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Thema: Ephraim Kishon ist gestorben

  1. #1
    Moderator Speed Comics Avatar von Der Letter-Man
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    Ephraim Kishon ist gestorben

    Irgendwie hat das doch mit Comic, auch mit Komik, mit Politik und allem was so hier im OT diskutiert wird zu tun, daher finde ich, die traurige Nachricht vom Tode Ephraim Kishons, der heute Nacht 80jährig einem Herzinfarkt erlegen ist, muss hier Platz haben.

    Ich bin traurig, dass er nun keine Bücher über Jossele oder die beste Ehefrau der Welt schreiben wird, ich bin froh, dass er es getan hat - hat mir in meiner lang vergangenen Kindheit einige lustige Abende beschert...
    Geändert von Der Letter-Man (30.01.2005 um 11:50 Uhr)
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  2. #2
    a. D.
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    Das ist eine traurige Nachricht und ein großer Verlust (auch wenn man ihn nicht persönlich gekannt hat)

    Zitat Zitat von Der Letter-Man
    Ich bin traurig, dass er nun keine Bücher über Jossele oder die beste Ehefrau der Welt schreiben wird, ich bin froh, dass er es getan hat - hat mir in meiner lang vergangenen Kindheit einige lustige Abende beschert...
    Ich hörte das erste Mal von Kishon durch einen Lehrer, der uns am jeweils ersten und letzten Tag eines Schuljahres aus seinen Geschichten vorlas und das zudem so bildhaft und perfekt rüberbrachte, daß wir jedesmal vor Lachen unter den Tischen lagen.

    Und auch Kishons eigene Vortragsweise war sagenhaft. Ich erinnere mich da an die Laudatio für Genscher, als diesem der Orden wider den tierischen Ernst verliehen wurde (kann auch umgekehrt gewesen sein, ist schon ein bissel her). Was haben wir gelacht.

    Und auch sein ewiger Streß mit den Handwerkern in Israel Ach - da gibt es so viel, was einfach nur schön und erinnerungswert war. Zum Glück bleiben uns seine Bücher.

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    Batman · Dark Knight of Gotham

  3. #3
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    @Letter-Man: Am meisten hat es mit Büchern zu tun, also verschiebe ich diesen Thread ins Splashbooks-Forum

    Verschoben nach Splashbooks / Andere Belletristik

    Zum Thema kann ich Luise nur zustimmen. Die Welt hat wieder einmal einen großen und weisen Menschen verloren.

    Bis dann,

    scribble

  4. #4
    a. D.
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    Zitat Zitat von scribble
    Am meisten hat es mit Büchern zu tun
    ach ja, ich hatte auch schon überlegt, es hier her zu verschieben *shame on me*

    80 Jahre ist zwar ein gesegnetes Alter, dennoch ist es auch bei manchem "Alten" ein Verlust für die Nachwelt, wenn er gehen muß. Ähnlich habe ich bei Peter Ustinov empfunden (und das ist jetzt nicht OT, da er auch Schriftsteller war ): man verliert einen Freund, der einen irgendwie immer begleitet hat.

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  5. #5
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    Mir geht es sehr ähnlich. Habe ihn in meinen späteren Teens bändeweise verschlungen, und weiss jetzt noch vieles auswendig. In des Retrospektive fällt es wohl leicht, sich über ihn zu erheben, und ich bin sicher, so mancher selbstgerechte Kolumnist wird sich das nicht nehmen lassen, aber in seiner Zeit, und nicht nur dort, war er einer der besten. Musste heute noch an ihn denken, als ich darüber nachdachte, welche Bedeutung eine gute Übersetzung für den Erfolg eines Autors haben kann, und in der Hinsicht war Kishon gesegnet. Ich habe auch die ernsteren Satiren und Essays von ihn gelesen und fand sie, wenn auch oft polemisch, doch mit sehr viel Kraft und Liebe geschrieben. Ein grosser Verlust, in der Tat.

