicht halten kann. Wenn ich die erste Szene des zweiten Teils mit dem Artwork der ersten Hälfte vergleiche, sieht das nach einem ganz anderen Zeichenstil aus. Die Figuren sind viel gröber gezeichnet und wirken teilweise richtig "klumpig". Die Zeichnungen sind allgemein viel detailärmer und auch bei weitem nicht mehr so gut koloriert wie zu Beginn. So wie die Handlung ein bisschen auf der Stelle tritt, so scheinen auch Bess in der zweiten Hälfte die Ideen auszugehen. Gar kein Vergleich zur Prozessionsszene auf den ersten Seiten.
Trotzdem bin ich gespannt, wie es weitergeht. Handlungsmäßig wird sich ja im nächsten Band einiges tun müssen, denn es dürfte noch ein weiter Weg sein vom Gangster bis zum ans Kreuz genagelten Jesus.

Ja, da geht noch ordentlich was ab.
Eine sehr sehr runde Geschichte.

Dirk

Rasant erzählt, sehr flüssig und spannend zu lesen (ich hatte bei Jodorowsky eher psychedelische und wirre Experimente befürchtet). Und Juan Solo ist eine coole Sau.

Allerdings werde ich den Eindruck nicht los, dass Jodorowsky hier einen auf Frank Miller machen wollte und vor lauter Zynismus und Härte das Herz aus den Augen verloren hat. Bei Frank Miller wimmelt es von dreckigen Bastarden, aber ein paar davon sind einem doch irgendwie sympathisch. Bei Juan Solo ist das nicht der Fall. Die Rahmenhandlung deutet allerdings - wie BuddyBoy schon sagte - darauf hin, dass sich da noch einiges entwickelt.

Insgesamt war das für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Testosteron und Machismo. Hier gibt's nur echte Kerle, die Frauen in der Geschichte sind ausnahmslos Huren und Schlampen. Interessanterweise sind die "nettesten" Figuren ein Schwuler und ein Transvestit.

Trotzdem hat mir die Lektüre irgendwie Spaß gemacht und ich bin gespannt auf Teil 2. Sehr gute Entscheidung übrigens, hier gleich einen Doppelband zu machen!

Ich weiss nicht mich hat der Comic irgendwie ziemlich kalt gelassen. Die Zeichnungen sind sehr schön – aber die Geschichte fand ich sehr fad – und auch kommt es mir vor das wenn es schocken will es nicht konsequent genug ist, aber es kann ja sein das sich das ganze evtl. noch entwickelt. Schlecht ist das Ganze nicht – aber irgendwie fehlt den Ganzen das gewisse Etwas. Ich wird mal schauen wie der zweite Band sich entwickelt.

Hi Firfin

Ein Baby mit Hundeschwanz wird von einem Zwergentransvestiten auf der Müllkippe gefunden und aufgezogen.
Der Transvestit wird von einer Gang überfallen und halbtot geprügelt, gibt Juan Solo (inzwischen ca 6 Jahre alt)
seinen Revolver und begeht daraufhin Suizid, indem er in einer Seifenkiste mit Dynamit bestückt in eine Kirche rast... Das findest du fad?
Und das passiert auf 8 Seiten.

Juan Solo ist eine Serie, die wir zu 80% wegen des herausragenden und fesselnden Plots veröffentlichen.
Er gehört für mich zu der faszinierendsten Story, die ich in den letzen Jahren gelesen habe.
Ist natürlich alles subjektiv. So verschieden können Meinungen sein. Aber meine wollte ich auch mal mitteilen.

Dirk

Nun ja das ist es eben – es passiert auf acht Seiten – das wird einfach ziemlich schnell dahinerzählt ohne das jegliche Emotion aufkommen kann. Das ganze wird mir irgendwie zu distanziert dahingeklatscht – es fehlt mir wie gesagt das gewissen Etwas. Die Geschichte an sich finde ich ja gut und auch die Zeichnung – bloss die Erzählweise. Und der Hundeschwanz wirkt auch kaum Innovativ da dieser kaum für die Geschichte eine Rolle spielt bzw. nicht richtig ausgenutzt wird … hätte auch ein Junge ohne Hundeschwanz sein können die Geschichte wäre genau die selbe und man würde nichts vermissen. Die Brutalität im Comic ist nüchtern und distanziert dargestellt – mir kam es praktisch so vor ob mir jemand was interessantes langweilig erzählt – wen jemand anderes das selbe erzählt hätte wers vielleicht was anderes. Ich fands fad und kaum außergewöhnlich – weil es zu steril war, zu versteift, zu distanziert – Die Qualität bleibt trotzdem unverkennbar aber zu routiniert

Der Hundeschwanz ist das Synonym für die Unterdrückung wegen körperlicher Anomalitäten, der Juan Solo zu dem Arsch hat werden lassen, das er ist. Also schon sehr elementar für die Bildung seines Charakters.
Lass dich überraschen, wie die Story ausgeht. Sei dir sicher, du wirst nicht enttäuscht werden.

Dirk

Das ist mir schon klar gewesen - Alexandro Jodorowsky arbeitet ja sehr viel mit Metaphern, kenn ja auch seine Filme. Ich werde nun noch bei Metabarone reinschauen und wenn mir das auch nicht gefällt werde ich für meinen Teil einfach ein Bogen um Alexandro Jodorowsky machen. Mir hat einfach die Spannung gefehlt

Zitat:

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Zitat von Yellowsam

Der Hundeschwanz ist das Synonym für die Unterdrückung wegen körperlicher Anomalitäten, der Juan Solo zu dem Arsch hat werden lassen, das er ist.

