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Thema: Lord Plumford Suppe

  1. #1
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    Exclamation Lord Plumford Suppe

    Das ist KEIN Scherz:
    Wir hatten heute einen Anruf einer verzweifelten Frau aus Gera, die einem Bekannten einen Gefallen tun möchte, indem sie ihm PLUMFORD- Suppe kocht. Sie erhoffte sich Hilfe von uns, war durch die Website auf die telefonnummer gestoßen. Ich bat sie, mir zu mailen, da Anjas Schwester das Rezept dereinst hatte, wir haben sie sogar mal gegessen. Die Anfrage habe ich weitergeleitet, aber das Rezept ist unauffindbar. Auch googlen hat mich nicht weiter gebracht.
    Gibt es keinen unter euch, der das ECHTE Rezept, nicht das ungenießbare aus dem MOSAIK, kennt?

  2. #2
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    hat sich SCHON erledigt...:
    Der LORD PLUMFORD aus dem MOSAIK hieß eigentlich LORD RUMFORD, mit bürgerlichem Namen Benjamin Thompson (1753-1814).
    Er gründete u.A. den Englischen Garten in London. Doch nicht allein deswegen verehrt ihn das Volk. Parallel zum Militär hatte Thompson das gesamte Sozialwesen reformiert - sofern es diesen Namen bis dahin überhaupt verdiente: Fünf Prozent der Bevölkerung waren Bettler! Thompson richtete ein Arbeitshaus ein, entwickelte Armenküchen und hob das Wohlfahrtsniveau binnen kurzem. Dabei setzte er geschickt Erkenntnisse um, die er in seiner Eigenschaft als Wissenschaftler gewonnen hatte - zum Beispiel auf dem Gebiet der Wärmetechnik und Massenernährung. Berühmt war etwa die "Rumford-Suppe" (Zutaten: "2 Viertel Graupen, 2 Viertel Erbsen, 8 Viertel Kartoffeln, Brodschnitte, Salz, 24 Maaß schwacher Bier-Weinessig oder vielmehr sauer gewordenes Bier, Wasser ungefähr 560 Maaß"). Als der frischgebackene Graf Rumford im Herbst 1792 schwer erkrankt, veranstalten die Armen der Stadt eine beeindruckende Prozession der Zuneigung, und nach seinem Erholungsurlaub in Italien feiern sie seine Rückkehr. Zum Dank organisiert er für sie ein riesiges Fest im Englischen Garten. Endgültig zum Nationalhelden steigt der Graf 1798 auf, als er München - in fluchtbedingter Abwesenheit des Kurfürsten - vor einerseits den Österreichern und andererseits den Franzosen verteidigt, ohne jedes Blutvergießen, allein durch diplomatische Gewitztheit.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Udo Swamp
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    In Zeiten des ultimativen Sparzwang, eine paar Gemüsreste wird wohl jeder haben

  4. #4
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    ich hab per mail drum gebeten, mitzuteilen, wie das gebräu angekommen ist.
    gemüsereste gibts wirklich billig. zur not reichen da wohl die grünen strunke, die man bei den möhren abreißt und die sich dann die meerschweinbesitzer (weiß ich aus erfahrung) aus den tonnen in der gemüseabteilung der supermärkte fischen.
    ABER WIR GLEITEN AB, gleich kommt der MOD in die küche und schlägt den thowi mit der kelle entzwei, obwohl ich ihm gar kein ei gestohlen habe.
    weiterhin guten appetit!

  5. #5
    Mitglied Avatar von SpookySnoopy
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    Ich glaube Dein Rezept ist so nicht ganz richtig ... probiere es doch mal damit - klingt echt lecker ... ach ja, bitte Feedback geben, wie es denn geschmeckt hat.

    "...Die Armensuppe des späteren Earl of Rumford sollte vor allem Kalorien liefern und den Magen füllen, dies aber auf schonende Weise; schliesslich konnte man davon ausgehen, dass viele Abnehmer völlig ausgehungert antraten, sich womöglich mit unbekömmlichen Abfällen durchgebracht hatten. Entsprechend sah das Basisrezept des Earl of Rumford, um 1770 erschienen, stundenlanges Köcheln vor. Auf fünf Eimer (190 Liter Wasser) kamen acht Pfund Gerste, zwölf Pfund Reis und sechs Pfund Suppenfleisch vom Ochsen oder von der Kuh; nach zweistündigem Köcheln gab man zwanzig Pfund Haferbrei zu und liess den Kessel weitere anderthalb Stunden «unter beständigem Umrühren» auf dem Feuer. Da viele Varianten empfahlen, ein paar Knochen zuzugeben, fiel die Armensuppe ziemlich kleistrig, wenn auch magenschonend aus: ein Hungertöter, der wirklich nur für den Notstand taugte. Trotzdem kam die Rumford-Suppe in erstaunlichen Mengen zum Einsatz, beispielsweise in den Hungerjahren 1816/17. Die Zürcher Seegemeinde Wädenswil liess in einem Winter nicht weniger als 30 000 Portionen austeilen, Bäretswil im Oberland gab 1817 im ersten Halbjahr volle 52 000 Portionen aus. Manche Orte ernannten einen Suppenhauptmann, der während Monaten Tag für Tag in der Waschküche des Pfarrhauses am Herdfeuer stand. ..."

