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Thema: Reserve/Speicher/Puffer: Webcomic Buffer

  1. #1
    Mitglied Avatar von Markus Herbert
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    Reserve/Speicher/Puffer: Webcomic Buffer

    Durch Suchen konnte ich nichts zum genannten Thema finden, daher möchte ich hier in die Runde fragen: arbeitet ihr mit einer Comicreserve, um Ausfällen vorzubeugen oder zeichnet ihr nur nach Bedarf ohne große Lagerbestände (just-in-time)? Außerdem interessant: was ist euer Wohlfühlbereich, wie lange sollte der Vorrat reichen (wenn es einen gibt)?

    Ich versuche eine Reserve von ca. 8 Wochen zu haben. Damit kann ich recht gut ausgleichen, dass in manchen Wochen zeichnerisch nur wenig passiert, man mich dafür in anderen vom Zeichenbrett nur mit Gewalt wegbekommt.

    Ich bin also wohl eher ein Anhänger dieser Philosophie:
    http://www.webcomicbuilder.com/webco...need_a_buffer/

  2. #2
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
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    Ist toll, wenn man einen Puffer hat, dann muss man nicht jede Woche (oder was immer der Rhythmus ist) eine neue Folge zeichnen.

    Nee, Moment, muss man doch!

    Sonst ist nämlich der Puffer weg! Und wenn er dann weg ist, kommt er nie wieder, es sei denn, man packt Extra-Mühe da rein, und dann braucht man gleich wieder Urlaub und verbraucht den Puffer.

    Nee, ich habe manchmal zufällig einen Puffer, und wenn ich vorhabe, in Urlaub zu fahren, mache ich vorher entsprechend mehr, aber normalerweise arbeite ich ohne.

    Also eher diese Philosophie: http://dreadfulgate.comze.com/wp/2009/05/buffer-off/

  3. #3
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    Ich sollte mir unbedingt mal einen anschaffen, momentan bin ich so unregelmäßig und konfus unterwegs, dass es sogar für mich eine wahre Qual ist.

    Also: Pro Puffer, aber selbst kann ich (noch) nicht mitreden

  4. #4
    Moderator Pony X Press / Katzenjammer / Webcomics Avatar von Laburrini
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    Eindeutig pro Puffer!
    Die Chance ein Update zu verpassen bzw. sich zu verspäten, erhöht sich ohne Puffer natürlich enorm!!!

    Natürlich habe ich selber keinen, was mich extrem in Stress versetzt, wenn ich mal wegfahren möchte. Da helfen manchmal nur Gaststrips.

    Acht Wochen sind definitiv viel Puffer. Mit 2 Strips im voraus würde ich mich schon wohler fühlen.

  5. #5
    Moderator Alligator Farm Avatar von tillfelix
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    Pro Puffer.

    Ich selbst arbeite im Moment am letzten Feinschliff meines Daily-Strip-Blogs und habe genau 2 Monate Puffer. Das finde ich gerade, da ich die Strips noch reinzeichnen muss und dann irgendwann tagesaktuell den Strip zeichnen kann, der in 2 Monaten erscheint, enorm entspannt.

  6. #6
    Mitglied Avatar von nil
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    Ein Puffer wäre/ist nichts für mich. Schließlich würde ich mich immer unter Druck fühlen, wenn ich weiss immer mehr Zeichnen zu müssen, sobald ich einen aufbrauche. Außerdem finde ich es schöner, Comics immer direkt hochzuladen und nicht in der Schublade warten zu lassen.

    Ich glaube auch, dass der Drang nach einer regelmäßigen Veröffentlichung von Webcomics überschätzt wird. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man locker mal mehrere Wochen nichts hochladen kann ohne Leser zu verlieren. Die meisten lesen ja sowieso über RSS Feed, bzw lassen sich so benachrichtigen und kriegen schon mit, wann wieder etwas passiert. Ein fester Turnus ist somit eigentlich nur für den Zeichner relevant, um sich selbst eine Art Deadline zu setzen.

