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Thema: Just my 2 cents - (nicht ganz so kurze) Reviews von God_W.

  1. #151
    Mitglied Avatar von Hahlebopp
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    Bin ja auch so gar nicht der große Jazz-Fan und auch franko-belgische Comics lese ich praktisch gar nicht, aber Boxen und die Goldenen 20er, und natürlich das Artwork ... Wow! Ich werd' es auf jeden Fall mal auf meine Liste setzen. Und hoffentlich erwisch' ich nicht auch so ein Defektexemplar. So etwas wird ja wohl nur die ganz seltene Ausnahme sein, hoffe ich mal.

  2. #152
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    Ja, denk ich auch. Und wenn dann sollte Umtausch auch keine Schwierigkeiten bereiten.
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  3. #153
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    Road to Perdition



    Um so grob beim Thema zu bleiben geht es weiter im Chicago der 30er Jahre, wo Michael O’Sullivan sich den zweifelhaften Ruf als einer der gefürchtetsten Killer der Unterwelt erarbeitet hat. An sich ist „Mike“ ein liebevoller, treusorgender Familienvater, seine Frau fragt lieber nicht so genau nach was er eigentlich tut und die Kinder haben sowieso keinen Schimmer. Das ändert sich allerdings, als sich sein älterer Sohn Michael Jr. einschleicht, als Mike zusammen mit dem Sohn seines Bosses zu einem Auftrag aufbricht. Die Beiden sollen einer dritten Gruppe unmissverständlich klar machen, dass sie ihren Alkohol nur bei Ihnen, und nicht bei einer rivalisierenden Familie zu kaufen haben. Den Männern soll nur Angst gemacht werden, was Mike in der Regel allein mit seiner Anwesenheit recht gut hinbekommt. Der Sohn des Oberbosses ist allerdings ein nervöser Heißsporn und alles andere als schlau. Als dieser sich von der Gegenseite provozieren lässt gipfelt die Aktion in einem Blutbad – einem das Michale Jr. mit ansehen musste.

    Mike nimmt seinem Sohn das Versprechen eines Ehrenmannes ab nie auch nur ein Wort über das zu verlieren, dessen Augenzeuge er am heutigen Abend wurde und auch Connor Looney, dem Sohn des Bosse scheint dieses Versprechen zu reichen. Das scheint sich im Laufe der Nacht allerdings zu ändern und so steuert Mike O’Sullivans Familie auf eine absolute Katastrophe zu. So kommt, dass kurze Zeit darauf Mike zusammen mit seinem ältesten Sohn, die beiden einzigen Überlebenden seiner Familie, sich auf einer wahnwitzigen Flucht quer durch mehrere Bundesstaaten befinden. Immer auf der Flucht vor angeheuerten Mafiakillern, aber auch auf der Suche nach Rache für das, was ihnen angetan wurde. Ziel ist das Städtchen Perdition, wo Michael Jr. bei Verwandten in Sicherheit gebracht werden soll. Aber ist diese Hoffnung auch berechtigt, oder ist der Name des Städtchens Programm?

    Spitzenmäßige Graphic Novel zwischen düsterem Mafia-Epos und Road-Movie. Trotz brutaler Schießereien und hochdramatischer Ereignisse liegt der Fokus doch auf dem Zusammenspiel zwischen Vater und Sohn, und wie letzterer seinen alten Herrn während der Zeit der gemeinsamen Flucht erst wirklich kennenlernt. Da schafft es Autor Max Allan Collins sogar einige humorvolle, und Geborgenheit vermittelnde Passagen unterzubringen. Hauptziel des Vaters ist es allerdings nicht nur seinen Sohn körperlich in Sicherheit zu bringen, sondern vor allem seine Seele vor der grausamen Welt, in der er seinen Lebensunterhalt verdienen musste, fern zu halten.

    Vielen ist der Stoff vermutlich durch die äußerst starke Verfilmung von Regisseur Sam Mendes mit Tom Hanks in der Hauptrolle ein Begriff. Der Film war bei seinem Erscheinen anno 2002 in aller Munde, da die Rolle des Eiskalten Killers eine denkbar ungewöhnliche für Strahlemann Tom Hanks darstellte. Klar gab es da einige Änderungen, um den Charakter etwas besser auf ihn anzupassen, und auch die Story selbst wurde an der ein oder anderen Stelle für das Drehbuch etwas abgewandelt, aber insgesamt bin ich auch mit der Verfilmung äußerst zufrieden. Ich habe den Film kürzlich, nach der Lektüre des Buches, mal wieder aus dem Bunker gekramt und muss sagen, dass die Schauspieler allesamt einen prima Job machen. Neben Hanks brilliert der damals 14-jährige Tyler Hoechlin als dessen Sohn, Jude Law kommt als Auftragskiller herrlich „unbequem“ rüber, dass Daniel Craig den absoluten Unsympath, den feigen Sohn des Bosses spielt war mir so gar nicht mehr bewusst und in der Rolle seines Vaters gibt Altstar Paul Newman in seiner letzten Rolle eine kleine Galavorstellung. Nur wenig Screentime, aber ein würdiger Abschied eines der ganz ganz großen.

    Abschließend ist es für mich schwierig zu bewerten, ob jetzt der Comic, der bei Heyne in einem 296 Seiten starken, in S/W gehaltenen Taschenbuch erschienen ist, oder der Film besser sind. Beides finde ich sehr stark und jede Variante hat ihre Vorzüge. Der Comic ist ein Stück weit kompromissloser und man ist weniger voreingenommen, als bei einem Schauspieler, den man schon so oft gesehen hat. Dazu bietet die Graphic Novel ein herrlich düsteres und passendes Artwork von Richard Piers Rayner und als Schmankerl noch den ein oder anderen Auftritt eines „Gaststars“ aus der damaligen Mafia-Szene, was dem Ganzen noch etwas mehr Realismus verleiht. Dennoch hat Sam Mendes beim Film auch ganz viel richtig gemacht. Am besten vergleicht Ihr selbst mal.

    8,5/10

    Leider nur in einem normalen Taschenbuch untergebracht. Die Zeichnungen hätten auch ein größeres Format vertragen und in einem Hardcover wie z.B. bei A History of Violence hätte ich auf jeden Fall noch einen halben Punkt mehr gegeben. Ist einfach eine grandiose Story.

    VG, God_W.
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  4. #154
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    Absolute Watchmen



    Was für ein fetter, bockschwerer Brocken in dem Panini hier das gefeierte Meisterwerk von Großmeister Alan Moore untergebracht hat. Aber sind all die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt, die ich über das Werk schon gehört habe? Um es kurz zu machen: Über weite Strecken ja. Die Strecke ist meisterlich geschrieben und es fällt nicht schwer zu glauben, dass das Werk richtungsweisend für vieles in der Superheldenwelt war, was danach kam. Es ist kaum zu übersehen, dass die Watchmen Wegbereiter für Dinge wie Ennis‘ „The Boys“ und Ähnliches war. Moores stärke Charaktere absolut glaubwürdig wirken zu lassen spielt er wieder perfekt aus und vermutlich habe ich, als jemand der noch nicht allzu viel Superheldenstoff gelesen hat, nur einen Bruchteil aller Anspielungen mitbekommen, die Moore und Gibbons auf den Seiten versteckt haben. Dafür habe ich mich über die ein oder andere Hommage an große Sci-Fi-Klassiker gefreut.

    Apropos Gibbons, sein Artwork empfinde ich als äußerst gelungen, aber nicht Herausragend. Ich könnte mir vorstellen, dass es speziell in der Absicht von Autor und Zeichner lag den Stil klassischer Superheldenreihen zu treffen, was auch wirklich gut gelungen ist, aber ein meisterhaftes Artwork sieht für mich persönlich halt etwas anders aus. Das ist auch wirklich mein einziger größerer Kritikpunkt, denn das Teil ist völlig zurecht ein absoluter Klassiker über den ich noch ein paar Seiten schreiben könnte, aber wie gesagt, keine Zeit. Nur noch kurz zur Einordnung: Im Vergleich zu vielen anderen Comics die ich gelesen habe wären die Watchmen natürlich eine glatte 10/10, aber ich vergleiche die eher mit Moores anderen Werken und da sehe ich z.B. V wie Vendetta knapp dahinter, From Hell noch immer klar vorne und die Watchmen tatsächlich eher auch Augenhöhe mit dem Miracleman, denn auch wenn die Watchmen einen durchdachter erzählten Plot und mehr Komplexität aufweisen können, hat mich beim Miracleman das Artwork einfach geflasht.

    9/10

    Ach scheiß drauf - wenn ich so drüber nachdenke und die Seiten nochmal durchblättere - das Werk verdient einfach nicht weniger, ich mach doch noch ne 10/10 draus. (Aber From Hell ist trotzdem klar besser).

    Die fette Absolute-Edition ist übrigens ein wahres Prachtstück und hilft mit ihrem umfangreichen Bonusmaterial gerade solchen Newbies wie mir, den Wert des Werkes für die Comicwelt nachvollziehbar und greifbar zu machen. Im Nachgang habe ich mir dann zum ersten mal den Snyder-Cut des Films angesehen, der wirklich grandios geworden ist. Hätte nicht gedacht, dass eine so dicht an der Vorlage angesiedelte Adaption möglich ist, auch wenn das Ende etwas abgeändert wurde. Vor Jahren hatte ich die Kinofassung ohne Kenntnis des Comics gesehen und war ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert. Das hat sich jetzt geändert.


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  5. #155
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    Dracula (Alberto Breccia)



    Na das war ja was! Nach Breccias Lovecraft-Adaptionen hatte ich ehrlich gesagt eine recht werkgetreue Dracula-Adaption in klassischem Stil, vielleicht sogar in Schwarz/Weiß erwartet. Weit gefehlt! Ganz anderer Stil, grellbunt, angereichert mit Anspielungen auf Superheldencomics und reichlich grandiosem Humor. Gegen Ende schwingt der Ton dann nochmal drastisch um und wir erleben einen gegen das Regime auflehnenden, anklagenden Befreiungsschlag der vom wahren Mut eines ganz großen Künstlers zeugt! Sehr schön auch, dass Carlsen hier mit dem Vorwort von Carlos Sampayo und den zwei Seiten über Breccias Lebenslauf bei der Einordnung der Umstände für so Laien wie mich hilft. Hebt das Werk im Kontext auf eine deutlich höhere Schiene, was mir ansonsten vielleicht entgangen wäre.


    8,5/10

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  6. #156
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    Auf zum nächsten Teil des Rezi-Stapels und auch wenn wieder einige Werke dabei sind, die eigentlich eine ausführlichere Besprechung verdienen würden passt das momentan leider gar nicht ins Zeitmanagement. Also in aller Kürze:


    Will Eisner Bibliothek: Ein Vertrag mit Gott - Mietshausgeschichten



    Ich gebe es gerne zu, mein erster Kontakt mit Will Eisner war ein wenig unglücklich, denn seine Moby-Dick Bearbeitung für junge Leser ist halt nun mal genau das, für junge Leser und deshalb erzählerisch natürlich ein wenig schwach auf der Brust. Dennoch war mir klar, dass ich der „Legende“ noch die ein oder andere Chance einräumen muss und was soll ich sagen? Ein Vertrag mit Gott ist zweifelsohne ein absolutes Meisterwerk und egal wie viele Seiten ich Schreibe, gerecht werden kann man dem sowieso nur schwerlich.


    Die Zeit, die er mir in dem Mietshaus, mit seinen Bewohnern und rund um, die Dropsie Avenue in New York beschert hat möchte ich nicht mehr missen und werde ich sicher immer mal wieder zur Hand nehmen! Ich bin grundsätzlich kein Stadtmensch, ich liebe es auf dem Land zu wohnen, eine gewisse Abgeschiedenheit und Ruhe zu haben, wenn ich es wünsche, und unser Krümelchen auf der Straße spielen lassen zu können ohne Angst haben zu müssen, dass sie überfahren wird oder sowas. Dennoch, das vibrierende Leben und Pulsieren einer größeren Stadt hat schon was Faszinierendes und so habe ich es schon als Jugendlicher stets genossen wenn ich im Rahmen meiner sportlichen Aktivitäten mal ein paar Tage in einer solchen verbringen konnte. In Hotels in Berlin habe ich beispielsweise gar des nachts absichtlich das Fenster offen gelassen um dem Straßenlärm, den Autos und ggf. geführten Streitereien lauschen zu können. OK, später mit meiner Frau in Cairo oder New York haben wir das dann nicht mehr gemacht, aber Ihr wisst schon was ich meine.


    Die Atmosphäre in einem Mietshaus mit seinen unterschiedlichen Charakteren, den Familien mit ihren ähnlichen und doch so verschiedenen Schwierigkeiten, und den Nachbarn, die wirklich alles in kürzester Zeit mitbekommen ist da nochmal eine ganz andere. Aber nicht nur die bringt uns der New Yorker Will Eisner in seiner Graphic Novel näher, nein, später raus weitet sich das Ganze gar auf einen ganzen Straßenzug, das gesamte Viertel aus und die Entwicklung, die eine solche Gemeinschaft über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten vollzieht. Mehr als einmal musste ich an die letzte Szene von Scorseses „Gangs of New York“ denken, wo man vom anderen Ufer aus beobachten kann wie sich der Big Apple im Laufe der Jahrzehnte entwickelt. Will Eisner macht das noch viel Greifbarer, teilweise in großen Gesten, zumeist aber – und das sind die genialsten Momente – in kleinen Details und äußerst persönlichen und berührenden Einzelschicksalen. Hatte ich es schon erwähnt? Einfach meisterlich und von vorne bis hinten ein Meisterwerk!

    10/10



    Sandman Deluxe 1: Präludien & Notturni



    ENDLICH Zeit und Muße gefunden in Neil Gaimans Opus Magnum einzusteigen! In aller Kürze: Die Meisten feiern das Werk ungemein, viele sagen aber auch, dass der Einstieg durchaus schwer fällt. Ersteres kann ich bislang absolut nachvollziehen, zweiteres gar nicht. Mr. Gaiman liegt gleich von Beginn an exakt auf meiner Wellenlänge. Es geht rätselhaft und wunderschön atmosphärisch gezeichnet los, Gaiman nimmt sich schön Zeit seinen Charakter Dream zu etablieren, das Worldbuilding ist absolut famos mit einigen kleinen, düsteren Winkeln zum Wiedererkennen für den geneigten DC/Vertigo-Leser und beim Dreams letztem Satz bevor er sich auf den Weg zu John Constantine macht um sein Eigentum zurückzuholen musste ich mitten auf dem Campingplatz bei einem Gläschen Scotch mal lauthals loslachen.

    Das war jetzt ja mehr oder weniger so etwas wie ein kleines Vorgeplänkel, aber was hier schon an überbordender Fantasie rüberschwappt hat mich schon echt mitgerissen. Die Charaktere sind äußerst interessant und vielschichtig, ich habe das Gefühl erst einen winzigen Teil dieser faszinierenden und offenbar riesigen Welt gesehen zu haben, die große Abwechslung zwischen sprühender Fantasy, finsterem Gothic Grusel, brutalem Horror, eingestreutem Humor und herrlich kreativem Artwork mit an manchen Stellen leicht Gigerschem Einschlag trifft bei mir voll ins Schwarze. Und bevor ich’s vergesse Dream und – vor allem – seine kleine Gothic-Schwester sind einfach voll cool!

    9/10



    Sweet Tooth – Band 1: Aus dem tiefen Wald



    Oh Mann, ich seh’s schon kommen, bald darf ich mir wieder anhören, dass ich nur ultrahohe Bewertungen vergebe, aber hey, was soll ich denn machen, wenn Eisner, Gaiman und Lemire so grandiose Stories schreiben?

    Die Geschichte um Sweet Tooth, unserem kleinen Leckermäulchen mit dem Hirschgeweih auf dem Kopf beginnst sehr beschaulich, denn der Mutierte Junge an der Schwelle zum Teenageralter wurde von seinem Dad sehr behütet in einer abgelegenen Waldhütte inmitten eines Nationalparks in Nebraska großgezogen während der Großteil der restlichen Welt von einem äußerst aggressiven Virus dahingerafft wurde.

