Das Gute, wenn man so lange braucht, um zu diesem Band zu kommen ist, dass ich die Spoiler aus dem Nachwort von The Doll schon wieder vergessen hatte - der Nachteil war, dass das auch bei den Charakterdetails der Fall war, zumindest bei den Nebencharakteren. Das trifft sich gut - diese Rolle des "Vergessens", die auch hier in Form einer Droge instrumentalisiert wird. Das "Vergessen" ist auch meine größte Furcht, weswegen die Verwendung hier persönlich besonders gelungen war bzw. die Bosheit der feindlichen Organisation besonders gut hervorgehoben hat.
Interessant war, dass Kai trotz seiner zentralen Rolle keinen aktiven Auftritt hatte, weder zu Anfang noch zu Ende - auch sein entgültiges Schicksal wird offen gelassen. Das Ende ist passend - wie auch Vincents Vergangenheit bleibt seine Zukunft ungewiss - aber zu Anfang hätte ich mir vielleicht doch ein paar schöne Momente gewünscht, bevor die Action richtig losgeht.
Was Vincents Vergangenheit angeht, hat man das Gefühl, dass mit jeder neuen Erkenntnis nicht wirklich das, was ihn ausmacht, offenbart wird, sondern eher die Antwort auf die Frage noch weiter in die Vergangenheit verdrängt wird - sicherlich ein Zeichen der kompartmentailisierten Erinnerung, die Vincent ausmacht. Am deutlichsten wird das, als wir von der Organisation erfahren, bei der Vincent gearbeitet hat, nur um kurz darauf die Information zu bekommen, dass das nur eine kurze Episode in seinem Leben darstellte und eine weitere kryptische Organisation genannt wird, auf die nicht weiter eingegangen wird. Dass von seiner Vergangenheit mit Bianchi nicht alles erzählt wird, fällt da, denke ich, auch darunter. Es wird ja im Band gesagt "Wenn er etwas als vergangen abstempeln kann, tut er das auch und das spielt dann auch keine Rolle mehr für ihn" Die Erzählstruktur dieses Bandes und des vorherigen spiegelt diese Gedankenstruktur wider, denke ich.
Als ich meine Meinung zu The Doll nochmal durchgelesen habe, ist mir wieder aufgefallen, wie zurückhaltend - fast schon prüde - die Beschreibung der Sexszenen damals waren - hier ist das definitiv nicht mehr der Fall. Nach den poetischen Umschreibungen, die in BLs häufiger vorkommen, ist es auch mal eine schöne Abwechslung, derbe und harsche Wortwahl bei einer unmissverständlichen Vergewaltigungsszene reingehauen zu bekommen~.
Was mich ein wenig enttäuscht hat, war, dass diesmal gar kein Nachwort vorkam - andererseits galt das Nachwort von The Doll eigentlich ja auch für diesen Band hier, also na ja.
Ich werde ja immer von den abwegigsten Sachen zum Recherchieren angespornt - hier war es die Aussage, dass Vincents Füller vom Metalldetektor erkannt wurde. Da habe ich mir gedacht:"Sekunde, Titan ist ja nicht ferromagnetisch - funktioniert das trotzdem?" Anscheinend schon! Das genaue Prinzip versteht ich immer noch nicht ganz, aber es funktioniert wohl echt für alle Metalle - zumindest die modernen Detektoren.
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