  7. #7
    Mitglied Avatar von ADrian
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    Bei einem Daily-Strip ist ein Puffer sicher sehr sinnvoll, bei einem wöchentlichen oder unregelmäßigen vielleicht nicht ganz so notwendig.

    Ich habe für meinen Webcomic (http://www.hipsters-comic.com/) einen inhaltlichen Puffer, d.h. ich habe ca. die nächsten 5 Strips bereits fertig getextet. Fertig gezeichnete Strips habe ich jedoch normalerweise keine "auf Vorrat".
    JAZAM! - die Comic-Anthologie. Jetzt bestellen!

    mein Blog: www.adrian-vom-baur.de
    twitter: @adrianvom

  8. #8
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    Zitat Zitat von Beetlebum Beitrag anzeigen

    Ich glaube auch, dass der Drang nach einer regelmäßigen Veröffentlichung von Webcomics überschätzt wird. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man locker mal mehrere Wochen nichts hochladen kann ohne Leser zu verlieren. Die meisten lesen ja sowieso über RSS Feed, bzw lassen sich so benachrichtigen und kriegen schon mit, wann wieder etwas passiert. Ein fester Turnus ist somit eigentlich nur für den Zeichner relevant, um sich selbst eine Art Deadline zu setzen.
    Das sehe ich wiederum ganz ähnlich, wobei RSS hier auch mit Twitter, Facebook usw überbrückt bzw erweitert werden kann. Bei einem Webcomic, der dazu noch versucht, auf aktuelle, teilweise gar tagesaktuelle Geschehnisse zu reagieren, ist ein Puffer im Übrigen auch schwer einzubauen.

    Wobei es schon eine Zeitgrenze gibt, ab der die Besuche auch zum nächsten Update zurückgehen - der liegt aber auch meiner Erfahrung nach nicht bei ein paar Tagen, sondern eher Monaten.

  9. #9
    Mitglied Avatar von Markus Herbert
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    Ob Puffer oder nicht hängt also wohl primär von der eigenen Arbeitsweise ab (logisch) und sekundär von der Art des Comics. Daran hatte ich noch nicht gedacht, dass Comics mit Bezug zu aktuellem Tagesgeschehen natürlich nicht mit Puffer gehen.

    Zitat Zitat von Laburrini Beitrag anzeigen
    Acht Wochen sind definitiv viel Puffer. Mit 2 Strips im voraus würde ich mich schon wohler fühlen.
    Bei meiner unregelmäßigen Arbeitsweise sind 8 Wochen nötig. Im Schnitt komme ich dann, wenn es weitergeht wie bisher, auf 1 Seite/Woche. Bedeutet natürlich, dass der Puffer in diesem Zeitraum extremen Schwankungen ausgesetzt ist. Kommt halt stark darauf an, über welchen Zeitraum man seinen Puffer betrachtet. 8 Wochen diese Woche, übernächste Woche reicht es noch für 6, dann kräftiger Arbeitsschub, da neue Inspirationsmusik entdeckt (oder ähnliches ) und die Woche drauf reicht's plötzlich wieder für 9 weitere Updates usw. usf.

    Wenn dann noch z.B. Weihnachten dazwischen hagelt, (Memo: an Weihnachts-Special denken), kann der schöne Puffer ganz schnell nach unten weg marschieren.

  10. #10
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    Wenn man regelmäßig updated, muss man regelmäßig zeichnen. Der Puffer verschiebt nur den Zeitpunkt der Veröffentlichung, ändert aber nichts am Arbeitsaufwand. Den Puffer hat man also, damit die regelmäßigen Updates auch im Krankheitsfall weitergehen können. Wenn man für die Zeitung zeichnet, ist das notwendig, muss man das im Web aber auch?

    Blogger stimmen weitgehen darin überein, dass etablierte Blogs eine Zwangspause ohne Schaden überstehen. Alle Berichte, die ich kenne, erzählen, dass die Besucherzahlen in der Veröffentlichungspause wenn überhaupt dann nur unwesentlich sinken und langfristig von der natürlichen Fluktuation ununterscheidbar sind.