    Wie das in so einer postapokalyptischen Welt nun mal so ist versuchen die Überlebenden nahezu alles um genau das weiterhin zu erreichen – überleben. Viele gehen dabei nicht besonders freundlich vor, auch diejenigen die noch übrig sind werden nach und nach noch krank und sterben, die Neugeborenen sind zumeist entstellt. Mutierte Zwitterwesen zwischen Mensch und Tier, auf die der Großteil der „normalen“ Menschen nicht gut zu sprechen ist. So wird die Lage ganz schön brenzlig, als die alte Blockhütte kurz nach dem Tod von Sweet Tooth‘ Paps von Eindringlingen entdeckt wird…

    Grundsätzlich erstmal eine ziemlich stereotype „Die-Menschheit-geht-an-tödlichem-Virus-drauf“-Geschichte, der Autor Jeff Lemire aber ein paar ganz besondere Kniffe als „Würze“ hinzufügt und seinen typisch einfühlsamen Erzählstil-Stempel aufdrückt. Das macht das Ganze gleich noch ein bis zwei Stufen besser, aber da darf ruhig noch ein wenig mehr kommen.

    7,5-8/10



    DC: Neue Horizonte – Teil 1 (DC Comics Graphic Novel Collection Band 47)



    Als ich mir vor einigen Monaten den ein oder anderen Batman-Band aus der DCGNC war es glaub ich Wild_Bill_Kelso, der mir „Neue Horizonte“ empfahl. Grundsätzlich habe ich mich erstmal ein wenig gesträubt, weil ich mich eigentlich auf die Fledermaus konzentrieren wollte, wenn ich schon in DC Superheldensachen einsteige. Allerdings Gehört zur Fledermaus bei mir auch die Katze und nachdem ich „Selinas grosser Coup“ gelesen hatte wurde ich – schwupps – zu einem kleinen Darwyn Cooke Fanboy. Ich mag seinen Erzählstil, der speziellen, „klassischen Drive“ seiner Zeichnungen und das Pacing, das er an den Tag legt. Grandioser Erzählrhythmus trifft wahnsinns Geschichte.

    Wie Cooke hier die Schnüre verlegt um die Origins verschiedenster DC-Helden in eine breit angelegte, epische Story zu verknüpfen und mit Boxkämpfen, Dinosauriern und dem Pazifikkrieg auch noch massig Themen mit einbaut, die ich allesamt faszinierend finde, und es DANN auch noch schafft nicht allzu trashig daherzukommen ist schon ein besonderes Kunststück. Wenn der gute Cooke dazu ein wenig bei den Watchmen klauen muss soll mir das recht sein. Was bin ich froh, dass sein „Batman: Ego“ von Panini jetzt im Oktober auch endlich gebracht wird, auch wenn ich dafür „Selinas großer Coup“ nochmal kaufen muss.

    Als Nachschlag gibt es diesmal Adventure Comics #466, in der ich eine äußerst illustre Heldentruppe bei meinem, wie ich meine, ersten Abenteuer auf Erde 2 begleiten darf. Charmant, aber nix was lange hängen bleiben wird, wenn ich ehrlich bin.

    8,5/10



    Sweet Tooth – Band 2: Gefangen



    Ha! Eishockey! Eins von Lemires Lieblingsthemen. War ja klar. Bestimmt ist es auch kein Zufall, dass der alte, kernige Jepperd, der Typ der eine Zeitlang mit Gus, unserem kleinen Süßzahn unterwegs war einem Charakter aus Lemires „Essex County“ doch ein wenig ähnlich sieht. Wie dem auch sei, die Allianz zwischen Jepperd und Gus lief nicht ganz so wie der Junge mit dem Geweih es erwartet hatte und jetzt sitzt er in einem Käfig zusammen mit anderen Tier-Mensch-Kindern und wartet darauf von einem irren Wissenschaftler, der natürlich nur die Menschheit retten will, seziert zu werden. Währenddessen ist Jepperd draußen unterwegs und grübelt über seine Vergangenheit nach. Nach einem kleinen, hypnotischen Zwischenspiel wird es erst richtig interessant…

    Und wieder schafft es Jeff Lemire der im Grunde äußerst stereotypen und schon zigmal gesehenen Geschichte diesen besonderen Drive zu verleihen, dass es mich einfach fesselt, mitnimmt und vor allem berührt. Ich hoffe in der geplanten TV-Serie kommen tolle Schauspieler zum Einsatz, denn wenn das nicht transportiert wird geht die Sache trotz aktuellen Bezügen sicher zwischen der Konkurrenz unter.

    8/10



    DC: Neue Horizonte – Teil 2 (DC Comics Graphic Novel Collection Band 48)



    Grandios spinnt Darwyn Cooke die Story weiter, setzt vor allem die Welt der 50er in klassischem Style famos in Szene und treibt die Geschichte auf eine epischen, „Crisis“-mäßiges Finale zu, welches mit dem ein oder anderen „Armageddon“-Moment aufzuwarten weiß. Viel cooler sind aber eigentlich die ganzen Charakterbezogenen Einzelgeschichten von denen Green Lantern sicherlich am spaßigsten zu unterhalten weiß, mein persönliches Highlight aber alles rund um den Martian Manhunter darstellt. Wer hätte gedacht, dass der außerirdische Grünling derart viel zu bieten hat? Ich zumindest nicht. Ich bin schwer begeistert und auch das fette Finale weiß zu überzeugen, auch wenn da vielleicht hinten raus ein wenig Innovation gefehlt hat. Aber hey, zumindest die teilweise Einbindung einer Rede von J.F.K. ist mal ein einfallsreiches und cooles Gimmick.

    In Showcase #17 – Das Weltraum-Rennen gibt es abschließend noch eine schön trashig-nostalgische Sci-Fi-Story von 1958 zu bewundern in der wir mit Adam Strange ein wahnwitziges Abenteuer auf dem Planeten Rann erleben dürfen, wo er sich – mit einer schönen Frau an seiner Seite (was sonst?) – den mächtigen Eternals entgegenstellt. Wirklich richtig cool!

    9/10


    Hach, jetzt habe ich für diesen Sechserzug doch wieder länger gebraucht als gedacht. Muss mich echt mal ranhalten, wenn ich meinen Rezi-Stapel mal signifikant verkleinern möchte. Dauert also hoffentlich nicht allzu lange, bis wir uns wieder lesen.

    VG, God_W.
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  7. #157
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    Den Flow nur nicht abreißen lassen…

    Sweet Tooth – Band 3: Die Flucht



    Knast-Ausbruch-Stories mag ich schon seit jeher und so packend wie Jeff Lemire diese hier inszeniert sind die wirklich selten. Hier gibt es zwar keinen ausgeklügelten, Heist-ähnlichen Ausbruchsplan, aber das macht die Sache nicht weniger fesselnd. Zwar gibt es im Mittelteil wieder die starke Charakterarbeit von Lemire, wo sich Sweet Tooth nicht nur mit einigen Mitinsassen anfreundet, sondern auch eine Beziehung zu einem mitfühlenden Wächter aufbaut, aber im Grunde gibt es hier überraschend viele Parallelen zu Stallone-Actionern! Sei es die harte Duschszene aus Rambo – First Blood gleich zu Beginn, oder die von Jepperd gestartete Befreiungsaktion, die mit seinen berittenen, rebellierenden Helfern gar an Rambo 3 erinnert. Schon spaßig so ein Actionfest durchsetzt mit Lemires Dramaqualitäten erleben zu dürfen. So kann man sich auch nie sicher sein, wie die Sache ausgeht und welche unerwarteten Ideen der Autor noch mit eingebaut hat, so bekommt der arme Jepperd auf den letzten Seiten nochmal hammerhart einen mitgegeben, also seelisch, nicht körperlich.

    PS: Wer wirklich nix mit der Reihe anfangen kann ist zumindest mit dem „Malen nach Zahlen“-Bild auf dem Cover ne Weile beschäftigt.

    8,5/10



    Planet der Affen Archiv – Band 4



    Fast schon etwas wehmütig habe ich mich an den vierten Band zu einer meiner favorisierten Science-Fiction Kinoreihen gemacht, handelt es sich hier doch um die letzte Ausgabe der fetten Archiv-Bände mit dem klassischen Material rund um die weltberühmten Primaten.

    Los geht es mit Schlacht um den Planet der Affen, der Comicadaption des ursprünglichen Drehbuchs für den letzten der fünf klassischen Kinofilme. Was hieß das für mich? Blu-Ray in den Player, isolierte Soundtrackspur über die Anlage laufen lassen und in der Leseecke knapp zwei Stunden eine grandiose Zeit haben mit einer Filmversion, wie ich sie auf der großen Leinwand, oder zumindest im Heimkino, nur allzu gerne gesehen hätte. Ich habe vor Jahren mal ein Interview mit Regisseur J. Lee Thompson gesehen in dem er selbst bedauerte, dass die Filme immer billiger und billiger produziert werden mussten, statt zu versuchen größer und besser zu werden. Es ist echt schade, dass Teil zwei (Rückkehr) damals noch in etwa das gleiche Budget wie der Erstling bekam, danach aber von Teil zu Teil das Budget enorm gekürzt wurde. So musste Regisseur Thompson mit den mit Abstand geringsten Mitteln aller „Affen-Filme“ auskommen und dennoch eine „große Schlacht“, zerstörte Städte und entstellte Strahlungsopfer inszenieren. In Anbetracht der Umstände hat der Mann wirklich einen guten Job gemacht, aber im Comic stellen solche Kleinigkeiten wie Budgetkürzungen keine Grenze da, die die Wucht der Bilder in irgendeiner Art und Weise einschränken würde. Deshalb bekommen wir hier neben einigen später der Schere zum Opfer gefallenen, oder aus Geldmangel gar nicht erst gedrehten Szenen noch viel mehr von der postapokalyptischen Stadt und auch eine weitaus ausuferndere Endschlacht zu Gesicht. Hinzu kommt die ein oder andere Ursprungsfassung von Szenen bei denen mir dann die Kinofassung doch etwas besser gefallen hat, aber es ist wirklich faszinierend für einen Fan wie mich hier Vergleiche zu ziehen.


    Das was Doug Moench im Anschluss in seinen Chroniken der Zukunft auf die Seiten zaubert ist schon ganz schön abgedrehter Schmenkes. Das ist jetzt nicht wirklich böse gemeint und unterhaltsam ist die Schosse allemal, kann sogar richtig Spaß machen, allerdings darf man nicht wirklich versuchen das in das Planet der Affen-Universum einzuordnen. Klar, die Grundthemen der Kinoreihe mit Rassendiskriminierung etc… sind vertreten, aber die große Abenteuergeschichte mit bombastisch riesigen, schwimmenden Schiffstädten auf denen die Menschen die versklavten Ruderer sind ist eher dem Fantasy/Piraten-Genre zuzuordnen als der Science-Fiction. Hat mich mit der Aufteilung der Schiffe in strikte Regionen und Klassen aber sogar ein bisschen an Snowpiercer erinnert, vielleicht haben wir hier einen frühen Vorläufer? Also ja, macht schon Spaß, aber ist kein Planet der Affen und an manchen Stellen auch ganz schön hanebüchen.

    Zum Abschluss gibt es mit Der Albtraum der Evolution noch einen typischen Vertreter der Sorte: Zwei sind sich Spinne Feind, müssen aber zusammenarbeiten um zu überleben. Ich bin da immer schnell bei Landsmann Wolfgang Petersens Enemy Mine – Geliebter Feind, für mich einer der stärksten Vertreter dieses Genres. Auch die Affenvariante, die eher in einer Ritter-/Fantasy-Zeit angesiedelt zu sein scheint kommt da meines Erachtens nicht ran, bietet aber einen ganz starken, wenn auch tragischen Schluss, was als Abschluss des letzten Archivbandes passt wie die Faust aufs Auge, waren doch auch die Enden der klassischen Kinofilme oftmals von dramatischen Entwicklungen geprägt statt von Happy Ends. Würde sich heute bei solchen Blockbustern wohl kaum noch jemand trauen – schade eigentlich.


    Insgesamt ein glorreicher Abschluss einer tollen, vierbändigen Archivausgabe zu einem der erfolgreichsten Science-Fiction-Franchises aller Zeiten. Allerdings gibt es einen ganz ganz dicken Punktabzug für Nachlässigkeiten, die bei so einer Prachtausgabe einfach nicht sein müssten und auch nicht dürfen. Ich bin wahrlich kein Rechtschreibexperte, Deutschlehrer oder sonst was, aber diese schrecklich vielen Tipp- und Rechtschreib- und Grammatikfehler sind bei einem halbwegs sauber lektorierten Band nicht zu verzeihen! Da nimmt ja teilweise Formen an wie bei der DC Graphic Novel Collection von Eaglemoss! Das Ganze ging bei Band 3 schon los, wird hier aber echt auf die Spitze getrieben. Ich sag nix wenn da ab und an mal eine Kleinigkeit übersehen wurde – bekomme ich zumeist vermutlich gar nicht mit, aber das ist schon beinahe frech. Sorry Cross Cult, aber das war nix.

    7/10



    Sweet Tooth – Band 4: Bedrohte Arten



    Wow . . . . . Einfach nur WOW! Was für ein grandioses Storytelling Jeff Lemire hier an den Tag legt ist einfach der Wahnsinn. Schon allein das famose Opening mit 20/22 Seiten irgendwo zwischen Märchen und Legendenbildung sind ein absoluter Hochgenuss! Ganz stark auch, wie so oft bei Lemire, die nähere Beleuchtung der Vergangenheit verschiedener Mitglieder der Truppe rund um Sweet Tooth und Jepperd, die über die letzten Bände schon etwas angewachsen ist und beinahe so etwas wie eine „harmonische“ Familie bildet bei der alle aufeinander aufpassen. Der erstmal sicher wirkende Unterschlupf in einer Umgebung, die beinahe zu schön ist um wahr zu sein bietet Anlass für reichlich Misstrauen, aber bei Lemire weiß man ja nie, was hinten raus daraus wird, die Spannung bleibt also stets auf HIGH VOLTAGE. Und gerade wenn man denkt es könnte alles in geregelten Bahnen weiterlaufen - WHAM! – Oh Nein! – Und eine ganze Ladung rätselhafter Fragezeichen in meiner Birne. Mann, was bin ich gespannt, wie es weiter geht!

    9/10

    OK, mehr als drei wurden es heute nicht, aber mir ist es jetzt einfach schon zu spät um noch was zum Finale der Boys zu schreiben. Morgen vielleicht.

    VG, God_W.
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  8. #158
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    Sweet Tooth. Ich hätte nie gedacht, dass das wird bei mir mit diesem Comic. Ein Junge mit Geweih?
    Aber dann hab ich mich überwunden, Lemires.... mhhh ...eigenwilligen Zeichenstil zu akzeptieren, habe zunächst Essex County gelesen und war fortan angefixt, seine Werke weiter zu lesen, weil die Geschichten einfach taugen.
    Tolle Lektüre, bleib dran!


    Ich wollte mich gern schon länger hier registrieren und nehme deinen Rezi-Thread zum Anlass, dir mitzuteilen, dass du mich ruinierst.
    Und ich werde nicht der Einzige sein.
    Nein, bitte versuch, weiter so zu machen und Anregungen beizusteuern. Wenn die Möglichkeit da ist. Du hast ja erkennbar auch noch ein anderes Projekt an der Backe, dass mich auch sehr begeistert.
    Die Träume von entsprechenden Räumlichkeiten existieren auch bei mir, ich hoffe, dass lässt sich irgendwann mit den familiären Umständen unter den Hut bringen.
    Wahrscheinlich flieg ich aber vorher raus, weil kein Platz mehr ist


    Ich glaube, du hast einen sehr guten Sinn für Literatur bzw. schätze ich deine Vielseitigkeit. Von Abenteuer bis Drama, Mainstream und Anspruch stellst du alles vor!


    Ich habe schon vieles gefunden, was bei mir auf den stetig wachsenden Stapel bzw. ins Regal kommt.

  9. #159
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    The Boys 6 – Gnadenlos Edition



    Das große Finale von Garth Ennis‘ ätzender Superheldensatire ist ein bisschen ein zweischneidiges Schwert, eine derart umfangreiche Story zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen ist aber auch eine schwierige Sache. Ich will jetzt gar nicht groß über den Inhalt erzählen, denn wer bis hierhin dabei geblieben ist will sowieso wissen wie es ausgeht und wer schon zuvor ausgestiegen ist kann mit dem Finale bestimmt nicht dazu bekehrt werden nochmal einzusteigen.

