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Thema: Catwoman von Ed Brubaker - Scharfe Krallen, eleganter Style

  1. #1
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    Catwoman von Ed Brubaker - Scharfe Krallen, eleganter Style

    Catwoman von Ed Brubaker 1



    Los geht’s mit dem ersten von drei Bänden, die den wohl stärksten Run an Catwoman beinhalten, den es bislang gegeben hat. Einen großen Teil kannte ich bereits durch einige Ausgaben der DC Graphic Novel Collection oder den Zeichner Darwyn Cooke gewidmeten Band Batman – Ego und andere Geschichten, jedoch kein Grund für mich die tollen, zumeist recht geerdeten Crime-Stories nicht nochmal in Gänze zu genießen.


    Der Inhalt des Bandes.


    „Selinas grosser Coup“ wurde als eigenständiger One-Shot (oder Graphic Novel, wie man möchte) konzipiert und bildet hier den Startschuss. Nach einem exotischen Opener wird uns hier ein astreines, spannend inszeniertes und perfekt konstruiertes Heist-Movie allererster Güte geboten. Dabei kommt der geerdete Brubaker-Style keineswegs zu kurz und die Charaktere sind zu großen Teilen sehr cool herausgearbeitet. Hervorzuheben ist dabei der etwas griesgrämige Privatschnüffler Slam Bradley.


    “Slam Bradley: Spur der Katzenfrau 1-4”
    Tadaa, Slam Bradley is in da house. Der obercoole Privatdetektiv alter Schule hat direkt noch seinen eigenen Mehrteiler bekommen. Der Clou an der Sache ist, dass die Ereignisse aus „Selinas großer Coup“ hier nochmals parallel aus der Sicht des kernigen Schnüfflers erzählt werden. Das wirkt wie aus einem Guss und ich hatte stets das Gefühl, dass Autor Ed Brubaker an der Sache sogar noch mehr Spaß hatte, als an der Hauptgeschichte. Die klassische Noire-Style Gangster/Detective Story mit lakonischem Humor und einem Hauch von Tragik ist genau Brubakers Kragenweite und trifft zu 100% meinen Geschmack.

    Von Darwyn Cooke und Cameron Stewart wurde das alles in einem echt stylischen Stil irgendwo zwischen Klassik und Noir mit kräftiger Kolorierung in Szene gesetzt. Auf den ersten Blick vielleicht gewöhnungsbedürftig, wird aber von Seite zu Seite besser und faszinierender. Hat vor allem Wiedererkennungswert!


    Die nächsten abschließenden beiden Vierteiler „Kraftlos“ und „Verkleidungen“ setzen den großartigen Run gekonnt fort, bzw. starten ihn erst so richtig, denn jetzt bekommen wir endlich mehr Einblick in Selinas „Tagesgeschäft“, ihr Viertel und die Menschen mit denen sie sich umgibt und/oder herumschlagen muss. Neben den jeweiligen Hauptstories gibt es da reihenweise stimmige Nebenplots und Charakterzeichnungen, die mal humorvoll, mal tragisch - mal actionreich, mal dramatisch daherkommen. „Kraftlos“ handelt im Kern von einem blutrünstigen Monster wider Willen, einer Serienkillerhatz und bietet einen äußerst humorvollen (schön trocken) Auftritt von Bats. „Verkleidungen“ ist ein hochspannender Polizei-Thriller rund um korrupte Cops, der seinen besten Vertretern auf der Kinoleinwand in nichts nachsteht. Zusätzlich wird darin ein größerer Antagonist, ein Drahtzieher hinter den Reihen angetriggert. Man darf gespannt sein! Der One-Shot zwischen den beiden Vierteilern, „Die Sandkorn-Theorie“, ist eine brutal starke Anti-Drogen-Geschichte, die ebenfalls bereits auf den „großen Mann“ im Hintergrund verweist. Da kommt wohl Übles auf die Katze zu.


    Was soll ich groß schreiben? Geniale Geschichten, glaubhafte Charaktere, tolles Artwork, nicht nur von Cooke, sondern auch Allred, Stewart, Rader und Burchett liefern zumeist ab, immer in einem eigenen, aber zur Katze passenden Stil. Ich steh einfach auf den Brubaker-Style. Bodenständige, düstere Crime-Stories, die auch vollkommen ohne Superhelden auskommen könnten und schlüssig in die Umgebung von Gotham City integriert wurden. Überraschend hard boiled und kaltblütig kommen die Fälle daher, verbreiten dadurch aber auch einen kühlen Realismus, der perfekt zur Szenerie passt. Mittendrin Selina im Audrey Hepburn-Stil. Passt wie die Faust aufs Auge.