    Wer per RSS-Feed mitliest, wird das Abo eines geliebten Blogs sicher nicht löschen, weil dieser gerade nichts neues bringt. Im Feedreader steht dann ja nicht: "Blog X hat heute schon wieder nicht upgedated. Löschen?" Blogabonnements löscht man ja eigentlich erst, wenn da wiederholt Dinge kommen, die einem missfallen. Schweigende Blogs bemerkt man häufig erst, wenn sie plötzlich weiterlaufen. Und dann freut man sich, und liest weiter.

    Wer die Seite direkt besucht (weil er sich selbst daran erinnert), der liest sowieso unregelmäßig (es sei denn, er liest nur eine oder zwei Seiten). Und der liest bei jedem Besuch, was neu ist (bei einem Comic eventuell auch nochmal den alten Rest), und bemerkt eine Pause überhaupt nicht.

    Selbst die, die sich die Mühe machen, in Kommentaren über die Pause zu jammern oder besorgt nach dem Wohlbefinden des Zeichners zu fragen, springen nicht ab, sondern lesen erfreut weiter, wenn's weiter geht.

    Und ein gut verlinkter Blog findet in einer Veröffentlichungspause ebensoviele neue Leser wie einer, der gerade ein neues Update veröffentlicht hat. Leser wollen ja nicht die letzte Seite sondern viele Seiten. Ob das nun drei mehr oder weniger sind, ist egal.
    Geändert von qwertyboy (09.09.2010 um 13:03 Uhr)

  11. #11
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
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    Es ist Donnerstag, 20:30. Morgen (spätestens 8h US-Ostküstenzeit, aber besser um Mitternacht) muss die nächste Folge von Conny Van Ehlsing, Monster Hunter online gehen, und ich habe noch NICHTS gemacht.

    Und ich bin immer noch nicht für Puffer.

    Schon oft habe ich mir im letzten Moment etwas richtig gutes aus den Fingern gesogen, einfach weil ich musste. Mal gucken. Die Zeichnung hier etwa, oder das hier. Hier habe ich eine Messe-Skizze etwas aufgepeppt, und dann noch gleich einen Comic dazu gezeichnet. Das wäre alles nicht entstanden, wenn ich nicht schnell einen Beitrag gebraucht hätte.

    Ich arbeite mit einer richtigen Deadline (morgen, 8h) halt besser als mit einer weichen (wär' gut, wenn's morgen fertig ist, hat aber noch acht Wochen Zeit).

    Was das regelmäßige und pünktliche Erscheinen angeht, da bin ich allerdings schwer für. Hat was mit professionellem Auftreten zu tun, und irgendwie auch mit gegeneitigem Respekt zwischen Leser und Macher. Wer den Webcomic als fröhliches Hobby betreibt, braucht nicht professionell aufzutreten, wer aber ernster genommen werden will, sollte signaliiseren, dass er das (und damit die Leser) auch selber ernst nimmt.

    So, jetzt muss ich aber den Beitrag für morgen fertigmachen. Ich hab' da eine sehr witzige Idee, für die ich nix als zwei bereits fertige Skizzen und ein bisschen Layout brauche...

  12. #12
    Mitglied Avatar von Markus Herbert
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    Zitat Zitat von Jähling Beitrag anzeigen
    Schon oft habe ich mir im letzten Moment etwas richtig gutes aus den Fingern gesogen, einfach weil ich musste.
    Ich gebe zu, dass ich auch oft die besten Ergebnisse mit ein wenig Druck erziele, nur ist es bei mir eher: großer Druck auf der Arbeit (die nichts mit Zeichnen zu tun hat), führt zu erhöhter Produktivität daheim. Ich vermute, das ist eine Art Fluchtinstinkt. Zeichnen ist meine innere Zuflucht.