    Im Grunde bietet der 332 starke Abschlussband mit den Heften #60-72 zumindest in der ertsen Hälfte all das was sich das Fanherz wünscht. Augenzwinkernde Gewaltspitzen, viel nackte Haut, fette Action, respektloser Anarchohumor, dennoch stehen die Charaktere und deren Entwicklung weiter im Fokus, es gibt Ennis-typische, schockierende WTF-Momente, nahezu alle bislang offen gebliebenen Fragen werden beantwortet und all das Gipfelt in der großen, epischen Endschlacht auf die alle gewartet haben. Ende gut, alles gut – oder doch nicht?

    Im Anschluss geht es weiter und ich kann schon die Leute verstehen, die mit der Entwicklung dann etwas unzufrieden sind. Andererseits finde ich, dass diese zweite, teils politische, teils extrem charakterbezogene Hälfte des Bandes die einzig mögliche, und in ihrer Konsequenz wirklich notwendige Art und Weise darstellt die Sache zu einem Ende zu bringen. Macht das Werk für mich ein stück weit erwachsener, als wenn man nach dem Endfight Feierabend gemacht hätte. Und bei allem Ernst und auch traurigen Momenten mit leisen Tönen in den letzten Heften lässt sich Mr. Ennis ein kleines Augenzwinkern ganz am Schluss ja dann doch nicht nehmen. Ich fand den wilden Ritt insgesamt äußerst unterhaltsam, die Metaebenen sau lustig und das gesamte Werk insgesamt… naja… wild eben.

    8,5/10



    Sweet Tooth – Band 5: Unnatürliche Lebensräume



    In der ersten Hälfte des fünften Bandes erfahren wir in einem Rückblick aus einem alten Tagebuch endlich die Ursprünge der schrecklichen Seuche, die die Menschheit auszulöschen droht. Ihr kennt mich ja mittlerweile ein wenig und wenn ich Euch sage, dass das Ganze mit einer Polarexpedition um die Jahrhundertwende, genauer gesagt 1911 zusammenhängt ahnt Ihr sicher schon, wie ich das gefeiert habe. Ewiges Eis, Menschen in einer abgeschotteten Gruppe, widrigste Lebensumstände, ein Hauch von Seemannsgarn und mythischen Legenden – hach ich könnte geradezu ins Schwärmen geraten! Gezeichnet würde diese Rückblende von Matt Kindt, dessen Stil mir schon bei Dept.H sehr gut gefallen hat. Schade, dass der Hinstorff Verlag die weiteren Bände da (angeblich nur vorerst wegen Corona) auf Eis gelegt hat. Ich gehe eher von einem Abbruch wegen schlechter Absatzzahlen aus, aber dann hätten die mich im November angelogen und das will ich eigentlich nicht unterstellen. Auf jeden Fall hat mich diese erste Hälfte des fünften Bandes Sweet Tooth schwer begeistert!

    In der zweiten Hälfte folgen wir wieder den Entwicklungen in der „Jetztzeit“, die absolut dramatische Wendungen nehmen, die ich zwar bereits befürchtete, aber stets hoffte, dass es anders kommt. Dass ich derart mitfiebere sagt ja auch schon Einiges über die Kraft der Erzählung aus! Gegen Ende gibt es dann wenigstens noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, aber verraten will ich mal lieber nix.

    9/10



    Sandman Deluxe 2: Das Puppenhaus



    Allein der Fakt, dass das Vorwort zu diesem Band von „Mr. Hellraiser“ Clive Barker verfasst wurde hätte mich schon darauf vorbereiten können, dass es in diesem Band recht Horrorlastig zugehen wird. Das hat sich dann auch bewahrheitet, was mich aber nicht im Geringsten stört, denn zum einen mag ich das Genre sehr und außerdem sprühen die Geschichten dennoch wieder von Neil Gaimans Fantasie und seiner Verflechtung mit allerlei Mythen und Sagen.

    In der afrikanischen Steppe werden wir gewahr, dass unser Dream keineswegs immer der Gute und Gerechte sein muss, sondern auch selbst nicht von Eitelkeit verschont bleibt. Der größere Storybogen um die kleine Rose Walker, die mit ihrer Mutter nach England, die alte Heimat kommt um mit Unity Kinkaid einen ganz besonderen Menschen kennenzulernen ist einfach wunderschön geschrieben, durchaus auch creepy, aber auch sehr berührend und coolen Gimmicks wie Gaimans Variante der drei Nornen gespickt. Nebenbei erfahren wir auch wie es läuft, wenn sich in der Traumwelt nicht alle an die Regeln des Sandmanns halten, da kann der nämlich auch mächtig böse werden!

    Ganz besonders gut hat mir die Geschichte über eine ganz besondere, über mehrere Jahrhunderte andauernde Freundschaft gefallen. All die schönen Seitenhiebe und Anspielungen, die grandiosen Gespräche zwischen den Beiden, hach das hätte ich mir noch viele Seiten mehr gewünscht! Richtig krass wird es dann beim Kongress der Sammler, und nein, die sammeln keine Comics. Das würde meines Erachtens ein richtiges gutes Drehbuch für einen makabren Serienkiller-Horror-Flic hergeben.

    Was kann ich sonst noch zu dem Band sagen? Traumwirbel sind eine spannende Sache, von der ich zuvor noch nie gehört hatte, Fiddlers Green ist ein äußerst cooler Charakter (und bevor jemand fragt, die Band gleichen Namens mag ich auch), grundsätzlich bin ich eher ein Hundemensch, aber die Katzenstory hat eine famose Atmo, unter Anderen darf zwischendrin auch Kelley Jones mal an den Zeichenstift, dessen Artwork ich sehr mag und der Band selbst ist mit Vorwort, Einleitung, Nachwort und einigen Bonusseiten in Schwarz/Weiß schön ausgestattet. Gelungene Veröffentlichung, ganz toll erzählte Geschichten, auch wenn ich im direkten Vergleich Band 1 knapp vorne sehe.

    8,5/10



    Sweet Tooth – Band 6: Wilde Jagd



    Hach, bei Finalbänden finde ich es immer voll schwer was zu schreiben, weil ich da möglichst auch kleine Spoiler vermeiden möchte, deshalb diesmal wieder recht kurz und eher allgemein gehalten. Eins kann ich gleich sagen, Jeff Lemire ist der perfekte Abschluss einer ganz tollen Story gelungen. Der Finalband hebt das Gesamtwerk für meine Begriffe nochmal eine ganze stufe höher. Wie bereits erwähnt erkannte ich in der gesamten Story viele Genretypische Zutaten, die vor allem durch Lemires äußerst einfühlsamen und persönlichen Erzählstil aus der Masse vergleichbarer Szenarien hervorstechen. Der sechste Band bildet da keine Ausnahme, nur, dass es diesmal noch eine Ecke mehr, und vor allem auch recht brutale Action geboten wird und die offenen Fragen betreffend Sweet Tooth‘ Vergangenheit aufgelöst werden, ach ja und Lemire schafft es mit Eishockey wenigstens am Rande eines seiner Lieblingsthemen mit unterzubringen. Nate Powell macht als Gastzeichner für die Flashbackszenen ebenfalls eine enorm gute Figur!

    Das letzte Heft ist dann schließlich der absolute Knaller. Die Legendenbildung hat mich irgendwie an Mad Max 2 & 3 oder auch an Waterworld erinnert, aber was da sonst noch alles zusammenkommt und wie sich alle aufgestauten Gefühle schließlich lösen, das mich wirklich schwer beeindruckt, inklusive Gänsehaut und ein paar verdrückten Tränchen.

    10/10 was der Reihe im Schnitt bei mir eine knappe 9/10 beschert. Danke für die tolle Zeit an Jeff und Vertigo!



    Lincoln – 4. Weg vom Fenster



    Im einen Moment noch die Staatsgewalt in Person, zugegeben, mit einem leichten Hang zur Korruption, im nächsten schon an der Kette des Arbeitstrupps mit den schicken gestreiften Klamotten. Ja, so kann’s gehen, vor allem wenn man Lincoln heißt und ein echtes Problem damit hat sich aus Schwierigkeiten raus zu halten. OK, eigentlich springt der selbstsüchtige Kotzbrocken ja immer Kopf voraus mitten rein. Aber hey, dafür lieben wir ihn ja! Vor allem hilft so ein Fitnessprogramm im schwarz/gelben Strampler nebst passender Diät auch dabei die überschüssigen Pfunde schnell wieder los zu werden, die man sich hinterm Schreibtisch in der großen Stadt angefuttert hat.

    Wieder ein schöner Funny-Western mit tollen Charakteren, allerdings für mich mit ein paar Lachern weniger als die Bände zuvor und im Gegenzug sind die Gewaltspitzen an ein oder zwei Stellen für meine Begriffe ein wenig over the top um wirklich noch lustig zu sein. Die schmale Gratwanderung zwischen Witz, irgendwo zwischen intelligent und respektlos, und ernstem Hintergrund mit philosophischen Anklängen hat diesmal also nicht ganz hingehauen. Spaß gemacht hat’s dennoch.


    6,5-7/10


    Das soll das Set für heute mal wieder gewesen sein. Demnächst muss ich schleunigst mal ein paar Zeilen zu den DC-Dark-Bänden verfassen, die ich mittlerweile gelesen habe und in meiner kleinen Reihe mit Mehrteilern in überschaubarer Länge bleibt es nach Sweet Tooth postapokalyptisch, allerdings in Franko-Belgischer Variante.

    VG, God_W.
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  10. #160
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    Zitat Zitat von kingschiggy Beitrag anzeigen
    Sweet Tooth. Ich hätte nie gedacht, dass das wird bei mir mit diesem Comic. Ein Junge mit Geweih?
    Aber dann hab ich mich überwunden, Lemires.... mhhh ...eigenwilligen Zeichenstil zu akzeptieren, habe zunächst Essex County gelesen und war fortan angefixt, seine Werke weiter zu lesen, weil die Geschichten einfach taugen.
    Tolle Lektüre, bleib dran!


    Ich wollte mich gern schon länger hier registrieren und nehme deinen Rezi-Thread zum Anlass, dir mitzuteilen, dass du mich ruinierst.
    Und ich werde nicht der Einzige sein.
    Nein, bitte versuch, weiter so zu machen und Anregungen beizusteuern. Wenn die Möglichkeit da ist. Du hast ja erkennbar auch noch ein anderes Projekt an der Backe, dass mich auch sehr begeistert.
    Die Träume von entsprechenden Räumlichkeiten existieren auch bei mir, ich hoffe, dass lässt sich irgendwann mit den familiären Umständen unter den Hut bringen.
    Wahrscheinlich flieg ich aber vorher raus, weil kein Platz mehr ist


    Ich glaube, du hast einen sehr guten Sinn für Literatur bzw. schätze ich deine Vielseitigkeit. Von Abenteuer bis Drama, Mainstream und Anspruch stellst du alles vor!


    Ich habe schon vieles gefunden, was bei mir auf den stetig wachsenden Stapel bzw. ins Regal kommt.
    Wow, danke für das dicke Lob!

    Ja, aktuell ist es echt ein wenig schwierig mit der Zeit für Rezis und jetzt sind wir erstmal 4 Tage im Kurzurlaub (bevor meine Frau am Knie operiert wird). Der Nerd Room macht echt massig Arbeit, da müsste ich auch mal Posten, was da vergangene Woche so passiert ist. Leider wird sich die Sache auch ganz schön ziehen, vor allem, weil die Fensterbauer alle ausgebucht sind und die beiden Elemente deshalb wohl frühestens Ende November eintreffen... Ganz schöner Mist.

    Hehe, den Vorwurf was die Geldbörse betrifft hab ich kürzlich schon mal gehört. Vielleicht ist wirklich was dran

    Ich weiß gar nicht, ob ich so ein gutes Gespür für Literatur habe, aber wenn das so rüber kommt freut mich das ungemein! Ich bin einfach in recht breit gefächerten Themengebieten interessiert und versuche mir da die Rosinen raus zu picken. Klar hat man nicht immer Lust auf anspruchsvollen Stoff und da sind Spawn oder Batman beispielsweise auch mal tolle Alternativen. Man schaut ja auch nicht ständig tiefdramatische Arthouse-Kost sondern auch gerne mal Stirb Langsam

    Wenn mich ein Thema allerdings mal gepackt hat, dann Füchse ich mich da auch gerne so richtig rein. Sei es Lovecraft, klassische Monster wie Dracula oder Frankenstein, aktuell Barbaren stories wie Conan, Slaine, oder jetzt im Urlaub, Corben Den. Von Mangaseite wird da noch Berserk dazustoßen.

    Prinzipiell liebe ich in allen Dingen die Vielfalt und ein gutes Historienabenteuer (im Moment liegt der nächste Alix vor mir) kann ebenso fesselnd sein wie ein psychotischer Sci-fi-Trip a la Morrisons Nameless. Wie heißt es doch immer so schön? Wer nix probiert lernt nix.
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  11. #161
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    Das freut mich, dass du noch die Zeit gefunden hast, Sweet Tooth zu beenden. Und deiner Wertung lässt sich ja entnehmen, dass es sich sehr gelohnt hat. Ich war auch schon ein wenig ergriffen auf den letzten Seiten...
    Hast du aus dem Black Hammer-Universum Doctor Star gelesen? Geht auch eigenständig ohne große Kenntnisse der Hauptserie.
    Hat mich richtig mitgenommen - tragisch, aber gerade deshalb auch sehr schön...

    Für die OP deiner Frau wünsche ich alles Gute und das du auch bitte heil bleibst bei den Umbaumassnahmen.

    Momentan bin ich durch die Geburt von Sohnemann vor 7 Wochen auch zeitlich sehr stark eingespannt und schaffe eher die Snacks, mal ein paar Seiten unterhaltsames Manga oder ein, zwei Folgen Cobra Kai - genau mein Ding als Kind dieser Zeit

    Was mir noch vergönnt war vor der Geburt (also nicht meiner) und ich auch allen Mitlesern empfehlen kann in der Mangarichtung: Die Stadt, in der es mich nicht gibt. In meinen Augen ein wahnsinnig guter Mix aus Zeitebenen, Drama, Thriller. Gibt es auch als Anime mit dem Titel Erased derzeit auf Prime.

    Die Vertigoschiene interessiert mich auch immens, bin auch jetzt erst auf Sandman gekommen, da bin ich megagespannt, deine Rezension ist ja schon sehr viel versprechend. Fables habe ich komplett durch, da musst du auch unbedingt dran bleiben. Auch der zunehmenden Mangelzustände, was die Bände betrifft Und was ich auch nicht gefunden habe in deinen Reviews ist "Y The Last Man"... Großartig, schreit geradezu nach einer Serienadaption und sollte genau deins sein...

    Ach ja, wenn die Tage doch nur mehr Stunden hätten. Mir schwahnt auch schon wieder Übles bei Blick in den neuen Splitter... Dune, dieses toll aufgemachte Dracula... Ich werde schon wieder schwach

    Und vielleicht ergibt sich ja doch auch mal die Gelegenheit von eigenen Rezensionen... Bis dahin erfreue ich mich an deinen

  12. #162
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    Black hammer stehen die ersten 4-5 Bände hier, mit dem Lesen habe ich allerdings noch nicht gestartet. Kommt aber ganz sicher irgendwann, dann aber in passender Reading order .

    Danke! Das wird schon werden, auch wenn es vermutlich langwierig wird (sowohl die Reha, als auch der Umbau).

    Glückwunsch zum Nachwuchs! Erstes, oder habt Ihr schon welche? Unser Krümelchen ist jetzt 5, wird im Dezember 6. Einzelkind und soll voraussichtlich auch so bleiben.

    Cobra Kai wär auch was für mich, hab aber kein Netflix, nur Prime. Komm aber auch so schön nicht dazu alles zu schauen, was ich gerne möchte...

    Sandman ist ganz stark, freue mich schon auf die nächsten Bände. Bin jetzt mit dem vierten durch, habe aber keine Zeit zum Rezi schreiben...
    Die Fables habe ich fast komplett. Falls jemand Band 19 zum dreifachen Cover preis veräußern würde immer her damit! Mehr gebe ich beim besten Willen nicht aus. Und Du hast vollkommen Recht, Vertigo ist scheinbar immer einen Blick wert.

