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  1. #26
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post Blueberry

    Da im Spiegel-Artikel ausdrücklich "Blueberry" als Beispiel für Rassenhass genannt ist, möchte ich auch dazu ein wenig von Markus Tschernegg zitieren, und zwar aus dem Comic-Forum No. 62, 30 Jahre Blueberry, Seite 16 ff (17, 18)

    Markus Tschernegg, Blueberry zwischen Legende und Wirklichkeit

    "Jean-Michel Charlier wollte von Anfang an einen wahren Western erzählen, keine "Lonesome Cowboy"-Geschichte, wo der undefinierte Held am Ende jeden Abenteuers wieder gegen die untergehende Sonne reitet oder schmachtend in den Armen seiner eben geretteten Geliebten versinkt. Bei Blueberry war das etwas anders. Wir finden gerade in den ersten Abenteuern immer wieder genaue Zeitangaben, Jahreszahlen, manchmal sogar das genaue Datum. Dadurch sollte der Leser ein Gefühl für eine wahre, nachprüfbare Geschichte vermittelt bekommen. Bis auf die Hauptfiguren hat es fast alle Charaktere wirklich gegeben, oder sie könnten so gelebt oder gehandelt haben. Erinnern wir uns an den Apachenhäuptling Cochise, an Vittorio, an die Brüder Bass, an General Crook, General Dodge, Präsident Grant, General Sherman und die ganze Garde der Soldateska.

    Zyklus 1
    Fort Navajo und die Indianerkriege

    Die ursprüngliche Story beginnt im Juni 1967 mit der Folge Fort Navajo. Die sogenannten Jugendabenteuer spielen zwar von 1861 bis 1865, wurden aber erst später gezeichnet und werden im Zyklus VI (Die Jugendabenteuer) extra behandelt. Wir finden Blueberry in einer Pokerrunde. Als Soldat in einer Militärhierarchie gefangen, erscheint er uns schmutzig, stinkend, unrasiert betrügerisch und mit schlechten Manieren, menschlich eben. Charlier und Giraud legten in diesem ersten Zyklus großen Wert auf Dokumentation, es gab wiederholt Landkarten und einmal sogar ein Photo. Giraud zeichnete die ersten Alben ganz im Stil von Jijé, der ihm Vater und Lehrmeister geworden war.
    Die Geschichten dieses ersten Zyklus kann man als sogenannte Kavallerie-Western einreihen, Einflüsse von John Ford (Dord Apache - Bis zum letzten Mann) und Delmer Daves (Broken Arrow - Der gebrochene Pfeil) sind nicht zu übersehen. So sieht Cochise im ersten Album Cheff Chandler aus Broken Arrow zum Verwechseln ähnlich. Charlier hatte die wahre Story von Bascum im Hinterkopf, der mit den Indianern verhandelt hatte. Bei Blueberry wird aus dem echten Bascum der Indianerhasser Bascom, der Fort Navajo durch sein haßerfülltes Handeln in Gefahr bringt. Alle Figuren, die einen guten Kavallerie-Western ausmachen, kommen bereits im ersten Album vor: Der Indianerhasser (Bascom), der junge naive Offizier aus West-Point (Graig), die junge Tochter des Kommandanten (Miss Muriel), der weise Indianerhäuptling (!!!! - Anm. des Abtippers) (Cochise) und der Haudegen, der für Gerechtigkeit eintritt (Blueberry). Obwohl der junge Blueberry das Aussehen von Frankreichs Parade-Antihelden (!!!! - Anm. des Abtippers) Jean-Paul Belmondo bekam, könnten wir ihn am ehesten mit John Wayne vergleichen."

    ____________________Ende des Zitats___________________

    Wie ich oben bereits kurz angemerkt hatte, konnte der Spiegel (und andere) zur damaligen Zeit mit realistischen Comics nicht viel anfangen. Insbesondere wohl auch dann nicht, wenn wie hier bei Blueberry Zeitgeschichtliches verarbeitet worden ist. Dabei ist zu beachten, dass Cochise sehr positiv dargestellt wird und das "Böse" vielmehr vom Indianerhasser (Bascom) verkörpert wird.

    Ciao
    Martin

    Hugh, ich hab gesprochen!
    Geändert von Martin 37 (28.09.2001 um 19:42 Uhr)

  2. #27
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Exclamation Boah....

    @Martin37
    Das ist ja voll klasse, mit dem abtippen. Wenn schon "Das war das Alte Zack" nicht voran kommt.......
    haben wir ja den Martin
    Gruß
    Ziehstrip

  3. #28
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking Danksagung für das Lob!

    @Ziehstripp

    Freut mich sehr, dass es Dir gefällt. Heute habe ich mich ein wenig mehr reingehängt, weil ich dann tatsächlich ab Sonntag mindestens eine Woche Pause machen muss.

    Ciao
    Martin

  4. #29
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Hi Martin

    Ich liebe das Internet, ich mag Leute die sich so für eine Sache reinhängen.
    Echt Klasse und informativ....
    Lang lebe Zack
    Gruß
    Ziehstripp
    (Comic Revoluzzer)
    ps. eine woche?.....lol

  5. #30
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Ganz-verlegen-gucken-tun

    ... ich tu doch nur ein paar Sachen raussuchen und ein bißchen abtippen (99 % is ja nich auf meinem Mist gewachsen). Macht mir doch auch Spaß.

    Ciao
    Martin

    "God save the ZACK"

  6. #31
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Und.....

