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Thema: Captain Swing (Warren Ellis & Raulo Cáceres)

  1. #1
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Captain Swing (Warren Ellis & Raulo Cáceres)

    Der komplette Name hat nicht mal in der Titelzeile Platz...


    ...also...

    CAPTAIN SWING und die elektrischen Piraten von Cindery Island

    – Captain Swing and the Electrical Pirates of Cindery Island # 01-04 (US Avatar / 2010)



    (Dantes Verlag / 2019)

    Warren Ellis & Raulo Cáceres


    “Dies ist eine geheime Geschichte,
    Alles was ich euch erzähle ist wahr.“

    - Captain Swing


    London, 1830

    Im Zeitalter der industriellen Revolution liegt die Stärke der Londoner Metropolitan Police bei 3300 Mann.
    Die sogenannten „Bobbies“, oder „Peelers“ (die Namen kommen vom Gründer Sir Robert Peel), patrouillieren mit Schlagstöcken und Ratschen durch die Straßen.
    Die Skepsis in der Bevölkerung ist groß, die rekrutierten Peelers sind zum Teil Taugenichtse, oder einfach ständig zu besoffen für den Dienst.

    Als zweite Gruppe sind die „Bow Street Runners“ unterwegs. Sie sind dem Magistrat unterstellt und Vorläufer der Polizei.
    Vergleichbar etwa mit Kopfgeldjägern, unterliegen sie keinen Restriktionen und sind nicht besser als die Kriminellen die sie jagen.
    Ihre Zeit ist beim ablaufen und sie hassen die Bobbies…

    Ein Verbrecher treibt sein Unwesen in der Stadt. Laut Gerüchten soll er mit seinen Stiefeln meterweit springen können
    und bekommt so den Spitznamen „Spring Heeled Jack“ verpasst.



    Bei einem Einbruchsversuch werden die Bobbies auf den mysteriösen Dieb aufmerksam und nehmen die Verfolgung auf.
    Einer der Bobbies ist Charlie Gravel (keine Ahnung ob der ein Vorfahre eines gewissen Kampfmagiers ist) und schlittert
    so mitten in ein phantastisches Abenteuer.

    Spring Heeled Jack verfügt nicht nur über „elektrische“ Waffen die seiner Zeit weit voraus sind, sondern kann mit der Technik
    anscheinend auch die Schwerkraft aufheben.
    Er entzieht sich mühelos seinen Häschern und schwebt mit einem Boot über die Dächer von London davon.

    Bei einer erneuten Sichtung gelingt es Gravel das Boot zu kapern, wird aber von Jack K.O. geschlagen. Als er wieder erwacht ist er von Piraten umgeben.
    Jack hat ihm mit seinem fliegenden Schiff in sein Allerheiligstes gebracht. Zur geheimen Cindery Isle und seinem Gefolge.

    Dort enthüllt ihm Jack seine wahre Identität und versucht ihn von seiner Vision eines Utopia zu überzeugen, in dem genug Energie für Alle vorhanden ist.
    Es Treffen zwei Weltanschauungen aufeinander die am Ende gar nicht so verschieden sind.

    Eine kleine Unachtsamkeit hat allerdings einen skrupellosen Bow Street Runner auf ihre Fährte gebracht…




    Captain Swing basiert auf einer fiktiven Figur die während der sogenannten „Swing Riots“ (von 1830-1833) zu Berühmtheit kam.
    Als Folge der industriellen Revolution formierten sich aus Angst vor den sozialen Folgen Proteste der Landarbeiter, die sich gegen die Mechanisierung richtete.
    Die Wut der Leute entflammte sich an Landmaschinen und den Grundbesitzern (in D vergleichbar mir den Maschinenstürmern)
    Drohbriefe wurden an die Farmer und Gutsherren verschickt, unterzeichnet mit den Namen… „Captain Swing“.

    Ellis verwurstet nun die Figur in seiner „Uchronie“ mit einer steampunkartigen Welt.
    Sein Captain Swing ist ein Libertine und Revolutionär der von einem Utopia träumt.
    Er ist seiner Zeit voraus und versucht eine bessere Welt zu schaffen, je nach Sichtweise ist er wohl ein Terrorist (oder halt Pirat ).

    Die Geschichte ist ziemlich dicht gepackt, hätte bei dem Thema aber ruhig etwas mehr in die Tiefe gehen können.

