User Tag List

Ergebnis 1 bis 14 von 14

Thema: Deutschland 1922: Comics?

  1. #1
    Mitglied
    Registriert seit
    10.2000
    Ort
    Ohne Worte
    Beiträge
    12.280
    Mentioned
    10 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Deutschland 1922: Comics?

    Es gibt eine Zeichnung von Karl Arnold aus der Satirezeitschrift „Simplicissimus“ von 1922, in der die bekanntesten Comicfiguren jener Zeit abgebildet sind.
    http://www.adh.brighton.ac.uk/school...SE/ACB/B02.gif
    Damals gab es diese Comics nicht in deutscher Übersetzung.
    Was wusste der normale Zeitungsleser in Deutschland über Comics?
    Berichteten Auslandsreporter darüber?
    Galten Comics 1922 als genauso typisch amerikanische Kurosität wie das Alkoholverbot?

  2. #2
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    Bremen
    Beiträge
    2.136
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Einige der gebildeteren haben sicher internatiionale Zeitungen bezogen. Ansonsten gab es nicht viel. Comics galten in Deutschland mehr als irgendwo sonst als Kinderkram in der Tradition der Bilderbücher und -Bögen. Was in Deutschland erschien, waren zumeist Bilderbögen ohne Text oder mit gedichtetem und unter die Bilder gesetztem Text. Und das war auf den Kinderseiten der Illustrierten.

    Trotzdem scheint der comicv ein Begriff gewesen zu sein, ähnlich wie Jazz, sonst hätten die Nazis es nicht für nötig ersachtet, sie als amerikanische Unsitte zu verbieten.

  3. #3
    Moderator ICOM Forum Avatar von ICOM
    Registriert seit
    03.2000
    Ort
    ICOM-Datenbank
    Beiträge
    1.719
    Mentioned
    1 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Wann haben die Nazis Comics verboten?
    Anerikanische Comics konnten nach dem Kriegseintritt der USA nicht mehr importiert werden (wie auch Trickfilme, die Herr Hütler bekanntlich sehr liebte).
    Da Du Dich ja mit dem Thema beschäftigt hast, könntest Du ja mal ein paar Fakten nennen (bisher werden ja nur Gerüchte weitergetragen).

  4. #4
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    Bremen
    Beiträge
    2.136
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Wenn sich das jetzt als Gerücht entpuppt, habe ich ein Problem mit meinem Artikel (kein großes aber). Ich muß noch mal in Ruhe gucken, wo ich das her habe. Auf Anhieb finde ich nur Hinweise, daß die Comics bei den Nazis als moderne und amerikanische Medien abgelehnt wurden (Dolle-Weinkauff: Comics, 1990, S. 21, Holtz: Comics - ihre Geschichte und bedeutung, 1980, S. 164, unter Hinweis auf einen Artikel von 1939: "Die 'comic strips' als Mittel der amerikanischen Pressepropaganda", in: zeitungswissenschaft 2/1939), aber keinen konkreten Hinweis auf ein allgemeines Verbot. Die kommentarlose Einstellung von "Kalle, der Lausbubenkönig" 1935 führt Lettkemann in Comixene 24/79 darauf zurück, daß das anonyme Erscheinen der Buchfassung die Zensoren auf den Plan rief und diese eventuell dann erst herausgefunden haben, daß der Autor Ami war. Ist aber seine Deutung.
    Hitler und Goebbels waren große Disney-Fans. Das verleitete sie aber weniger dazu, Disney-Filme zu importieren als selber so was machen zu wollen und den deutschen Trickfilm eventuell als Propagandainstrument zu nutzen.
    Sicher ist, daß die amerikanischen Comics von den Nazis auch vor dem Krieg allenfalls geduldet wurden. Für die klassischen Bilderbögen und die Karikaturen (solange sie nicht politisch waren) galt das weniger. Daß anfangs noch Ami-Comics erschienen, hat erstmal nichts zu sagen. Auch der Jazz wurde erst, äh, 1937, glaub' ich, verboten, und auch das nicht flächendeckend.
    Mehr find' ich grad' nicht. Ist auch schon spät, und ich muß noch einen Artikel schreiben.

  5. #5
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    Bremen
    Beiträge
    2.136
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    P.S.: Mit der Zeit befasse ich mich weniger, weil es da eben kaum Material zu Comics gab. Auch zu Schund gab's wenig brauchbares.
    Geändert von Jähling (29.08.2002 um 01:26 Uhr)

  6. #6
    Mitglied
    Registriert seit
    10.2000
    Ort
    Ohne Worte
    Beiträge
    12.280
    Mentioned
    10 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Es gab angeblich in den 30er Jahren die Idee, Comics aus dem faschistischen Italien nach Deutschland zu importieren. Aber daraus wurde dann nichts.

    Die Comixene vom April 1979 berichtete über ein Gespräch mit dem Mailänder Comic-Verleger Lotario Vecchi:
    „Ich hatte nun in Lucca Gelegenheit zu einem Gespräch mit Lotario Vecchi, in dessen Verlauf er mir erzählte, wie er im Herbst 1937 in Berlin mit Joseph Goebbels zusammentraf. Goebbels, so erzählte Vecchi, sei mit der Übernahme einiger Serien für den deutschen Markt einverstanden gewesen. Man darf vermuten, dass die deutsche Reichsregierung diese Produkte sicher zu Propagandazwecken zu missbrauchen gedachte. Der Ausbruch des zweiten Weltkriegs verhinderte jedoch die Realisierung des Projekts.

