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Thema: DDR-Comics im harten Licht der Gegenwart

  1. #1
    Moderator DDR-Comics.de-Forum Avatar von weisshahn
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    DDR-Comics im harten Licht der Gegenwart

    Hallo allerseits,

    aus dem von mir beiläufig erwähnten und vom Scheuch dankenswerterweise gestartenen Thema Das Alter und die DDR-Comics möchte ich hiermit gern eine Diskussion über die Qualität der DDR-Comics aus heutiger Sicht anstoßen, zu der eifrige Beitragschreiber ebenso wie Gelegenheitsbesucher eingeladen sind. Hier erst einmal eine persönlich eingefärbte Vorrede eures Moderators :

    Leute, die mit den DDR-Comics aus Frösi, Atze und Mosaik aufgewachsen sind, haben sie als Kind oder Jugendlicher mit der für das jeweilige Alter typischen Wahrnehmung konsumiert. Ich erinnere mich, dass ich beim Entdecken einer großen Frösisammlung (ca. 66-73) bereits Präferenzen bezüglich der Ungarn-Nachdrucke hatte, und mich Atomino nicht so sehr interessierte. Damals war ich vielleicht 12, 13 oder so. Ohne etwas von den Mechanismen und typischen Stilmitteln des Mediums Comic zu kennen, sondern mit der Intuition des "naiven" und jungen Lesers sprachen mich Basil oder die Matufflis mehr an als Käptn Lütt oder Rolf und Robert.

    Heute motivieren zwei Dinge meine Sammelleidenschaft: Einerseits natürlich Nostalgie, denn man kann sich als Erwachsener, für den die Zeit immer schneller zu verrinnen und die Umwelt immer weniger kontrollierbar zu sein scheint, dem melancholisch angehauchten Reiz der "heilen" Kindheit psychologisch kaum entziehen. Das ist zumindest meine Hypothese.

    Andererseits hat sich mein Horizont als Comicleser nach dem Fall der Mauer natürlich stark erweitert. In einer zwei Jahre dauernden Blitz-Comic-Sozialisation (Mauerfall => Fix & Foxi => Garfield => Lucky Luke & Asterix) holte ich die (in meinen Augen) prototypische westdeutsche Comic-Kindheit nach. 1992 geriet ich dann an ein Schnäppchen der ersten vier V FOR VENDETTA-Bände von Alan Moore, und dann war es ein vorprogrammierter Weg über Schwermetall bis zu meiner heutigen viele Boxen umfassenden US-Comics-Sammlung, die noch bis Herbst im feuchten Keller darben muss. (Ich gebe zu, dass ich mich über ZACK hinaus bisher kaum für den europäischen, besonders frankobelgischen Markt erwärmen konnte.)

    Mit diesem neuen Erfahrungshintergrund hat sich meine Sicht auf viele der DDR-Comics, die ich seit ein paar Jahren wieder verstärkt sammle, schon spürbar verändert. Inzwischen entdecke ich Andreas J. Muellers Vorliebe für Crumb in der "Knolligkeit" und Skurrilität seiner Basil-Serien oder erkenne den dramaturgisch effizienten Einsatz filmischer Mittel in fast allen Comics von Reiner Schwalme, besonders Rolf und Robert, und rangiere ein 15-Jahre-Epos wie Knote und Karli in meiner persönlichen Rangliste weit vor früheren Favoriten, weil wie bei Krazy Kat die Konsequenzen einer stabilen asymmetrischen Konstellation der Haupthelden gekonnt und einfallsreich variiert werden.

    Dennoch glaube ich, dass meine persönlichen Präferenzen immer noch weit von einer kritischen oder zumindest zeitgemäßen Rezeption der DDR-Comics entfernt sind. Zu vielen der damals erschienenen Sachen kann ich auch nicht mehr sagen als "genial" oder "finde ich gut" oder "toll gezeichnet", wie das die Beitragenden im ursprünglichen Thema und im gegenwärtig laufenden Atomino-Thread auch tun. Was genau die Comics gut (oder kritisierbar) macht, kann ich vor dem oben beschriebenen Erfahrungshintergrund und mit gehöriger nostalgischer Verzerrung nicht erfassen, geschweige denn artikulieren. Das wird vermutlich auch ein Manko auf der Netzseite bleiben.

    Ich denke schon, dass insbesondere Leute, die mit jugendlichen Augen Comics lesen, aussagefähig darüber sind, welchen Gebrauchswert sie heute haben, ob sie über das historische Flair anderer Stile und anderer gesellschaftlicher Hintergründe hinaus begeistern können, weil sie anregende Geschichten gekonnt erzählen.

    Insofern möchte ich meine Einladung zu einem inhaltlichen Diskurs zu diesem Thema an alle Alt-DDR-Comic-Fans und alle jüngeren Besucher der Webseite bzw. des Forums erneuern.

    Vorschläge für inhaltlich und stilistisch breit gefächertes Referenzmaterial zum Lesen auf der Netzseite:
    - Atomino oder Ferri
    - Matufflis
    - Basil
    - Der Schatz von Finkenrode
    - Waputa die Geierkralle
    - Knote und Karli
    - Münchhausen oder Rolf und Rudi, sowie
    - Dorothy im Zauberland oder Der Graf von Monte Christo als kontrastierende Ungarn-Importe.