  13. #13
    Mitglied Avatar von Markus Herbert
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    Zitat Zitat von Manfred Kooistra Beitrag anzeigen
    Wenn man regelmäßig updated, muss man regelmäßig zeichnen. Der Puffer verschiebt nur den Zeitpunkt der Veröffentlichung, ändert aber nichts am Arbeitsaufwand.
    Dem zweiten stimme ich zu: im Schnitt ist der Arbeitsaufwand gleich. Der erste Satz passt allerdings nicht. Ich zeichne äußerst unregelmäßig und gleiche das mit einem entsprechenden Puffer aus. Im absolutem Worst-Case mag es sein, dass ich ohne Puffer da stehe. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass ich in meinen Betrachtungszeitraum (derzeit liegt mein Lagerbestand bei den besagten 8 Wochen) den Puffer wieder auffülle.

    Der Stapel ist also nicht immer gleich hoch. Zwischen den Extremwerten schwankt er fröhlich vor sich hin, da er brav seine Pflicht erfüllt Höhen und Tiefen auszugleichen.

    Mmh, sollte noch mal drüber nachdenken, wie ich das besser erklären kann. Morgen vielleicht, heute hatte ich zu viel Gin-Tonic....

  14. #14
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    Ist vollkommen klar und verständlich, Markus. Ich stimme dir auch zu, und mir gefällt die Ernsthaftigkeit, die hinter deiner Arbeitsweise steckt: auch wenn du es nicht schaffst, z.B. jeden Mittwoch abend eine Seite zu zeichnen, sorgst du durch deinen Puffer dafür, dass dein Comic regelmäßig erscheinen kann.

    Mit "regelmäßig zeichnen" meinte ich auch nicht unbedingt, dass man jede Woche zur selben Uhrzeit den Pinsel in die Tusche taucht, sondern eher eine allgemeine Regelmäßigkeit: dass man nicht einfach mal ein halbes Jahr gar keinen Bock hat. Du machst im Durchschnitt alle paar Wochen ein paar Seiten. Zuverlässig. Das heisst, auch du musst deinen Schweinehund irgendwann kicken, und du tust das. Das ist regelmäßig in meinem Sinne, und das finde ich notwendig für den von Jähling beschriebenen Anspruch, ernst genommen zu werden.

    Ob man nun genau betrachtet jeden Tag einen Strip oder jeden Sonntag sieben Strips zeichnet, ist eben Geschmackssache. In beiden Fällen schafft man "regelmäßig" einen Strip pro Tag.

  15. #15
    Moderator Image Rules/Comicgate Forum Avatar von Sascha Thau
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    Pro Puffer.

    Ich mache zwar keine Webcomics, aber ich habe 2 Projekte in meinem Leben gemacht in denen ich regelmäßig liefern mußte. Aus dem ersten habe ich gelernt:

    - den Erscheinungsrhythmus so legen das er für dich machbar ist
    - nach Möglichkeit immer einen Puffer haben oder regelmäßig Lückenfüller nebenher produzieren, denn man wird sie brauchen

    Hart am Winde zu segeln, also nur zu produzieren wenn es benötigt wird, macht tatsächlich meistens auch viel mehr 'gefühlte' arbeit in meinen Augen. Denn dann ist man gerne mal gezwungen das Regelmäßige irgendwo zu was anderem dazu zu packen was die Zeit gar nicht erlaubt. Die Folge: Streß und Augenringe.
    bye Sascha

  16. #16
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    Zitat Zitat von Jähling Beitrag anzeigen
    Was das regelmäßige und pünktliche Erscheinen angeht, da bin ich allerdings schwer für. Hat was mit professionellem Auftreten zu tun, und irgendwie auch mit gegeneitigem Respekt zwischen Leser und Macher. Wer den Webcomic als fröhliches Hobby betreibt, braucht nicht professionell aufzutreten, wer aber ernster genommen werden will, sollte signaliiseren, dass er das (und damit die Leser) auch selber ernst nimmt.
    Das finde ich einen der besten Beiträge in diesem Forum überhaupt. Respekt vor dem Leser.