    Immerhin hatte Vecchi schon vor dem Gespräch mit Goebbels in einer Druckerei in Lahr/Schwarzwald einen großen Teil seiner Comics für Italien produzieren lassen.“

  7. #7
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    Bremen
    Beiträge
    2.136
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Die amerikanischen Comics andererseits wurden in Italien 1938 verboten, bis auf einen, der zu erfolgreich war, glaub' ich.

  8. #8
    Mitglied Avatar von Gnorf
    Registriert seit
    01.2001
    Ort
    Schweiz
    Beiträge
    931
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Question

    War das nicht Popeye? Ich glaube, weil Mussolini war ein Popeye Fan...habe ich irgendwo gelesen!

  9. #9
    Mitglied
    Registriert seit
    07.2002
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    2.256
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    In "Fortsetzung folgt, Comic Kultur in Deutschland" von Andreas C. Knigge widmet sich dieser auf einigen wenigen Seiten der Zeit zwischen den Weltkriegen. Es hat durchaus Comics gegeben. Auch im dritten Reich. Verboten waren sie als Medium zu keiner Zeit. Den Begriff hat wohl auch kaum einer benutzt. "Bildergeschichten" nannte man das wohl.

  10. #10
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    Bremen
    Beiträge
    2.136
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Stimmt im Prinzip. Das mit dem Verbot kann man nicht so stehenlassen.

    Allerdings gab es einen wesentlichen Unterschied zwischen den in Deutschland verbreiteten "Bilderbögen" und den amerikanischen Comics: die amerikanische Tradition der Sprechblasen. In den Bilderbögen erscheinen Text und Bild noch streng getrennt. Der Text erscheint entweder (meist als Gedicht) unter dem Bild oder, wie bei Vater und Sohn, gar nicht. In den US-Comics entwickelte sich eine Einheit von Text und Bild, die sich hier erst nach dem Krieg durchsetzte. Dolle-Weinkauff (Comics: Geschichte einer populären Literaturform in Deutschland seit 1945) erklärt das mit der amerika- oder modernitätsfeindlichen Stimmung unter den Nazis. In einem "freien" kulturellen Austausch hätte sich das anders entwickelt, ähnlich wie in Frankreich oder Italien. Eine Rolle spielte aber wahrscheinlich auch das eh in Deutschland verbreitete Unbehagen gegen Populärkultur, das schon dazu beigetragen hatte, daß die Kampagnen gegen Schundliteratur in der Kaiserzeit zum Kampf um die abendländische Kultur überhaupt hochstilisuert worden war (Maase, in: "Grenzenloses Vergnügen" (glaub' ich) sieht darin einen wesentlichen Unterschied zu den Kampagnen in England und Frankreich) Hm, das sollte irgendiwe kürzer werden hier...

    Wir sollten auch nicht unterschätzen, daß ein richtiges Verbot unter den Nazis oft nicht einmal nötig war. Wie e.o.plauen erfahren durfte, reichte es schon, wenn etwas nicht ausdrücklich erwünscht war.

  11. #11
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
    Registriert seit
    07.2000
    Ort
    Kreiswehrersatzamt
    Beiträge
    17.466
    Mentioned
    37 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Blog-Einträge
    1
    So viel ich weiß, haben "Vater und Sohn" fürs Winterhilfswerk geworben.
    Ich glaube, Ohser hat eher von selbst die Lust verloren (V&S erschienen ja nur 1934-35).
    Das ICOM-Heft zum Gratis Comic Tag 2012 jetzt herunterladen (7,3 MB)!

  12. #12
    Moderator Edition Panel Avatar von Jähling
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    Bremen
    Beiträge
    2.136
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Das mit dem Winbterhilfswerk mußte er machen, um weiterzeichnen zu können. Daß er Vater und Sohn eingestellt hat, lag aber tatsächlich daran, daß ihm nichts mehr dazu einfiel.

  13. #13
    Mitglied
    Registriert seit
    10.2000
    Ort
    Ohne Worte
    Beiträge
    12.280
    Mentioned
    10 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    In dem Buch "Zeichner und Gezeichnete" aus dem Jahr 1912 stellt P. Richards den deutschen Lesern die besten amerikanischen Comiczeichner vor:
    http://bugpowder.com/andy/richards.html

    (Entdeckt von Andy Konky Kru)

  14. #14
    Mitglied Avatar von Knarz
    Registriert seit
    03.2008
    Beiträge
    600
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Der Text von P. Richards ist absolut grossartig! Keiner war so nah ran. Gibt es ausser den zwei Büchern aus dem Leipziger Reflektor Verlag eigentlich noch weitere Spuren von P. Richards? Ich fand noch einen Artikel in einem englichen Zeitungsarchiv (Library Review) von 1933 in dem er über das Treffen berichtete als er Mark Twain zum ersten mal begnetete. Reminiscences
    Geändert von Knarz (19.01.2010 um 23:50 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  

Das Splash-Netzwerk: Splashp@ges - Splashbooks - Splashcomics - Splashgames
Unsere Kooperationspartner: Sammlerecke - Chinabooks - Salleck Publications - Splitter - Cross Cult - Paninicomics - Die Neunte
Comicsalon Erlangen
Lustige Taschenbücher