    .....ich liebe die Email Funktion des Comicforums. Wäre Klasse wenn es "Das war Zack" als Sonderheft geben würde von Zack, entweder zu kaufen oder Für Abbos. Dann aber bitte komplett mit den Spiegel Artikeln!!!!!!!
    Oder?
    Gruß
    Ziehstripp
    Zack Abhängiger

  7. #32
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking Sekundärliteratur

    Ich glaube auch, dass einige Zack-Leser Interesse an mehr Hintergrundinformationen wie z. B. aus "Das war Zack" haben. Zumindest ergeht es mir zur Zeit so. Deswegen habe ich so langsam auch angefangen mir die alte Sekundärliteratur zuzulegen (bin aber lange noch nicht durch damit). Für manche ist es vielleicht ein "alter Hut" (z. B. Oliver oder Martin Jurgeit). Aber manche sind halt erst wieder mit dem Erscheinen des neuen Zack zu den Comics zurückgekommen und haben deshalb vieles nicht gelesen, was früher gerade in der Sekundärliteratur erschienen ist (so geht es mir). Deshalb wäre es auch nicht schlecht, wenn im Heft selber mehr darüber berichtet würde. Aber es gibt ja auch das Forum

    Ciao
    Martin

    PS: (nachdem ich diesen Text jetzt dreimal wegen irgendwelcher Tippfehler editieren mußte)
    Geändert von Martin 37 (28.09.2001 um 21:52 Uhr)

  8. #33
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Lightbulb Jau

    Und deine Tipparbeit hat sich auf jedenfall gelohnt. Ich finde es sehr informativ und wie gesagt als Extra Heft für ein Abo, wäre es geradezu ideal.
    Da würde ich glatt meinem Comic Shop untreu werden, oder ich müßte Jo84 fragen ob er mir sein "Das war Zack"fotokopiert
    Gruß
    Ziehstripp
    und noch viel Spaß beim Lesen und abtippen.

  9. #34
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Der SPIEGEL-Artikel hat ja regelrecht Paraonia verbreitet, so als habe Springer ZACK lanciert, um die unschuldige Jugend mit faschistoider Propaganda zu überfluten. Und das war ja nun wirklich völlig übertrieben.

    Es gab natürlich ein paar ideologisch zweifelhafte Tendenzen in einigen der alten Geschichten. Dass z.B. Graton und Charlier rechtsgestrickt waren, kann man kaum übersehen, und da beide zusammen so ungefähr die Hälfte der abgedruckten Stories beisteuerten, kam es da natürlich zwangsläufig zu zweifelhaften Plots und Situationen. Die "verfluchten Mongolen" bei Vaillant sind da nur ein Beispiel. Auch wie Tangy und Dupont ganz selbstverständlich die Großmachtinteressen Frankreichs im Pazifik oder im nahen Osten verteidigen, zeugt nicht gerade von einer besonders kritischen Gesinnung.

    Dagegen war "Andy Morgan" eine tendenziell "linke" Serie mit einer teils geradezu revolutionären Tendenz. Und "Blueberry" entwickelte sich schnell von einem reaktionären Kavalleriewestern im John-Ford-Stil (wie ihn Charlier wohl angelegt hatte) zu einer bemerkenswert armee-kritischen und indianerfreundlichen Western-Erzählung. Das dürfte Giraud zuzurechnen sein.

    Der SPIEGEL-Artikel kann heute eben nur im Kontext der damaligen ideologischen Auseinandersetzungen gelesen werden, die total überhitzt waren. Und Springer war nun mal, nicht zu Unrecht, DAS Feindbild der damaligen Linken. Insofern hatte Gigi Spina Pech, dass er das ZACK-Projekt bei Springer untergebracht hatte. Hätte er es bei Bastei oder sonstwo unterbringen können, wäre die ideologische Auseinandersetzung wohl nicht ganz so heftig gewesen - obwohl die Inhalte genau dieselben gewesen wären, denn andere Top-Serien als die in ZACk gab's nun mal nicht.

    Gruß
    Jürgen

  10. #35
    XXXXXX
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    Post ZACK unter Rolf Kauka und Wiechmann

    Hallo zusammen!

    Um kurz auf das Thema "ZACK unter Rolf Kauka und Peter Wiechmann" einzugehen...

    Leider habe ich diesen Beitrag erst jetzt gelsen.

    Von feindlicher Übernahme kann nicht gesprochen werden. Das sagte auch Gigi Spina in seinem Interview. Der Bedarf zu einer Zusammenarbeit ging von beiden Seiten aus!

    Und verhandelt wurde damals zwischen Axel Springer (Koralle gehörte zum Axel Spinger Verlag) und Rolf Kauka.

    Das dieses Experiment -und als das muss man diese Zeit sehen- nicht glückte, ist eine andere Sache. Mir persönlich hat ZACK damals auch nicht so gefallen (da war ich 15 oder 16).

    Peter Wiechmanns Expose war wirklich nicht von Internas belastet und so muss man das auch lesen. Ich habe mit Peter Wiechmann mehrmals über ZACK gesprochen und er sieht das heute ähnlich. D.h. auch: Peter Wiechmann würde das heute anders machen. Aber das ist Relativ, denn klüger ist man nachher immer.

