Absoluter Neueinsteiger auf der Suche nach Tipps und Anregungen

[DoctorBob]

Seid gegrüßt alle miteinander,

ich mag sie ja selber auch nicht sonderlich, diese komplett Neueinsteiger, die wie wild in den falschen Threads posten, weil sie sich nicht auskennen, und dann auch noch dumme Fragen stellen - aber ich hoffe einfach mal auf eure Nachsicht.

Nachdem der große Themenkomplex "Film und Kino" schon lange zu meinen schwerpunktmäßigen Interessengebieten gehört, habe ich mich aufgrund einiger interessanter Comicverfilmungen irgendwann dazu breitschlagen lassen, meine Vorurteile gegen Comics über Bord zu werfen, und dem Ursprungsmaterial eine Chance zu geben.
Gesagt, getan! Vor ein paar Tagen hab ich eher zufällig, als wirklich geplant den "Watchmen"-Sammelband - von dessen ausgezeichneten Ruf ich einiges gehört hatte - in die Finger bekommen, und ihn innerhalb weniger Tage mit wachsender Begeisterung gelesen.

Da der Einstieg gut verlaufen ist, bin ich jetzt auf der Suche nach weiterem Lesestoff, bin jedoch unschlüssig, wo man am Besten anfangen soll... "V for Vendetta" wäre das, von dem ich am ersten davon ausgehen würde, dass es vielleicht was für mich wäre, da ich die Verfilmug schon sehr ansprechend fand, und der Autor ja mit den "Watchmen" übereinstimmt. Allerdings bin ich komplett überfragt, ob sich so etwas als Einsteiger-Lektüre überhaupt anbietet?!

Ich bin aber auch für weitere Tipps und Empfehlungen sehr dankbar udn ihen gegenüber aufgeschlossen. Um es nicht allzu schwammig zu machen, grenze ich vielleicht ein paar Eckpunkte stichwortartig noch einmal ein:

- Sprache: Deutsch oder Englisch (bevorzugt zweiteres)

- thematisch bin ich relativ offen; tendiere aber eher zu "erwachseneren" Themen, gerne auch mit politischen Subtext; Superhelden wären okay, sofern sie etwas vielschichtiger sind ("Dark Knight Returns" soll ja in diese Richtung gehen?!)

- stilistisch bin ich komplett vorurteilsfrei; Manga gefällt mir nicht sonderlich, würde mich aber auch da eines besseren belehren lassen

- kein allzu großes Zeitbudget, insofern wäre etwas schön, was man die Story und die Charaktere auch ohne Kenntniss von 20 anderen Reihen verstehen könnte

- auch die Finanzen sollten - sofern es jetzt nicht in fiese dreistellige Bereiche geht - machbar sein; als Cineast ist man in dieser Richtung eh schon vorgeschädigt

So, das soll es auch schon von mir gewesen sein - ich wäre über jede Antwort froh.

[McRob]

Wenn jemand "V" und "Watchmen" erwähnt, füge ich immer gerne noch Alan Moore's "From Hell" hinzu...
Nicht zu "verwechseln" mit dem übelst umgesetzten, gleichnamigen Film.
Auf der Jagd nach Jack The Ripper. Alles wundervoll in einem ca. 600 Seiten starken Schinken (als Sammelband) erzählt und grafisch passend umgesetzt. Allerdings schwarz/weiss, falls Du damit "Probleme" hast...?!
Hast auf jedenfall länger was von und ist alles andere als Kinderkram...

Zumindest hat dieser Comic mich einst wieder zum Comicsammeln überredet. ;-)

[the_rooster]

Ebenfalls zu empfehlen von Alan Moore ist die Batman-Geschichte "The Killing Joke" - IMHO eine der genialsten Batman-Geschichten, braucht keine großen Vorkenntnisse, und sollte dir als Cineast das eine oder andere Déjà-vu bescheren

Ansonsten könnten dir Comics von Brian K. Vaughan gefallen, allen voran natürlich sein Meisterstück "Y - The Last Man". Das ist allerdings eine (abgeschlossene) Serie in zehn Bänden, aber es lohnt sich. Das erste Kapitel kannst du hier lesen.

Brian K. Vaughan versteht es meisterlich, einzelne phantastische Situationen, wie zB "alle Männer auf der Welt bis auf einen sterben (Y) oder "Mann bekommt plötzlich Superkräfte und kandidiert nach kurzem Zwischenspiel als Superheld für das Amt des New Yorker Bürgermeisters" (Ex Machina) in unsere "normale" Welt einzubauen.

Überhaupt könnten dir die Serien von Vertigo sehr gut gefallen. Diese sind meist in sich abgeschlossen, benötigen kein Vorwissen und heben sind "erwachsener" als der 08/15-Superheldencomic. 100 Bullets oder Scalped könnten zB was für dich sein.

Ebenfalls interessant für dich könnten die Comicvorlagen zu "A History of Violence" und "Road to Perdition" sein, dann natürlich unbedingt Art Spiegelmans "Maus" ... du siehst also, langweilig wird dir nicht werden.

Edit: Ach ja: Wenn du mal in Frankobelgisches reinschauen willst, würd ich dir den (neuen) Splitterverlag empfehlen (Achtung, es gibt auch einen "alten" Splitterverlag). Ich denke da zB an Universal War One.