    Meine besten Erinnerungen habe ich auch an JOSSELE und DER SEEKRANKE WALFISCH. Könnt ihr euch noch an die Story erinnern, wo er versucht, in der Schweiz ein Kaugummipapier loszuwerden, was nicht geht, weil die Stadt so sauber ist? Oder England? Wo alle Leute in schwarzen Anzügen, Bowler und Regenschirm rumlaufen, und abends gehen sie ins Kabaret, es betreten Männer in schwarzen Anzügen, Bowler und Regenschirm die Bühne und alles taumelt vor Lachen? Oder die beiden überhöflichen, die sich beide als erster durch die Tür gehen lassen und dabei so in Fahrt kommen, daß der eine den anderen am Schluss niederschlägt und ihn VOR sich durch die Tür rollt? Ich glaube, Loriot muss den Mann aufmerksam gelesen haben.

  6. #6
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Jetzt tust du aber Loriot unrecht.
    Kishon war übrigens in der Übersetzung des genialen Friedrich Torberg wesentlich besser als im Original.

  7. #7
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    Nachdem Friedrich Torberg 1979 gestorben ist, war auch Kishons beste Zeit vorbei. Aber Kishons Bücher aus den 60er und 70er Jahren sind auch heute noch sehr gut.

  8. #8
    Moderator Speed Comics Avatar von Der Letter-Man
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    Aber das Schönste ist ja seine Abhandlung/Rache/Genugtuung (wie auch immer) über das Buch eines gewissen Herrn Hitler mit dem schönen Titel "Mein Kamm" (kann man übrigens bei Amazon ordern!) hihihi... was lustiges gegen schlechte Laune hat Kishon immer auf Lager gehabt.

    Hoffentlich haben die Engel viel Spaß da oben mit ihm, der jetzt wieder bei seiner besten Ehefrau der Welt ist.
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  9. #9
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Kishons Kampf gegen die moderne Kunst war leider nicht sehr komisch und nur borniert.

  10. #10
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    Aber vermutlich hat er damit Robert Gernhardt inspiriert, ein besseres Buch zum gleichen Thema zu schreiben: "Der letzte Zeichner".

  11. #11
    Mitglied Avatar von LuG
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    Eine Koinzidenz von geradezu Moore'schen Synchronizität: Letzten Sonntag ist Frau Hand gestorben, meine Englischlehrerin auf der Realschule, die mir 1977 meinen lebenslangen Spitznamen verpasst hat und mein erstes Kishon-Buch geschenkt hat. Und eine Woche später Kishon selber.

    Im übrigen haben Mick und Hate recht: Kishon sollte man nur von Torberg übersetzt lesen!
    LuG

  12. #12
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    Gott, wer hier alles hebräisch kann! Ich muss aufhören euch zu unterschätzen ...

    Thorberg, genau, das war er. Genialer Typ. "Weib!" rief ich.

    @Mick et al: Ich habe ja nicht gesagt, daß Loriot da abgekupfert hat, aber Kishon hat Humorsituationen entwickelt, die an Loriot erinnern, obwohl der erst 10 Jahre später damit loslegte. Im übrigen war Kishon bekennend und stolz konservativ, und in seiner Position, auch was Israels Politik betraf wohl auch ein bisschen selbstgerecht, aber im Endeffekt dann vielleicht auch nur ein Kind seiner Zeit.

    Es gibt doch dieses Theaterstück, wo jemand einfach aus Platznot ein paar Möbel aufeinanderstapelt, und ein Kunstkritiker denkt es wäre eine Installation, gell? Hat mich damals sehr zum lachen gebracht, und ich denke, viele werden Vorwurf der Unverständlichkeit der modernen Kunst teilen können. Es gibt auch ein Bild von Robert Crumb, wie er vor einem abstrakten Bild steht und denkt "Was für ein Geschmier ... eine Schande."