    Ja, Y the last Man hab ich auf dem Schirm, aber ich lese seit noch nichtmal zwei Jahren Comics, da waren die Hardcover schon vergriffen. Aber die Serie ist ja in Arbeit und da rechne ich parallel durchaus mit einer Neuauflage bei Panini. Vaughan habe ich ja kürzlich bei den Paper Girls sehr gefeiert und Saga stehen die ersten neun Bände auch hier.

    Dune (Ich liebe die Bücher und das komplette Franchise) und Dracula (hat man mein Fable für die klassischen Monster vielleicht schon mitbekommen) haben es beim Splitter-Katalog auch sofort auf meinen Wunschzettel geschafft. Ich seh schon, da gibt es reichlich Überschneidungen bei unserem Beuteschema...

    Ja, mach mal Rezis! Ich komm aktuell nicht dazu, lese aber sehr gerne auch welche! Nur keine falsche Scheu!
    Geändert von God_W. (05.09.2020 um 18:48 Uhr)
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  13. #163
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    Durch den Start des Nerd-Room-Baus komme ich kaum noch dazu Rezis zu schreiben, deshalb jetzt mal ein größerer Schwung, wieder in etwas kürzerer Form. Wenn die Bude im Keller fertig ist gibt es auch wieder längere Texte, aber aktuell ist das leider einfach nicht drin.

    Nuork – 1. Das schwarze Kind



    Den französischen Autor Stefan Wul, der die Novelle schrieb, welche die Vorlage für die dreibändige Albenreihe „Nuork“ lieferte, war mir bislang gänzlich unbekannt – dachte ich zumindest! Bei einer kleinen Recherche stellte sich dann doch heraus, dass der Mann mit Herrscher der Zeit und Der phantastische Planet (bei uns auch als „Der wilde Planet“ erschienen) ebenfalls die Bücher zu zwei sehr weithin bekannten Trickfilmen schrieb, an denen teilweise sogar Moebius mitwirkte. Im Sci-Fi-Genre also durchaus kein Unbekannter! Gerade „Der wilde Planet“ habe ich erst vor relativ kurzer Zeit durch eine Ausstrahlung auf arte für mich entdeckt, hat echt einen visionären Touch!

    Nuork, was Wul bereits in den 50ern als Novelle veröffentlichte, schnappte sich jetzt also Autor und Zeichner in Personalunion Olivier Vatine für seine Adaption in die Neunte Kunst. Ganz so visionär kommt der erste Band jetzt zwar nicht daher, aber wenn man bedenk wie alt die ursprüngliche Geschichte ist, und wie brandaktuell die ersten Seiten anmuten, kann man Herrn Wul ein gewisses Vorausdenken nicht absprechen.

    Zeichnerisch voll auf der Höhe zeigt und Monsieur Vatine wie wir die Erde mit unserem Giftmüll verseuchen, bringt eine optisch äußerst ansprechende Tiefseerasse mit ins Spiel, um dann einen fein bebilderten Zeitsprung zu wagen, der an Stanley Kubricks berühmten Schnitt zu Beginn von 2001 erinnert. Schwupps, befinden wir uns in einer fernen Zukunft, wie fern bleibt unklar, die eher wie die Steinzeit anmutet. Haben wir es also geschafft alles zu ruinieren und uns zu naturverbundenem Stammesleben zurückzuentwickeln – vielleicht nicht das Schlechteste? Hier beginnt unser gemeinsames Abenteuer mit dem schwarzen Kind, welches in seinem Stamm bislang einen recht schweren Stand hatte, aber das soll sich bald ändern…

    Toller, wenn auch nicht überragender Start in schicken Bildern, mit ein wenig Mystik, schönem, wenn auch nicht komplett neuem, Worldbuilding und vom All-Verlag in einem schick gestalteten Album mit ordentlich Bonusmaterial untergebracht.

    7,5/10


    Schatten auf dem Grab – Richard Corben



    Und direkt wieder beim All-Verlag gelandet. Warum habe ich den äußerst sympathischen Laden eigentlich so lange nicht, oder nur kaum wahrgenommen? Egal, jetzt bin ich ja dabei! Die 290 Seiten starke Gesamtausgabe von Großmeister Richard Corbens „Schatten auf dem Grab“ ist den Jungs auf jeden Fall äußerst gut gelungen! In gruselig plastischem Schwarz/Weiß brennt Corben mal wieder ein Feuerwerk von 24 bösen, gruseligen, lustigen und trashigen Pulp-Geschichten ab. Ein Fest für die Sinne möchte ich sagen, sofern man mit Horror, Monstern und schwarzem Humor (und der ein oder anderen üppigen Oberweite) auch nur entfernt etwas anfangen kann. Ergänzend gibt es dann noch einen Schwung Einseiter, eine farbige Cover-Galerie und – weil durch den neuen, fetten Band des Taschen-Verlags gerade der Verlag EC-Comics wieder in aller Munde ist – einem launigen Vorwort von Mike Shields, nach dessen Auffassung diese Storysammlung Corbens Vorliebe für ebendiesen Verlag deutlich wiederspiegelt. Also liebe Fans von EC-Comics: Greift zu!

    8,5/10


    Nuork – 2. Die Stadt



    Schon auf dem Cover wird deutlich klar, wo denn eigentlich der Titel der Serie herkommt. Auf den ersten Seiten wird mit dem Aufeinandertreffen der Tiefseewesen und dem Stamm des schwarzen Kindes gleich einen Gang hoch geschaltet und die weitere Odyssee des Jungen in die Stadt ist ein wahres Abenteuer. Dazu kommen allseits beliebte Genre-Zutaten wie Roboter, Hologramme und anderer Zukunftskram, aber auch spannende Wendungen durch die Einführung neuer Charaktere. Gefällt mir richtig gut und macht vor allem auch optisch ordentlich was her! Die Tiefseewesen erinnern mich an den deutlich später erschienenen „Die lebende Tote“, einfach ein grandioses Design! Dazu gibt es erneut schönes Bonusmaterial, diesmal hauptsächlich zur Entstehung des Covers.

    8/10


    Sláine 7 – Die Hexenkönigin



    Also gemeinhin wird ja „Der gehörnte Gott“, das Opus Magnum von Zeichner Simon Beasley, als die beste Sláine-Story hochgejubelt. Klar, die grandiosen Bilder in Verbindung mit Pat Mills intelligenter, stets etwas „strange“ anmutender Schreibe und der rohen Kraft, die sowohl Text als auch Bilder heraufbeschwören lassen diesen Ruf auch bei mir mehr als gerecht erscheinen. So ging ich also mit zurückgeschraubten Erwartungen an den Folgeband „Die Hexenkönigin“ und muss sagen, in meinen Augen steht dieser siebte Band der hervorragend aufgemachten Gesamtausgabe um den wilden Keltenkönig dem Vorgänger in Nichts nach. Selbst das Artwork fällt im Vergleich zum äußerst starken Bisley-Part nicht wirklich ab, es lohnt sich also unbedingt weiter dran zu bleiben!

    9/10


    Nuork – Band 3/3



    Ach wie cool! Ich liebe es ja, wenn es der letzte Band einer Reihe schafft nochmal so richtig zu überraschen. Im ganz großen Stil hat das bei Cross Cults Drifter funktioniert, aber auch der Twist bei Nuork ist nicht von schlechten Eltern und sorgt für den ein oder anderen WTF-Moment! Viel mehr will ich auch gar nicht verraten, es soll ja niemandem die Überraschung verdorben werden, aber durch diesen finalen Band wird die ganze Reihe von schön gezeichnetem, „standardmäßigen“ Endzeitrabenteuer nochmal auf ein innovativeres Level gehoben. Erinnert mich ein wenig an den freigeistigen Science Fiction wie er in den 60ern und 70ern in Filmen öfter mal zu finden war. Apropos, wann ist die Original-Novelle von Stefan Wul eigentlich erschienen?

    Auf jeden Fall ein mehr als würdiger Abschluss und schon ein wenig schade, dass die drei Alben nicht mehr Aufmerksamkeit erfahren haben, sie hätten’s absolut verdient.

    8,5/10

    Wieder mal eine kleine, in sich abgeschlossene Reihe zügig durchgezogen. Als nächster kleinerer Mehrteiler steht demnächst mal wieder ein Manga auf dem Programm. Jetzt gings aber erstmal wieder dem Horizont entgegen…


    Der alte Mann und das Meer



    Ihr wisst ja, in mehr oder weniger regelmäßigem Abstand packt mich die Sehnsucht nach Seemannsgarn, wie Ismael der Drang zur der See zu fahren. Diesmal hat mich mein Gespür zum, leider oft mit zu wenig Aufmerksamkeit beschenken, Knesebeck Verlag geführt, der ein 130 Seiten starkes Hardcover mit sogenannter Weltliteratur geschnürt hat. In charismatischen und melancholischen Bildern bringt Autor und Zeichner Thierry Murat auf wunderschöne Art und Weise Ernest Hemingways großen Klassiker als Graphic Novel zu Papier.

    Ich muss zu meiner Schande gestehen das Original noch nicht gelesen zu haben, kenne den Stoff also bislang nur von den beiden Verfilmungen, die beide wirklich sehenswert sind. Doch auch wenn Anthony Quinns Darstellung im Fernsehfilm aus den 80ern durchaus sehenswert ist, so geht für mich nichts über John Sturges‘ Variante mit Spencer Tracy als gealtertem Fischer. Den Oscargekrönten Animationsfilm von 1999 muss ich auch irgendwann mal sichten.

    Hier geht es aber jetzt um die grafische Adaption von Thierry Murat, die nicht nur toll gezeichnet, sondern auch wunderbar geschrieben ist. Wie bereits erwähnt kann ich nicht beurteilen, wie dicht der Mann dabei an der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Vorlage geblieben ist, aber für mich war das Erlebnis noch intensiver als bei beiden mir bekannten Verfilmungen. Zeichnerisch geht Herr Murat äußerst gefühlvoll vor, ohne je gefühlsduselig zu werden, bringt zu Beginn das kubanische Flair perfekt rüber und später die Einsamkeit auf hoher See in ebenso beeindruckender Weise. Der Text ist dabei erfrischend direkt und lebensbejahend, nicht unnötig schnulzig oder dramatisch, denn die Dramatik kommt von ganz alleine. Ich bin äußerst beeindruckt!

    9/10


    Batman – Jekyll & Hyde (DC Comics Graphic Novel Collection Band 124)



    In aller Kürze: Ich stehe auf klassische Filmmonster und Two-Face gehört zu meinen Favoriten, was Batmans Gegenspieler angeht. Perfekte Voraussetzungen für einen gelungenen Bat-Comic. Das Autor Paul Jenkins allerdings dermaßen tief in die (Psycho-)Horror-Trickkiste greift war für mich dann doch überraschend! Die Zeichner Jae Lee und Sean Phillips haben das Ganze dann noch ordentlich düster und creepy bebildert, ein schauriger Augenschmaus möchte ich fast sagen. Die seelische Zerrissenheit des Antagonisten perfekt herausgearbeitet, ein Band der durchaus auch mit Überraschungen aufzuwarten weiß und vor allem von Anfang bis Ende richtig spannend daherkommt. Für mich einer der sehr guten Vertreter aus der Reihe (zumindest von denen, die ich bislang gelesen habe).

    Als Bonus wartet mit „Two-Face schlägt wieder zu!“ aus Batman #81 von 1954 ein reichlich hanebüchener Vertreter der Golden Age Comics, der mit seinem ultrahohen Grad an Nonsens-Ideen eine Menge Charme versprüht und viel Spaß machen kann, darf man halt nur nicht so ernst nehmen, sondern mit einer gewissen Naivität betrachten und somit als perfekten Kontrastpunkt zur düster-brutalen Hauptgeschichte einsortieren. Passt.

    8-8,5/10

    VG, God_W.
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  14. #164
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    Sorry an alle, die gerne längere Besprechungen zu den einzelnen Bänden lesen, aber ich muss jetzt wirklich mal einen Schwung ultrakurze Shorties raushauen, sonst komme ich irgendwann überhaupt nicht mehr zu Rande. Ist natürlich ein großer Vorteil für alle, denen mein Geschwafel sowieso immer zu ausschweifend daherkommt. Davon abgesehen gibt es vom guten @LaLe ja massig ausführliche Reviews zum kompletten DC-Dark Verse, und der ist was das betrifft sowieso viel tiefer in der Materie verankert als ich. Also los geht’s…



    Phantom Stranger 1: Ein Fremder unter uns
    Der Phantom Stranger ist mir zwar im ein oder anderen Comic schon mal als Randfigur über den Weg gelaufen, aber im Großen und Ganzen blieb er für mich genau das – ein Fremder. Mit den sage und schreibe ELF Heften, die Panini in diesem fetten Band versammelt hat sollte sich das ändern, und zwar gewaltig! Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Charakter so viel zu bieten hat! Von Dan DiDio und später auch J. M. DeMatteis packend und mitreißend geschrieben und die wechselnden Zeichner machen immer zumindest einen guten, oft aber sogar einen großartigen Job! Echt starker Band! 8/10

    Animal Man 4: Zersplitterte Spezies
    Irgendwo zwischen tieftraurig, hammerhart und brutal abgedreht liefert Jeff Lemire erneut einen absoluten Top-Band ab. Die Zeichner haben sehr unterschiedliche Qualitäten, passen aber mit ihrem Stil irgendwie immer ganz gut zur Story und haben wie selbige auch ordentlich Charakter und Wiedererkennungswert. Top!
    9/10

    Animal Man 5: Evolution oder Tod!
    Was für ein Hammer Finale einer der besten Reihen aus dem New52-Dark-Verse! Jeff Lemire schafft es mal wieder mich komplett fertig zu machen. Rafael Albuquerque, der mir kürzlich schon an Neil Gaimans Studie in Smaragdgrün hervorragend gefiel macht auch hier einen prima Job, auch wenn er sich an der unabhängigen „Studie“ scheinbar etwas mehr ins Zeug gelegt hat, oder dort etwas mehr Zeit hatte. Zum Finale greift Autor Lemire sogar selbst wieder zum Zeichenstift und lässt es sich nicht nehmen seine Reihe zu einem fabulösen, äußerst ergreifenden Finale zu führen. Der bittere Beigeschmack des vermeintlichen Happy Ends macht das Ganze echt nochmal zu etwas ganz Besonderem unter der „Standard“-Heldenkost.
    9,5/10

    Swamp Thing 4: Der Sämann
    Wow, was für ein klasse Band mit so vielen Facetten, der echt so manche Überraschung für mich bereitgehalten hat und streckenweise, gerade bei der Namensgebenden Sämann-Story, ordentlich Horror-Potential von der Leine lässt. Schon der Starter in der Wüste hat mich komplett abgeholt, üben Wüsten doch eine unerklärliche Faszination auf mich auf, absolutes Highlight war für meinereiner natürlich der Whisky-Baum, und das nicht nur weil mein Hellblazer da mitmischen durfte. Das gibt noch nen fetten Bonuspunkt.
    9/10

    Swamp Thing 5: Der König ist tot
    Also ich gelange so langsam aber sicher zu der Überzeugung, dass mein guter Swampie mit Abstand die abwechslungsreichte der DC-Dark-Reihen anführt. Was hier wieder geboten wird ist für meinen persönlichen Geschmack zwar ganz knapp hinter dem Vorgänger anzusiedeln, aber dennoch weit vielfältiger als viele andere Serien. Das Finale um den Sämann ist wahrlich stark, zwischendurch wird’s geradezu sexy, dazu liebe ich starke Frauenfiguren, wo die französische Kriegerin Capucine perfekt ins Schema passt. Als uns die Story dann auch noch nach Mont-Saint-Michel, dem „Minas Tirith“ Frankreichs führt, bin ich hin und weg.
    8,5/10



    Der nächste Schwung DC-Dark-Bände ist etwas enger verzahnt, da alles in das Trinity War Event reinläuft. Zum Glück hat Lale das im Eingangspost seines Threads fein aufgedröselt, sodass wir hier alle nicht ganz blöd dastehen.

