Noch immer ein kleines Zeitproblem was Rezis angeht, aber zumindest kurz mal anreißen, was es zuletzt so gab. Es ging endlich los mit meinem kleinen Nordic-/Wikinger- & Grusel-/Horror-Run, mal schauen, was ich da dieses Jahr noch alles schaffe (neben den Fables und ein paar anderen Sachen). Los gings mit dem ersten von vier Bänden, auf die ich mich schon lange freue…


Northlanders 1 – Tod und Treue (Deluxe Edition)



Die Wikinger Schlachtplatte von Brian Wood, den ich kürzlich an einem jungen Conan kennenlernen durfte, weiß insgesamt gesehen auf ganzer Linie zu überzeugen. Panini bringt die ehemalige Vertigo-Reihe in vier Deluxe-Bänden und hat die Inhalte leserfreundlich zusammengestellt. Will heißen, wenn eine Geschichte um eine zentrale Figur beginnt, dann wird die auch komplett durchgezogen, auch wenn die letzten Hefte damals erst nach einer Pause erschienen sind. So versammelt dieser erste Band z.B. die Hefte #1-8, 20, 29, 35-36 und 40, und beinhaltet drei in sich abgeschlossene Geschichten, wovon die Erste ganz klar das Herzstück darstellt.


Der Zyklus um Sven, den Verräter breitet sich als wahres Epos vor uns aus. Sven von den Orkaden ist ein untypischer Wikinger, hat er doch für die Ländereien und den Ehrenkodex seiner Landsleute nicht allzu viel übrig. So hat er sich bereits in jungen Jahren aufgemacht und die Welt bereist, sich als Pirat und Söldner verdingt, im sonnigen Konstantinopel gelebt und Weib und Wein genossen. Doch eines Tages, als er mal wieder mit seinen Kumpanen ein Schiff gekapert hat, bringt ihm einer der überlebenden Feinde die Nachricht, dass sein Vater getötet wurde und sein finsterer Onkel Gorm ihm sein Erbe abspenstig machen will. Grund genug für Sven in die Heimat zurückzukehren.

Die Story um den unerwünschten Heimkehrer mit ihrem Clash der Kulturen hat wahrlich viel zu bieten und unterhält grandios. Die darauffolgende, bittere Geschichte um Dag, den ersten Nordmann, der gen Westen segelte ist zumindest optisch weit weniger roh und wild, detaillierter und feiner sind die Zeichnungen von Fiona Staples gegenüber dem Auftakt von Davide Gianfelice, die jedoch beide wie die Faust aufs Auge passen. Aber auch Becky Cloonan macht an der in Island angesiedelten Story um den alten Jon, der beim Eisangeln einen traurigen Fund macht, einen hervorragenden Job. Die Geschichte ist allgemein ein wundervoll erzähltes Kleinod. Zum Abschluss gehen wir noch mit einem Jäger auf Hirschjagd. Die Bilder von Matt Woodson bieten sicherlich das filigranste Artwork des Bandes und sind schön anzuschauen. Der Detaillierte Hirsch in der verschneiten Landschaft usw., allerdings empfand ich das für die Zwecke hier im Grunde als „zu schön“ und hat für mich eher wie ein Störfaktor gewirkt. Aber hey, das war ja nur ein Heft.


Insgesamt ein starker Start mit zwei grandiosen und zwei guten Geschichten, wobei die „nur“ guten lediglich einen kleinen Teil des Bandes ausmachen. Ich bin froher Erwartung auf Band 2, auch wenn ich sagen muss, dass es mich minimal stört, dass die Sprache relativ modern wirkt. Bei historischen Stoffen erwarte ich irgendwie eine „ältlichere“ Sprache. Gerade bei modernen Schimpfworten bringt mich das immer etwas raus.

8,5/10




Nur wieder das Ende der Welt



Für den ersten Gruselbeitrag des Runs habe ich mich mal wieder an den freundlichen Dantes-Verlag gehalten. Dort erscheint ja seit einiger Zeit, genauer seit der Studie in Smaragdgrün eine wunderbare Gaiman-Bibliothek. Neil Gaiman ist für mich erzählerisch zumeist eine sichere Bank und wenn dann noch ein Werwolf auf dem Cover prangt bin ich gehooked. Ich liebe Werwölfe in filmischer Form schon seit (zu) früher Jugend, sie sind faszinierende Wesen, bieten tollen Filmstoff und natürlich will immer jeder die beste Verwandlungsszene zu Gesicht bekommen. Kleiner interessanter Fakt: Von den klassischen Universal-Monstern ist der Werwolf das Einzige, zu dem es keine direkte literarische Vorlage gab, sondern tatsächlich abergläubische Volksmythen und Sagen die Blaupause lieferten.