    Quelle: NZZ Folio, Hans Peter Treichler
    http://www-x.nzz.ch/folio/archiv/200...treichler.html
    Geändert von SpookySnoopy (05.04.2005 um 22:22 Uhr)

  6. #6
    Mitglied Avatar von Predantus
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    @ Thowi, dein Rezept ist bereits eine genießbare Variante die Eingang in die bürgerlichen Kochbücher des 19. Jahrhunderts gefunden hat. In den "Originalrezepten" gibt es z.B. kein richtiges Fleisch, daß wurde erst später ergänzt. Auch war es nicht nur eine Suppe sondern Suppen, da diese je nach vorhandenen Zutaten variierten. Es gibt also kein wirkliches Originalrezept, es wurde genommen, was man sonst weggeschmissen hätte. Ich zitiere mal kurz was ich für meine "VE der Digedags" stichpunktartig dazu aufgeschrieben habe:

    "Dieser Thompson ist der Erfinder der berühmten Rumfordsuppe, die auch als sogenannte Rumfordsche Armensuppe bekannt geworden ist. Dabei handelt es sich um ein aus minderwertigen Produkten zubereitetes Essen, das nach Rumfords Meinung, durch den hohen Siedepunkt in Papins Dampftopf edel und wohlschmeckend wird. Zubereitet wird die Suppe meist aus Knochenbrühe, getrockneten gelben Erbsen, Graupen, gewürfelten Kartoffeln, Speckwürfeln (wenn vorhanden), Wurzelwerk und teilweise auch Weizenbrot und saurem Bier. Um eine Fleischeinlage bereichert, fand sie später auch Eingang in die bürgerlichen Kochbücher des 19. Jahrhunderts. Trotz des nachgewiesenen Nährwerts, hüllt man über den Geschmack der nach dem Originalrezept zubereiteten Suppe lieber den Mantel des Schweigens, da diese außer Salz kein weiteres Gewürz vorsah. Und so weigerten sich die Armen bereits damals, wie auch im Mosaik, diese Suppe zu essen. Man überschüttete Rumford mit Spott und Häme. Dennoch wurde seine Suppe sowohl an Soldaten als auch an Gefangene ausgegeben."

    Und noch als Ergänzung aus dem Kiaulehn:

    "Der Rumfordsche Vorschlag wurde von den Reichen begeistert in die Tat umgesetzt. Aber die Armen weigerten sich, die neuen Suppen zu essen. Noch zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war die Erinnerung an den Nachgeschmack der Rumfordschen Suppen so lebendig, daß der Berliner das zusammengekochte Essen aus den Volksküchen Rumfutsch nannte. Der wohlmeinende Rumford wurde mit Gelächter überschüttet, mit Karikaturen und Satiren, und nur sein anderes Werk, die Schaffung des Englischen Gartens zu München, hat ihn davor bewahrt, durch die Erinnerung der Menschen als Don Quichotte der Wohltätigkeit zu galoppieren."
    Geändert von Predantus (06.04.2005 um 05:13 Uhr)

  7. #7
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Zitat Zitat von ali@thowi
    ..."Rumford-Suppe" (Zutaten: "2 Viertel Graupen, 2 Viertel Erbsen, 8 Viertel Kartoffeln, Brodschnitte, Salz, 24 Maaß schwacher Bier-Weinessig oder vielmehr sauer gewordenes Bier, Wasser ungefähr 560 Maaß"). Als der frischgebackene Graf Rumford im Herbst 1792 schwer erkrankt,...
    Wen wundert es!

  8. #8
    Mitglied Avatar von Predantus
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    Zitat Zitat von CHOUETTE
    Wen wundert es!
    Aja, du meinst, er mußte die Suppe, die er den anderen eingebrockt hatte, selber auslöffeln? Im wahrsten Sinne des Wortes.