    Los geht es mit den ersten vier Heften aus Constantine 1: Der Funke und die Flamme, die ziemlich cool geschrieben, und vor allem von Renato Guedes richtig geil gezeichnet sind! Direkt im Anschluss wird am Anfang von Heft fünf darauf hingewiesen, dass Constantine und Shazam, die da gerade durch die Tür kommen direkt aus „Justice League 22“ reinstolpern. Man kann das alles ignorieren und sich nur an die Haupt-Trades halten, aber ich, als jemand der es versucht hat, sage Euch: Lasst es. Panini macht das echt gut! Man wird stets drauf hingewiesen, getriezt und gestichelt was da anderswo gerade in unserer Abwesenheit passiert ist und man verpasst, dass es einfach viel weniger Spaß macht, wenn man die „Füllhefte“ weglässt. Lieber bissl was mehr mit reingepackt, glaubt mir!

    Weiter gings also mit dem ersten Heft aus dem Trade Pandora 1: Die Quelle des Bösen. Weit ausholender, interessanter Start. Bin gespannt wo das noch hin führt. Dann direkt der nächste Wechsel zu Justice League 21: Trinity War 1/3 und dem ersten Heft aus Justice League 22: Trinity War 2/3 was mich ehrlich gesagt nur so teilweise mitreißen konnte. Mit den Standard-Charakteren der Justice League bin ich halt in der Regel nicht so unterwegs, diese Teen Titans Story hat mich eher ratlos zurückgelassen und nur die direkteren Bezüge zum Dark-Verse mit dem Phantom Stranger oder auch Superagent Frankenstein haben mir wirklich Spaß gemacht.

    Jetzt wird’s ein bisschen wild, denn es folgt Heft fünf aus Constantine 1, anschließend die Hefte 4 und 2 aus Pandora 1 (in dieser Reihenfolge), dann die zweite Hälfte aus Justice League 22, bevor wir mit Justice League 23: Trinity War 3/3 wieder einen neuen Band zur Hand nehmen, von dem wir aber auch erstmal nur die erste Hälfte lesen. Zum Schluss noch das noch ausstehende dritte Heft aus Pandora 1 und den Rest von Justice League 23. Tadaaa, fertig ist der Trinity War und der Beweis, dass ich solche aufgeblasenen, überladenen Events nicht wirklich mag. Ich steh eher auf charakterbasierte Geschichten mit fesselnden Einzelschicksalen, die zum Mitfiebern, Mitlachen oder Mitleiden einladen. Das bekommt man hier so gut wie gar nicht geboten. Positiv herausziehen kann ich, dass mir Shazam durch seinen kurzen Auftritt viel sympathischer geworden ist, denn den mochte ich zuvor nicht so wirklich (finde auch den Film nicht so doll), und das Finale echt ganz cool inszeniert wurde. Leider geht das Ganze dann auch noch fließend in das nächste Großevent „Forever Evil“ über. Ob mir das besser gefällt? Für das Trinity War Gesamtkonglomerat gibt von mir:
    5,5/10



    Forever Evil, ein weiteres, Serienübergreifendes Großevent, eine fatale Bedrohung für die ganze Welt, ein riesiges Feld an involvierten Teilnehmern und eine Superlative nach der nächsten. Mir schwant Evil, äh, Böses. Aber wenigstens müssen wir hier nicht wieder ständig hin und her switchen sondern könne die Bände nacheinander weg genießen, weshalb ich die auch wieder einzeln bewerten werde.

    Pandora 2: Herrschaft des Bösen
    Pandora selbst ist schon ein cooler Charakter, so hat sie auch dazu beigetragen das Trinity War Dingens über Durchschnitt raus zu heben. Auch dieser zweite Band weiß über weite Strecken zu gefallen, macht ihr Schlagabtausch mit Vandal Savage durch die Jahrhunderte doch echt Spaß, ihr aufeinandertreffen mit Constantine, Swampie und der Nightmare Nurse hat schon was und die Verbindung zu Question und vor allem dem Phantom Stranger ist schon cool. Letzterer und der Hellblazer sind in dem Band auch fleißig vertreten und treten in starken Stories auf. Das Artwork ist teilweise nur guter Durchschnitt, aber gerade Kudranski mag ich ziemlich gerne. Weiß insgesamt also echt z gefallen der Band!
    7/10

    Forever Evil – Herrschaft des Bösen #2
    Die Teen Titans Story bringt mir persönlich wieder nichts, aber als DC-Dark Leser ging es bei dem Heft eh mehr um die zweite Hälfte, dem JLD-Heft zum Creeper. Ja, OK. War ganz cool, aber echt nicht überragend. Die (zumindest mir) nichtssagende Teen Titans Story und das nicht wirklich berauschende Artwork tun ihr übriges.
    4/10

    Forever Evil – Herrschaft des Bösen: Sonderband 2
    Die Sonderbände der Forever Evil Reihe erzählen Einzelstories bzw. Origins zu verschiedenen Antagonisten. Für die Dark-Schiene sind deshalb nur die Sonderbände 2 und 4 relevant. Als ich das so weit mitbekommen hatte fand ich das erstmal ein bisschen blöde, wurde aber ehrlich gesagt schnell eines Besseren belehrt. Schon die erste Story über Superman-Bösewicht H’el (mit dem hab ich ja so gar nichts am Hut!) wusste mich gleich zu fesseln und gerne hätte ich da nach dem Ende des Heftes noch weiter gelesen! Die nächste, tragische Geschichte zu Killer Frost hat mir ob des geilen Settings dann sogar noch besser gefallen, Shadow Thief war ebenfalls cool, Eclipse konnte mich zumindest optisch überzeugen und Solomon Grundy bietet klassischen Old School Horror nach allseits bekannten Motiven. Insgesamt ein echt schöner Band!
    7/10

    Forever Evil – Herrschaft des Bösen: Sonderband 4
    Parasite bietet gleich einen krassen Horror-Einstieg in den Band, Zod als Origin von Supermans Nemesis fand ich leider etwas schwach, Metallo zwar ganz cool, aber zu klischeebeladen. Mit Haley Quinn hat eine meiner Lieblinge „den Karren dann wieder aus dem Dreck gezogen“, auch wenn ich die Story aus der Harley-Anthologie schon kannte. Gejubelt habe ich dann beinahe über den Dial H-Ableger Dial-E – Was für ein Riesenspaß! Die zig Zeichner waren auch total geil, und man kann über den Zeichenstil dieses Mannes sagen was man will, aber Jeff Lemire hab ich sofort erkannt. Deadshot bietet schließlich ein rundes Finale, auch wenn da nicht wirklich Überraschungen geboten werden. Insgesamt ein abwechslungsreicher Band mit einigen Highlights, wechselnd mit Durchschnittsware.
    6,5/10

    Forever Evil – Justice League Dark 4: Blight: Hexenkessel
    Forever Evil – Justice League Dark 5: Blight: Die Waffenschmiede
    Ich frühstücke die beiden fetten Bände, immerhin neun US-Hefte pro Ausgabe, mal gemeinsam ab, denn die sind so dicht beieinander, dass es sich echt nicht lohnt die zu trennen, die Story geht einfach nahtlos weiter.

    Da haben wir es wieder. Übergroße Bedrohungen rufen Teams mit stetig wechselnden Teilnehmern und allgemein eine große Anzahl von Charakteren auf den Plan, die im vorliegenden Fall von Autor J.M. DeMatteis noch nicht mal gut getroffen werden. OK, ich kenn nicht alle wirklich gut, aber Swampie wird zumeist zur Randfigur degradiert und Constantine ist, mal abgesehen von vielleicht einer Handvoll Panels, mal sowas von out of Character wie ich ihn noch nie erlebt hab. Nein, das hat mir echt keinen Spaß gemacht. Dazu fast durchweg „Einheitsbrei-Artwork“ das bestimmt handwerklich sauber gemacht ist, aber halt null Wiedererkennungswert und nur ganz ganz wenige Highlights bietet. Dafür ist gefühlt fast jede zweite Seite mit bunten Energie- oder Magieblitzen gefüllt, Effekte werden von größeren Effekten überlagert und was nicht alles. Der Hellblazer brabbelt Zaubersprüche und schießt magische Blitze aus den Händen? Oh, bitte nicht. Dabei finde ich die Grundidee mit der Waffenmaschine und deren Munition im zweiten Band gar nicht so übel, aber bei beiden Bänden weiß das grellbunte, actionüberfrachtete Finale einfach nicht zu fesseln. Wahnsinnsfetzige Bilder begleitet von langatmigen, hölzern und geschwollen wirkenden Texten. Scheinbar sind DeMatteis und Ray Fawkes kein gutes Autorenteam, zumindest nicht für meinen Geschmack. Klar gibt es auch ein paar coole Szenen oder auch ganze Hefte, die ein oder andere Idee zündet auch (zum Beispiel den Deadman im toten Sea King einzusperren), aber insgesamt empfand ich die Lektüre als sehr durchschnittlich mit einigen ärgerlichen Sachen, die es weiter runter ziehen und kleinen Highlights, die das wieder ausgleichen.
    5/10

    So weit zum aktuellen Stand bei meinem DC-Dark-Read aus der New52 Ära. Ein Wechselbad der Gefühle, vor allem zum Ende hin. Insgesamt aber doch mit deutlich mehr Licht als Schatten, wenn auch so manches mal an unerwarteter Stelle zu finden.

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  15. #165
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    Geht doch.
    [SIGPIC][/SIGPIC]

  16. #166
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  17. #167
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    Auf zum nächsten Stapel Shorties. Der startet wie versprochen mit dem ersten Band meines nächsten Mehrteilers, den ich in Angriff genommen habe.


    Lady Snowblood 1 – Kind der Rache



    Meine Frau hatte kürzlich Lust mal wieder einen kleinen Rewatch von Tarantinos Kill Bill durchzuziehen. War mal wieder ein enorm cooles Erlebnis und, da ich schon länger wusste, dass der gute Quentin sich teilweise von Lady Snowblood hat inspirieren lassen, bekam ich richtig Lust den Manga, der schon sein geraumer Zeit auf meinem Lese-K2 sein Dasein fristet, endlich in Angriff zu nehmen.

    Hammerharte, absolut fesselnd inszenierte Rachestory wie sie purer kaum sein kann. Wann hat man schon jemals davon gehört, dass ein Kind extra gezeugt wurde, nur um von klein auf darauf hintrainiert zu werden um Rache für das Unrecht zu nehmen, welches ihrer Mutter zuteilwurde? Voller Tragik, Dramatik, äußerst blutig und dennoch wunderschön präsentiert uns Carlsen in diesem ersten von drei Bänden die ersten neun Kapitel des von Meister Kazuo Koike geschriebenen Meisterwerks. Die Zeichnungen von Kazuo Kamimura passen ebenfalls perfekt zu dem brutalen Werk mit erotischem Touch.
    9/10


    Sandman Deluxe 3: Die Zeit des Nebels



    Zurück in der Welt des Traummeisters, wo dieser dritte Band nach einer schönen Einleitung von Sci-Fi- und Horror-Autor Harlan Ellison mit einer Variation von Shakespeares „Sommernachtstraum“ absolut hochkarätig beginnt. Spannende Variation mit tollen Figuren, auch wenn meine Lieblingsadaption weiterhin Michael Hoffmans Film mit Kevin Kline und „Catwoman“ Michelle Pfeiffer bleibt. Ja, den mag nicht jeder, ich find den toll.

    Mit „Fassade“ geht es mal wieder richtig horrormäßig weiter, und zwar Horror wie ich ihn am liebsten mag, mit einem Touch Tragik. Zum Ende darf sich meine liebgewonnene Death von ihrer besten Seite zeigen. Nach einem interessanten kleinen Familientreffen der besonderen Art startet der „Zeit des Nebels“ das Hauptstück dieses dritten Bandes. Es ist schön zu erfahren, dass selbst Dream nicht unfehlbar ist und, wenn auch nach sehr langer Zeit, für seine Fehler geradestehen muss, oder wenigstens versucht diese wieder gut zu machen. Was sein Besuch in Hölle, der zum Geraderücken vergangener Fehlbarkeiten notwendig ist, für einen Rattenschwanz an Schwierigkeiten und Verflechtungen nach sich zieht, davon handeln diese sieben Hefte, die erzählerisch für mich leider zu den schwächsten bislang gehören.

    Klar, das ist jammern auf äußerst hohem Niveau, wird doch wieder ein Füllhorn an Phantastischen Ideen und faszinierenden Welten vor mir ausgegossen. Dennoch empfinde ich alles als ein wenig sprunghaft und unstrukturiert erzählt, manchmal etwas steif und krampfig wirkend, insgesamt unrund und nicht zielführend genug. All diese Empfindungen bleiben recht wage und lassen sich von mir nicht wirklich greifen, oder an bestimmten Punkten festmachen, es ist einfach ein allgemeines Gefühl, und die sind nun mal wichtig, gerade beim Sandman. Aber hey, dafür gab es einen starken Einstieg, die 22 Seiten Bonusmaterial wissen zu gefallen und wirklich schlecht war der Hauptteil ja auch nicht.
    7/10


    Lady Snowblood 2 – Karma



    Band zwei steht dem grandiosen Erstling in nichts nach. Der gnadenlose Rachefeldzug geht auch in den letzten sieben Kapiteln, die in diesem Band versammelt sind, äußerst einfallsreich, spannend und blutig weiter. Rein sexuell gesehen geht es sogar noch deutlich expliziter zur Sache als im Erstling, ist also deutlich an Erwachsene gerichtet. Doch schafft es Lady Snowblood ihre Familie zu rächen, und wenn ja, hat ihre Existenz darüber hinaus überhaupt noch eine Bedeutung? Was soll sie mit ihrem Leben anfangen? Ist sie ein selbstbestimmter Mensch mit dem Recht auf ein freies und erfülltes Leben, oder ist sie dazu verdammt lediglich als tödliches Rachewerkzeug zu dienen?

    Große Fragen, in einem großartigen Werk, dass hier zu einem fulminanten Abschluss kommt. Abschluss? Aber da gibt es doch einen dritten Band! Ja, dazu dann mehr in der nächsten Rezi. Hier möchte ich nur nochmals anmerken – und nein, ich werde dessen nicht müde – dass es eine Schande für die deutsche Mangalandschaft ist, dass Großmeister Kazuo Koikes Opus Magnum, Lone Wolf & Cub bei uns nur noch in Teilen und zu völlig überzogenen Preisen zu erstehen ist. Der Mann ist eine internationale Legende und von seinen drei größten Werken, Lone Wolf & Cub, Crying Freeman und Lady Snowblood ist lediglich das Kürzeste bei uns verfügbar, Carlsen sei Dank. Die beiden anderen Großtaten des Meisters wurden seit über 10 Jahren nicht mehr neu bei uns aufgelegt, wo doch gerade sein Todestag im vergangenen Jahr ein Anstoß hätte sein müssen sein Lebenswerk zu ehren und adäquate Neuauflagen seiner beiden Hauptwerke zu uns zu bringen! Also, Manga Cult, Carlsen, Schreiber & Leser, Reprodukt und wie Ihr Manga-Verleger da draußen auch alle heißt: Fasst Euch ein Herz und haut endlich mal einen raus! In einer zeitgemäßen Deluxe-Ausgabe würden neben neuen Kunden bestimmt auch einige Alt-Fans nochmal zugreifen!
    9/10


    Durango Gesamtausgabe 4



    – Band 10: Die Beute der Schakale



    Ach, was ist das immer wieder schön! Schon die Anfangsszene am Brunnen, in der Durango mit einem Trupp zwielichtiger Typen, die eine indianische Frau bedrängen, kurzen Prozess macht würde jedem Eastwood- oder Django-Streifen zur Ehre gereichen. Allerdings macht er den Fehler einen der Jungs entkommen zu lassen. Der petzt natürlich umgehend, und wenn man einem Ring von Menschenhändlern in die Quere kommt kann schnell ein böses Ende nehmen, auch wenn man Durango heißt! Oder ist da vielleicht jemand, der unserem wortkargen Helden zur Seite stehen könnte?
    8,5/10


    – Band 11: Colorado & Band 12: Die Erbin



    Was für ein episch angelegter, großartiger Zweiteiler, ich meine sogar der Beste bislang! Natürlich sind die Motive und Charaktere die Swolfs einsetzt und aufstellt wieder weithin bekannt, aber nichtsdestotrotz weiß die Story von Beginn an zu fesseln und auf dem Weg zum Showdown erwarten uns neben grandiosen Landschaftsbildern auch schöne Frauen, beißende Ungerechtigkeit, abgrundtief schlechte Menschen, unverbesserliche Idealisten, politische Verwicklungen, spannende Shootouts und sogar ein wenig Spionageflair. Ein fettes Rundumsorglospaket mit hochdramatischen Entwicklungen und ich meine dem bislang höchsten Bodycount. Das Einzige was man der Story vorwerfen könnte ist über weite Strecken eine gewisse Vorhersehbarkeit, aber das ist wirklich nur ein winziger Wermutstropfen auf dem heißen Stein. Ach ja, und hatte ich die wundervollen Bilder schon erwähnt?
    9,5/10

    Insgesamt unter all den fabelhaften Bänden der Durango Gesamtausgabe in meinen Augen der bislang beste, und das soll schon was heißen! Was freue ich mich auf die fünfte Ausgabe, die seit kurzem auf meinem Lese-K2 eingetroffen ist.