    Natürlich fehlen hier noch wichtige Vertreter, wie Otto und Alwin, Comics von Horst Alisch oder Heinz-Helge-Schulze, die aufgrund der Rechtslagen (noch) nicht zur Verfügung stehen, da muss ich auf Eure Sammlungen bzw. Erinnerungen setzen.

    Soviel zu dieser langen Einstimmung, nun heisst es: Lasst die Postings kommen!
    Geändert von weisshahn (30.04.2002 um 10:41 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Hatschibumbatschi
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    Ich habe nach 1989, als theoretisch alles "erreichbar" war, nur das an Comics nachgeholt, in das ich schon als Kind bzw. Jugendlicher mal reingeschnuppert hatte.
    Das war zum einen "Tim & Struppi", die ich aus Fortsetzungen in "Fix und Foxi" kannte, welche ich am Balaton mal gekauft hatte.
    Und das war zum anderen "Asterix & Obelix", von denen ich die Trickfilme kannte.
    Das sind (beinahe) meine einzigen Vergleichsmöglichkeiten zu den DDR-Comics, bei denen ich alles verschlungen habe, was es gab.
    Insofern stützt das die These, dass man alles gut findet, was man als Kind gelesen hat, unabhängig welche Qualität es hatte; und das man das kritischer sieht, was man als Kind nie zu Gesicht bekommen hat, auch wenn es ein qualitativ hohes Niveau hatte.

  3. #3
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    Talking Lesesozialisation in den Vor- und Nach-Wendejahren

    Ich steckte mit meinen 15 Jahren mitten in der Pubertät als die Mauer „fiel“. Zuvor hatte ich meine Kindheit bestbehütet zwischen Eberswalder und Borholmer Str. direkt an der Berliner Mauer verbracht. Meine Sonntagvormittage verbrachte ich für 25 Pfennige im Kino Coloseum & kann somit auf fundierte Kenntnisse von Märchen und Trickfilmen zurückgreifen. Keine Ahnung, wie oft ich „Die Abenteuer des Burattino“, „Vuk, der Fuchs“ und „Der arme Müllersbursch und das Kätzchen“ gesehen habe.

    Mein erstes intensives Comic-Leseerlebnis hatte ich mit Mosaik 10 + 11/85 als ich im November 1985 wegen einer Blinddarmoperation im Krankenhaus lag. Zum selben Zeitpunkt habe ich auch „Der Wunschring“ mit Fix und Fax geschenkt bekommen. Ich kann heute nicht mehr nachvollziehen, warum ich Fix und Fax danach immer ignoriert habe, obwohl ich diesen Band selber unzählige Male „verschlungen“ habe.

    Bereits 1989 hatte ich eine nahezu vollständige Mosaik-Sammlung, die ich zu großen Teilen von meinem ersten selbstverdienten Geld mit 14 in den Winterferien einem Mitschüler abgekauft hatte.

    Vorher hatten mich vor allem die Abenteuer der Smaragdenstadt, sowie die Bücher von Karl May, Welskopf-Henrich und Jules Verne stark geprägt.

    Von anderen Comicpublikationen in der DDR hatte ich Frösi und Atze (stets???) geflissentlich ignoriert, und die Comic-Seite in der Trommel habe ich zwar regelmäßig gelesen, aber nie gesammelt. Wenn ich mir heute alten Folgen dieser Serien anschaue ist das Wiedererkennen aber stärker als ich angenommen hätte.

    Halt – eine Comicreihe hätte ich fast vergessen: Die 50 Kaugummibilder mit [b]Otto und Alwin. Erst kürzlich ist es mir wieder gelungen, die Bekanntschaft mit diesen witzigen Bildern aufzufrischen. & Ich habe nahezu ALLE sofort wiedererkannt!

    Wenn ich heute durch Frösi Hefte der 80er Jahre blättere --- dann gibt es da aber doch immer wieder AHA-Effekte, obwohl ich mich wirklich nicht daran erinnern kann, diese Hefte gekauft oder gelesen zu haben.

    Nach der Wende habe ich mich durch Asterix und Lucky Luke aber auch durch Falk und Sigurd gelesen.

    Auf einmal wurden dann aber Sachen wie die kleinen Atomino-Hefte oder „Weltberühmte Geschichten in Bildern“ für mich interessant.

    Darüber hinaus habe ich aber kaum DDR-Comics wahrgenommen. Erst durch Kenntnisnahme der Webseite www.ddr-comics.de habe ich mich genauer mit den diversen Veröffentlichungen aus 40 Jahren ost-deutscher Geschichte beschäftigt. Einige Publikationen, wie die „3-D Drucke“ werden aber wohl ein unerfüllbarer Sammlertraum bleiben.

    Nun entdecke ich regelmäßig Neues, bzw. Dinge wieder, an die ich mich gar nicht erinnert habe.

    Eine der großen „Neuentdeckungen“ ist „Ferri das Eisenkind“. Diese Serie beindruckt mich sehr stark und ich kann nicht mal genau sagen WIESO.



    ... das soll erst mal für heute reichen ...
    Geändert von Scheuch (18.05.2002 um 18:09 Uhr)

  4. #4
    Mitglied Avatar von Orakel
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    In der DDR gabs Comics? Ich dachte bisher, das währe strikte kapitalistische Feindespropagenda für Honneker und CO. (Schuldigung, vin unmahl'N Wessi)

  5. #5
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    kleiner tip: guck dir bitte erstmal die seite an, und dan...

    ach ja: du hast wirklich noch nie was von ddr-comics gehört, nichtmal vom mosaik???

    bye,
    stefan

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