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    Mitglied Avatar von Zardoz
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    USS Constitution von Franck Bonnet

    Pierre-Mary Corbières verlor seinen Vater, der als Kapitän eines Handelsschiffs zur See fuhr, im Alter von sieben Jahren. Als er mit 14 Jahren den Abschluss der amerikanischen Marineschule in der Tasche hatte, ereilte ihn der nächste Schicksalsschlag. Die Großmutter, seine Bezugsperson starb. Die Mutter, eine ehemalige Prostituierte, wurde Opfer eines Verbrechens. Die Hintergründe sind unklar. Es gibt Hinweise auf seinen Onkel, der schon immer ein Interesse an seiner Mutter hatte. Wie erfahren dies alles in Rückblenden. Die eigentliche Geschichte beginnt am 15.08.1803. Unser Protagonist hat auf der USS Constitution als Fähnrich angeheuert. Zusammen mit der USS Syren, der USS Argus, der USS Nautilus und der USS Vixen ist das Flaggschiff unterwegs in das Mittelmeer, um amerikanische Handelsschiffe vor barbaresken Piraten zu schützen.


    Ihr wisst nicht, was barbareske Piraten sind? Kein Problem. Am Ende des Bandes findet ihr ein Glossar, in dem nicht nur erklärt wird, welche Staaten zur „Barberei“ gehören. Hier werden alle seemännischen Begriffe für Landratten wie mich in verständlicher Weise erläutert. Sehr hilfreich und auch höchst interessant.


    Der historische Hintergrund wird im informativen Vorwort erläutert. Die Weltlage war angespannt. Großbritannien hatte nach der französischen Revolution für amerikanische Handelsschiffe die Häfen gesperrt. Napoleon Bonaparte hatte das gleiche getan. Die junge amerikanische Nation zahlte erhebliche Summen an die heutigen Mahgrebstaaten, um zu verhindern, dass die Piraten ihre Schiffe kaperten. Der Erfolg dieser Strategie war indes überschaubar. Die Tributforderungen wurden indes immer höher, so dass der damalige Präsident Thomas Jefferson, sich entschloss, mit den Millionen lieber den Bau einer Kriegsflotte zu finanzieren. Die Situation verkomplizierte sich dadurch, dass es auch innerhalb der jeweiligen arabischen Sultanate und Dynastien Konflikte und Auseinandersetzungen gab. Alles war wenig überschaubar und gleichzeitig explosiv.


    Das Abenteuer beginnt erst so richtig ab der Mitte des Bandes, als die USS Constitution nach einem kurzen Stopp bei Gibraltar Kurs auf Tanger nimmt. Die Fahrt über den Atlantik nutzt der Autor Franck Bonnet um die Routineabläufe an Bord zu schildern und die Protagonisten vorzustellen. Gegenspieler von Pierre-Mary ist der Fähnrich Powlett, ein vorlauter, selbstgefälliger Offizier mit einigen charakterlichen Schwächen. Ein weiterer Konflikt deutet sich an. Der mysteriöse Onkel taucht wieder auf. Er ist jetzt der „amerikanische Konsul in Algier, im Exil auf Malta.“ Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass unser Held etwas verheimlicht. So vermischen sich persönliche Konflikte mit der historischen Mission. Band 1 endet dann mit einem schönen Cliffhanger, der das Interesse auf die Fortsetzung weckt.


    Soviel zum Inhalt. Hat es mir gefallen? Ja, wenn man von kleineren Schwächen absieht. Die weitgehende Wiederholung des bereits im Vorwort ausreichend geschilderten historischen Kontextes in den Erläuterungen der Erzählers auf den ersten Seiten ist überflüssig und ermüdend. Gerade am Anfang fällt es dem Autor auch ersichtlich schwer die Balance zwischen seiner fiktiven Geschichte und der Darstellung der tatsächlichen Abläufen auf einem Kriegsschiff zu finden. Was meine ich damit? Der Oberkanonier erklärt dem Fähnrich ausführlich, wieviele Männer zum Bedienen eines Geschütze erforderlich sind. Die jeweiligen Aufgaben werden dann in mehreren Panels über fast 2 Seiten gezeigt. Das ist sicherlich informativ, bringt aber die Geschichte keinen Schritt voran. Eingeleitet wird die Szene damit, dass der Kanonier seine Mannschaft vorstellt. Für einen erfahrenen Autor wie Bonnet eigentlich erstaunlich schlicht.
    Was das „Geheimniss“ betrifft, war ich zudem nicht sonderlich überrascht, um was es sich handelt. Der aufmerksame Leser wird ziemlich schnell erahnen, worum es geht. Alles in allem aber Kleinigkeiten, die niemanden davon abhalten sollten, den Band zu lesen. Wer die Seeschlachten von Finix mag oder Bruce J. Hawker oder Howard Flynn von Splitter wird über die USS Constitution nicht hinwegkommen. Teilweise kommt sogar ein Hauch „Der Wind und der Löwe“-Feeling auf, wenngleich der alte Connery-Klassiker zeitlich deutlich später spielt.


    Nur noch ein Hinweis. Die Fußnoten befinden sich am Ende des Comics und beinhalten ausführliche Erklärungen.


    Nun komme ich aber zum Wesentlichen. Die Zeichnungen. Die zum Teil übergroßen Panels, die Segelschiffe in voller Fahrt zeigen, aber auch die herrlichen Landschaftsbilder und insbesondere auch die Szenen in den arabischen Städten suchen ihresgleichen und können sich durchaus mit Vance oder Delikte messen. Nach meinem Verständnis hätte dieser Band eine Diamant-Edition verdient! Lassen wir uns überraschen. Schon aufgrund dieser grandiosen Grafik eine unbedingte Leseempfehlung.

    Die Reihe ist auf x-Bände angelegt. Ich hoffe, dass es noch viele Fortsetzungen geben wird.
    Geändert von Zardoz (21.12.2020 um 16:14 Uhr)

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