    Was Rolf Kaukas Methoden betrifft: Liebe Leute, denkt bitte an die Zeit mal zurück, wann das war. Rolf Kauka war nicht nur der Erfinder von Fix & Foxi, sondern auch Verleger (= Geschäftsmann = Unternehmer). Gegen andere in dieser Zeit war er noch ein Engel. Denkt bitte auch nicht, das Walt Disney nur der "nette Onkel" war, er war auch Geschäftsmann. Das ist keine Rechtfertigung, aber ihr könnt das nicht mit den Augen der heutigen Zeit betrachten. Es war halt die "goldene Zeit des Wirtschaftswunders."

    Es scheint mir eines aber ganz unterzugehen. Leute, wie Kauka, Wiechmann, Neugebauer, Spina, Erika Fuchs, Wäscher etc. waren Leute, die etwas in Sachen Comic in Deutschland bewegt haben. Ja, eigene deutsche Wege gingen. Das gilt auch für Spina und Fuchs, die zwar Lizenzen hatten, das aber so umsetzten, das es optimal für den deutschen Markt passte.

    Wie sieht es heute aus? Lizenzware wohin man sieht! Deutsche Comics erscheinen nur noch in Klein-Auflagen. Früher wurde noch etwas bewegt, riskiert. Heute wird sich doch nur noch auf Lizenzen verlassen.

    Das muss sich doch wieder ändern, oder?

    In diesem Sinne....




    ====================
    Rolf Kauka's Fix & Foxi Club
    CMS-Multi Media
    Deutsche Vertretung der
    Rolf Kauka Promedia, Inc.

    Internet: www.fixundfoxi.net
    ====================
    Geändert von scribble (06.03.2008 um 00:05 Uhr) Grund: Auf Wunsch des Betroffenen editiert

  11. #36
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Lightbulb

    Das spricht den Leuten auch niemand ab. Trotzdem ist es äußerst amüsant zu lesen, wie Rolf Kauka sein Comicreich zusammen gehalten hat. Auch ich habe Fix & Foxi gerne gelesen und wäre froh wenn meine Tochter (jetzt 4 Jahre) später FF lesen könnte.
    Aber interessant ist es halt schon zu lesen, was damals so abging. und der Artikel von Wiechmann in der Sprechblase ist wirklich zu empfehlen.
    Gruß
    Ziehstripp

  12. #37
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    "Feindliche Übernahme"

    @Fixund Foxi

    Zunächst freue ich mich sehr über Deine Reaktion. Das war ja auch meine Hoffnung, als ich mit diesem Thread begann.

    Doch zunächst muß ich mich ausnahmsweise selber zitieren, um auf die von mir gewählte Formulierung hinzuweisen (die ist schon mit Bedacht so gewählt worden).

    Original geschrieben von Martin 37
    Das klingt schon fast nach einer "feindlichen Übernahme" von Zack durch Kauka/Wiechmann, nachdem das Primo-Projekt gescheitert war.
    Damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann, habe ich halt den Auszug aus dem Spina-Interview so ausführlich wiedergegeben.
    Bei der Bemerkung "noch nicht durch Internas belastet" handelt es sich um die wortgetreue Wiedergabe der Überschrift zur abgedruckten Analyse (obwohl ich die Formulierung etwas unglücklich finde). Soweit kurz zu den Formularien. Tschuldigung, wenn mir das so wichtig erscheint.

    Aus ökonomischer Sicht eines Geschäftsmanns wäre das von Peter Wiechmann aufgestellte Konzept eine sehr gute Lösung gewesen. Es steckte m. E. sehr viel Überlegung dahinter, um Zack-Produkte, aber insbesondere auch Kauka-Produkte optimal vermarkten zu können. Das kann man nicht absprechen. Und ich glaube, es würde wirklich von größter Naivität zeugen, anzunehmen, dass die Herausgabe von Comics nicht auch bzw. in erster Linie mit Profit zu tun hat. Jeder möchte ja ein wenig Geld mit seiner Arbeit verdienen.

    Doch ich muss gestehen, dass ich halt aus der Sicht des Lesers bzw. des Käufers, der ja letztendlich das Geld in die Kassen der Geschäftsleute bringen sollte, einen anderen Geschmack hatte als der, der mir in dieser Ära "verkauft" werden sollte. Und da scheine ich wohl nicht der einzige der alten Zack-Leser gewesen zu sein.

    Da mir bewußt ist, dass die Vermarktung von Comics in Deutschland ein fürchterlich hartes Brot ist, kann man allen, die auf diesem Sektor tätig waren bzw. trotz aller Widrigkeiten immer noch sind, nur höchsten Respekt zollen. Ich wünsche deshalb allen großen Erfolg, weil es nur insgesamt für den Comicmarkt positiv sein kann, wenn eine große Bandbreite gewahrt bleibt bzw. (wieder) geschaffen wird. Trotzdem behalte ich mir vor, bestimmte Comics besser zu finden als andere. Tja, ist halt so ein Problem mit dem Geschmack.

