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Thema: Wüstenskorpione

  1. #26
    Mitglied Avatar von cochran
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    Band 3 ist einfach klasse, und zu Recht auch in der PPM-Bestseller Liste Oktober 2022 vertreten.

  2. #27
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    Wüstenskorpione 1 (Der lange Weg nach Siwa & Piccolo Chalet)



    Das kommt mir jetzt doppelt gut zupass, denn zum einen kann ich nach der äußerst intensiven Maus etwas leichtere Kost gut vertragen und außerdem passt der Band hervorragend in meinen kleinen Pratt-Run, den ich aktuell am Laufen habe. Ohne Die Wüstenskorpione im Vergleich zur Maus jetzt abwerten zu wollen, so ist es doch die etwas abenteuerliche Seite des Krieges, die Hugo Pratt hier herauskehrt, die Tragik und emotionale Tiefe von Herr Spiegelmanns Werk wird zu keinem Zeitpunkt erreicht, war aber sicher auch nicht das Ansinnen des Autors.

    Wie angekündigt bleiben wir im zweiten Weltkrieg, wechseln aber den Schauplatz, und zwar um mehrere tausend Kilometer. Statt in Amsterdam treffen wir die Wüstenskorpione, wie sollte es anders sein, inmitten der Wüste, und zwar irgendwo westlich von Cairo. Die „Wüstenskorpione“, das ist die L.R.D.G., die Long Range Desert Group, eine zusammengewürfelte Gruppe kerniger Haudegen, die unter britischer Flagge für allerlei Sondereinsätze herangezogen werden und sogar unter ihren Feinden große Achtung genießen. Eines dieser Raubeine ist Koïnsky, ein ehemaliger Kavallerist der polnischen Armee. Er ist, wie so oft bei Pratt, kein strahlender Held, aber doch ein Mann mit einem gewissen Verständnis für Gerechtigkeit, der Typ Mensch, der tut, was eben getan werden muss, auch wenn es mal unbequem wird. Seine Geschicke verfolgen wir, wenn wir den Skorpionen in die Wüste folgen.


    Die L.R.D.G. besticht nicht durch große Personalstärke. Kleine Einsatztrupps, die tarnen und täuschen, schnell zuschlagen und sich wieder zurückziehen. Mit dieser Taktik bekommen es die harten Kerle nach dem Überfall auf einen italienischen Posttransport auf ihrem „Langen weg nach Siwa“ mit verräterischen Beduinen und italienischer Luftwaffe zu tun. Feuergefechte, Verfolgungsjagden, sogar Zugüberfälle und das Entlarven von Spionen und Deserteuren steht auf dem Programm.

    „Piccolo Chalet“ startet in Khartum am Nil, wo sich schon Charleston Heston herumtrieb, allerdings zu ganz anderen Zeiten. Im Verlauf der Schatzjäger-Story wird so Einiges klar. Zum Beispiel, dass es sich in der Nähe von Leutnant Koïnsky recht schnell stirbt, dass es ungünstig ist, wenn man, seiner Kleidung entledigt, unter der prallen Wüstensonne an Pflöcke angebunden wird und, dass die Offiziersehre keinen Schutzschild gegen die Verlockungen des Goldes darstellt. Ein etwas tragisches und wehmütiges Ende, wie es Pratt‘scher Geschichten scheinbar öfter zu eigen ist, runden die Sache ab.


    Spannende Abenteuer mit abwechslungsreichen Charakteren vor einer meiner liebsten Kulissen, der Wüste. Das Artwork ist typisch Pratt und sehr gelungen, wie ich finde. Die Wüste bietet natürlich nicht gerade viel Abwechslung, aber die Charaktere sind stimmig, die Uniformen sogar recht aufwändig und vor allem der hohe Detailgrad der Fahr- und Flugzeuge hat mich positiv überrascht! Der nächste Band darf gerne kommen.