    Zeichner wollen immer gerne bewundert werden für ihre Arbeit, mögen sich aber nur ungerne auf den einlassen und den ernst nehmen, der ihre Werke bewundern soll. Ich rede immer davon (und werde gerne dafür angefeindet), dass mir in der Haltung vieler Zeichner die professionelle Distanz zum eigenen Werk fehlt: der typische aus dem Fanmilieu erwachsene Comiczeichner, will sich selbst ausdrücken, will zeichnen, was ihm gefällt. Das ist okay, aber es ist selbstbezogen und letztlich unkommunikativ. Man muss ja nicht gleich so weit gehen, dass man Zeug zeichnet, dass einem selbst uninteressant ist und gar nicht gefällt, nur um gelesen zu werden, aber ich finde schon – und Jähling hat das hier wunderbar genau beschrieben – dass man als Künstler, der ernst genommen werden will, die Rückmeldungen seiner tatsächlichen und potentiellen Leser sorgfältig bedenken und sich selbst an ihnen überprüfen sollte. Ich putze mir ja auch die Zähne und laufe nicht ungewaschen durch die Gegend, wenn ich von den Menschen, denen ich begegne, mit Respekt behandelt werden will. Ebenso muss man eben seinen Comic "waschen und bürsten", wenn man möchte, dass der Leser sich nicht angeekelt abwendet.

    Eine regelmäßige Erscheinungsweise ist dabei das, was im Leben Pünktlichkeit ist. Niemand wartet gerne, und jemanden warten zu lassen zeigt, dass ich denke, dass seine Zeit nicht wichtig und letztlich er selbst wertlos ist. Für Fans sind diese kleinen Gesten sehr wichtig. Ein Zeichner, der auf der Comicmesse ein paar Stunden lang kostenlos Skizzen in seine Comics zeichnet, zeigt seinen Lesern, dass sie ihm wichtig sind. Einer der für diese Skizzen Geld nimmt, zeigt, dass er sich nicht für die Leser sondern für ihr Geld interessiert.

    Mein Comic ist ein Versprechen an den Leser: Wenn du das hier liest, dann werde ich dich nicht langweilen sondern dir Freude bereiten. Dieses Versprechen muss man halten. Wenn mein Leser am Montag morgen zur Arbeit geht und sich für die Woche damit motivieren will, dass er über meinen täglichen Strip lacht, dann darf ich ihn nicht hängen lassen.

    Unsere Leser freuen sich nicht über unsere Comics. Sie freuen sich darüber, dass wir ihnen mit unseren Comics ihr Leben angenehmer, aufregender und reicher machen. Im Gegenzug machen sie unser Leben reicher, indem sie uns bewundern und bezahlen. Und dafür sollten wir dankbar sein.

    Zuverlässige Updates sind ein Zeichen von Dankbarkeit.

    So, das war nun ein kleiner Schwenker off topic, aber vielleicht macht es Sinn, sich zu überlegen, wofür man die Regelmäßigkeit braucht, um zu entscheiden, ob ein Puffer dafür hilfreich ist oder nicht.

    Ich möchte mal einen Vergleich bringen: Wenn ich alleine lebe, Single bin und mich in meinem Alleinsein eingerichtet habe, dann ist es mir nicht so wichtig, ob meine Wohnung immer 100%ig sauber ist. Solange ich raus gehen kann, ohne Hundehaare an den Klamotten mitzuschleppen, reicht es, wenn ich alle ein, zwei Monate mal sauge, und das Klo putze, bevor Besuch kommt. Dazwischen bin ich jemand, für den es keinen Grund gibt, zu putzen. Nicht putzen ist eine Haltung, die ich mir selbst gegenüber habe: dass ich nicht putze, drückt aus, dass ich nicht erwarte, dass heute nachmittag meine Traumfrau zu Besuch kommen wird. Ich empfinde mich als jemand, der ohne die sozialen Kontakte ist, die Putzen sinnvoll erscheinen lassen – und das drücke ich in allen Aspekten meines Lebens aus, und diese Ausstrahlung hält meine Traumfrau zuverlässig von mir fern.

