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Thema: Narben (Warren Ellis & Jacen Burrows)

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    Mitglied Avatar von #churchi
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    Narben (Warren Ellis & Jacen Burrows)

    NARBEN

    Scars # 01-06 (US Avatar / 2002-2003)



    (Dantes Verlag / 2019)

    Warren Ellis & Jacen Burrows


    Ellis macht hier gleich auf den ersten Seiten klar wo die Reise hingehen soll…

    Inspektor John Cain und sein Partner Pat Amersham von der Mordkommission werden zu einem Tatort gerufen.
    Bei einer abgelegenen Lagerhalle werden sie bereist von Kollegen erwartet.

    Als sie die Halle betreten blicken sie auf ein Massaker. Es gab eine Schiesserei (oder Hinrichtung)
    und ein gutes Dutzend blutüberströmter Leichen füllen mit ihrem Gestank den Raum.



    Ein kurzer Blick zeigt das es wohl um einen Krieg unter Drogenbanden ging.
    Pässe, Flugtickets und die weiblichen Leichen deuten daraufhin das die Frauen als Kuriere dienten.

    Während der Untersuchung macht John noch eine Entdeckung. Ein Faß voller, bis auf die Knochen verbrannter Babyleichen.
    Zum schmuggeln werden tote Babies ausgeweidet, mit Drogen ausgestopft und anschliessend zugenäht.
    Während des Fluges fallen die „schlafenden“ Säuglinge nicht auf und am Zielort werden sie dann einfach entsorgt.


    Der Fall ist was für die Sitte, aber das nächste grausame Verbrechen wartet schon.
    Vor einer Geschäftsstelle eines Kinderschutzvereines werden drei Pakete auf den Bordstein abgelegt.
    Die Mitarbeiterin geht von einer Spende aus, als sie eines der Pakete öffnet macht sie einen Horrfund.
    Eine Leiche wurde zerstückelt und fein säuberlich auf die Pakete verteilt.

    Wie sich später herausstellt handelt es sich bei der Toten um ein 11 jähriges Mädchen.
    Tiffany Amber Payne verschwand auf dem nach Hauseweg vor 3 Monaten. Am hellichten Tage.
    Sie musste in den Händen ihres Peinigers über die Zeit schreckliche Qualen durchleiden und fand ihr Ende in den drei Kartons.


    Den Fall bekommen John und Pat zugewiesen. Wobei John selbst mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat.
    Bei einem Überfall wurde seine schwangere Frau erschossen und er wurde dabei auch verletzt.
    Dieses Trauma hat er nie überwunden und leidet seit dem an Psychosen.

    Ob er der richtige für so einen an die Nieren gehenden Fall ist?

    Die beiden überbringen den Eltern von Tiffany die traurige Nachricht und begraben damit die letzten Hoffnungen
    die sie seit dem verschwinden ihrer Tochter noch hatten. John schwört ihnen den Täter nicht davon kommen zu lassen.

    Die Uhr tickt. Der Mörder könnte erst auf den Geschmack gekommen sein…





    Warren Ellis greift hier ein sehr heikles Thema an und kommt dabei gleich auf den Punkt.
    NARBEN ist kein Wohlfühl Thriller, sondern möchte den Leser einen Schlag in die Magengrube verpassen.
    Hier geht es nicht um die „schönen“ Artikel die wir in den Medien präsentiert bekommen,
    sondern Ellis will einen unverstellen Blick auf die Arbeit all derer die sich tagtäglich mit dem
    Blut und dem Gestank der Scheiße herumschlagen müssen.

    Eine Freundin von mir arbeitet für das Gericht, bei ihrer Tätigkeit musste sie unter anderem auch Tatorte abfotografieren.
    Ab und an erzählt sie mir auch in von den Grauslichkeiten die sie da mitbekommen hat.
    Will nicht ins Detail gehen, aber aus diesem Blickwinkel wirkt NARBEN leider sehr realistisch.

    Jeder kennt hierzu vermutlich eine Geschichte, Ellis wird es nicht anders ergangen sein.
    Er vermengt hier reelle Vorfälle und man merkt ihm an das er hier versucht eigene Ängste zu verarbeiten.
    Seine eigene Tochter war zu der Zeit 7 Jahre alt und bei jedem neuen Artikel über
    ein verschwundenes Kind muss neben der Wut auch in den Fingern gejuckt haben.

    John Cain ist auf dern ersten Blick ein kaputter Charakter. Gegenüber den anderen Figuren ist er aber
    einer der wenigen der noch zur Empathie fähig ist.
    Die meisten Anderen sind von ihrer Arbeit schon so abgestumpft das sie nur noch einen Fall sehen,
    aber nicht mehr das es sich hierbei um eine Person mit Namen und einer Geschichte handelt.
    Abfällige und zynische Bemerkungen wirken erstmals befremdlich, sind aber nur eine Form des Selbtschutzes.
    Seelische Narben die sich über die Zeit bilden.
    In den wirkliglich guten Momenten erinnern die Polizeiarbeit und Dialoge an David Simon’s HOMICIDE
    (das Buch wurde später Grundlage für die Fernsehserie THE WIRE).

    Mit NARBEN präsentiert hier Warren Ellis ein sehr persönliches Werk, am Ende jedes Kapitels
    (bzw. Ende jedes Heftes) ist ein kurzes Essay des Autors.
    Die fand ich zum Teil interessanter als die Handlung. Mit Kapitel 5 übernimmt dann Steven Grant (u.a. PUNISHER).
    Ab hier hatte ich irgendwie das Gefühl Ellis hatte in NARBEN auch schon alles erzählt was er zu sagen hatte
    und wollte nur mehr schnell zum Ende kommen.

    Auf der künstlerischen Seite macht Jacen Burrows einen tollen Job.
    Das Artwork in verschiedenen Graustufen fängt die drückende Stimmung gut ein (Farbe wäre IMO hier sogar unpassend).
    Egal ob John in einer vollen Polizeiinspektion oder in seiner leeren Wohung sitzt, die realistischen
    und schnörkellösen Zeichnungen passen sich der Gefühlslage immer an.
    Auch bei stillen, emotionalen Szenen ist Burrows genau auf dem Punkt.

    Harter Tobak und die 18+ Empfehlung kann man hier ernst nehmen.



    Aber Achtung: Der Konsum dieser Lektüre könnte Magenschmerzen verursachen

    Leseprobe
    Geändert von #churchi (Heute um 10:33 Uhr)

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