    Ciao
    Martin

  13. #38
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post "Der unrasierte Held: Andy Morgan"

    Original geschrieben von Jürgen Veile
    Dagegen war "Andy Morgan" eine tendenziell "linke" Serie mit einer teils geradezu revolutionären Tendenz.
    @Jürgen Veile

    Ich greife mal Deine Anmerkung auf, um noch ein Zitat aus dem Comicjahrbuch 1988 hier anzuführen:

    Andreas C. Knigge, Der unrasierte Held: Andy Morgan

    "... Mit diesem neuen Erzählrepertoire geht auch eine Veränderung des Helden selbst einher, Andy Morgan wird als Person realistischer: Ist er in seinen frühen Abenteuern noch der smarte, gutgekleidete Playboy. der Gangster im ehrlichen Kampf durch Cleverness besiegt oder, da sein Herz schließlich am rechten Fleck schlägt, als Anführer unterdrückter Bauern in der "Dritten Welt" Diktatoren stürzen hilft, so taucht er in dem Album "An der Grenze zur Hölle" erstmals unrasiert auf. Im gleichen Album sowie im fünften Band "Die Wüste brennt" unterliegt er sogar im Kampf gegen die Natur und überlebt nur, weil rechtzeitig Hilfe von außen eintritt.
    Greg und Hermann haben durch diese Abkehr vom sauberen, erfolgreichen Helden erstmals einen konsequenten Versuch unternommen, eine europäische Heldenfigur realistischer zu gestalten, und sich damit einen erzählerischen Weg zu erschließen, der in amerikanischen Abenteuer-Comics wie etwa "Terry and the Pirates" längst zum thematischen Repertoire gehörte. Nicht mehr nur der Edelmut war jetzt die wichtigste Eigenschaft des Helden, sondern seine schonungslose, bis zur Verachtung des eigenen Lebens reichende Härte, die ein Beobachter in dem Band "Durch die Flammenhölle von Caranoa" so beschrieb: "Was für ein Typ! Ich hab in meinem Leben schon ´ne Menge echter Helden kennengelernt, und an einem erkennt man sie immer auf Anhieb: Die Angst zieht ihnen sämtliche Eingeweide zusammen, und das läßt sie keinen Millimeter von ihrem Plan abweichen..."

    Comic Jahrbuch 1988, Seite 50 ff (60, 61, 62)

    __________________Ende des Zitats_______________

    "Der SPIEGEL-Artikel kann heute eben nur im Kontext der damaligen ideologischen Auseinandersetzungen gelesen werden, die total überhitzt waren. Und Springer war nun mal, nicht zu Unrecht, DAS Feindbild der damaligen Linken." (Original erstellt von Jürgen Veile)

    Ich bin mir auch relativ sicher, wenn Zack-Comics im Spiegel abgedruckt worden wären (natürlich nicht vorstellbar - ich weiß), dann hätte die "Bild-Zeitung" dies bestimmt als "kommunistisches Propaganda-Material" bewertet.

    Doch ich will mich gerade von dieser ideologischen Einteilung der Comics mit diesem Thread etwas distanzieren. Man kann, wie man an den einzelnen Auszügen aus der Sekundärliteratur sieht, so viel Wissenswertes über diese Comics berichten, dass es auf eine Beschränkung der jeweils ideologischen Ansicht nicht bedarf. Die Comics sind natürlich immer Kinder ihrer geistigen Väter und somit immer auf irgendeiner Form beeinflusst durch die Sichtweise der Autoren auf diese Welt. So werden indirekt immer mal wieder bestimmte politische Einstellungen der Autoren sichtbar werden. Doch die damaligen Comics aus Zack (vielleicht zur Abgrenzung zum "König des Kongo") dienten m. E. in erster Linie der Unterhaltung und hatten nicht unmittelbar die Zielrichtung, politische Meinungen zu verbreiten.

    Zum Spiegel-Artikel (vor langer, langer Zeit und nicht mehr aktuell und schon längst überholt
    Der Artikel ist geprägt von zwei Konkurrenzsituationen: Spiegel-Springer/Bild und von Lizenzcomics-Kauka-Verlag. Und somit ist dies aus zeitgeschichtlicher Sicht äußerst interessant und auch amüsant (und dient mir deshalb vorzüglich, um etwas über diese alten Comics hier reinzutippen).


    Ciao
    Martin

  14. #39
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    Talking

    Und ich hoffe du machst weiter damit. Das ist wirklich alles höchst interessant.........

  15. #40
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    Die Ideologie der Comics

    @ Martin 37

    Man kann und sollte Comics natürlich nicht nur auf der ideologischen Ebene lesen und beurteilen. Aber es ist schon ein wichtiger Aspekt, den man nicht vernachlässigen kann. Gerade wenn Comics von politisch bewußt denkenden Erwachsenen für politisch unreife Kinder oder Jugendliche produziert werden, muss man die, sagen wir, "propagandistischen" Effekte der Geschichten untersuchen.

    Ein besonders übles Beispiel ist "Tim im Kongo", der auch "nur" ein Kindercomic ist, tatsächlich aber in schlimmer Weise Kolonialismus und Rassismus propagiert. Die Gefühls- und Gedankenwelt von Kindern ist von sowas sehr leicht prägbar. In Comics werden nun mal Menschen- und Weltbilder präsentiert, die sich, gerade wenn sie besonders packend vermittelt werden, auch dazu eignen, Vorurteile und Ressentiments zu verfestigen

    Nehmen wir die "verfluchten Mongolen" bei Vaillant oder die fiesen Japaner, die den armen Dupont fast verdursten lassen - bei kindlichen Gemütern besteht leicht die Gefahr, dass sich solche Bilder zu einem bestimmten Weltbild verfestigen. Klar, ich bin nicht zum Rassisten geworden, weil ich diese Geschichten gelesen habe, aber ich hatte eben auch die Möglichkeit, mich als Erwachsener ideologisch neu zu orientieren. Und ich konnte ein Bewußtsein für diese zweifelhaften Klischeebilder entwickeln. In den 50er und 60er Jahren, als es noch kaum eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen gab, wäre das sehr viel schwerer möglich gewesen. Damals wurden solche Geschichten munter in Pilote oder Tintin veröffentlicht, ohne dass jemand daran Anstoß nahm.

