Ehapa-/Egmont Comic Collection

451858164354 · 11.12.2021, 12:28

Zitat von zaktuell

Ich bin -wie gesagt- kein Jurist und es mag ja auch Unterschiede zwischen französischem und deutschen Recht geben, aber ich würde mal vermuten, dass "das Recht am eigenen Gesicht" ein Persönlichkeitsrecht ist, das bei Fotos und Videos, nicht aber bei Zeichnungen greift. Man denke zB nur mal an politische Karikaturen/Cartoons, wie sie zumindest früher täglich in diversen Tageszeitungen erschienen sind. Wenn da die Karikaturisten jedesmal Schmidt, Strauß, Genscher, Wehner usw. um Genehmigung fragen oder gar 'Gebühren' hätten zahlen müssen, wären die damaligen tagesaktuellen Cartoons so ja überhaupt nicht denkbar gewesen.

Das ist doch genau die Einschränkung, die ich oben ansprach: Prominenz muss sowas aushalten; besonders der politischen darf man dabei auch in Form einer Karikatur sehr explizit naherücken. Zeichnungen sind da nicht anders als andere Formen der bildlichen Darstellung, man denke nur an die diversen Fotomontagen zB aus der heute-show.
Wenn ich aber einem prominenten Sportler in einem Comic in ein zweifelhaftes Licht rückte, könnte man schnell in den Bereich der - justiziablen - Rufschädigung/üblen Nachrede kommen. Insofern ist man auf der sicheren Seite, wenn man die Prominenz dann nicht allzu sehr in einem Comic agieren lässt. Mit Einverständnis geht natürlich mehr.

Ist ja auch in normalen Büchern wie zB (Auto-)Biografien so, dass manchmal ganze Auflagen eingestampft werden müssen, weil sich ein darin vorkommender Mensch nicht genehm dargestellt sieht...

**Mick Baxter** · 11.12.2021, 13:05

Tanguy und Laverdure sind ja schon ein besonderer Fall, weil Schauspieler für eine Filmrolle ihr Recht am eigenen Gesicht an die Produktionsfirma abtreten müssen, sonst könnte der Film ja nicht gezeigt werden. Und die Firma hat wiederum die Rechte an den Figuren von Charlier und Uderzo/Jijé erworben. Wenn die dann die Rollen mit Schauspielern besetzt, die den Zeichnungen nicht ähnlich sind ... Marin hat dann sicher lieber seine Einwilligung für die Anpassung der Zeichnungen gegeben, als die Rolle nicht zu bekommen. Vielleicht wollte er keine angeklebte Nase tragen.

**felix da cat** · 11.12.2021, 18:09

Kurz zu den hier angesprochenen Fällen:
Francois Cevert war von Kindheit an Michel Vaillant-Fan und begeistert darüber, dass er in Vaillant-Comics mitspielen durfte. Graton erinnert sich, dass Cevert während eines gemeinsamen Essens ununterbrochen über Vaillant gesprochen habe und Dinge über die Serie wusste, die er schon vergessen hatte.
Witzigerweise sah Graton in ihm auch so etwas wie die Menschwerdung seiner Comicfigur: "Er war schön, intelligent, hatte Stil und alle menschlichen Qualitäten, die ich auch Michel Vaillant gegeben habe."
Daher war das völlig unproblematisch.

Tanguy und Laverdure.
Im Comic wird Marin ja nicht als Marin, sondern in seiner Rolle als Laverdure dargestellt.
Das ist etwas anderes, als Cevert und Ickx im Comic als Cevert und Icks agieren zu lassen.
Und dann war der Comic zuerst da, der Film ist Zweitverwertung.
Schließlich hat Marin seine Rolle auch wegen seiner Ähnlichkeit zu Uderzos Laverdure bekommen.
Jijé hat dann hinsichtlich des Aussehens noch einen draufgesetzt.
Ich bin mir sicher, dass da kein Geld geflossen ist. Jijé hat das einfach gemacht.

Hier ein schöner Fall von jenseits des großen Teichs, wo es umgekehrt lief (erst Leinwand, dann Comic als Zweitverwertung):
Als Gold Key seine Star Trek-Comics herausgab, hatte Texter Len Wein für diese eine Story mit dem Serien-Bösewicht Khan geschrieben. Der Verlag hat ihm die Geschichte postwendend zurückgeschickt: man habe nur die Rechte an den Hauptfiguren bei Paramount eingekauft. Den Khan durfte Gold Key in seinen Comics nicht (oder nur nach Erweiterung des Vertrags) benutzen (was wahrscheinlich nicht nur den Namen, sondern auch das Aussehen von Schauspieler Ricardo Montalbán betrifft).

