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  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Die Mauer von Mario Alberti

    Band 1: Homo Homini Lupus

    „Die Erde in der Zukunft, feindliches Klima, Kriege und Krankheiten, Massenmigration. Die Menschheit hat die Kontrolle verloren und den Planeten ruiniert, der nur noch ein Trümmerhaufen ist, auf dem die Überlebenden verzweifelt nach Schutz suchen. Salat ist einer von ihnen. Dieser Waisenjunge, ein versierter Mechaniker, hat lediglich ein Ziel: seine kleine Schwester Eva vor einer chronischen Krankheit zu retten, die sie zerfrisst. Aber Medikamente sind nach und nach von der Bildschwäche verschwunden, und es gibt nur eine Hoffnung auf Rettung: der Zugang zu ED3N.Ein technologisches Paradies, in das sich die Reichen der Vergangenheit geflüchtet haben. Im Laufe der Zeit ist ED3N zu einer Legende geworden, ausgenutzt von Schmugglern und anderen Gangstern, die in Not geratene Flüchtlinge in den sicheren Tod schicken … denn werd ED3N zu nahe kommt, kehrt nicht mehr zurück.“

    Steht auf der Rückseite des Comics. Hört sich doch cool an. Mindestens ebenso cool sehen die Seiten auf der Vorschau der Splitterhomepage aus. Der erste Eindruck: Freunde gepflegter Science Fiction kommen an dem Band nicht vorbei.

    Nach der Lektüre hat meine anfängliche Begeisterung allerdings sehr stark nachgelassen. Die Story erinnert mich eher an Friedrich März. Allerdings benötigt seine Steuererklärung einen Bierdeckel, hier passt der Inhalt auch auf eine Briefmarke. Die Geschichte hält leider nicht, was der „Ideengeber“ Antoine Charreyron relativ vollmundig ankündigt. Er spricht davon, dass Hollywood in persona von Vin Diesels Schwester Interesse bekundet hat. Von kompetenten Leuten, die begeistert waren. Die Fakten: Hollywood hat nicht geklappt. Trotz der überragenden Idee dauerte es ca. 9 Jahre bis zur Umsetzung als Comic. Nun ja. Ich würde den Inhalt so zuisammenfassen: Zwei Kinder versuchen in dieser Dystopie, ähnlich der Szenerie in Mad Max, von dem zerstörten Teil der Welt über eine trennende Mauer ins vermeintliche Paradies zu gelangen. Keine neue Idee, nicht besonders originell, aber ausbaufähig. Es kommt nur darauf an, was man daraus macht. Und das ist hier leider nicht besonders viel, jedenfalls bis jetzt. Wie war das doch gleich? „Keiner kommt zurück“? Die erste Person, die unsere Protagonisten treffen, reagiert auf den Hinweis, dass sie über die Mauer wollen, voller Entsetzen mit den Worten: „Ich gehe nicht dahin zurück“ (S. 8), während die nächste Person (S. 13) entgeistert ruft: „Auf der anderen Seite gibt es nur den Tod.“ (S. 14). Worauf die Erkenntnis beruht, wenn doch keiner zurückkehrt, bleibt offen. Die Schmuggler- oder Gangsterorganisation nennt sich B.A.S.T.A.R.D., etwa weil „das Schicksal (sie) zu Bastarden gemacht“ hat? Aber wofür steht dann die Abkürzung? Mit solchen Nebensächlichkeiten hält sich der Autor nicht auf. Man erfährt auch nicht wirklich etwas über die Protagonisten. Der Junge ist ein ausgezeichneter Mechaniker. Woher er die Fähigkeiten hat, bleibt im Dunkeln. Ist er der Bruder von Anakin? Zuviel Midi-Chlorianer im Blut? Aber wo ist sein Lichtschwert? Wer weiß es schon. Bei der Gelegenheit: Warum wird die Mauer nicht mit den Raketen geschrottet? Schon mal an einen Tunnel gedacht? Fragen über Fragen. Warum ist die Welt untergegangen? Wie lang ist die Mauer? Wie groß das Gebiet, dass sie umgibt? Ein ganzer Kontinent? Das scheint aber nicht zu den übersichtlichen Verteidigungseinrichtungen zu passen. Leider sieht man auf den Bildern immer nur enttäuschend kleine Ausschnitte der Mauer, die keine Rückschlüsse zulassen. Immerhin wird, quasi der Höhepunkt, ganz zum Schluss verraten, was sich hinter der Mauer verbirgt. Cut. Schnitt. Werbepause. Weiter geht’s in der nächsten Folge. Hat mich das Ende umgehauen? Eher nicht.