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Ja und das ist einfach super simplifiziert – zu simpel und oberflächlich und das hat mich auch unter anderen auch etwas gestört.

Wie gesagt wenn mir Metabarone zu sagt gebe ich den zweiten Band von Juan Solo auch noch ne Chance ^^

Bei Shamo ist die Faszination des brutalen und abnormalen Charakters z.B. viel besser rübergebracht (Sorry Shamo hat sich mir beim lesen irgendwie dauernd als Vergleich aufgedrängt was vielleicht auch ein wenig falsch ist).

Bin schon auch sehr gespannt. Hoffentlich komme ich dieses Wochenende dazu, den zu lesen.

Sehr schön fand ich beim Blättern, dass alle 4 ursprünglichen Covermotive zumindest im Anhang beigefügt sind.http://www.comicforum.de/comicforum/...ons/icon14.gif

Jajaaaa, Juan Solo #2 hat mir echt die Schuhe ausgezogen !!
Ich hätte (wie wohl die meisten) nicht gedacht das Jodo sooo gut noch die Kurve kriegt.
Der Junge hats raus. Die Zeichnungen waren wie im ersten Band wieder "superb". Erinnern mich immer noch irgendwie stark an Moebius/Giraud ! ;)

Wie Susumu schrieb - schön das Ihr die ursprünglichen Cover noch mit dabeigepackt habt ! Danke hierfür !

Somit ist auch ENDLICH mein Schuber komplett. :D:D

Gruß,
Nils

PS: Schade das es vorbei ist ! :(

Wahnsinn!!! Traumhaft!!!!! Scheint das im ersten Doppelband noch eine harte, sehr starke, aber ziemlich geradlinige Gangstergeschichte zu sein überrascht einen der zweite vom einem zum anderen Mal. Griechische Tragödie, phantastischer Realismus und ein Ende, das so schön ist, dass man heulen möchte.

Habt ihr noch weitere Bess-Tietel ins Auge gefasst?

Nun habe ich auch Band 2 gelesen und bin begeistert, dass ihr dieses Comic veröffentlicht habt. Die Story wirkt im zweiten Band etwas konstruiert, aber die bildgewaltigen Panels und filmreifen Einstellungen und Schnitte machen Juan Solo zu einem meiner Favoriten. Mir gefällt auch, dass ihr die 4 Alben als 2 Doppelbände herausgebracht habt, die 122 Seiten fühlen sich einfach satt an beim Lesen.

Tolle Serie, tolle Aufmachung. Im Unterschied zu den aus meiner Sicht inhaltlich nervigen Serien Difool, Techno-Väter, Megalex, Castaka, Mondgesicht, Alef-Thau (mit den immer gleichen Motiven) ist Jodorowsky hier so nah an seinen alten Filmen wie in keinem anderen seiner Comics. Eine wirklich tolle Story (so angetan war ich bei Jodorowsky nur bei Bouncer und Borgia). Nur schade, dass Gordon Bess wohl der schwächste Zeichner ist, mit dem er bisher zusammen gearbeitet hat. Auf der anderen Seite passt dessen "billiger Fumetti-Stil" auch wieder ganz gut zur dreckigen Story von Juan Solo. (Bemerkenswert auch, dass hier die Hauptperson ein Körperteil zu viel hat, wo doch sonst bei Jodorowsky meist alle zwei Seiten ein Körperteil - meist bei einer der Hauptpersonen - abgetrennt wird.)

Rezension von Thomas Wörtche (enthält Spoiler)
http://www.titel-magazin.de/modules....ticle&sid=7320

Rezension beider Bände zusammen bei Comicgate:
http://www.comicgate.de/content/view/1043/51/

Mehrfach als vergessene Splitter Perle genannt und schaut man auf das Datum des letzten Posting, stimmt es mit dem Vergessen. Der Link in #16 läuft leer, der Link in #17 ist ins Archiv gewandert. Hier der aktuelle Standort http://archiv.comicgate.de/rezension...olo-1-a-2.html

Eine Perle, die ihr euch wieder mal anschauen solltet. Ich hab's getan.

Hat mich damals schon nicht angesprochen ;)

Bin immer wieder versucht zu sagen, dass es das Beste ist, was ich von Jodorowsky gelesen habe.

Zitat:

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Zitat von kormoran

Bin immer wieder versucht zu sagen, dass es das Beste ist, was ich von Jodorowsky gelesen habe.

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Schließe mich Deiner Aussage an. Ein komplexes, teils befremdliches Meisterwerk, erinnert schon auch an EL TOPO.

Und nicht zu verachten: Neben einem echten Comic-Meisterwerk in 2 Bänden bietet Splitter auch den passenden Schuber dazu an. Klare Kaufempfehlung von mir!

Auf dem Weg das Œuvre von Jodorowsky abzuschließen, habe ich jetzt hier erstmal ne Pause kurz nach Beginn von Band 2 gemacht. Wer kennt es nicht: Während man sich mit seiner nicht offenbarten Mutter im Pool vergnügt, wird man von seinem unwissentlichen Vater erwischt, der einem offenbart, dass man seine bisher nicht offenbarte Schwester ermordet hat, die sich am Vater für dessen Missbrauch rächen wollte. Ganz normaler Mittwoch würde ich sagen.
Kann ein Kenner von Jodorwosky bitte mal erhellen, warum er so besessen von Inzucht ist. Bei Thomas Mann in der Erwählte war es ein tolles Symbol für Eitelkeit eines Geschwisterpaares, ich finde also, als Motiv ist es grundsätzlich nicht verwerflich, aber hier wirkt es sinnlos und übertrieben. Gruß