Rezension von: Stephan Schunck

Eine aussergewöhnliche Geschichte und ein aussergewöhnliches Autor/Szenaristen Gespann prägen einen mehr als nachdenklichen, spannenden und aufregenden Road Movie in Form eines Comics. Man sollte vielleicht vorweg sagen, dass Die Straße nach Selma nicht neu ist, die Geschichte ist fast zwanzig Jahre alt und wurde schon unter dem Titel Zufällige Nähe im Rahmen der Serie Carlsen Lux als Band 39 im Jahr 1995 veröffentlicht. Aber da das wahrscheinlich kaum mehr einer weiß, da der Band sicherlich nicht mehr erhältlich ist und jetzt im Rahmen der Edition Noir von Schreiber & Leser in einem anderen Format erneut veröffentlicht wird, soll er einen entsprechenden Tribut erfahren.
Auch soll erwähnt werden, dass man sich in der neuen Übersetzung um political correctness bemüht hat - aus "Nigger” wurde "Schneeflocke”, naja. Philippe Vandevelde (Tome) war bis zu diesem Band sicherlich nicht für seine realistischen Szenarios bekannt. Gemeinsam mit Janry führte er Spirou zu neuen graphischen Höhepunkten und auch die vielleicht etwas weniger "kindliche” Serie Soda ist ein vielleicht zu wenig beachtetes Highlight. Aber diese beiden Serien sind mit Die Straße nach Selma nicht zu vergleichen. Auch wenn der Ursprung der Idee nicht im Süden der Vereinigten Staaten lag, sondern eher die Erfahrungen eines Besuchs von Tome in Südafrika wiederspiegelt, vor zwanzig Jahren - und wahrscheinlich noch heute - sind die Südstaaten nur rudimentär anders.
Was also macht den Reiz der Geschichte aus? Keinen Europäer würde es doch wirklich verwundern, wenn der Ku-Klux-Klan und eine nicht nachvollziehbare Rassentrennung nach wie vor das Leben im Süden Nordamerikas beeinflussen - oder? Vielleicht bekommen diese Themen durch einen schwarzhäutigen Präsidenten eine gewisse Präsenz.
Mit Berthet als Zeichner, der wohl auch maßgeblichen Einfluss darauf gehabt hat, dass Tome die Geschichte überhaupt erzählt hat, wi [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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