Interviewtechniken
Es handelt sich hierbei nicht um "traditionelle" Verhörmethoden, bei denen mit massiver Einschüchterung gearbeitet wird, sondern um Verhöre, welche erst stattfinden, nachdem genaue Hintergrundinformationen über das soziale Umfeld und emotionale Schwachstellen des Opfers in Erfahrung gebracht wurden. Die gewünschten Daten werden meist von den Angehörigen des/der Gefangenen erfragt. Das Opfer, welches von diesen Befragungen nichts ahnt, kann mittels diesem Wissen angegriffen werden und wird dahingehend manipuliert, daß in den Verhörsituationen sämtliche gewünschte Informationen preisgegeben werden (vgl. Keller 1978, S. 43).
Interaktionstechniken
Hier wird von Seiten der Folterer ein "Rollenspiel" inszeniert, bei dem eine Person den Part eines verständnisvollen, freundlichen Verhörers übernimmt und ein anderer die Rolle des aggressiven, brutalen Folterers. Ziel dieser Interaktionsmethode ist es, daß das Opfer Vertrauen zu dem "guten" Verhörer aufbaut und gewünschte Informationen preisgibt (vgl. Keller 1978, S.43).
Kommunikationstechniken
Damit sind verschiedene verbale und nonverbale Kommunikationstechniken gemeint, die darauf abzielen, die Identität des Opfers zu schädigen. Charakteristisch für diese Methoden ist die Anwendung sogenannter Doppelbindungen. Bei der "double-bind technique" wird das Opfer ständig mehrdeutigen Situationen bzw. widersprüchlichen Aussagen ausgesetzt, die das Opfer systematisch verunsichern und verwirren (vgl. Boejholm 1991, S. 297). Es findet also nicht mehr wie bei den Interaktionstechniken eine "Arbeitsteilung" zwischen den Folteren statt, sondern eine Person verhält sich verbal freundlich, während seine Handlungen aggressiv sind (vgl. Keller 1978, S. 43).
"Indem der Folterer Zweideutigkeit bzw. double-bind einsetzt, verhindert er, daß der Gefangene paranoide Abwehrmechanismen entwickelt, die er braucht, um wieder zu sich selbst zu finden. Als Resultat der systematischen Destruktion seiner Abwehrmechanismen regrediert der Gefangene und gerät in einen Zustand völliger Abhängigkeit, Symbiose oder Hörigkeit gegenüber dem Folterer" (Amati 1977, S. 242). [
Quelle]
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