    7,5-8/10

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  3. #28
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    Wüstenskorpione 2 (Das Fort in Danakil & Dry Martini Parlor)



    Weiter geht der wilde und etwas absonderliche Wüstenritt des Leutnant Koïnsky. Nach einer mal wieder wundervoll stimmigen Einführung, welche die äußeren Umstände ins rechte Licht rückt und worin ich meine erfahren zu haben, dass Hugo Pratt die Fahr- und Flugzeuge in den „Wüstenskorpionen“, deren Detailgrad ich in meinen Zeilen zu Band eins so hoch gelobt hatte, gar nicht selbst zeichnete, sondern dies einem Guido Fuga überließ, starten wir mit der ersten von zwei enthaltenen Geschichten, „Das Fort in Danakil“.


    Zu Beginn der Story ist Koïnsky zusammen mit Leutnant Hassan Beni Muchtar und Leutnant Akavia in luftigen Höhen unterwegs nach Debra Marcos und Mariam zu einem Treffen mit Colonel Wingate und Kaiser Haile Selassie. Das gibt Pratt die Möglichkeit mit Mario Visintini ein italienisches Flieger-As eindrucksvoll in Szene zu setzen, der zwingt unsere Truppe nämlich zur Landung und so werden die Wüstenskorpione vorerst festgesetzt. Dass Frechheit häufig siegt erkennt man an der Dreistigkeit der abenteuerlichen Flucht, auf welche das Herzstück der Erzählung folgt, denn die nächste Etappe der Reise endet im italienisch geführten Fort in Danakil. Hier packt der Autor eine vorzügliche Charakterstudie aus, in welcher der Wahnsinn des Krieges überdeutlich wird. Künstlerisch und tragisch werden wir Zeuge der surrealen Zustände bei stets bedrohlicher Atmosphäre, dazu ein Spritzer Erotik und latente Homosexualität. Ein Meisterstück möchte ich behaupten.

    „Dry Martini Parlor“ stellt dann einen Bruch in der Reihe dar. Pratt wechselt von vierreihigen Seiten zu Dreireihern, fährt im Gegenzug den Detailgrad seiner Zeichnungen aber ein Stück weit zurück. Das macht das Ganze, abgesehen von den weiterhin toll aussehenden Gerätschaften, leider nicht gerade ansehnlicher. Die im Kern wehmütige Geschichte voller unerfüllter Sehnsüchte punktet dafür mit irrwitzigen Passagen, die die Actioneinlagen zu humoristischen Einlagen wandeln, in denen der Irrsinn des Kriegsgeschehens weiter auf die Spitze getrieben wird, bevor das Ende nach einem Blick auf die See und den Gedanken an eine wunderschöne Frau wieder nachdenklich stimmt.


    Ein hervorragender Fortgang der seltsamen Abenteuer des Leutnant Koïnsky, erzählerisch packt Herr Pratt im Vergleich zum Erstling noch eine gehörige Schippe drauf, für das etwas schwächere Artwork der zweiten, kürzeren Geschichte, gibt es allerdings wieder einen kleinen Abzug. Dennoch eine Steigerung zum sowieso schon starken ersten Band.

    8,5-9/10

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  4. #29
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    Wüstenskorpione 3 (Meeresbrise)



    Der vorletzte Band meiner WW2-Woche ist zugleich die letzte Etappe mit Hugo Pratts Wüstenskorpionen. Die Geschichte der Wüstenskorpione ging zwar anschließend wohl noch weiter, diese Bände wurden aber nicht mehr von Hugo Pratt verantwortet und werden vorerst nicht von Schreiber & Leser veröffentlicht. So ist es nicht verwunderlich, dass Leutnant Koïnsky das Ziel seiner langen Reise am Ende des Bandes noch nicht erreicht hat, doch das empfinde ich persönlich nicht als schlimm, denn der Aufbruch in weitere Wirrungen des Krieges auf einer wahnwitzigen Reise, nachdem eine Etappe und ein Abenteuer beendet wurden, kann ebenso gut einen offenen Schluss darstellen, der zum Nachdenken anregt und die Sinnlosigkeit des Krieges in den Vordergrund stellt. Davon abgesehen, dass Koïnskys Reise noch nicht gänzlich abgeschlossen ist, ist wahrlich das kleinste Problem des Bandes.