    Wenn ich einen Comic mache, den sowieso niemand liest, dann zeichne ich Updates wenn ich gerade mal zufällig Bock dazu habe. Dass ich die meiste Zeit nicht zeichne ist Ausdruck meiner Haltung mir selbst gegenüber: mein Comic wird sowieso nicht gelesen. Ich zeichne unregelmäßig, weil ich JEMAND BIN, dessen Comics sowieso nicht gelesen werden. Und diese innere Erwartunghaltung drückt sich nicht nur in meinen Arbeitsrhythmus sondern in vielen anderen Dingen aus: im Zeichenstil, der sich nicht entwickelt; in den Kommtaren, die ich – nicht und merkwürdig selbstbezogen – unter meine seltenen Updates schreibe; usw. Diese Haltung ist unsympatisch und schreckt Leser ab. Wenn ich aber fest daran glaube, dass es Leser gibt, die ungeduldig gerade auf meine Comics warten, wenn ich mich also als jemanden empfinde, der Comics zeichnet, die gelesen werden, dann fühle ich mich nicht nur einmal alle paar Wochen so, sondern dann bin ich dieser Zeichner immer und jeden Tag. Und dann zeichne ich auch immer und jeden Tag.

    Ein Comiczeichner ist jemand, der Comics zeichnet. Nicht jemand, der vom Comiczeichnen träumt. Die Leser erkennen, welcher Zeichner jeden Tag Zeichner IST. Und sie lieben diese Zeichner. Ein Puffer ist vielleicht für diejenigen Zeichner notwendig, deren Lebensumstände (Arbeit, Familie, chronische Krankheit) ihnen tägliches Zeichnen unmöglich machen. Für die Zeichner, die täglich zeichnen könnten und es nicht tun, weil sie von Selbstzweifeln oder Desinteresse geplagt werden, wäre es möglicherweise eine befreiende Erfahrung, wenn sie auf den Puffer verzichten und – aus dem Gefühl heraus, gelesen zu werden und im Kontakt mit den Lesern zu sein – täglich eine Seite (oder ein Panel oder einen Baum im Hintergrund) zeichen würden.

    Menschen, die unter fehlendem Selbstwertgefühl leiden, profitieren extrem von regelmäßigen, quasi rituellen Tagesabläufen. Man ist, was man tut. Wer Zeichnet, ist ein Zeichner, wer nicht zeichnet, wäre gerne einer. Dieser Unterschied in der Haltung entscheidet letztlich über den Erfolg oder Misserfolg deines Comics.

    Das, was ich hier geschrieben habe, stimmt für mich. Ich beobachte das an mir und an den unterschiedlichen Phasen meines Schaffens bzw. Nicht-Schaffens. Vermutlich geht es euch anders, aber vielleicht kann der eine oder andere davon profitieren, sich selbst mal unter diesem Blickwinkel zu betrachten und zu überlegen, wo ihm seine Einstellung im Weg steht und wie er sich durch kleine Verhaltensänderungen besser mit seinen Zeichnungen fühlen und mehr Erfolg mit ihnen haben könnte. Erfolg fängt im Kopf an.

  17. #17
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    Auszug aus einem paraphrasierten Interview mit David Mazzucchelli (Batman: Year One, Paul Auster's City of Glass, Rubber Blanket, Asterios Polyp):

    "Work only gets done through the process of daily drawing. DM takes the approach of trying to do a page a day. If he can’t achieve that, he thinks he’s doing it wrong. But DM admitted that this goal, which probably grew out of his days working on mainstream comics, is rarely attained. He thinks the comic medium is nevertheless designed to be that quick. It stems back to the origins of the comic in the gag-a-day newspaper strip. There’s a routine to it. The aesthetics of comics are borne from the deadline." (sic)

    Übersetzung von mir:

    "Die Arbeit wird nur erledigt, indem man jeden Tag zeichnet. David Mazzucchelli versucht jeden Tag eine Seite zu vollenden. Wenn er das nicht schafft, glaubt er, dass er es falsch macht. Mazzucchelli meint, dass er dieses Ziel, das sich wahrscheinlich während seiner Arbeit an Mainstreamcomics entwickelte, selten erreicht. Er glaubt, dass das Medium Comic für diese Geschwindigkeit geschaffen sei. Das geht auf die Ursprüngen des Comic im Ein-Witz-pro-Tag-Zeitungsstrip zurück. Es gibt einen festen, regelmäßigen Ablauf. Die Ästhetik des Comic entsteht aus der Deadline."