    Wie ist das Artwork? Vom Grundsatz sehr schön. Mir gefallen solche Zeichnungen. Nicht zu detailliert, immer etwas „verschwommen“. Der Stil passt zu Dystopie. Auch die vorwiegend in blassen Gelb-und Brauntönen gehaltenen Farben betonen die Trostlosigkeit des zerstörten Teils der Welt. Mario Alberti kann auch Action. Dynamik und Schnelligkeit der Kampfszenen kommen gut rüber. Ein Manko gibt es dennoch. Gerade in den Bildern vom Kampf um/an der Mauer ist es unglaublich schwer zu verstehen, was gerade konkret passiert. Ich habe zunächst weiterlesen und später zurückblättern müssen, bis ich kapiert habe, was genau dort geschehen ist. Nach meinem Verständnis ist der Grund hierfür darin zu suchen, dass Alberti entgegen der Meinung von Charreyron eben kein „Genie des Details“ (s. Einleitung, S. 3) ist und in den Kampfszenen nur sehr schwer zu erkennen ist, was dort gezeigt wird bzw. sich gerade abspielt.


    Der Band enthält am Ende noch einen kleinen Teil mit Skizzen und Entwürfen, die aber keinesfalls vor dem Lesen durchgeblättert werden sollten, weil sie den Schluss verraten.


    Fazit: Die Enttäuschung überwiegt. Hoffentlich wird Band 2 besser.

    Geändert von Zardoz (23.07.2022 um 11:29 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    @Gimli hat mich netterweise (ganz dezent über PN) darauf hingewiesen, dass ich den Namen des Bierdeckeljongleurs Merz falsch geschrieben habe. Stimmt. Ich könnte jetzt versuchen, mich unter Hinweis auf die Autokorrektur aus der Nummer herauszureden. Wäre aber glatt gelogen. Ich habe den Namen in den letzten Wochen bestimmt hunderte Male gelesen. Trotzdem habe ich nicht mehr gewusst, wie man ihn richtig schreibt. Asche über mein Haupt. Den nächsten Namen werde dann ich im Zweifel googeln.

  3. #3
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    Schade, dass sich bisher niemand geäußert hat. Ich hoffe nicht, dass es an meiner eher mäßigen Bewertung liegt. Es gibt natürlich auch andere Meinungen. So scheint der Rezensent auf comic.de sehr angetan zu sein.

    https://www.comic.de/2021/02/no-future/

  4. #4
    Mitglied Avatar von PhoneBone
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    Stand von vornherein nicht auf meiner Liste.

  5. #5
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    Liegt hier, bin aber noch nicht dazu gekommen. Ich schreibe was wenn ich durch bin.

  6. #6
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    Da mein Comic-Händler in letzter Zeit beim Abholen der bestellten Comics so traurig guckt (oder ist's die Maske?), habe ich trotz des Zardoz Warnung den ersten Band doch noch mitgenommen. Bin allerdings noch nicht dazu gekommen, allerdings offenbarte ein oberflächlicher Blick in den Comic bereits ansehnliche Bilder.
    Freue mich schon darauf, Zardoz Einschätzung komplett widerlegen zu können!

  7. #7
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    Zitat Zitat von Gimli Beitrag anzeigen
    Freue mich schon darauf, Zardoz Einschätzung komplett widerlegen zu können!
    In der Mathematik nennt man das ein "unmögliches Ereignis".