Zweites Beispiel: Popstar. Hier gab's wirklich Stunk.
Marvel-Zeichner Jackson Guice hatte - ohne Absprache - das Gesicht von Sängerin Amy Grant auf einem Doctor Strange-Cover abgebildet. Das fand sie - oder ihr Management - nicht witzig, weil sie christliche Songs vorträgt und nicht mit einer okkulten Serie in Zusammenhang gebracht werden wollte. Die Parteien haben sich dann außergerichtlich geeinigt.
Interessant ist der Fall insofern, dass Amy Grant in dem Comic nicht als Amy Grant erscheint, ihr Gesicht auf dem Cover zudem verfremdet wurde. Das müsste erlaubt sein. So erklärt sich auch, dass sie - oder ihr Management - mit Imageschädigung argumentierte (und die Rechtsabteilung bei Marvel das nicht kommen sah).

Letztes Beispiel aus Westeuropa. Sportstars:
Raymond Reding hatte eine Zeitlang die Absicht, prominente Fußballspieler in seine Serie Kai Falke einzubauen, immerhin spielt sein Held ja auch für den FC Barcelona. Einige der Diven wollten dafür aber zu hohe Summen. Reding sah darin eine gewisse Logik. Wenn die Fußballstars viel, viel Kohle dafür bekommen, mit ihrem Namen und ihrem Gesicht für die Qualität von Rasiercremes zu bürgen, warum sollten sie ihm diese Nutzung gratis überlassen? Angeblich haben ihn einige bei seinen Fotoshootings im Stadion misstrauisch beäugt. Erst als er sagte, er brauche die Bilder nur für die Hintergründe seiner Zeichnungen, sei man beruhigt gewesen.
Daher kann man davon ausgehen, dass ihm die Prominenten, die dennoch hin und wieder in der Serie zu sehen sind, keine Rechnung geschickt haben.

Ich denke allerdings, dass Personen des öffentlichen Lebens mehr aushalten müssen, als nur Berichterstattung, satirische und parodistische Darstellung.
Beispielsweise müssten Cameos erlaubt sein.
In Comics werden ja gern mal Prominente in Panels verewigt. Wenn der Handlungsort ein Filmset ist und im Hintergrund sehen wir, wie sich Steven Spielberg und George Lucas unterhalten, gehe ich davon aus, dass die nicht um Erlaubnis gefragt wurden (und auch nicht gefragt werden müssen). Solange es also keine tragende Rolle ist.
Und ihr bloßes Aussehen darf man wohl in der Regel auch benutzen.
Sonst wäre eine Serie wie Archie Cash nicht möglich.

**Kaschi** · 11.12.2021, 20:03

Okay. Liegt natürlich nahe, dass die Frage der Genehmigung/Honorierung von der Art und Weise der Verwendung der gezeichneten realen Vorbilder abhängt. Damit ergibt sich aber die Frage, ob diese Verwendung bei Michel Vaillant nur in reiner Staffage bestand (Lauda und Hunt tuscheln im Hintergrund, Beltoise wird Vierter, Prost scheidet aus usw.) oder ob sie - zum Teil - aktiver in die Handlungsabläufe eingebunden waren. Möglicherweise war es ja auch so, dass überhaupt nichts im Vorfeld geklärt wurde und Graton nur die Fahrer stärker eingebaut hat, zu denen er gute Kontakte hatte (Cevert, Ickx, ...).

Kann jemand was über die Art und Weise sagen, wie die realen Rennfahrer in den MV-Comics verwendet wurden?

By the way - noch ein DC-Beispiel: in der Golden-Age-Phase tauchte auch John F. Kennedy auf, Anfang der 60er, zusammen mit Jackie, ca. 1961. JFK bittet Superman um Hilfe, doch der ist abkömmlich ("travelling into another galaxy ..-"), weshalb Supergirl einspringen muss: "The president's wife looks gorgeous!" Und das war keineswegs der einzige Auftritt von JFK im DC-Universum.

Nachtrag: JFK und Jackie waren auch längst nicht die einzigen, wie ein büschen Googeln schnell gezeigt hat:
https://dc.fandom.com/wiki/Real_People

**felix da cat** · 11.12.2021, 20:46

Michel Vaillant ist ja voller realer Personen. Pierre Dieudonné ist - gefühlt, ich hab nicht gezählt - die am zweithäufigsten in MV verwendete reale Person. Als ihn Jean Graton in einer Story einen Unfall hinlegen ließ, hat der sich übrigens mal gefragt, ob dies seiner Karriere nicht hinderlich wäre.

Aber auch sonst, von Bianchi angefangen, überall reale Personen, sogar die vielen Sportreporter (die haben Graton in einem Fall sogar eigene Texte geliefert, damit sie im Comic authentischer klingen).
Ist wohl alles kein Problem, wenn man die im realen Leben kennt.

An die Präsidenten habe ich auch schon gedacht.
Wenn sie dem Superhelden am Ende einer Story den Dank des Vaterlands ausrichten. Dann ist das sicher kein Problem.
Aber es gibt auch extrem unschmeichelhafte Auftritte.
Massig. Und in diesen Fällen sind die Präsidenten auch manchmal wichtige Nebenfiguren. Fällt mir ein ganzer Korb voll ein.
In den USA geht das, weil dort unter bestimmten Voraussetzungen schmähende Äußerungen über Personen des öffentlichen Lebens zulässig sind.

**jellyman71** · 11.12.2021, 22:57

Jetzt mal das was wirklich interessiert, wie ist der Druck, wie ist das Papier?