  18. #18
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    Zwei gewichtige Beiträge von Manfred! Und ich sehe es ähnlich: ein Comic wird in den meisten Fällen sicher erstmal nach den Wünschen des Urhebers entstehen. Für mich war es die Frage, was mich thematisch am längsten Interessieren wird. Wenn man seinen Comic dann öffentlich macht, kommt der nächste Schritt: ob man will oder nicht, es wird auch eine Verpflichtung Gegenüber dem Leser.

    Das hier findet allerdings nicht völlig meine Zustimmung:

    Zitat Zitat von Manfred Kooistra Beitrag anzeigen
    Auszug aus einem paraphrasierten Interview mit David Mazzucchelli (Batman: Year One, Paul Auster's City of Glass, Rubber Blanket, Asterios Polyp):

    ".... It stems back to the origins of the comic in the gag-a-day newspaper strip. There’s a routine to it. The aesthetics of comics are borne from the deadline." (sic)

    Übersetzung von mir:

    "....Das geht auf die Ursprüngen des Comic im Ein-Witz-pro-Tag-Zeitungsstrip zurück. Es gibt einen festen, regelmäßigen Ablauf. Die Ästhetik des Comic entsteht aus der Deadline."
    Die Ursprünge waren vielleicht die Ein-Witz-pro-Tag Strips (W. Busch mal außer acht gelassen), doch mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Comic-Arten, von One-Panel-Gags bis zu Graphic Novels. Die alle wie die Urform anzugehen passt mE nicht.

  19. #19
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    Zitat Zitat von Markus Herbert Beitrag anzeigen
    ... mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Comic-Arten, von One-Panel-Gags bis zu Graphic Novels. Die alle wie die Urform anzugehen passt mE nicht.
    Ja, da gebe ich dir recht.

    Ich merke an meinen Lesegewohnheiten jedoch, dass ich immer weniger Gefallen an grafisch aufwendigen Werken finde. Ich bemerke: je aufwendiger der Zeichenstil, desto mehr verschwindet dahinter die Geschichte. Und ich meine nicht, dass aufwendig gezeichnete Comics immer schlecht erzählt seien, im Gegenteil. Ein schlichter Zeichenstil unterstützt die Erzählung jedoch mehr und macht die Geschichte sehr viel eindringlicher. Ich mag graphische Opulenz, aber ich lese sie nicht. Ich lese was z.B. Till Felix in seinem neuen Comicblog macht: schlicht und intensiv.

    Ich denke, es ist kein Zufall, dass schnell produzierte, quasi aus der Hüfte geschossene Comics beim breiten Publikum so großen Anklang finden. Der Comicfan liebt Grafik, der gemeine Gelegenheitsleser liebt Inhalt. Und die Produktionsgeschwindigkeit, die den Zeichenstil einfach und unprätentiös hält, kommt dem entgegen.

  20. #20
    Mitglied Avatar von thirtyseven
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    Ein Langform-Fotocomic wie meiner funktioniert eigentlich nur mit Puffer, insofern auch hier ein PRO.
    Leider habe ich meinen im Moment aufgebraucht und das nächste größere Fotoshooting kommt erst in ein paar Tagen...
    Werde daher in der nächsten Zeit etwas improvisieren müssen. *verdammt*

    Oder hat hier jemand Zeit und Lust mir für die nächsten Tage/Wochen eine Superhelden-Hintergrund-Geschichte zu meinem "Mann von der Bude" nach meinen Vorgaben zu zeichnen? Umfang so 7 bis 8 Seiten im Format 995 x 475 Pixel und im Stil der ersten Superman/Batman Geschichten? Wenn nicht ist auch nicht schlimm, dann zeichne ich halt wohl oder übel selber. *g*
    Beste Grüße aus Solingen!
    thirtyseven

    Psst... heute schon die Union der Helden gelesen?

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