    Anders gesagt: Erst nach 68 wurde eine Art Gegenöffentlichkeit zu diesen Klischeebildern aufgebaut - und das war auch gut so. Aber es gab eben Zeiten, als diese Klischeebilder unwidersprochen und unhinterfragt an die Leute bzw. Kinder gebracht werden konnten - und das war nicht gut so.

    Nichtsdestotrotz ist der SPIEGEL-Artikel übers Ziel hinausgeschossen. Und nichtsdestotrotz lese ich die alten Geschichten heute noch immer mit Genuss. Jemand wie Charlier konnte nun mal Geschichten erzählen, und auch wenn sie mir ideologisch nicht immer in den Kram passen: es sind einfach fabelhafte Comics, und Goscinny und Charlier, beide sicher im bürgerlichen Lager anzusiedeln, waren und bleiben für mich die besten Szenaristen, die dieses Medium je gesehen hat.

    Gruß
    Jürgen

  16. #41
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Talking "Propagandistische Effekte der Geschichten untersuchen"

    @Jürgen Veile

    Original geschrieben von Jürgen Veile
    @ Martin 37

    Gerade wenn Comics von politisch bewußt denkenden Erwachsenen für politisch unreife Kinder oder Jugendliche produziert werden, muss man die, sagen wir, "propagandistischen" Effekte der Geschichten untersuchen.

    (....) In Comics werden nun mal Menschen- und Weltbilder präsentiert, die sich, gerade wenn sie besonders packend vermittelt werden, auch dazu eignen, Vorurteile und Ressentiments zu verfestigen

    Ich gebe ja zu, dass ich dieses Thema ein wenig leichtfertig abgetan habe (unter dem Motto: "Ich will Unterhaltung"). Doch ich wollte mich auch ein wenig zurückhalten, weil ich nicht sicher bin, ob ich das Thema "political corectness" in der öffentlichen Medienlandschaft, über mehrere Jahrzehnte gesehen, gewachsen bin. Zumindest in der kurzen Zeit kann ich das hier nicht aufarbeiten. Daran merkst Du schon, dass ich das Thema nicht auf Comics beschränkt sehen würde. Es fängt schon mit der Frage an, inwieweit Medien charakterlichen Einfluss auf die Gedankenwelt von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen haben können. Wie weit sind wir also alle beeinflussbar? Oder anders ausgedrückt (was ich oben bereits ein wenig ins Lächerliche gezogen habe): Können uns Medien derartig stark beeinflussen, dass wir Mörder, Verbrecher, Rassisten oder Diktatoren werden?

    Exkurs:
    In Dylan Dog sehe ich einen kleinen Ansatz, der sich mit dieser weitgehenden Problematik ein wenig beschäftig - Ich glaube, es war "Die finstere Seite" - Der Autor vertritt m. E. da eher meine Meinung, dass dies mit hundertprozentiger Sicherheit (noch) nicht festgestellt werden kann. Dargestellt werden unterschiedliche Verbrechertypen, wobei der eine durch Heavy Metal und seinem Elternhaus, ein anderer durch seine Umwelt/Job/ Familie und ein anderer aufgrund seiner Psyche anscheinend zum Mörder werden oder eben halt nicht aus diesen Gründen.
    ____________Ende des Exkurses____________

    Das Bewußtsein, dass direkte oder indirekte Botschaften unterschwellig vermittelt werden, die nicht der "political corectness" entsprechen, hat sich wirklich erst sehr spät entwickelt (wobei ich bei der 68er Generation aufgrund meines Altes noch nicht mitreden kann). Dies hat sich sowohl inhaltlich als auch im Sprachgebrauch sehr stark bemerkbar gemacht. Als Beispiel nenne ich da immer den "Negerkuss". Wir haben uns jahrzehntelang nichts bei gedacht, dieses Wort zu verwenden, obwohl es ein Schimpfwort beinhaltet.

    Bei Deinem Beispiel "Tim im Kongo" muss ich mich ein wenig zurückhalten, weil ich es bis heute weder gekauft noch gelesen habe ("Tim und Struppi" gehören immer noch nicht zu meinen Lieblingscomics und deswegen habe ich sie immer noch nicht gesammelt - ich weiß, dies ist für manche eine Bildungslücke ). Doch wenn ich mir das Erscheinungsjahr 1930/1931 ansehe, kann ich mir halt sehr gut vorstellen, dass dort rassistische Elemente vorhanden sind (tut mir leid, kann ich halt jetzt nicht beurteilen).

    Michel Vaillant und Mick Tanguy muss ich mir noch mal ansehen. Vielleicht finde ich da auch etwas zum Zitieren (Gruß an Ziehstripp - klar gehts weiter). Mit dem Begriff "Verfluchte Mongolen" bin ich noch nicht überzeugt (wenn Du wüßtest wie oft ich schon Personen verflucht habe
    Du kannst mich sehr gerne hier unterstützen und noch einige Passagen aus Michel Vaillant heraussuchen, wenn Du möchtest. Bei mir ist ja bald Pause angesagt, in der ich dann auch wenig zum Recherchieren komme.