Exakt an diesen ersten Schwarz-Weiss-Klassiker stellt der Band eine schöne Hommage da, auch wenn ich das zuvor nicht wusste, denn ich habe nicht mal den Klappentext gelesen, bin also komplett spoilerfrei rangegangen. Gaiman in Dantes-Qualität, da greife ich blind zu. Larry Talbot, einer der Dinge reguliert, geraderückt und seltsame Fälle klärt versucht in einer abgelegenen Kleinstadt Fuß zu fassen und gleichzeitig mit seinem Dasein als Werwolf klarzukommen.


Viel mehr will ich gar nicht spoilern, aber als nach dem bitterbösen Einstieg mit Vorstellung unseres Hauptcharakters ganz schnell klar wurde, dass diese Werwolf-Story zu 50% eine Lovecraft-Story ist hat mein Herz einen Sprung gemacht! Was für eine grandiose Mischung! Die Atmosphäre passt, das Artwork ist größtenteils gelungen, auch wenn mir die Gesichter insgesamt zu teigig wirken, auch bei den Personen, bei denen das eigentlich nicht unbedingt der Fall sein sollte. Dazu all die wundervollen Anspielungen, bei denen man sich immer freut, wenn man sie während des Lesens entdeckt, beginnend schon beim Namen des Protagonisten, all den Lovecraft-Reminiszenzen und selbst, dass man Peter Lorre kennt bringt einem ein kleines Lächeln aufs Gesicht.

Sollten dem Leser diese, oder einige der vielen weiteren Anspielungen beim Lesen durchrutschen, so leistet das Glossar von Übersetzer @JRN am Ende des Bandes wieder umfassende Abhilfe, auch über Talbots etwas seltsam anmutende Berufsbezeichnung gibt es da ein paar Zeilen zu finden. Dantes Qualität halt, da wird der Weg einfach immer bis zu Ende gegangen und ein bisschen mehr geboten als sonst wo.

8/10



Wo wir gerade bei Werwölfen sind…

Fables 18 – Stadt der Werwölfe



Der Schwarze Mann hat mittlerweile nicht nur Fabletown in ein Schattenreich verwandelt, sondern auch die Farm dem Erdboden gleich gemacht. Die Fables verstecken sich, wissen aber nicht wohin. Bigby Wolf bekommt den Auftrag eine neue Bleibe für die Überlebenden zu finden, und macht er sich auf und zieht weiter nach Westen. Als er nach einigen Wochen auf einen Wegweiser für das wohlklingende Städtchen „Story City“ stößt ist klar, dass er hier mal durch den Wald abbiegen muss, um sich die Sache genauer anzusehen. Das führt den Sheriff nicht nur in eine Stadt voller Werwölfe, sondern vor allem auch in seine Vergangenheit…


Grundsätzlich bin ich ja ein großer Fan von solchen Horror-Szenarien. Trashiger Nazi-Experiment-Weltkriegs-Flick auf der einen Seite, eine abgelegene, in sich abgeschlossene Gesellschaft, in der jeder anders Denkende gefährlich lebt auf der Anderen. Zwei viel verwendete Themen, die mich zumeist prächtig unterhalten. Auch hier sind viele gute Ansätze vorhanden, der hohe Gore-Faktor passt zum Setting und die Erhebung von Bigby zur Gottheit bringt einen weiteren Spaßfaktor rein.


Dennoch wirkt die Erzählung an sich etwas unausgegoren und ich werde das Gefühl nicht los, dass da deutlich mehr drin gewesen wäre. Irgendwie zu schleppend und über weite Strecken wenig fesselnd erzählt, dazu das Artwork von Jim Fern, welches mir bis auf ganz wenige Passagen leider gar nicht gefällt. Das geht stellenweise schon Richtung Augenkrebs, sorry. Insgesamt kein Totalausfall aber viel verschenktes Potential und für mich unschöne Optik.

6,5-7/10

VG, God_W.