    Lady Snowblood 3 – Auferstehung



    Da war die Geschichte um die wunderschöne Rächerin doch eigentlich längst beendet. „Eigentlich“? Das Wort, das ganze Sätze zerstört? Genau das! Denn diese Fortsetzung des in den Jahren 1972/73 entstandenen Hauptwerkes wurde erst im Jahre 2006 in japanischen Archiven gefunden und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Keine Ahnung, wann genau Koike und Kamimura diese Fortsetzung erdachten, aber ein gewisser Bruch zu den beiden Vorgängern ist schon deutlich zu verspüren. So ist auch in der Geschichte einige Zeit den Ereignissen in den ersten beiden Bänden vergangen und die Lady ist mittlerweile Gymnastiklehrerin an einer angesehenen Schule.

    Dass ausgerechnet diese Schwedische Gymnastik den Aufhänger der Story bietet mag für uns Westler vielleicht erstmal etwas befremdlich daherkommen, im Grunde werden die politischen Verwicklungen des damaligen Japan aber sehr gut dargelegt und so auch diese spezielle Brisanz deutlich gemacht, sodass auch wir es zu einem gewissen Grad nachvollziehen können. Ob es jetzt tatsächlich darum geht die Jugend mit westlichen Einflüssen zu manipulieren, oder doch eine Unterwanderung des Regimes auf diesem undurchsichtigen Wege eingeleitet werden soll, wird letztlich nicht abschließend geklärt. Der spannendere Plot war für mich eigentlich der um die Killerin, der es trotz aller ehrbaren Versuche letztlich nicht gelingen kann ihre gewalttätige Vergangenheit hinter sich zu lassen und der große Showdown hat wahrlich etwas episches und ich hätte gerne noch mehr von dem wunderschönen Racheengel gelesen.

    Also ja, schon etwas schwächer als die beiden Hauptbände, aber weit entfernt davon schlecht oder gar langweilig zu sein! Für alle Fans von Rache- oder Schwertkampfmanga ist die Reihe ein Must have, für Kill Bill Liebhaber ebenso. Noch dazu bietet Carlsen alle drei zusammen in einem hübschen Verbund mit Pappumrandung an, da kommt gar nicht erst in Versuchung nur die ersten beiden zu kaufen.
    7/10

    Wieder ein Mehrteiler beendet, in Bälde folgen zwei kleine Doppel zu einem der klassischsten aller Gruselgestalten aus Film und Horror-Literatur sowie zum berühmtesten Meeressäuger in der Literatur.


    Batman – Legenden des Dunklen Ritters: Gothic



    An anderer Stelle hat kürzlich jemand einen Thread über Autoren und ihr Schaffen aufgemacht. Da war auch Grant Morrison dabei, und um wenigstens ein wenig mitreden zu können, wollte ich auf die Schnelle noch ein Werk von ihm lesen. Gothic lag auf meinem Lese-K2 und ist eine Batman-Story, die man problemlos losgelöst von anderen Werken lesen kann, ein One-Shot der für sich alleine steht und in meinen Augen äußerst gelungen ist!

    Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass es hier alles andere als zimperlich zugeht. Blutig, brutal, finster und äußerst stimmungsvoll kommt „Gothic“ daher. Die Serienkillerhatz um den gruseligen Mörder, der sich nach und nach die Bosse aus Gothams Unterwelt vornimmt führt Batman zurück bis in die Vergangenheit seines eigenen Vaters und bringt so manch psychologisches Spielchen auf den Plan. Dazu verwebt Autor Grant Morrison allerlei Reminiszenzen an filmische und literarische Klassiker. Das Artwork, welches der Deutsche Klaus Janson beisteuert, macht dem Titel alle Ehre und schafft eine düstere, bedrohliche und beunruhigende Stimmung und ja, auch die ein oder andere Kirche wird gekonnt in Szene gesetzt. Ein kleines Juwel unter den „selbstständigen“ Bat-Stories.
    8,5/10

    Ich muss mich bald mal an einen richtigen Batman-Morrison-Run ran wagen, hab da schon einiges an Material zusammengetragen.

    VG, God_W.
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  18. #168
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Ohne jetzt die Neuauflage der Lady zu kennen, gab es noch einen Extraband mit Ryoichi Ikegami als Zeichner (Kommt aber auch nicht an die ersten beiden ran)
    Geändert von #churchi (15.09.2020 um 21:50 Uhr)

  19. #169
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    Oh, OK, werde ich mal Ausschau halten.
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  20. #170
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    Keine Müdigkeit vorschützen und gleich weiter zum nächsten Set. Genau wie bei Morrison war auch Warren Ellis Teil eines dieser Autoren-Threads. Jetzt habe ich den Transmetropolitan zwar komplett ungelesen hier stehen, aber auf die Schnelle wollte ich den natürlich nicht dazwischenschieben. Zum Glück hat einer meiner aktuellen Lieblingsverlage da gleich einen ganzen Schwung im Angebot und da ich ein großer Verehrer der klassischen Universal-Monster, und von Frankenstein im Besonderen bin, hatte ich da rein zufällig auch was auf dem Lese-K2:


    Frankensteins Schoß



    Der Band gehört zu Warren Ellis‘ Gedankenexperiment „Apparat“, in dem er versucht Comics bzw. Graphic Novels in einem Abenteuer- oder auch Gruselstil zu schreiben, wie sich die Neunte Kunst seiner Meinung nach entwickelt hätte, wenn die Erfindung von Superhelden niemals stattgefunden hätte. Eine äußerst faszinierende Ausgangsprämisse wie ich finde.

    Ich fand das 52 Seiten starke Heft im Prestige-Format echt toll, bin ich doch bekennender Fan des Original-Werkes von Mary Wollstonecraft Shelley und hier in wundervoll stimmungsvollen Bildern erleben zu dürfen, wie sie von Ihrer späteren Schöpfung als „Tourguide“ eine Führung ganz besonderer Art bekommt hat echt was. Ich kann das Werk bedenkenlos empfehlen und nur nochmal auf das wunderschöne Artwork von Marek Oleksicki hinweisen.

    Ellis‘ Versuch den Mythos um das Monster in eine von Mrs. Shelleys realen Reisen einzubinden, hat sie doch zu Lebzeiten mehrere recht erfolgreiche Reiseberichte verfasst, hätte für mich astrein funktioniert und eine perfekte Symbiose zwischen Schauermär und Wirklichkeit geknüpft – tja, wenn da nicht der (wie immer) äußerst versierte und scharfsinnige Übersetzer dazwischen gegrätscht wäre um Ellis Konglomerat an Zusammenhängen im wieder mal äußerst informativen und sauber recherchierten Glossar zu zerpflücken. Aber hey, Spaß gemacht hat’s dennoch.
    8/10

    Die weiteren „Apparat“-Bände werde ich mir wohl auch noch holen, Captain Swing und die elektrischen Piraten von Cindery Island habe ich mir ebenso auf den Wunschzettel gepackt (verdammt schade, dass das Hardcover hier nicht mehr verfügbar ist) und sollte ich diese Sachen von Ellis allesamt als gut befinden werde ich mir, als Liebhaber der VÖs des Dantes-Verlages, auch sicher noch Narben holen und, wenn mein Lese-K2 wirklich mal signifikant kleiner werden sollte, auch mal in Gravel reinschnuppern.



    Moby Dick – Illustrierte Klassiker: Die spannendsten Geschichten der Weltliteratur



    Wo wir gerade bei großen Klassikern sind, da gehört mein liebstes Seemannsgarn ganz vorne mit dazu. So freute ich mich umso mehr, eine weitere Adaption von Herman Melvilles Moby-Dick (ja, korrekt wird der mit Bindestrich geschrieben) zu finden, die ich bislang noch nicht kannte, noch dazu in einem limitierten Hardcover von Hethke, meins hat die Nummer 144 von 666 Exemplaren.

    Ehrlich gesagt bin ich mit nahezu null Erwartungen an den Band ran gegangen, aber auch wenn ich die Kleidung der Protagonisten und das Interieur als zu modern beurteilen würde, so versprühen die etwas unterkühlt wirkenden Bilder mit dem Schreibmaschinen-Lettering doch einen gewissen Charme. Noch dazu wurden auf den lediglich 50 Seiten überraschenderweise doch die meisten wichtigen Szenen der Geschichte untergebracht, sogar Starbucks Zweifel und Versuchung den eigenen Captain zu richten um Schiff und Crew vor der Verdammnis zu retten. Wer hätte es gedacht? Dazu gibt es als Bonus sogar noch eine Infoseite über den Autor der Romanvorlage. Nonplusultra bleibt aber immer noch die Adaption von Christophe Chabouté (bei Egmont erschienen).
    6/10



    Frankenstein – Ein Pop-Up-Buch



    Na, da schließt sich ja wieder ein kleiner Kreis. Gerade eine Moby-Dick Adaption rezensiert, jetzt kommt mein zweites Pop-Up-Buch. War doch mein Erstes eine Bearbeitung von Moby-Dick, ebenfalls von Sam Ita, und ebenso im Knesebeck Verlag erschienen. War ich beim letzten mal schon fasziniert vom Ideenreichtum und der kreativen, überraschenden Effekte im Buch (Highlight war, als der Wal während des Umblätterns unter der Pequod abgetaucht ist), so steht der brutalere und düsterere Frankenstein-Band dem in nichts nach. Schon auf der ersten Seite konnte mich das Buch fesseln, durfte ich doch live dabei sein, wie zuerst der Blitz in die Zinnen des düsteren, in finsteren Bergen gelegenen Schlosses einschlug, und im Anschluss die Kreatur des fehlgeleiteten Wissenschaftlers spektakulär zu neuem Leben erwachte!

    Klar, die Erzählung ist wieder recht simpel gehalten und beschränkt sich auf wenige Kernmomente der Vorlage und die Zeichnungen sind nicht die allergrößte Kunst, aber es ist doch immer wieder faszinierend die Mechanismen zu bedienen und zu bestaunen. Aufgrund der Brutalität ist das Buch allerdings für kleine Kinder nur bedingt geeignet.
    9/10 (Als Pop-Up Buch zum Entdecken für Erwachsene und Kinder)
    3,5/10 (Als Comic-Adaption von Mary Shelleys Frankenstein)



    Moby Duck – Lustiges Taschenbuch Nr. 467



    Da haben wir ihn also, den Übeltäter! Über zwei Jahrzehnte habe ich keine Duck- oder Micky Maus-Geschichte mehr gelesen – und dann kam das LTB467. Klar, das das kam jetzt nicht erst vor Kurzem raus, aber ich bin halt erst kürzlich darauf aufmerksam geworden. Eine Moby-Dick Adaption? Muss ich haben! Gerade wo ich Literaturbearbeitungen der Enten schon immer gerne mochte, war doch „Der Magische Ring“ (Variation der Nibelungensage) als Kind mein liebstes Lustiges Taschenbuch.

    Wie man es von den LTBs gewohnt ist, sind in dem Büchlein mehrere Geschichten versammelt, hier immerhin zehn Stück, und die Jagd auf den weißen Wal bildet lediglich das Kernstück des Bandes. Neben dem ein oder anderen lustigen Ein- oder Zweiseiter gibt es zum Start eine wunderbar einfallsreiche Dagobert-Story über einen Glückspilz, der durch eine Mischung aus Mathematik, Logik, Statistik und Empirie die wahnwitzigsten Dinge er- und überlebt. Es folgt eine Micky-Story über einen sagenumwobenen Film, eine Hollywood-Legende wie sie im Buche steht. Die Location auf der grünen Insel trägt ebenfalls zur Sagenbildung bei.

    Alsbald ist es dann so weit und mit den recht ungewöhnlichen Worten „Nein, ich heiße nicht Ismael“ beginnt Donalds (Deckname Ismael) abenteuerliche Reise an Bord der Pikuod, einem Walfangschiff unter der Knute des knallharten Kapitäns Quachab! Viel will gar nicht über die Fülle an Ideen verlieren, die hier in die Adaption meines Lieblingsbuches eingeflossen sind, nur so viel, es ist beeindruckend, superlustig, macht einen riesen Spaß UND ist wunderschön gezeichnet! Es ist wirklich schade, dass diese Story, die optisch wirklich weit über alle anderen in dem Band herausragt, der deutschen Leserschaft nicht in einem größeren Format zugänglich gemacht wird. In Frankreich gibt es das gute Stück im Albenformat, wie ich kürzlich erfahren habe. Aber das ist wirklich nur eine kleine Kritik.

    Danach geht’s wieder aufs Festland nach Entenhausen, wo uns eine typische Rivalitäts-Story zwischen Gustav Gans und seinem glücklosen Vetter Donald erwartet. Spaßig aber vorhersehbar, bevor mit „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ein weiteres kleines Highlight wartet. Die Geschichte selbst gehört zu meinen Lieblingsbüchern von Jules Verne, war es doch der erste Roman von ihm den ich gelesen habe, damals noch in einer Jugendadaption. Später habe ich die Lektüre der ungekürzten Fassung nachgeholt und war nicht minder begeistert. Klar sieht Mickys und Goofys Ausflug ins Innere unseres blauen Planeten dann gänzlich anders aus, macht aber ebenfalls ungemein viel Freude zu lesen und weckt richtiges Abenteuerfeeling.

    In „Harte Heldenschule“ bekommt Phantomias einen ganzen Schwung ungewollte Lehrlinge an den Hals, um die er sich kümmern muss und abschließend versucht Onkel Dagobert sich mit allen Tricks und Kniffen um die Steuernachzahlung zu drücken, die ihm der Bürgermeister von Entenhausen aufbrummen möchte, um die Stadtkasse auszugleichen.

    Hach! Was hat das einen Spaß gemacht und Kindheitserinnerungen geweckt! Ja, ich bin oftmals schnell für etwas zu begeistern, aber diese Begeisterung hält für gewöhnlich auch an - immerhin begann ich vor ziemlich genau zwei Jahren mich für Spawn (und Comics allgemein) zu begeistern und hey, hier bin ich noch immer - Aber dieser erste Ausflug nach Entenhausen seit meinen Kindertagen hat da echt was gezündet. Umgehend begann ich mich in der Community über wichtige Veröffentlichungen, Zeichner etc… zu informieren und stellte fest, dass aktuell ein sehr guter Zeitpunkt für einen Einstieg in Disney-Comics ist. Die Don Rosa Library ist gerade gestartet (habe mir direkt die ersten beiden Bände im Schuber gesichert), die Carl Barks Collection ist zwar ausverkauft, das Material wird aber preiswert gerade in den „Lustiges Taschenbuch Classic Edition“-Ausgaben neu aufgelegt und mit der für Jahresende angekündigten „Floyd Gottfredson Library“ ist die dritte Legende der Disney-Truppe zugänglich.

    Dazu kommt für mich als Freund von Literaturbearbeitungen in Kürze ein Schuber mit vier Bänden zu Literatur Bestsellern, der nur ganz wenige Dopplungen mit den drei Hardcover-Bänden aus der „Entenhausener Weltbibliothek“ aufweist. Weitere Kindheitserinnerungen werde ich mit diversen Weihnachtsbänden befriedigen und der ein oder andere Themenband aus den „Enthologien“ hat auch schon den Weg auf den Wunschzettel gefunden. Ach ja, und da es im TV aktuell nur diese unsäglich hässlichen, modernen DuckTales zu sehen gibt bin ich am Überlegen für Krümelchen Disney+ zu abonnieren (nur für Krümelchen versteht sich ). Ich meine DuckTales, Chip & Chap, die Gummibärenbande… das kann man einem Kind doch nicht vorenthalten.