**felix da cat** · 12.12.2021, 08:37

Interessant, wie manche Leute meinen, das was sie wichtig finden, habe eine Art natürlichen Vorrang.
Wahrscheinlich die Typen, die sich auch in einer Schlange vordrängeln.

**M.Hulot** · 12.12.2021, 08:42

Das ist doch eine ganz normale und verständliche Frage. Da muss man dich nicht so bissig reagieren.

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**felix da cat** · 12.12.2021, 09:17

M.Hulot:
Normal wäre: "Wie ist der Druck, wie ist das Papier?"
Unhöflich ist: "Jetzt mal das, was wirklich interessiert".
Sollte eigentlich jeder erkennen.

Hier im Forum werden immer mal wieder zwei Themen parallel diskutiert, kein Grund sich über eine Gruppe zu erheben.
Ich schaff das auch, die Tastatur bei mir unwichtig scheinenden Themen kalt zu halten.

**Donovan** · 12.12.2021, 09:59

Irgendwie ist mir die Rückenansicht der MV GA zu langweilig...

Ist das schon die finale Version?
Hoffentlich nicht.

**scarpino** · 12.12.2021, 10:16

Zitat von Kaschi

Konnte Graton die realen Fahrer einfach so verwenden? Oder mussten da Einwilligungen eingeholt oder gar Gebühren gezahlt werden?

Glaublich waren es die 1970er-Jahre, wo ein Paradigmenwechsel stattgefunden haben muss: Stars im Hintergrund, no problem, aber wenn denn reale Stars der F1 in den Vordergrund rückten, musste man sich ab dann mit dem Persönlichkeitsrecht auseinandersetzen. Es war wohl der famose M. Schumacher, der dann in den 1980ern einiges dazu vorgegeben hatte: Zumindest eine eingeholte Erlaubnis zur Verwendung des "Konterfeis" war nötig, Einspruchsrecht an Darstellungen inklusive. So höre ich das von meinen High-Core-Sammlern aus der F1-Szene. Mal sehen, ob heute der Verstappen die WM2021 gewinnen wird. Spannend!

**felix da cat** · 12.12.2021, 10:40

Übrigens werden bei der Erstveröffentlichung von Öl auf der Piste in Tintin (1968) Jacky Icks und bei der Erstveröffentlichung von Rodeo auf zwei Rädern Jean-Pierre Beltoise und Joel Robert (1970) im Untertitel genannt. Sie spielen dort auch tragende Rollen. Siehe auch das Cover hier.
Schwer vorstellbar, dass das ohne Einverständnis der betreffenden Personen möglich gewesen wäre.

**Lola65** · 12.12.2021, 10:42

Schumacher war eher irgendwann in den 90ern, bis dahin hatte ich noch regelmäßig Formel 1 im TV geschaut, Lauda, Prost und Co. Dann irgendwann, wegen Schumacher habe ich aufgehört. Ich mag ihn nicht. wird sich auch nicht mehr ändern. es tut mir leid, was mit ihm passiert ist und wünsche ihm baldige genesung und gesundheit. aber er war mich sympathisch und vor allem. er hat immer von teamarbeit gesprochen und das er über alles bescheid wusste, hat dann aber gesagt (wenn was war) das er keine ahnung hat und nix damit zu tun hat. da waren dann immer die anderen schuld.

451858164354 · 12.12.2021, 13:45

Zitat von Lola65

Dann irgendwann, wegen Schumacher habe ich aufgehört. Ich mag ihn nicht. wird sich auch nicht mehr ändern.

Ja, Sympathieträger geht tatsächlich anders. Die wirklich guten F1-Fahrer sind alle irgendwie Egomanen, aber MS stach da nochmal heraus.

**kabuki1** · 15.12.2021, 18:57

Hallo
Gibt es eine Original Version der "Tanguy und Laverdure Collector's Edition"?
dann wüsste man schon einmal ob alle Bücher so dünn sind.

Liebe Grüße

**Lola65** · 15.12.2021, 19:23

ja, die gibt es in Frankreich

**scarpino** · 16.12.2021, 17:28

Zitat von Raro

Das Papier riecht etwas.

Papier riecht dann, wenn nass, nicht auftrocknet und danach MODERT. Also verfault. Aber das ist es nicht:

Meistens ist es der Auftrag der Druckfarben, der olfaktorisch ablüftet. Weil die Druckbögen heute eben nimmer abliegen dürfen, dann häufig "noch nass" aufgebunden werden. Wenn Du dann die Einschrumpfung (Folie) entfernst, kommt Umgebungsluft in das Druckwerk, es kommt zur Ablüftung. Danach verwellt sich der Papier-Buchkern haufig, das gibt sich nach einer Zeit der Austrocknung.

**Donovan** · 16.12.2021, 17:28

Heute ist GA 1 angekommen. Das Papier ist nicht so wie bei Splitter, aber ok. Etwas rauer. Inhalt ist schon top. COMICS: Band 1 bis 3 + die vorausgehenden KURZGESCHICHTEN. Und redaktionelles.