[Torsten B. Abel]

Als langjähriger Hase, der sich derzeit von einem Haufen Schrott zu trennen versucht und seine Sammlung auf wirklich gute Sachen reduzieren will, habe ich die folgenden Empfehlungen aus der "Comics, die ich nie verkaufen würde"-Ecke:

Astro City
Transmetropolitan
Rising Stars
Midnight Nation
Kingdom Come
Supreme Power

Und, mit etwas Abstand:
JLA: Das erste Jahr

[FilthyAssistant]

mit watchmen hast du dir ja schonmal nicht unbedingt das einsteigerfreundlichste werk zu gemüte geführt
nicht, weil dir vorgeschichten fehlen oder das ganze zu nerd-lastig erzählt wäre - sondern einfach, weil du den "abgesang aufs superheldengenre" (wie watchmen gern mal großspurig-pathetisch betitelt wird) einfach erst dann in seiner ganzheit erfassen kannst, wenn du dich eben ein wenig mit superhelden auskennst...
V ist mindestens genauso einsteigerfreundlich. from hell halte ich von moores großen 3 für das sperrigste werk - zum einen ist die grafik nicht jedermanns sache, zum anderen weicht die erzählstruktur sehr von dem zu erwartenden whodunnit ab. wenn man sich aber drauf einlässt, sicher auch das lohnendste moore-opus.

als jemand, der über den film ins comicmultiversum gelangt ist, muss an dieser stelle natürlich CrossCult als dein zukünftiger lieblingsverlag genannt werden neben filmvorlagen (hellboy, sin city) haben die jungs auch filmadaptionen bzw. tie-ins (star trek, aliens, predator) und comicversionen klassischer filmgenres (zombies, slasherfilme) im programm.

wenn du auf klassische science-fiction stehst, schau dich dochmal auf dem second-hand-markt nach terminal city von SPEED um. ein abgesang auf die optmistischen utopien der 50er/60er mit netten anspielungen auf einige der bekannstesten SciFi-Filme.

[Mark O. Fischer]

Für Neueinsteiger bestens geeignet verweise ich mal auf diese Empfehlung:
http://www.comicforum.de/comicforum/...&postcount=629
und die Leseprobe:
http://www.mycomics.de/digital/scien...aldebaran.html

[Zauberland]

*tztztz* Werbung Mark!

(Trotzdem würde ich dir den Band auch empfehlen falls du ein Faible für Science-Fiction mit politischen Untertönen, hübschen Frauen und tollen Naturbildern hast)

[Torsten B. Abel]

als jemand, der über den film ins comicmultiversum gelangt ist, muss an dieser stelle natürlich CrossCult als dein zukünftiger lieblingsverlag genannt werden neben filmvorlagen (hellboy, sin city) haben die jungs auch filmadaptionen bzw. tie-ins (star trek, aliens, predator) und comicversionen klassischer filmgenres (zombies, slasherfilme) im programm.

Wobei ich aus Erfahrung sagen muß, daß Comicadaptionen aus anderen Medien (Filme, Videospiele) und Ableger-Geschichten als Comics betrachtet häufig nicht gerade Oberliga sind. Nur weil [bekannter Titel] auf dem Cover steht, muß der Comic noch lange nicht gut sein - häufig ist leider das Gegenteil der Fall, auch weil Verlage Lizenzware häufig als zweit- oder drittklassig betrachten und dementsprechend weniger Wert auf erzählerische und zeichnerische Qualität legen.

Wenn du wissen willst, wovon du lieber ganz die Finger lassen solltest, sei dir diese Seite empfohlen:
http://thatguywiththeglasses.com/vid...s/linkara/at4w

Hier werden zumeist Comics besprochen, die (insbesondere in erzählerischer Hinsicht) den absoluten Bodensatz der Branche darstellen: Langweilige, uninspirierte, klischeetriefende 08/15-Geschichten, fragwürdige, anstößige Thematiken ohne erkennbaren Anlaß, verwirrende Handlungen ohne roten Faden, endlos lang herummäandrierende Geschichten, bei denen der Autor mit möglichst wenig Handlung möglichst viele Seiten oder gar Hefte füllen möchte (oder muß), schlechte, inkonsistente Charakterisierungen, schlechte, gestelzte, unnatürlich herüberkommende Dialoge und schlechte Zeichnungen, die aufgrund eines mangelnden Gespürs für visuelles Storytelling den Lesefluß stören.

[Macarius]

Ich bin bei meinem Wiedereinstieg einfach in die antiquarische Abteilung meines Comichändlers gegangen und hab ein bisschen gewühlt. Alles, was interessant aussah, hab ich mitgenommen und daheim angelesen.
So bisschen Querlesen schadet nie und macht auch Spaß.

tendiere aber eher zu "erwachseneren" Themen, gerne auch mit politischen Subtext

Wurde ja schon empfohlen, aber ich kann die Empfehlung zu Midnight Nation nur nochmals bekräftigen.
Ich selbst lese gerne Army@Love; satirisch und zynisch, aber hier irgendwie schwierig zu bekommen.
Mit politischem Unterton, vielleicht Tank Girl? Da gibts ja auch den Film zu, den alle irgendwie schlecht finden, aber ich steh da total drauf

Superhelden wären okay, sofern sie etwas vielschichtiger sind

Spawn!

[sailormoonisback]

Coole Neueinsteigertipps. Werd mir die gleich auch mal anschauen. Bin seit Jahren eine Verfechterin der Lustigen Taschenbücher und würd mich gern mal an was ganz anderes wagen...