    9-9,5/10

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  2. #2
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    Catwoman von Ed Brubaker 2



    Okay, ich muss mich mal etwas kürzer halten, wenn der Rezi-Stapel bis zum Jahreswechsel noch leer werden soll. Deshalb in aller Kürze nur ein paar Worte zum zweiten Catwoman-Brocken (immerhin über 400 Seiten). Der Band enthält die Hefte Catwoman #10-24 sowie die Catwoman Secret Files vom November 2002 und schließt nahtlos an den ersten Band an, zu dessen Finale schon klar wurde, wen die Katze da mächtig verärgert hat.


    Dieser Ober-Antagonist entpuppt sich als absolut sadistischer Psychopath und führt zu einer der heftigsten Szenen, die ich in einem Mainstream-Comic bislang gelesen habe. Das führt sogar so weit, dass Selinas Schwester, die sie gerade erst wieder zurückgewonnen hat, nicht nur körperlich gefoltert, sondern seelisch gebrochen und ihre Psyche unwiederbringlich zerstört wird. Richtig harter Tobak!

    Wie Selina zuvor einer alten Freundin hilft und versucht im Viertel Gutes zu tun, wie ihre ganzen Bemühungen diesbezüglich sabotiert und schließlich zunichte gemacht werden, das erleben wir vor diesem Schlüsselereignis. Danach versucht Catwoman nicht nur die Scherben zusammenzukehren, sondern auch selbst wieder auf die Beine zu kommen und schließlich ihre Freundin Holly für alle Eventualitäten zu trainieren (oder trainieren zu lassen).


    Meisterlich schreibt Brubaker hier ebenso perfekte, hammerharte Crime-Kost, wie er auch das Seelenleben der Charaktere beleuchtet und die Beziehungen dieser untereinander weiterentwickelt. Sei es zwischen Selina und Holly, zwischen Holly und deren Freundin, Katze zu Fledermaus und vor allem Catwomans Beziehung zu Slam Bradley. Über letztere ist selbst der Mitternachtsdetektiv nicht ganz glücklich, was zu einem spannenden Aufeinandertreffen der beiden Männer in Selinas Leben führt.

    Optisch ist das alles von einem ganzen Heer von Zeichnern zumeist ziemlich gut umgesetzt, allerdings wird nur selten die Klasse von Darwyn Cooke erreicht, ein kleiner Abzug im Vergleich zum Erstling ist hier also schon gerechtfertigt.


    9/10

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  3. #3
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    Catwoman von Ed Brubaker 3



    Der dritte und letzte Ausflug mit der Katzenlady geht ähnlich stark weiter, wie wir es von den Vorgängern gewohnt waren. Die Hefte hatte ich alle bereits in den beiden Eaglemoss-Bänden „Hochdruck 1+2“ während meines „Kriegsspiele“-Batman-Reads gelesen, wusste also was auf mich zukommt.

    The Cat is back in Town! Nach ihrem Sieg über Black Mask brauchte Selina eine Auszeit, unternahm eine „Spritztour“, ist jetzt aber wieder zurück im East End von Gotham, ihrer Hood sozusagen. Sie muss feststellen, dass die „Absetzung“ von Black Mask die Gegend keinesfalls sicherer gemacht hat, denn der Pinguin und einige andere Gangster streiten sich um die Vorherrschaft in dem Gebiet, erpressen Schutzgeld, verticken Drogen, betreiben allerlei mehr illegale Geschäfte in der Gegend und schrecken auch vor Mord nicht zurück. Klar, dass die Katze das nicht hinnimmt und den Gangstern wie eine Furie in die Parade fährt. Das wiederum lässt die Bande sich zusammenraufen und einen Mann engagieren, der sich der Sache annehmen soll. Ein Mann namens Zeiss…


    Wow, bärenstarker Einstieg, der nicht nur düster, sondern auch überraschend brutal daherkommt! Dazu ist mit Slam Bradley ein Nebencharakter am Start, der sich mittlerweile zu meinen Lieblingen aus der Katzenwelt entwickelt hat. Nicht nur das, der Mann bekommt auch noch mehr Tiefe und eigene Probleme verpasst, taucht doch sein Sohn in Gotham auf. Auch Catwomans neue Assistentin Holly und deren Lebensgefährtin sind stark eingebunden, der neue Bösewicht ist ein bedrohlicher Knüller und auch die alte Geschichte mit den ägyptischen Kulten wird wieder aufgegriffen. Das Finale zur Mitte des Bandes ist zum Nägelkauen und weckt massive Vorfreude auf die zweite Hälfte.