    Mich haben die Comics (wenn es denn so sein sollte) hoffentlich nicht allzu sehr negativ beeinflusst.


    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (29.09.2001 um 21:03 Uhr)

  17. #42
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    Die verfluchten Mongolen

    @ Martin 37

    Zitat:
    Können uns Medien derartig stark beeinflussen, dass wir Mörder, Verbrecher, Rassisten oder Diktatoren werden?

    Zweifellos wird kein Mensch zum Rassisten, weil er rassistische Comics liest. Aber wenn er in einem rassistischen Umfeld aufwächst, das eben auch von rassistischen Comics geschaffen wird, dann wird er vielleicht zum Rassisten.

    Zitat:
    Das Bewußtsein, dass direkte oder indirekte Botschaften unterschwellig vermittelt werden, die nicht der "political corectness" entsprechen, hat sich wirklich erst sehr spät entwickelt (wobei ich bei der 68er Generation aufgrund meines Altes noch nicht mitreden kann).

    Ich bin auch nach 68 groß geworden - gottseidank, wie ich immer sage. Denn das gab mir die Möglichkeit, zu einem Erwachsenen zu werden, der ein politisches und ideologisches Bewußtsein "gegen" die Klischees und "gegen" die Tradition entwickeln konnte. Mich haben z.B. die Filme der 70er Jahre geprägt, von denen sehr viele "Anti-Establishment" waren. Das hat mein politisches Bewußtsein geschärft und geprägt. In den 50er und 60er Jahren gab es dagegen vor allem Doris-Day-Filme und Monumentalschinken. (Bloß ein Beispiel von vielen natürlich.)

    Zitat:
    Bei Deinem Beispiel "Tim im Kongo" muss ich mich ein wenig zurückhalten, weil ich es bis heute weder gekauft noch gelesen habe.

    Schau's Dir mal an - ein böses Machwerk und obendrein ein schlechter Comic. Hergé hat ihn ja eigentlich, so wie "Tim und die Sowjets", gar nicht mehr drucken lassen wollen. Aber lies, wenn Du mit "Tim" noch nicht vertraut bist, besser zuerst Meisterwerke wie "Die Juwelen der Sängerin", sonst könnte Dir der Spaß an der Serie vergällt werden.

    Zitat:
    Michel Vaillant und Mick Tanguy muss ich mir noch mal ansehen. Vielleicht finde ich da auch etwas zum Zitieren (Gruß an Ziehstripp - klar gehts weiter). Mit dem Begriff "Verfluchte Mongolen" bin ich noch nicht überzeugt (wenn Du wüßtest wie oft ich schon Personen verflucht habe
    Du kannst mich sehr gerne hier unterstützen und noch einige Passagen aus Michel Vaillant heraussuchen, wenn Du möchtest. Bei mir ist ja bald Pause angesagt, in der ich dann auch wenig zum Recherchieren komme.

    Hehe, die verfluchten Mongolen . ich hab noch mal nachgeschaut. In ZACK 26/72 werden sie auf Seite 6 von "Phantom von Le Mans" erwähnt. Ein frustrierter Rennleiter, dem die Mongolen auf der Piste davonfahren, spricht die Phrase aus.

    Natürlich ist der Begriff für sich noch nicht so besonders schlimm. Zweifelhaft wird er im Kontext der Geschichte, in denen die mongolischen Fahrer als fremd, verkniffen, brutal und rücksichtslos charakterisiert werden. Das Fremde, auch fremd Aussehende ist hier, summa summarum, bedrohlich und fies, während die edlen Westeuropäer als Pistenhelden glänzen dürfen. Es wird also durchaus suggeriert, dass man dem, was von außen kommt, besser mißtraut. (Ich halte das Album übrigens trotzdem für spitze, gerade wegen des atmosphärisch eindrucksvollen Art Works.)

    Interessant hierbei, dass bei Vaillant ab den 70er Jahren solche Charakterisierungen nicht mehr vorkommen. (Die Le-Mans-Story ist die letzte, die noch in den 60er Jahren produziert wurde.) Auch hier hat sich der neue Zeitgeist eindeutig niedergeschlagen.

    Schöne Grüße
    Jürgen

  18. #43
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    Zum Glück hat das heutige ZACK solche Serien wie „Spoon & White“, in denen alles 100% politisch korrekt zugeht.

  19. #44
    Mitglied Avatar von Ziehstripp
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    Arrow ?


    ???????
    <-------breit

  20. #45
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    Original geschrieben von Martin 37
    (...)Leider ist der Spiegelartikel schon vorher erschienen, sonst wäre Zack bestimmt gelobt worden.
    (...)
    Das wage ich zu bezweifeln. Wie schon sehr richtig erwähnt, erschien der Spiegel-Artikel in einer Zeit, da der Rechts/Links-Konflikt in Deutschland ziemlich undifferrenziert ausgetragen wurde. So war für die 'Linken' automatisch alles verdammenswürdig, was aus dem Hause Springer kam - egal wie unpolitisch es auch sein mochte. Ich meine mich dunkel erinnern zu können, irgendwo was gelesen zu haben, demzufolge der damalige Schreiber des Spiegel-Artikels eben auch nicht den journalistischen Auftrag hatte, über ZACK zu berichten, sondern den demagogischen Auftrag, es zu verteufeln. So strotz der Artikel ja -trotz des Bemühens, als wissenschaftlich abgesichert zu erscheinen (nicht umsonst werden oftmals vermeintliche 'Fachleute' zitiert)- ja vor sachlichen Fehlern und lassen nicht nur vollkommen unberücksichtigt, dass die Original-Comics in Frankreich unabhängig von der Gedankenwelt eines Axel Springer entstanden waren, sondern auch, zu welcher Zeit sie dort erschienen.
    Nimmt man mal das Jahr 1968 als gesellschafftspolitischen Wendepunkt (nicht nur in Deutschland, sondern ebenso in Frankreich und den USA und...) so muss man eben auch berücksichtigen, dass ein Grossteil der in ZACK erschienen Comics aus einer Zeit (und deren Weltbild) VOR 1968 entsprangen, ihre deutsche Veröffentlichung aber eben geraume Zeit danach (wo die aktuellen Folgen der Serien sich im Original ja auch bereits gewandelt hatten) erfolgte. Andere -inhaltlich mindestens nicht weniger bedenkliche Comics (wie etwa TIM IM KONGO!)- blieben aber (da nicht im verhassten Springer-Verlag erscheinend) von ideologischer Kritik weitgehend verschont.