    Da sieht man mal, was EIN lustiges Taschenbuch alles anrichten kann…
    8/10


    VG, God_W.
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  21. #171
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    Jetzt wo der gute Kal-L an anderer Stelle schon beim ersten „Savage Sword of Conan“-Omnibus angekommen ist muss ich auch mal in die Pötte kommen und ein paar Zeilen zum dritten Omnibus der regulären Reihe hierlassen.


    Conan der Barbar – Classic Collection Band 3



    Mit 836 Seiten Barbaren-Abenteuer hat Panini uns da wieder ein fettes Paket geschnürt. Ich als Leser der Geschichten von Robert E. Howard, und scheinbar auch ganz viele Fans in der Community, haben sehnsüchtig auf diesen dritten Band gewartet, denn hier steht endlich ihr großer Auftritt bevor! Die Rede ist natürlich von Bêlit, der Königin der schwarzen Küste, war sie es doch, die als erste Frau Conans Herz im Sturm eroberte. Oder hat Autor Roy Thomas da etwas zu viel in Howards Story hineininterpretiert? Aber dazu später mehr. Beschäftigen wir uns eingangs erstmal kurz mit den Rahmenbedingungen dieser dritten Ausgabe einer Reihe, die mich trotz meiner bisherigen Bewertungen von sieben und acht Punkten stärker begeistern kann als viele andere.

    Das liegt sicherlich daran, dass kaum jemand zu hoffen wagte, dass Panini Deutschland das Experiment wagen würde solch „altes“ Material in fetten Omnibus-Ausgaben, die ja preislich naturgemäß recht heftig zu Buche schlagen, hierzulande zu veröffentlichen. Noch weniger hätten vermutlich mit einem solchen Erfolg gerechnet, vielleicht nicht mal Panini selbst? Aber scheinbar war es endlich mal Zeit für diese Veröffentlichungsform, denn neben den drei neben Conan, zu dem uns kürzlich mit dem ersten „Savage Sword of Conan“-Omnibus bereits der vierte Band um den wilden Recken beglückte, stehen mit der „Gruft von Dracula“ und dem „Werwolf by Night“ auch klassische Monster auf dem Programm, Batman hat mit der Schwarz-Weiss Collection seinen ersten Omnibus erhalten und weitere Ausgaben in dem mächtigen Format wurden bereits angeteasert.

    Da ist es doch umso erfreulicher, dass Panini die anfänglichen Qualitätsproblemchen, zum Beispiel mit den in meiner Rezi zum ersten „Conan der Barbar Classic Collection“-Band erwähnten kleineren Knicken oder Wellen in den Seiten, mittlerweile in den Griff bekommen zu haben scheint. Ist von diesen kleinen Makeln in meinem Band dieser dritten Ausgabe doch kaum noch etwas zu erkennen und bei den, mit über 1.000 bzw. 916 Seiten Seiten sogar noch dickeren Brechern, „Savage Sword of Conan 1“ und „Batman Schwarz-Weiss“ keine Spur mehr zu finden. Gute Nachrichten wie ich finde und ich hoffe, dass uns in der Form noch viele tolle Veröffentlichungen ins Haus stehen. Ich denke da z.B. an Grant Morrisons Animal Man, seine Doom Patrol, Frank Millers Arbeiten an DareDevil, Walter Simonsons legendären Thor-Run usw… Weitere Conan-Bände sowie Ausgaben zu den klassischen Universal-Monstern wurden ja bereits angekündigt. Was freue ich mich über diese Entwicklung!

    Jetzt aber zurück zur „Conan der Barbar Classic Collection 3“, die neben 36(!) Ausgaben Conan natürlich auch mit massig Bonusmaterial bestückt ist. Das umfangreiche und informative Vorwort von Autor Roy Thomas ist dabei wieder das Herzstück, wobei es Sinn macht, zumindest wenn man die Geschichten noch nicht kennt und sich nicht spoilern möchte, dieses häppchenweise zu genießen. Es beginnt mit einem allgemeinen Teil und anschließend geht Roy, ebenso wie bei den im Anhang befindlichen Vorworten zu früheren Veröffentlichungen, spezifisch auf Hefte und Storyabschnitte ein. Ich bin mit den ersten paar Absätzen des Vorworts gestartet und habe dann immer im Wechsel erst ein paar Hefte gelesen und im Anschluss den Zugehörigen Abschnitt in der Einleitung sowie die Texte in den Anhängen dazu. So hat man immer die Infos zum gerade gelesenen Material und man „muss“ nicht die geballte Ladung „Roys Geschwafel“ am Stück lesen.


    Übersicht über die enthaltenen Hefte.


    In Howards Originalstory „Die Königin der schwarzen Küste“ werden wir mitten ins Geschehen geworfen und erleben gleich zu Beginn eine Fülle abenteuerlicher Ereignisse, bevor Conan auf Bêlit trifft. Da Roy Thomas‘ Variante der Conan-Erzählungen aber den Anspruch hat eine, mehr oder weniger, durchgehende, in sich schlüssige Chronik um den größten aller Barbaren aufzubauen, hat es sich der Autor nicht nehmen lassen eine äußerst stimmige Hinführung zu den Ereignissen in „Königin der schwarzen Küste“ zu verfassen. Dafür bediente er sich bei Robert Howards Kull-Story „Der Altar und der Skorpion“, die in der Kull-Ausgabe des Festa Verlags für deutschsprachige Leser zugänglich ist. Andere Abenteuergeschichten des Autors auf Conan umzumünzen hat ja bislang schon häufiger prima funktioniert, so auch hier, denn die Geschichte ist spannend, macht Spaß und nicht zuletzt wird, neben Wiederbegegnungen mit alten Bekannten, mit der Stiertänzerin Tara ein neuer Nebencharakter eingeführt, der mir persönlich extrem gut gefällt und viel Freude bereitet hat.

    So wurde der Weg nach Messantia, dem Hafen von Argos bereitet, denn dort setzt Howards Story um Bêlit ein. Bis es so weit kommt gehen auf der Reise dort hin allerdings noch fünf weitere Hefte ins Land. Die vergehen allerdings wie im Fluge, denn wie immer stehen allerlei Monster und Dämonen im Weg unseres Helden, die aus den verschiedensten Gründen bezwungen werden wollen. Der klassische „Monster of the Week“-Charme wird hier durch die Begleiter Conans und das am Ende stehende Ziel durch einen dünnen, roten Faden ergänzt, der dem Ganzen eine gewisse Beständigkeit verleiht. Dazu John Buscemas Artwork, was soll da schon schief gehen?

    Dann ist es endlich so weit, Conan steht als Zeuge in der Hafenstadt Argos vor Gericht. Nachdem er den hohen Herren in aller Form gesagt hat, was er von der „zivilisierten“ Welt so hält (eine der besten Szenen in Howards Original-Stories), und ganz nebenbei den Richter gemeuchelt hat, prescht er jetzt auf einem gestohlenen Hengst in wilder Flucht durch die Straßen, um nach einem gewagten Sprung auf einem Handelsschiff zu landen, welches seinen Weg an der schwarzen Küste entlang sucht. Wie heißt es so schön? The Rest is History. Es dauert nicht lange, bis der Cimmerier auf die unbändige Piratin mit dem klangvollen Namen trifft, und genauso leidenschaftlich wie der erste Kampf, den Conan an Deck der Tigerin, Bêlits Schiff, austrägt, so brennend entflammt auch die Leidenschaft zwischen den beiden kämpferischen Seelen.

    Fortan ziehen die beiden als Paar über die Meere, Flüsse und Ländereien des hyborischen Zeitalters. Bêlits eingeschworenes Ziel ist es ihren Thron zurückzuerobern, der ihr einst geraubt wurde, denn Roy Thomas hat einen Satz aus Howards Vorlage genommen und daraus eine recht stimmige Herkunftsgeschichte der Kriegerprinzessin gebastelt. Insgesamt ist es für Howard-Leser aber sicher erstaunlich, dass sich die Gemeinsame Zeit der Beiden fortan bis zu Heft Nr. 83 erstreckt, wo diese Ausgabe dann von der normalen Heftreihe übergeht in „King Size Conan“, in denen zum Ende des Bandes die Adaption von „Im Zeichen des Phönix“, der ersten jemals veröffentlichten Conan-Geschichte folgt.

    Bis zu diesem Zeitpunkt sind aber bereits 25 Hefte mit insgesamt über 500 Seiten an Material ins Land gegangen, die Bêlit und Conan, trotz einiger kleiner Unterbrechungen, Mehr oder weniger gemeinsam bestritten. Das ist insofern verwunderlich, dass die Vorlage von R.E.H. doch gerade mal 50 Seiten Zählt und Bêlits an deren Ende auch noch das Zeitliche segnet. Was war also geschehen? Klar, die „Königin der schwarzen Küste“ ist ein äußerst beliebter und auch faszinierender Charakter, in Conans Vita gibt es massig weiße Flecke, also leere Stellen. Was lag für Autor Roy Thomas da näher, als die Abenteuer der Beiden weiter auszubauen? Das tat er teilweise mit eigenen Geschichten, teils wurden aber auch wieder andere Abenteuer- oder Gruselstorys Robert Ervin Howards zu Conan-Stories umgemünzt. Eine wie immer sehr detaillierte und aufschlussreiche Liste diesbezüglich hat der Gute Kain an dieser Stelle wieder zusammengetragen:
    Conan der Barbar Classic Collection 3 – Bezüge zu Originalstories von Robert E. Howard


    Eine Auswahl an aktuell verfügbaren Büchern, die Originalstorys von Robert E. Howard enthalten, welche in diesem Omnibus adaptiert wurden.


    Zu Anfang war ich natürlich froh, dass Conan wieder einen so starken weiblichen Konterpart an seiner Seite hat. Die Adaption der Howard-Story ist dann auch recht gut gelungen, obwohl sich Thomas natürlich einige Freiheiten nehmen musste um den weiteren Storyverlauf vorzubereiten. Aber auch die nachfolgenden Geschichten machen reichlich Spaß, bieten Action und Abenteuer mit einem Hauch Mystik oder Magie, wie man es am liebsten hat. Der afrikanische Style und die Dschungelwelten bringen ordentlich Abwechslung zu den bisherigen Settings und die Geschichten um Amra, Roys „Tarzan-Version“, und wie Conan zu dessen Namen kam, ist ein wunderbares Highlight für mich.

    Dennoch finde ich, dass man die Zeit mit Bêlit zu langgezogen hat. Meiner Meinung nach wurde ihr Charakter mit der Zeit im Vergleich zur Vorlage zu stark verändert, und das nicht unbedingt zum Positiven hin, und ab der Mitte wird es teilweise echt ermüdend mit ihr. Da bin ich dann für jede Abwechslung dankbar, zum Beispiel wenn Conan für einige Hefte alleine loszieht um einen besonderen Auftrag zu erfüllen, oder wenn Red Sonja für ein kurzes Stelldichein dazwischengrätscht. Ich weiß, viele sehen das anders, finden Conans Solo-Stories in dieser Zeit eher schwach oder gar störend, ich finde das Gegenteil ist der Fall. Aber hey, die Geschmäcker sind verschieden und ich finde es schön, dass diese Meinungen nicht nur aktuell in der Community zu finden sind, sondern sich auch in den zeitgenössischen Leserbriefen wiederfinden, die zwischen den Heften (auf Englisch) zum Besten gegeben werden. Auch da gab es scheinbar sehr viele Bêlit-Fans, aber auch einige Kritiker, denen ihr Charakter nicht exakt genug getroffen wurde, oder die sich mehr Diversität gewünscht hätten. Es gibt also durchaus Dinge, die sich auch seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht geändert haben.

    Schließlich kommen wir zu den „Giant-Size Conan“-Ausgaben, wo uns auf gut 60-Seiten die bereits vorhin erwähnte, wirklich gelungene Adaption von „The Phoenix on the Sword“, der ersten jemals veröffentlichten Conan-Story erwartet. Das ist eine kleine Kuriosität, hatte Howard die Geschichte doch ursprünglich unter dem Titel „By this Axe I rule“ für einen seiner anderen Helden, Kull von Atlantis geschrieben. Diese wurde jedoch vom Verlag abgelehnt, woraufhin er sie etwas umarbeitete und als Conan-Story veröffentlichte. Eben dieser Kull von Atlantis taucht in diesem Omnibus bereits einige 100 Seiten früher in dem großen Cross-Over zwischen Conan, Bêlit, Red Sonja und eben Kull auf. Ein Brückenschlag über Heldengeschichten und Jahrhunderte.


    Zum Abschluss erwartet uns noch die Bearbeitung der Story „The Crawler in the Mist“, getuscht von Neal Adams und seinen Crusty Bunkers, für die damalige Hörspielausgabe, welche ein Stein des Anstoßes zwischen Roy Thomas und Neal Adams wurde, aber das könnt Ihr in den ausführlichen Kommentaren gerne selbst nachlesen. Im ebenfalls enthaltenen FOOM-Magazin gibt es unter Anderem ein ausführliches Interview mit Roy (in dem leider mal wieder sehr viel Zeug steht, was wir mittlerweile schon wissen) und abgesehen von ganz vielen weiteren (teilweise wieder doppelten und dreifachen) Infos erwartet uns im äußerst üppigen Bonusmaterial auch wieder wunderschöne Zeichenkunst, ob als fertige Cover von Sonderausgaben, oder als Originalzeichnungen in verschiedenen Stadien der Fertigstellung.

    Insgesamt wieder ein ganz toller Band der alles bietet, was das fantasiebegeisterte Abenteuerherz begehrt, von der Produktionsqualität über den beiden Vorgängern steht, und wieder mehr an Zusatzmaterial bündelt, als sich selbst der interessierteste Fan wünschen kann.

    8/10

    So, das waren meine 2 Cents zu dem Band, diesmal wieder etwas umfangreicher, weil ich ein wenig schlechtes Gewissen hatte, da meine Zeilen zu Band 2 so kurz gefasst waren. Die nächsten Rezis werden aber wieder Shorties, denn der Rezi-Stapel ist einfach noch viel zu hoch.

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (20.09.2020 um 11:03 Uhr)
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  22. #172
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    Besser spät als nie doch noch ein paar Zeilen zustande bekommen…


    Prinz Eisenherz Band 6 - Jahrgang 1947/1948



    Alles läuft mal wieder irgendwie unrund? Nichts klappt so richtig wie es soll? Ihr habt viel Stress, sei es in Beruf, Familie oder in Vereinen? Ihr müsstet dringend mal wieder abschalten, einfach runter kommen? Der Welt entfliehen, ohne gleich in den Urlaub zu fahren oder dergleichen? Ganz einfach: Schnappt Euch den nächsten Band von Prinz Eisenherz! Das schafft Abstand, lässt einen innerlich total zur Ruhe kommen und in diese wunderschön gezeichnete Welt voller toll erzählter Geschichten und liebevoll gestalteter Charaktere eintauchen.

    Natürlich gibt es auch hier viel Spannendes zu entdecken und große Abenteuer zu erleben. Gerade was Entdeckungen angeht hat dieser sechste Band Einiges zu bieten, geht es doch für Eisenherz nach der skrupellosen Entführung seiner geliebten Aleta durch den ruchlosen Wikinger Ulfrun auf eine gnadenlose Verfolgungsjagd bis in die Neue Welt. Ja, in der Wilden Landschaft Nordamerikas gilt es allerlei Prüfungen zu bestehen und sich großen Herausforderungen zu stellen. Angefangen mit dem Kampf gegen Ulfrun, über gefährliche Zusammentreffen mit den wilden Ureinwohnern, bis hin zu zum größten Abenteuer das ein Mann bestehen kann – das ist familiärer Natur.