    Diese beginnt mit einer guten Nachricht – Catwoman lebt (wer hätte es gedacht?). Nicht nur das, sie ist auch wieder genesen, was schon deutlich seltsamer ist, und befindet sich an einem märchenhaften Ort wie aus 1001 Nacht. Natürlich hat das mit den ägyptischen Kulten zu tun und, dass die Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit bereits laufen bringt weitere Probleme mit sich. Richtig interessant wird es aber erst wieder nach Selinas Rückkehr in die Straßen Gothams, wo neben einer wundervollen Nacht mit Bruce Wayne auch ihre Assistentin wartet, die während Catwomans Abwesenheit scheinbar ein klein wenig Mist gebaut hat. Slam Bradley versucht sich mit seinem Junior auszusöhnen und Selina verschafft einer Witwe die Möglichkeit zur Rache, außerdem versucht sie die Verbrecherbosse in ihre Schranken zu weisen und aus dem East End rauszubekommen, was vielleicht nicht die Klügste Entscheidung war, denn auch jemand anderes hat die Ereignisse im ersten Band überlebt und befindet sich auf dem Weg der Besserung…


    Das kleine Ägypten-Intermezzo in dem einen Heft war ganz nett, konnte mich aber nicht so wirklich mitreißen. Da hat mir die Rückkehr in die Stadt mit der kleinen Verschnaufpause zusammen mit Bruce deutlich besser gefallen. Alles was danach kam war wieder ganz großes Storytelling mit all den großen Bedrohungen und vor allem mit den vielen kleinen, besonderen Momenten, die Brubaker für wirklich jeden Charakter bereithält. Der Mann ist einfach ein Spitzenautor. Die große Action startet dann im weiteren Verlauf während des Kriegsspiele-Event, und genau da liegt die große Krux, also um genau zu sein eines der beiden dicken Problemchen des Bandes.

    Es wäre klar besser gewesen, hätte Brubaker an der Katze alleine weitermachen dürfen, ohne die „Kriegsspiele“ bedienen zwischenrein bedienen zu müssen. Das wirkt alles ziemlich holprig, lässt Tiefe vermissen und vermittelt tatsächlich das Gefühl, dass es Brubaker etwas geärgert hat, da mitziehen zu müssen. Schade, der großartige Run hätte wahrlich einen runderen Ausklang verdient gehabt. Nicht falsch verstehen, das ist noch immer besser als vieles, was man an Superhelden-Standardkost so aufgetischt bekommt, aber im Vergleich zum Rest des Runs fällt es leider klar ab.


    Zweites Thema ist das Artwork von Paul Gulacy, welches für mich sehr leblos, fast wachsfigurenartig wirkt. Sieht äußerst digital und unterkühlt aus und passt somit ganz und gar nicht zu dem geschwungenen, eher comichaften Style mit dicken Strichen und klassischem Style, wie es die ersten beiden Bände so meisterlich auf den Seiten gezeigt haben. Gesichter kann Gulacy irgendwie gar nicht glaubhaft darstellen, vor allem wenn sie lachen, und warum zum Teufel sieht Slam plötzlich in jedem zweiten Panel aus wie ein berühmter Filmstar vergangener Tage? (Ich komm gerade nicht drauf, ist es Dean Martin?).

    Positiv erwähnen will ich aber noch den Einsatz von Sean Phillips als Vorzeichner beim dem Bruce/Selina-Heft nach dem Ägypten-Ausflug. Seine Arbeit schätze ich seit „Sleeper“ (Ebenfalls mit Brubaker, bei Cross Cult erschienen) sehr und auch hier hat er die Reihe direkt nochmal aufgewertet, quasi einen halben Punkt wieder zurückgeholt.


    Also ja, es gibt zum Ende hin ein paar Stolpersteine, optisch wie erzählerisch, aber die versperren keineswegs den Blick auf einen herausragenden, wenn nicht sogar tatsächlich den besten Catwoman-Run aller Zeiten. Ein Comic der nicht nur für DC- oder Superhelden-Fans taugt, sondern auch für all jene, die einfach Freude an spannenden Detektivstorys mit starken Charakteren und coolem Look haben eine klare Empfehlung. Vorwissen aus dem Bat-Kosmos ist nahezu nicht erforderlich, auch wenn es an der ein oder anderen Stelle sicher für ein klein wenig mehr Frede sorgt, aber man muss echt nix wissen, wenn man loslegt, um mit der Reihe eine geile Zeit zu haben, dafür sorgen schon die stimmigen, einseitigen Vorworte zu Beginn eines jeden der drei Bände.

    8/10

    PS: Die Person die dachte, das wäre ein geiles Cover für eine teurere, limitierte HC-Ausgabe – tja, die werde ich in diesem Leben wohl auch nicht mehr verstehen.

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