    Eine der schöneren Seiten des Bandes, dennoch sind die zu langen Hälse auch hier sehr störend:


    Die Story um den weiteren Weg des Leutnants Djibuti und Dire Dawa bietet eigentlich alles was eine große Erzählung, die Fernweh weckt, benötigt. Viele Irrwege, absonderliche und charakteristische Nebenpersonen, angefangen bei den beiden Schützen aus Indochina über den irren Pffizier „Soldat Wuschel“ und die geheimnisvolle Schönheit Ghula, deren Schicksal dichter mit dem von Koïnsky verwoben wird als anfangs gedacht. Als Madame Brezza, die Füherin des beinahe schon sagenumwobenen Bordells mit dem klangvollen Namen „Meeresbrise“ auf den Plan tritt und später auch noch die tödlichen Danakil-Messerfrauen dazukommen ist eigentlich alles perfekt bereitet, um ein wirres Chaos voller absurder Momente, tragischer Augenblicke und nachdenklicher Passagen, getränkt mit Hoffnungen für die Zukunft abzuspielen.

    Hier eines der vielen Beispiele mit schlecht gezeichneten Personen und riesigen Sprechblasen:


    Leider hat das bei mir diesmal nicht so richtig zünden wollen, denn in der ersten Hälfte, auch wenn da viele Charaktere eingeführt werden, plätschert die Erzählung recht ziellos vor sich hin, im Mittelteil wird es nicht viel besser und erst im letzten Drittel kommt wirklich die Stimmung auf, die ich mir erhofft und erwartet hatte. Dazu kommt das über weite Strecken unsäglich grottige Artwork, das mich ständig rausgerissen hat. Ja, die Schiffe und Fahrzeuge sehen wieder okay aus, aber fast alles Übrige wirkt, als hätte es ein Zehnjähriger schicker zeichnen können. Seltsame, krakelige Gesichter auf überlangen Giraffenhälsen, Hintergründe, die den Ausdruck kaum verdienen und vor Faulheit strotzende Panels, die zu 80% aus Sprechblase bestehen sind an der Tagesordnung. Klar, es gibt auch Seiten, die in ihrer Gesamtheit besser gelungen sind, aber die schaffen es nicht den miesen Gesamteindruck wett zu machen. Nein Mister Pratt, das war leider nix. Eine durchschnittliche Geschichte, die erst zum Ende hin anzieht und an Flair gewinnt, gepaart mit ganz schlechtem, fast schon ärgerlichem Zeichenstil. Ein trauriges Ende für so eine schöne Reihe.

    4/10

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  5. #30
    Mitglied Avatar von Grubert
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    Ich fand das trotz der hingeschlampten Zeichnungen viel von der Prattchen Atmosphäre durchkommt. Mir hat das Album jedenfalls Spaß gemacht.

  6. #31
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    Ich fand die Geschichte bis auf das letzte Drittel leider nicht so gut, kann aber durchaus auch damit zusammenhängen, dass mich die miesen Zeichnungen oft rausgerissen und geärgert haben. So kam ich wegen dem guten letzten Drittel auf eine knapp überdurchschnittliche Geschichte (6/10) und ein Artwork, bis auf Gerätschaften, zum Davonlaufen (2/10). So komme ich auf den Mittelwert von 4. Ist aber natürlich Geschmackssache und wenn man über die Zeichnungen hinwegsehen kann hat man vielleicht deutlich mehr Freude an dem Band. Oft ist mir auch die Story wichtiger, aber hier hat mich das echt oft aus dem Lesefluss gebracht, deshalb war es leider nix für mich.
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