    Wie immer ist die Lektüre ein wahrer Augenschmaus


    Ein prächtiger Band und für mich sind diese zwei Jahrgänge das bislang Beste, was ich an Eisenherz erleben durfte. Storytelling, Artwork und die grandiose Aufmachung in welcher der Bocola Verlag diese präsentiert, allesamt Beispiele für Perfektion.
    10/10



    Warren Tufts: Lance – Band 2



    Nachdem mich der sechste Eisenherz-Band ja bereits in die Neue Welt geführt hatte, also quasi den wilden Westen, lag es nahe dort noch ein Weilchen zu verbleiben. Umso besser, dass der Bocola Verlag da ebenfalls einen absoluten Hochkaräter im Programm hat. Dieser zweite Band um den integren und charakterstarken Offizier Lance St. Lorne wird neben den weiterhin grandiosen Zeichnungen jetzt auch durch hohe Erzählkunst ergänzt. Wo der erste Band zwar schon toll war, und vor allem ein Augenschmaus, aber vom Storytelling noch ein wenig holprig daherkam, so hat Warren Tufts seinen Rhythmus jetzt endgültig gefunden. Die Geschichte ist stets spannend, bietet viel Abwechslung zwischen spannenden, dramatischen, lustigen und romantischen Passagen und vor allem wachsen mir die Charaktere ans Herz, was wohl das Wichtigste ist. Selten habe ich Männerfreundschaften derart herzlich inszeniert erleben dürfen.


    Beispiele für die wunderschönen Sonntagsseiten


    Es dauert allerdings nicht lange, bis der geneigte Leser mit einer Stilistischen Änderung konfrontiert wird, die das Ganze zwar nicht schlechter macht, aber dennoch deutlich anders wirken lässt. Zusätzlich zu den Sonntagsseiten wurden ab dem 16. Januar 1957 auch Tagesstrips in Schwarz/Weiss angefertigt! Das bedeutet natürlich, dass Autor und Zeichner Warren Tufts deutlich weniger Zeit für sein Artwork zur Verfügung stand als zuvor. Er meistert diese Hürde mit Bravour und auch wenn die kleineren Panels der Tagesstrips detailärmer daherkommen, so bieten die farbigen Sonntagsseiten doch weiterhin enorme Schauwerte, der Unterschied zu vorher ist marginal möchte ich sagen.


    Beispiele für die erzählerisch tollen Dailies


    Ein besonderer Kniff ist Mr. Tufts in seiner Erzählstruktur gelungen, was nochmals verdeutlicht welchen Sprung seine Meisterschaft in dieser Disziplin vom ersten zum zweiten Band gemacht hat. So ist es doch möglich sowohl die Tagesstrips, als auch die Sonntagsseiten als große Geschichte hintereinander weg zu lesen, ohne dass es mir vorkommt als würde ich alles doppelt vorgekaut bekommen, jedoch kann man auch beide Varianten jeweils gesondert voneinander betrachten, also entweder nur die Sonntagsseiten, oder ausschließlich die S/W Tagesstreifen, ohne das Gefühl zu haben etwas Wichtiges verpasst zu haben. Probiert es ruhig aus, Ihr werdet überrascht sein! Ich freue mich schon auf Band 3.
    9/10



    Spawn: Godslayer – Der Winterkönig



    Ha! Hatte ich mir doch am Ende des ersten Godslayer-Bandes gewünscht noch mehr Zeit in der fantastischen Welt der verlorenen Inseln verbringen zu dürfen – ZACK – Wunsch erfüllt. Ganz besonderer Dank gebührt hier dem lieben Kal-L, denn ohne ihn hätte ich nicht gewusst, dass der Paperback nur die ersten sechs der insgesamt acht Hefte umfassenden Reihe enthält. Die beiden Finalausgaben findet man in den deutschen Panini-Heften #82 und #83 ! Dort sind immer zwei Spawn-Hefte aus der Hauptreihe und jeweils ein Godslayer-Heft enthalten. Da sich Panini ja seit dem Verkaufszahlen-Debakel um „Curse of the Spawn“ vehement ziert weitere Nebenreihen (neu) aufzulegen wird das in den nächsten Jahren vermutlich auch nichts mit einer Neuauflage. Wenn Ihr also Interesse habt, dann macht Euch schnellstmöglich auf die Suche und greift zu! Jetzt aber noch kurz zum Inhalt.

    Hatte mir der Erstling zwar schon gut gefallen, so mutete dieser aber doch ein Stück weit wie ein Fast-Food-Snack für zwischendurch an. Da wird auf wenigen Seiten eine enorm coole Fantasywelt geschaffen, hinter der sich eine gewaltige Mythologie erahnen lässt, und dann bekommen wir nur ein paar kleine Scheibchen davon wirklich zu Gesicht. Das war echt ein wenig schade. Das Problem können wird jetzt von Autor Brian Holguin eindrucksvoll vom Tisch gewischt. Die wuchtige, düstere Fantasy-Mär zeigt über acht Hefte viel vom mythologischen Hintergrund der Götterwelt, der Storyaufbau startet mit mehreren losen Fäden an verschiedenen Stellen der Welt Ur mit all ihren Ländereien, die allesamt eine zumindest düstere, teilweise schon verzweifelte Atmosphäre heraufbeschwören. Die Losen Enden vermag Holguin nach und nach zu prächtigen Fantasywerk zu verknüpfen. Die Story bleibt anfangs lange genug undurchsichtig und vielschichtig, um stets die Neugier wach zu halten, nach und nach werden die Charaktere etabliert, vor allem der Dieb Dromo ist eine faszinierende Gestalt, bevor hinten raus tragische und dramatische Verwicklungen, gewürzt mit einer Spur Schlachtfest, die Seiten nur geradeso dahinfliegen lassen. Die absolut herausragenden und ikonischen Bilder von Philip Tan tun ihr Übriges zu einem famosen Gesamterlebnis. Ein fantastischer Ritt und äußerst schade, dass es das dann aber wirklich war.
    8,5/10



    Der Killer: Gesamtausgabe 2



    Zurück beim unterkühlten Soziopathen, der mittlerweile gar nicht mehr ganz so eisig daherkommt wie noch zu Beginn, ist der eiskalte Killer doch mittlerweile Familienvater geworden, und sowas bringt auch den härtesten Eisblock zumindest ein Stück weit zum Tauen. Davon abgesehen hatte sich der präzise Todesbringer ja eine unbefristete Auszeit von seinem Job gegönnt. Doch wie das so ist wenn man in etwas sehr gut ist, und einmal Blut geleckt hat, man kann nicht auf Dauer ohne den Nervenkitzel leben. Was ich im Vergleich zu allzu vielen Filmen mit vergleichbarem Thema mal wirklich erfrischend finde ist, dass der Killer eben nicht von seiner Vergangenheit eingeholt, und gezwungen wird wieder einzusteigen. Nein, nach vier Jahren beschaulicher Idylle wurde es ihm einfach ein bisschen zu langweilig, und so beschloss der Liquidator von sich aus wieder geschäftstätig zu werden. Kleine Jobs, nicht allzu weit weg, nur so nebenbei – DAS lief dann allerdings doch nicht ganz so wie geplant.


    Schicke PS-Boliden und das Jetsetter-Leben gehören ebenso zum Big Business…


    Sehr schön spielt Matz hier ein ums andere mal mit der Erwartungshaltung des Lesers und schließlich bekommt man zwar fast alles was man erwartet hat, oder sich vielleicht auch nur wünschte, aber oftmals auf andere Art oder zu anderen Zeitpunkten als gedacht. Natürlich wird der Killer ab einem gewissen Zeitpunkt in Verflechtungen gezogen, aus denen er sich nicht ohne Weiteres wieder befreien kann. Zum Glück hat er aber ja auch den ein oder anderen Freund in seinem früheren Leben gefunden, wie zwielichtig dessen Herkunft auch sein mag. Dass ausgerechnet dort aber der Weg in „seriöses Geschäftsleben“ zu finden ist hätte ich mir nicht im Traum einfallen lassen.

    Ab jetzt wird es zwar deutlich unblutiger, dafür aber so richtig spannend! Die Machtpolitischen Verwicklungen mit massig Parallelen zu tatsächlichem Weltgeschehen bieten ordentlich Stoff für Reibereien. Hier kann man kritisieren, Meinungsbildung betreiben und sich auf die ein oder andere Seite Schlagen. Ganz großes Kino, welches von Jacomon auch wieder in Leinwandreifen Bildern auf die Seiten gezaubert wird! Natürlich dauert es auch nicht lange bis unser Antiheld feststellen muss, dass es in der Welt des Big Business noch kaltblütiger und gefährlicher zugeht als in seinem eigentlichen Job - und nicht selten ebenso tödlich, zumindest in den Gefilden, in denen sich der Killer und seine Freunde bewegen.


    … wie “aggressive Verandlungstaktiken”


    Jawohl, hier wird nicht nur eine Tötungsmission nach der Anderen geboten, hier entwickeln sich Story und Charaktere auf hohem Niveau weiter. Die in diesem fünften Band sind deutlich Textlastiger als die erste Gesamtausgabe, aber nicht zum Selbstzweck, sondern um eine intelligente Story glaubhaft voranzutreiben. Es ist spannend, es ist politisch, es ist äußerst sexy, geschickt konstruiert, die Gewaltspitzen sind prägnant, die Action stilsicher inszeniert. Ja, hier gibt es kaum was zu bemängeln und der Band macht ja sowas von Lust auf mehr!
    9,5/10

    Hmmm, doch wieder recht umfangreich geworden. Ich muss dringend lernen mich kürzer zu fassen.

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (24.09.2020 um 22:22 Uhr)
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  23. #173
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    Ulysses 1781 – Der Zyklop (1/2)



    Hä? Homers Odyssee spielt in Nordamerika während den Wirren des Unabhängigkeitskrieges? Kann so ein abgedrehtes Szenario wirklich funktionieren? Und wie! Ich mein, klar, dass ein Trupp wagemutiger Gesellen da ein Segelschiff auf ein Fahrgestell gepflanzt hat um somit über den Landweg schneller unterwegs zu sein, aber auch Seen und Flüsse und Fjorde zügig auf dem Seeweg bewältigt werden können, das ist ganz schön hanebüchener Blödsinn.


    Wenn man das aber einfach als gegeben hinnimmt und akzeptiert, sich auf die Story und die Bilder einlässt, dann bekommt man ein optisch grandioses Abenteuer mit kernigen Charakteren und vielen Reminiszenzen an die große Vorlage geboten. Dennoch bleibt enorm viel Eigenständigkeit erhalten, werden doch nur einige Szenen, Namen und Motive aus der griechischen Sage entliehen. Dafür wird andererseits schaurige Indianermythologie eingeflochten und der große Entdeckergeist dieser Zeiten sprüht von den Seiten. Also worauf wartet Ihr, auf in eine „Neue Welt“. Xavier Dorison schreibt echt toll und Éric Hérenguels Bilder sind ein wahrer Augenschmaus!

    8/10



    Batman: Verliebt und Verrückt (DC Comics Graphic Novel Collection Band 138)



    Zugegeben, an das Augenkrebs-Artwork von Zeichner Denys Cowan muss man sich erstmal gewöhnen, gerade wenn man zuvor so ein optisches Highlight wie „Ulysses 1781“ genießen durfte, aber irgendwie strahlt der grobe, krakelige Stil nach ein paar Seiten dann doch eine gewisse Faszination aus. Mindestens ebenso faszinierend kommt diese weitere, enorm harte und auch fesselnde Variation von Jokers Entstehungsgeschichte daher. Dafür, dass ich an den Band mal so gar keine Erwartungen hatte, ist es Autor Michael Green (was hat der denn noch so Lesenswertes gemacht?) gelungen mich absolut positiv zu überraschen! Angefangen von der ungewöhnlichen Ausgangssituation eines, ob der von Verbrechen gesäuberten Stadt, fast schon gelangweilten dunklen Ritters, über die grandios geschriebene Psychose des Clownprinzen des Verbrechens bis zu Bruce Waynes privaten Verstrickungen nebst toller weiblicher Nebenrolle. Dazu die überraschend schonungslose Härte und die starken Spannungsbögen. Top-Band, den ich sicher mal wieder zur Hand nehmen werde.

    Als Bonusstory gibt es diesmal den großen Klassiker „Jokers Fünffache Rache“, also Batman #251 , den ich sowohl in der Joker Anthologie, als auch in der Neal Adams Collection bereits bewundern durfte.
    1973 – Batman #251 Jokers fünffache Rache!
    Die Story von Dennis O’Neil ist packend, actionreich und mit tollen Nebencharakteren angereichert und das Artwork von Neal Adams ist erneut ein wahrer Augenschmaus, der für einen Comic aus den 70ern unglaublich modern daherkommt. Ein echter Hingucker mit ikonischen Splash-Pages und einem kinoreifen Unterwasserkampf gegen einen Hai, der selbst James Bond oder Lara Croft zu Ehre gereicht hätte.

    9/10



    Ulysses 1781 – Der Zyklop (2/2)



    Und schwupps, sind wir schon beim Finale des Zweiteilers angelangt, oder zumindest des ersten Zyklus. Allerdings scheint dieses Ende des ersten Zyklus gleichzeitig auch das Ende der gesamten Reihe zu sein, immerhin kam da seit März 2017 nichts nach. Schade eigentlich, denn ich war echt überrascht stimmig das ganze rüber kam! Dazu wurden neben der spannenden, stellenweise richtig gruseligen und oft enorm actionreichen Haupthandlung um den, hier ausnahmsweise mal zweiäugigen, Zyklopen auch noch wirklich fesselnde Nebenplots inklusiver starker Frauenfigur kreiert.


    Die Hauptstory wird zu einem fulminanten, runden Ende gebracht, Ich kann die Reihe also bedenkenlos empfehlen. Allerdings hätte ich schon gerne gewusst, wie es in der Heimat unseres Helden weitergeht, also schon schade, dass es mit einem zweiten Zyklus bislang leider nichts geworden ist. Aber wer weiß, es wäre ja nicht die erste Serie, die nach vielen Jahren dann doch nochmal aufgegriffen wird – ich wäre auf jeden Fall sofort wieder dabei.
    8/10

    Wer die Odyssee nach Homer mal in ihrer ganzen Pracht genießen möchte dem empfehle ich die Neuübersetzung von Kurt Steinmann, zum Beispiel in diesem schönen Band bei Manesse erschienen:


    Ich kenne ehrlich gesagt die berühmte Johann Heinrich Voß-Variante nicht, aber Steinmann soll deutlich dichter am Original sein, wenn man eine Versform-Übersetzung sucht.

    Ich habe das Ganze im Sinne des Verständnisses parallel mit der Prosa-Übersetzung von Karl Ferdinand Lempp gelesen:


    Die finde ich deutlich gelungener als z.B. Gustav Schwab oder auch Wolfgang Schadewaldt. Mehr Vergleiche habe ich nicht angestellt, aber das sollte ja auch reichen.

    VG, God_W.
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  24. #174
    Mitglied Avatar von Hahlebopp
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    Ja, das Leid mit der besten Homer-Übersetzung. Ist gar nicht so einfach, da das Richtige zu finden. Mein Favorit war bisher Roland Hampe, aber die Prosa-Übersetzung von Lempp gefällt mir ebenfalls sehr gut.
    Besitzt du auch die Ilias von Steinmann? Wäre wirklich klasse, wenn du dann mal zum Vergleich Steinmanns Übersetzung für die folgende Stelle zitieren könntest: Ilias XIV 52-56.
    Vorzugsweise auch als Kommentar unter diese (wirklich sehr hilfreiche) Rezension hier:
    https://www.amazon.de/gp/customer-re...SIN=3150107776


    Und die Batman-Rezension hat mich ja auch mal richtig neugierig gemacht. Ist mal wieder so ein Comic den ich normalerweise wohl nie in die Hand genommen hätte ... Ja, was für ein grauseliges Artwork ... zumindest auf den ersten Blick ... Hab zwar gefühlt noch 5 Meter ungelesene Batman-Comics zu liegen, aber hier musste ich dann trotzdem gleich mal zugreifen.
    Hab mich allerdings für die Panini-Variante entschieden - Batman Sonderband #16 : Joker. Ist zumindest gebraucht noch ein klein wenig günstiger zu haben, und die Zusatzstory besitze ich dann auch schon an anderer Stelle.

  25. #175
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Howdy! Ja, der Batman Band hat mich echt enorm positiv überrascht! Bin gespannt, was Du dazu sagst.

    Jup, die Ilias von Steinman hab ich auch. Checke ich heute Nachmittag mal und gebe Rückinfo. Ja, Homer und die Übersetzungen... Ich hatte den in der Schule nicht und musste mich da erstmal ordentlich einlesen, bevor ich mich entscheiden konnte. Bin mit meine endgültigen Wahl aber äußerst zufrieden!
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