Rezension von: Jons Marek Schiemann

Der siebte Band der Neil Gaiman Bibliothek kommt in einem sehr schönen Hardcovereinband auf den Markt. Aber da er nicht sonderlich dick ist, die eigentliche Story hat nur 29 Seiten, kommen einem doch einige Zweifel bei dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber die Geschichte vom Bestsellerautor Neil Gaiman (Sandman) hat es in sich. Sie ist tiefschichtig und rätselhaft. Gaiman versteht es wirklich, anspruchsvolle Themen unterhaltsam zu verpacken. Aber relativ selten ist die zentrale Aussage bei ihm so unscharf wie hier. Das ist beileibe nicht negativ gemeint, da so die kleine Geschichte zum Nachdenken über die Liebe anregt. Deutliche Anleihen an die Tradition der Commedia dell`arte sind hier eingearbeitet. Zum Glück für den Leser liefert Gaiman höchstselbst im Nachwort einen Einblick in die Geschichte und in das Wesen der italienischen Harlekinade und des englischen Pendants. Diese Infos sind sehr hifreich, aber man kann die Geschichte auch ohne dieses Vorwissen gut lesen. Gaiman erzählt eine Liebesgeschichte im Fantasygewand, in der ein Narr ist, wer liebt und der seine Macht verliert, wenn er sein Herz verschenkt. Lebensfreude steckt an. Teilen ist besser als besitzen. Beides gilt auch besonders für Beziehungen und so könnte diese Geschichte eine kleine Studie von Beziehungen sein. Aber diese Aspekte greifen zu kurz, denn Gaiman ist klug genug, um sich hier bei diesem Thema eine klare Aussage zu verkneifen. So vermeidet er es, in kitschige Gefilde oder Plattheiten abzudriften. Über die Liebe wurde ja schon seit Menschengedenken so viel gesagt und geschrieben, dass wirklich neue Aspekte rar gesät sind. Gaiman legt es vielmehr darauf an, den Leser um Nachdenken zu bewegen und sich selber einen Reim auf die Geschichte zu machen. Denn der Schluß, der hier nicht verraten werden soll, ist unerwartet. Schön ist, wie sehr das Metaphysische als Normalität geschildert wird. Aber ist die Liebe nicht auch etwas Metaphysisches? Etwas nicht greifbares, was dennoch den Verstand [ Weiter geht es in der Rezension selbst... ]

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