"Warum raubt die Schule den Schülern die Freude an guten Büchern?"
Ich habe zu meinen eigenen Schulzeiten und hier im Forum das Phänomen beobachtet, daß selbst die besten Bücher, wenn sie als Schulpflichtlektüre aufgegeben werden nur Groll und Abneigung hervorrufen.

Woran liegt das?
An den Büchern nicht, denn seit sozialistische Propagandaliteratur aus den lehrpläen verschwand, ist es wirklich die Cream de la Cream der Klassiker, die da verordnet werden.

ich sehe 2 Gründe:
1. Wenn man ein buch ließt, braucht man dafür Zeit. Wenn man eine Aufgabe bekommt, geht dafür Zeit verloren, die man gern mit eigenen Interessen gefüllt hätte. Deshalb ist einem ein Buch, daß man zu lesen gezwungen wird, von Beginn an unsympathischer als das selbe Buch, das man freiwillig liest.
2. (wurde von Regenengel im Willhelm Tell-Thread eingebracht) Ein Buch, daß man nicht versteht, oder dessen Verstehen einem Mühe bereitet, gefällt einem nicht.

Was kann man da dagegen tun?
Wie kann man der schulpflichtlektüre helfen, daß die Bücher als die genialen Meisterwerke erkannt werden, die sie sind? Wie lehrt man Schüler gute Bücher lieben?

zu Problem 1.
- Der Lehrer muß pädagogisch so versiert sein, daß er selbst Begeisterung für die Bücher zeigt und diese an seine schüler vermitteln kann.
- Die freiwillige Beschäftigung mit den Werken der Weltliteratur muß gefördert werden. Neugierde muß geweckt werden.

zu Problem 2.
- als Leser muß man bereit sein, sich auf neue und ungewohnte Leserefahrungen einzulassen. Das ist beim Comic ja genauso, wo wir nur, weil Zeichenstil und Panelanordnung nicht unseren Gewohnheiten entspricht, den Comic auch nicht von vornherein als schlecht aburteilen.
- Ich empfehle paralell zur Lektüre, sich den jeweiligen Artikel in "Kindlers Lieraturlexikon" durchzulesen. (Müßte in jeder guten Bibliothek stehen). Bei der Storyzusammenfassung kann man ja etwas überspringen, wenn man sich die Spannung nicht verderben möchte - oder man liests erst hinterher.
- Sehr zu empfehlen sind "Königs Erläuterungen und Materialien". Die gibt es recht dünn und preiswert zu so ziemlich allen Klassikern und sind sehr hilfreich im Umgang mit dem jeweiligen Buch.
(Mit dem guten "Willhelm Tell" begannen die übrigens damals ihre Erläuterungsreihe, ist nämlich Band #1)