Frankensteins Monster – Classic Collection & Das Monster von Frankenstein #26



Nach den ersten beiden „Gruft von Dracula“ Omnibus-Ausgaben und dem massiven „Werewolf by Night“ Brecher wage ich mich an Frankensteins Monster, von literarischer Seite mein Liebling unter den klassischen Monstern.


Das Backcover verrät den Inhalt der vergleichsweise schlanken Omnibus-Ausgabe.


Richtig klassisch geht es auch gleich los, wenn in den Weiten des arktischen Meeres eine Schiffsbesatzung, deren Segelschiff ganz Shackleton like im Eis eingeschlossen wurde, Jagd auf Frankensteins Monster macht, welches hier vor vielen Jahren im ewigen Eis eingeschlossen wurde. Als der eisige Sarg des tiefgekühlten Hünen später, an Bord des Schiffes, so langsam vor sich hinschmilzt nimmt die unvermeidliche Katastrophe ihren Lauf.


In stimmungsvollem, düster klassischen Gruselstil beschwören die Bilder von Mike Ploog die Atmosphäre der klassischen Universal-Monster herauf. Die Erzählung ist packend, wird temporeich vorangetrieben und in Rückblenden geschickt mit dem ursprünglichen Mythos verwoben. Das Ganze beginnt also wirklich großartig, wenn man den total unsinnigen Umstand außen vor lässt, dass da einer inmitten einer stürmischen Katastrophe auf einem brennenden Schiff beginnt zu erzählen, wie sich das früher alles abgespielt hat. Aber hey, bei all den Vorzügen drücke ich da gerne ein Auge zu.


Hier nochmal der Inhalt des Bandes zum Nachlesen.


Leider ist dieser Einstieg mit ca. der ersten Handvoll Hefte aber auch ein absolutes Highlight des Bandes. Im weiteren Verlauf wechselt nicht nur das Artwork recht häufig, teils wunderschön anzuschauen, teils wirklich grenzwertig, auch die Stories bieten eine massive Berg- und Talfahrt aus schönem Gothic-Horror mit dramaturgisch emotionalem Einschlag, enorm lächerlichen Trash-Stories bis hin zu dümmlich naiven Ideen die beinahe schon zum Fremdschämen animieren. Da wird also wirklich Einiges geboten. Die schwarz-weißen Magazin-Ausgaben sind eigentlich durch die Bank lesens- und empfehlenswert, in der Regulären Reihe gibt es auch unter den Trashfest-mäßigen Ausgaben einige Perlen, die an James Bond artige Gebirgsschlachten erinnern.

Die ganzen Cross-Over sind natürlich zumeist etwas lächerlich, aber stets unterhaltsam. Zusammentreffen mit Dracula und dem Werwolf gehören natürlich schon seit den filmischen Anfängen der berühmten Monster dazu, dass Frankie jedoch ebenso auf Iron Man oder Spidey trifft, das gibt es sicherlich nur bei Marvel zu bewundern.


Ein ganz besonderes Schmankerl ist dann noch das fast schon legendäre Heft #26 der ursprünglichen Hauptreihe von Frankensteins Monster, als „Das Monster von Frankenstein“, wie die Serie in Deutschland früher hieß. Diese ist insofern ein Unikum, dass sie nicht von Marvel selbst stammt, folglich auch nicht in diesem Omnibus enthalten ist, sondern nach dem Ende der fortlaufenden Frankenstein-Reihe vom deutschen Williams-Verlag eigens in Auftrag gegeben wurde, um einen fließenden Übergang zwischen der Hauptreihe und den späteren Marvel Heften zu suggerieren. Das funktioniert überraschend gut muss ich sagen! Das Heft sieht in Sachen Artwork toll aus (italienischer Zeichner und deutscher Autor, wenn ich das richtig mitbekommen habe, aber nagelt mich nicht drauf fest), besser als so manche Ausgabe von Marvel selbst! Die Story knüpft direkt an das letzte Originalheft Frankenstein #18 an und führt sogar den dort angetriggerten Teaser perfekt fort. Die Geschichte selbst ist kurz, aber stimmig und führt zu einem Finale, welches witzigerweise nicht nur als Vorläufer zu Monsters Unleashed #2 funktioniert, welches von Williams damals im Anschluss abgedruckt wurde, sondern auch einwandfrei in Marvel Team-Up #36 mit Spidey überleitet, welches in dieser Omnibus-Ausgabe im Anschluss an Frankenstein #18 einsetzt. Ein einfallsreiches kleines Schmuckstück also, welches sich perfekt in die Reihe einfügt und schon als etwas Besonderes angesehen werden kann.


Hier das Artwork aus dem „deutschen“ Heft – Gefangen im Schloss des Schreckens


Insgesamt muss ich sagen, dass mich der starke Start des Bandes durchweg überzeugt hat, mir im Mittelteil aber zu viele schwache Hefte mit unschönem Artwork zu finden waren und der Trashfaktor manchmal doch überstrapaziert wurde. Die S/W-Ausgaben holen die Kastanien dann wieder aus dem Feuer und mit dem besonderen kleinen Übergang aus der Deutschen Nummer 26 (gesondert zu erwerben) machen die Folgehefte gleich nochmal etwas mehr Spaß, auch wenn Team-Ups, also Crossover oft nicht so mein Ding sind. Dracula finde ich gesamtheitlich gesehen besser (habe mit Band drei begonnen) und auch der Werewolf by Night hat bei mir die Nase vorn, einfach weil der trotz deutlich mehr Umfang signifikant weniger Totalausfälle bei den Einzelheften zu verzeichnen hat und streckenweise diesen schönen kleinen Soapanteil vorzuweisen. Viel Spaß hatte ich trotzdem mit Frankie.

6,5-7/10

VG, God_W.