  9. #9
    Moderator Avatar von Bhur
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    Ich wills einfach mal erwähnt haben:

    Auf Blatt 5 von Califax' Kleiner Geschichte der Kochkunst wird der Lord Rumford auch nochmal erwähnt, das Rezept für seine Suppe gibt Lothar Dräger aber auch da nicht preis.


    Was für Maßangaben sind denn Viertel? Viertel von was? Bei den Mengen von Wasser, die zu der Suppe kommen, können das doch keine Viertel-Pfund sein.
    Geändert von Bhur (06.04.2005 um 08:29 Uhr)

  10. #10
    Mitglied Avatar von Predantus
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    Zitat Zitat von Bhur
    Was für Maßangaben sind denn Viertel? Viertel von was? Bei den Mengen von Wasser, die zu der Suppe kommen, können das doch keine Viertel-Pfund sein.
    Vielleicht ein Viertel von 190 Litern?

  11. #11
    Moderator Leipziger Comicgarten Forum Avatar von thowiLEIPZIG
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    es hat gemundet!

    folgende mail erhielten wir soeben von der fragestellerin:

    "Danke für das weitere Rezept. Ich habe gestern lange in der Küche gestanden, um diese Plumfordsuppe zu kochen. Es ist aufwendig, aber es hat sich gelohnt. Ich habe das Rezept etwas abgewandelt, so daß nicht alles "an einem Faden" hing. Mein Mann hat heute ganz schön zugeschlagen beim essen, und aufgewärmt schmeckts noch mal so gut. Er hat sich halb tot gelacht, daß es diese Suppe wirklich gibt. Ich habe ihn wieder mal verblüfft Wozu das Mosaik alles gut ist. Ich habe lieber Fix und Fax gelesen, das hatte mir damals besser gefallen. und ich habe es an meine Kinder weitergegeben.

    Also nochmals danke, vielleicht kann ich Ihnen auch mal mit einem orginellen Rezept aushelfen, wenn Sie jemanden verblüffen wollen.



    Tschüß, Petra."

  12. #12
    Mitglied Avatar von SpookySnoopy
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    Das wäre eigentlich eine Frage für den Digedags Quiz:

    Welche historische Person, die die Digedag getroffen haben, ist bereits namentlich im "Kapital" von Karl Marx erwähnt?

    Richtig - Lord Plumford. Selbst im "Kapital" von Marx (in Kapitel 22) ist ein Rezept für die "wohlmundende" Rumsford Suppe abgedruckt. Ob dieses wohl das Originalrezept ist, welches Marx selbst getestet hat? Die Zeit passt ja in etwa ... Übrigens geben es ohne Lord Rumford keine Kartoffeln in Bayern - die soll er wohl damals dort eingeführt haben!

    "...Zwei Jahrzehnte später verfolgte ein amerikanischer Humbug, der baronisierte Yankee Benjamin Thompson (alias Graf Rumford), dieselbe Philanthropielinie mit großem Wohlgefallen vor Gott und den Menschen. Seine "Essays" sind ein Kochbuch mit Rezepten aller Art, um Surrogate an die Stelle der teuren Normalspeisen des Arbeiters zu setzen. Ein besonders gelungnes Rezept dieses wunderlichen "Philosophen" ist folgendes:

    "Fünf Pfund Gerste, fünf Pfund Mais, für 3 d. Heringe, 1 d. Salz, 1 d. Essig, 2 d. Pfeffer und Kräuter - Summa von 20 3/4 d. gibt eine Suppe für 64 Menschen, ja mit den Durchschnittspreisen von Korn kann die Kost auf 1/4 d. per Kopf" (noch nicht 3 Pfennige) "herabgedrückt werden."..."


    Quelle: http://sozialistische-klassiker.org/...arx/marx22.htm

    Wie wärs mit einer großen "Rumford Suppen-Party" ... z. B. bei der nächsten Mosaikbörse? Wer meldet sich freiwillig als "Vorab-Tester"? Diese Person wird mit Sicherheit in die analen der Geschichte eingehen...
    Geändert von SpookySnoopy (24.04.2005 um 11:33 Uhr)

  13. #13
    Mitglied Avatar von Möhrenfelder
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    Zitat Zitat von SpookySnoopy
    Wie wärs mit einer großen "Rumford Suppen-Party" ... z. B. bei der nächsten Mosaikbörse? Wer meldet sich freiwillig als "Vorab-Tester"? Diese Person wird mit Sicherheit in die analen der Geschichte eingehen...
    "anal" ist mal ziemlich sicher...

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