    Der holzschnittartige Zeichenstil den Cáceres hier verwendet, transportiert die Thematik richtig klasse.
    Immer wieder wird die Story von kurzen Textpassagen, Erklärungen und alten technischen Zeichnungen von Captain Swing unterbrochen
    (ergibt übrigens eine nette Metaebene, die gewählte Schriftart ist aber gewöhnungsbedürftig).

    Am besten mal in die Leseprobe reinschauen, damit klar wird was gemeint ist

    Hätte eigentlich ganz gut in die Apparat Reihe gepasst, Cáceres war dort auch schon für „Crecy“ (und ein paar „Gravel“ Hefte) verantwortlich.

    Captain Swing war auch als limitiertes HC (inkl.sign.Print) zum Comic Festival 2019 erhältlich (das ich natürlich nirgends mehr bekommen habe )




    So, damit hätte ich jetzt tatsächliche alle Warren Ellis Titel bei Dantes besprochen, wird dann Zeit für Nachschub…
    Geändert von #churchi (29.01.2020 um 14:37 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Hier ein schöner Sketch, den mir Raulo in München in die limitierte Ausgabe gezeichnet hat. Ging Ruck Zuck, und ausgesprochen freundlich ist er auch noch.

    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  3. #3
    Mitglied Avatar von JRN
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    Und hier noch eine weitere Rezi, diesmal von dem geschätzten Kollegen Gerrit Lungershausen.

    Das ist schon die zweite Besprechung von Captain Swing auf comic.de ... und dann die wie immer feine Rezi von @churchi999 hier ... der Band scheint sich zu einem Liebling der Kritiker zu mausern ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  4. #4
    Mitglied Avatar von joe ker
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    Zitat Zitat von churchi999 Beitrag anzeigen
    Captain Swing war auch als limitiertes HC (inkl.sign.Print) zum Comic Festival 2019 erhältlich (das ich natürlich nirgends mehr bekommen habe )
    Tja da ist ein Bayer klar im Vorteil wobei wir von Österreich nicht ganz so weit entfernt liegen und man da auch mal seine Siebenmeilenstiefel anziehen kann.


    Ich muss ehrlich sagen, hab jetzt Probleme dem von Churchi noch was hinzuzufügen.

    Captain Swing kommt als kleine kurze Story daher mit starkem Lokalkolorit des frühen Londons. Das mag Ellis ja auch, fahren doch gerade die Appart Sachen in einer ähnlichen Schiene. Kurz und knapp, das ist nicht Ellis beste Arbeit, dafür reisst er die Story zu schnell runter und bleibt leider auch zu sehr an der Oberfläche und das obwohl da viel mehr möglich gewesen wäre. Swings "Tagebuch" fügt sich gut in die Story ein, ist immer ein Balance Akt den Leser mit so was nicht aus der Story zu reissen.
    Kommen wir zum Hauptmerkmal des Vierteilers, den Zeichnungen. Caceres bringt hier düstere und enorm atmosphärische Bilder aufs Papier und ist dadurch der heimliche Star des Bandes. Es gelingt ihm trotz der Düsterniss immer alles erkennbar und detaliert darzustellen. Geil!

    Is nix für die Ewigkeit und im Gesamtwerk Ellis eher eine Fußnote.
    Aber! Fußnoten werden bei Dantes ja gern gesehen (bzw gelesen) gell JNR?

    BtW: ist Charlie Gravel ein Vorfahre von William Gravel?
    "If you can't dazzle them with brilliance, baffle them with bullshit." W.C.Fields

  5. #5
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Zitat Zitat von joe ker Beitrag anzeigen
    Tja da ist ein Bayer klar im Vorteil wobei wir von Österreich nicht ganz so weit entfernt liegen und man da auch mal seine Siebenmeilenstiefel anziehen kann.
    Noch dazu von Tirol (mittlerweile Virol) Naja, wird hoffentlich ein Nächstes mal geben. Notfalls mit Ganzkörperkondom und eine Babyelefantenlänge Abstand...
    Geändert von #churchi (20.04.2020 um 10:52 Uhr)

  6. #6
    Mitglied Avatar von JRN
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    @joe ker :

    Wer sein Gehirn spazieren führen will, braucht Fußnoten.



    Mit 1000 Grüßen,
    der Verlagstausendfüßler

  7. #7
    Mitglied Avatar von JRN
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    ... ach ja: Da der Familienname "Gravel" in England nun auch nicht so häufig ist, klingt es schon verdächtig, dass gleich zwei Ellis-Helden diesen Namen tragen.

    Ansonsten weiß der Verlag zur abschließenden Frage von @joe ker derzeit ebenso wenig wie er.

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

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