  8. #8
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Band 2: Homo Homini Deus

    Was will uns der Autor mit dem Titel sagen? Der Mensch ist des Menschen Gott? Nicht gerade originell. Das hatten wir schon bei Wells und Dr. Moreau. Nur besser.
    „Die Mauer“ und ich werden wohl keine ziemlich besten Freunde mehr. Immerhin ist die Handlung deutlich besser als noch im ersten Band. Manche Fragen werden geklärt, andere (noch) nicht. Einiges erscheint jedenfalls bis jetzt sehr wenig nachvollziehbar. Die Mauer gewinnt an zwar an Kontur. Die Konstruktion erscheint mir aber gleichwohl wenig plausibel. Ich erspare mir Einzelheiten, weil ich hier an dieser Stelle keinen Spoiler produzieren möchte. Es gibt noch ein paar weitere Ungereimtheiten, die mir die Story manchmal als nicht vollständig durchdacht erscheinen lassen.

    Das Artwork finde ich nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Wie bereits im ersten Teil machen es die Zeichnungen einem manchmal schwer, das Dargestellte zu verstehen.

    Es kommt selten vor, dass der Funke einfach nicht überspringen will. Aber die in Stil, Form und Inhalt so unterschiedlichen Science Fiction wie z. B. TERRA oder Crusaders oder Conquest, um nur die zuletzt gelesenen zu nennen, haben mir unendlich viel besser gefallen. Das Werk von Alberti lässt mich dagegen etwas ratlos zurück. Gleiches gilt für das am Ende angedruckte Interview mit Alberti und Charreyron. Letzterer hat wohl immer noch nicht ganz die Hoffnung auf eine Verfilmung bzw. Netflix (Zeichentrick-)Serie aufgegeben. Wer die von ihm selbst prognostizierten 300 Millionen Dollar an Produktionskosten aufbringen soll, ist hingegen unklar. Es wird ein Traum bleiben. In der gleichen Liga wie die Avengers spielt er jedenfalls nicht.

    Fazit: Den für Januar 2022 angekündigten Band 3 (lieferbar vermutlich schon vor Weihnachten 2021) werde ich mir noch holen, weil er wohl der Abschluss eines Zyklus sein soll. Splitter hat mittlerweile die Anzahl der Bände von ursprünglich drei auf x erhöht. Immerhin spricht dies dafür, dass der Comic ein kommerzieller Erfolg ist und meine kritische Bewertung eher eine Mindermeinung darstellt. Zu wünschen wäre es Splitter allemal.
    Geändert von Zardoz (23.07.2022 um 11:29 Uhr)

  9. #9
    Mitglied Avatar von Exterminator18
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    Diese tolle SciFi Story hat mehr Aufmerksamkeit verdient. Gesellschaftskritisch, dystopisch und spannend. Ich mag diesen etwas anderen Panelaufbau, die dreckigen Farben und die technoiden Hintergründe.

    Viele Dank auch für die interessanten und ausgiebigen Bonusinhalte in jedem Band!

  10. #10
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    Oh Gott, hätte ich mal dem Zardoz geglaubt!

    Was für eine nervige Angelegenheit! Während Band 1 und 2 in Ansätzen noch ganz ansehnlich waren, ist der dritte nur noch hingeklatscht. Sowohl inhaltlich als auch optisch. Tendenzen zur Unübersichtlichkeit und fachfremden Kolorierung gab's schon in den ersten beiden Bänden zu bestaunen, im dritten feiern Unübersichtlichkeitsarmageddon und seltsame Kolorierung Hochzeit - und die Zeichnungen wirken bisweilen wie Skizzen, bzw. erste Entwürfe. Richtig gut waren die ersten beiden Bände auch nicht, der dritte ist ziemlich scheiße. Vielleicht bin ich ungerecht, weil ich keinen Bock mehr hatte und nur noch schnell durchgeblättert habe, aber mir gingen die seltsamen und dabei unverständlichen Panel komplett auf den Geist. Bei einem Film hätte ich dem Kameramann zugebrüllt "Zoom doch mal raus!". Hätte aber auch nichts an den uninteressanten Charakteren geändert.

    Egal. Fehlkauf. Gibt genug anderen erstklassigen Stoff bei Splitter.

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