    Ich persönlich hatte den Spiegel-Artikel erstmals 1981 in Tscherneggs-Buch zur Kenntnis genommen, aber schon damals im Grunde keiner weiteren Beachtung für wert empfunden, da er in seiner ideologischen Blindheit comicologisch absolut inkompetent daherkommt. Selbst die zugrundeliegende politische Haltung war 1981 auf einem derart niedriegen Niveau, dass es keiner weitergehenden inhaltlichen Aueinandersetzung damit wert war. Aus heutiger Sicht mag es noch ein interessantes politisches Zeitdokument sein. Aber comicologisch allenfalls noch für ne sozial-historische Betrachtung relevant.

    Gruss!,oliver

  21. #46
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Post "Das war Zack"

    @oliver

    Original geschrieben von zaktuell


    Ich meine mich dunkel erinnern zu können, irgendwo was gelesen zu haben, demzufolge der damalige Schreiber des Spiegel-Artikels eben auch nicht den journalistischen Auftrag hatte, über ZACK zu berichten, sondern den demagogischen Auftrag, es zu verteufeln.

    Da kann ich ja endlich mal wieder etwas abtippen

    Markus Tschernegg, Das war Zack, Seite 13:

    "Interessant an der Spiegelkritik ist die Tatssache, daß sich der Rezipent voll der Tatsache bewußt war, daß er gegen den Springer-Verlag schreiben mußte und daher von vornherein nichts Positives herauskommen konnte."

    und als Ergänzung noch

    "Ich bin froh, daß ich damals und auch heute noch, beim Lesen eines Comics nicht zuallererst an seine politische Tendenz dachte, sondern an den Unterhaltungswert und schon damals an seine grafische Ausführung. Ich bin frioh, daß jene andere ZACK-Mann (!), der eine Revolution nidergeschlagen hat, mich ebenso begeistert hat, weniger weil er nun eine Revolution nidergeschlagen hat, sondern weil MICK TANGY, der "andere ZACK-Mann", eine sehr gute, lustige und spritzige Fliegergeschichte ist. Und das allein zählt - zumindest für mich."

    __________________Ende des Zitats________________
    Markus Tschnergg
    in: Das war Zack, Seite 13


    Ich kann also nur meinen Tribut an Markus Tschernegg zollen, der vieles bereits sehr gut 1981 auf den Punkt gebracht hat.

    Den von Dir zitierten Satz habe ich zum Glück mit einem "Zwinker-Smily versehen, was ja soviel heißt, wie "Ist ja doch nicht ganz ernst". Und für alle, die es überlesen haben sollten: Der Spiegel-Artikel dient mir in erster Linie nur dazu, um auch andere Mitglieder im Comicforum teilhaben zu lassen, an manchen interessanten Dingen, die ich (im Gegensatz zu Personen, für die dies alles "ein alter Hut" ist) erst jetzt in der Sekundärliteratur gefunden habe, weil ich mich jahrzehntelang nicht mit Comics beschäftigt habe. Und zwei oder drei anderen ergeht es vielleicht ebenso und finden es ganz spannend. /Hallo Ziehstripp

    @Hate

    Mann bin ich froh, dass ich mich hier nur mit den alten Sachen beschäftigen wollte.

    @Jürgen Veile

    Manchmal ist es doch lohnenswert, etwas auszudiskutieren (tschuldigung für den keinen "Seitenhieb", Oliver). Noch einmal zu den "verfluchten Mongolen". In Zack 26/72, Seite 11, vorletzter Panel:

    Michel Vaillant: "Was soll ich schon sagen? "Sie" sind eben besser als wir!"

    Im Gegensatz vielleicht zu den anderen Protagonisten werden die "Mongolen" gerade von Michel Vaillant als Identifikationsfigur für alle Leser /Kinder/Jugendlichen/Erwachsenen nicht diskriminiert, sondern "als eben besser" tituliert. So wird direkt am Anfang zwar auf die im Sport allgemein bestehende Konkurrenzsituation verwiesen, aber m. E. nicht in diskriminierender Art und Weise. Es wird ihnen von der Hauptfigur Respekt gezollt (komplett habe ich die Story aber jetzt nicht mehr durchgelesen).

    Und nebenbei: Ich konnte mich immer schon vor Lachen kringeln, als der ramponierte Wagen auf den Hof geschleppt wird:

    "MICHEL! Und der? Hat der sich etwa auch am Nachttischen gestoßen?!"