    Kishon war schon okay, denke ich. Für viele von uns schliesst sich damit wohl ein Buch unserer Jugend.

  13. #13
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    "Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht" war ja noch die humorige Auseinandersetzung mit dem Thema. Später hat er noch ein Buch geschrieben, mit dem er durch die deutschen Talkshows zog. Und da zog er übel vom Leder.
    Zu Torberg: von dem stammt zumindest mal "die beste Frau von allen" (im Original sinngemäß "die kleine Frau").

  14. #14
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    Weiss eigentlich jemand was über dessen eigenes Oevre?

  15. #15
    a. D.
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    Zitat Zitat von Mick Baxter
    Kishon war übrigens in der Übersetzung des genialen Friedrich Torberg wesentlich besser als im Original.
    Hat er tatsächlich auf Hebräisch geschrieben?

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    Batman · Dark Knight of Gotham

  16. #16
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    In seiner Jugend sprach Kishon bzw. Ferenc Hoffmann, wie er von Geburt hieß, weder Hebräisch noch Jiddisch. Als er nach dem Zweiten Weltkrieg Ende der Vierziger Jahre nach Israel kam, schrieb er auch noch in seiner Muttersprache Ungarisch. Sein erstes Buch, "Der Neueinwanderer, der uns auf die Nerven geht", wurde noch ins Hebräische übersetzt.

    Danach aber zieht sich Kishon ein Jahr zurück und lernt Hebräisch. 1952 begann er für die Tageszeitung Maariv eine Kolumne auf Hebräisch zu schreiben, was er die nächsten dreißig Jahre fortsetzen sollte. Auch seine folgenden über 50 Bücher schrieb Kishon auf Hebräisch. In einem Interview hat er übrigens mal gesagt, er träume auf Hebräisch - mit ungarischen Untertiteln

    Bis dann,

    scribble

  17. #17
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    Wobei Torberg auch aus dem Ungarischen hätte übersetzen können (hat in seiner Jugend in einer ungarischen Wasserballmannschaft gespielt).

    Torberg ist durch seinen Roman "Schüler Gerber" (eine Tragödie über einen gemobbten Gymnasiasten) bekannt geworden. Schrieb außerdem Satiren und Parodien. Ich kenn allerdings nur seine Parodien auf Bert Brecht und Christian Morgenstern (von dem Experten sagten, er wäre unparodierbar).


    DER SINN

    Der SINN hielt trüb auf einem Ast
    am Baume der Erkenntnis Rast

    und sprach zu sich an sich: »Ich bin
    als Sinn für mich ganz ohne Sinn.

    Ja mehr, noch mehr. Mein Ich verwest,
    wenn man es nicht von mir erlöst

    und mich, zum DOPPELSINN gesteigert,
    sich mich zu kommentieren weigert!«

    So sprach der SINN, und ließ sich schlapp
    auf einen tiefern Ast hinab,

    wo er (wer staunt da?) (qu. e. d.)
    mit rauher Hand das Negilge’

    des NEBENSINNS vom Nebenast
    an sich reißt, packt, ergreift, erfaßt

    und jenen, welcher, jäh entkleidet,
    an Schüttelfrost und Fieber leidet,

    nun hämisch einen SCHWACHSINN heißt.
    Die Wissenschaft fand dieses dreist,

    und: »Tief bist du gesunken!« rief
    rnan rings im Land. »Entsetzlich tief!«

    Der solcherart zum TIEFEN SINN
    Gestempelte verfing sich in

    sich selbst, geriet nun immer tiefer,
    und kam bis wo das Ungeziefer,

    das uns als „Skepsis“ mißbehagt,
    am Baume der Erkenntnis nagt.

    Hier, an der Wurzel erst, ward er
    vom Kopf quadriert, und muß nunmehr

    in vielen Morgenstern-Gedichten
    als UNSINN harten Dienst verrichten.
    Geändert von Mick Baxter (31.01.2005 um 23:20 Uhr)

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