    Also dann, bis die Tage
    Ciao
    Martin


  22. #47
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    Thumbs up

    Ich finds klasse. gerade weil ich wohl das Buch über "Das war Zack", so schnell nicht bekommen werde.

  23. #48
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Die verfluchten Mongolen

    @ Martin 37

    Es stimmt schon, dass die Mongolen von Vaillant selbst nicht diskriminiert werden.

    Doch wie werden die Mongolen denn dargestellt? Verbissen, nie lächelnd, bedrohlich - und entindividualisiert. Sie haben keine Namen, keine Persönlichkeiten, sprechen kein Wort - und haben somit keine Chance, uns als Individuen entgegenzutreten, zu denen der Leser eine Beziehung aufbauen könnte. Die Mongolen sind eine Gruppe grimmiger Fremder, die wie Dschinghis Khan aussehen. Betont wird, alles in allem, immer das, was die Sympathieträger der Handlung von ihren Gegnern trennt, und nie das, was sie, als Rennfahrer und Menschen, mit ihnen verbindet.

    Die Entindividualisierung ist ja ein beliebtes, sagen wir mal, Propagandamittel, um den "Feind" besonders bedrohlich erscheinen zu lassen. Der Andere, der Fremde, der Feind wird nur noch als massiver bedrohlicher Block wahrgenommen und nicht mehr als ein konkreter Mensch. Es findet also genau genommen eine Entmenschlichung des Anderen statt - was es leichter macht, ihn zu fürchten, zu hassen, auch: ihn zu bekämpfen.

    Diese Art von Propaganda ist in Kriegszeiten üblich, um die Soldaten gegen den Feind zu mobilisieren. Dass Graton nicht zum Krieg gegen die Mongolei aufrufen wollte, ist klar, aber die Ästhetik, die er gewählt hat, basiert für mich ganz klar auf der oben dargelegten Strategie.

    Anders gesagt: Wenn ich als Autor Verständnis oder gar Sympathie für "die Fremden" schaffen wollte, dann würde ich mit Sicherheit nicht diese Art der Darstellung wählen. Es gibt genug Beispiele aus dem Comic-Bereich, wo über die Individualisierung und Vermenschlichung des scheinbar Fremden Sympathie, Verständnis, Vertrauen erzeugt wurden (siehe diverse Valerian-Stories).

    Gruß
    Jürgen

  24. #49
    ist irgendwie doch wieder zaktuell Avatar von ZAQ
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    'verfluchte Mongolen'

    Alles gut und schön. Aber um Spannung und Dramatik in einer Geschichte zu haben, wenn es (wie im Motor-) Sport um Siegen und Verlieren geht, braucht es doch auch ein gutes Stück weit Gegensätzlichkeiten, die auf ihre simpelste Formel gebracht eben Gut-Böse-Schemata sind. So passt doch auch Michels 'anerkennende' Besser-Bemerkung, die ihn wieder besonders 'edel' und fair erscheinen lässt. Andererseits dient die 'Entmenschlichung' in besagtem Abenteuer eigentlich nicht (nur) dem Aufbau eines Feindbildes (oder deren Reproduktion ("Die gelbe Gefahr")) sondern umgibt die asiatischen Fahrer auch mit einer Aura des Geheimnisvollen. Weiterhin sollte man bedenken, dass es die erste Geschichte war, in der es um den LEADER ging. Graton wusste damals wohl selbst noch nicht genau, wohin das mit dem führen sollte, so dass er zunächst eben noch vieles im Unklaren/Geheimnisvollen beliess. Er kam dann aber ja im Folgenden von den 'verfluchten Mongolen' wieder schnell ab und 'personalisierte' Michels Gegenspieler (Cramer/Hawkins). Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte ist: Wenn die 'Bösen' allzu menschlich dargestellt werden, fällt es schwer, sie vom Helden richtig schön fertig machen zu lassen. Und das ist es aber doch -politisch korrekt hin oder her- zumindest manchmal auch, was wir von einer 'unterhaltungsgeschichte' haben wollen: 'Unseren' Sieg des Guten (den der Held stellvertretend für uns erringt) über das Böse. Und je böser der Böse dargestellt wird, umso mehr Genugtuung empfinden wir, wenn er auf die Fresse kriegt. Natürlich ist das simpel und archaisch. Aber wenn diese Genugtuung dem Leser reicht, braucht er nicht selbst in seiner realen Welt anderen auf die Fresse zu geben. Für blosse Unterhaltungslektüre (die ja auch nicht für erwachsene oder intellektuelle gedacht ist sondern eben für 'Jungs') is das doch mindestens legitim.

    Gruss!,oliver

    PS: @Martin: Hab keinen 'Seitenhieb' empfunden!? Da mussu schon härter 'hieben'

  25. #50
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    Mal 'ne Frage....

    .......was soll denn nach "Das war Zack" kommen. Hat einer eine Idee, was würde denn interessant genug sein, für "Neue" und "Alte" Leser des "Neuen Zack"? Ich lese ja zur Zeit mit großer Freude die Peter Wiechmann Serie über Rolf Kauka in der Sprechblase (in der neuen Ausgabe war eine Runde Pause, wegen 50 Jahre Micky Maus). Sowas in der art, könnte mich immer begeistern, es muß ja nicht "Fix und Foxi" sein.
    Vielleicht kann der Große Moderator was Kund tun.....
    Gruß
    Ziehstripp

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