Der Wagen hatte kaum gehalten, das war Jazz mit einem Satz aus dem Wagen gesprungen. Endlich mal die Gelegenheit aus diesem stickigen Van und der Gesellschaft der anderen zu entkommen! Die Mission zehrte an ihren Nerven. Zwei Wochen schon und noch keinerlei Erfolg - ein Umstand der die junge Frau über die Maßen reizte, wenn auch nicht besonders verwunderte. Besonders die Arbeitsmoral der Spanier ließ zu wünschen übrig! Eine Rauchpause, so kurz vor dem möglichen Ziel?! Doch sie hatte keine Lust sich mit diesen Leuten zu streiten.
Stumm stand sie am Rand der Brücke und starrte auf den Fluss der unter ihr vorbeirauschte. Dieses Bauwerk war auch mal wieder ein Beispiel der ungesunden spanischen Lebenseinstellung. So eine wacklige Konstruktion hätte man längst erneuern müssen! Ob sie die Tatsache, dass die Polizisten einfach mit dem Van darüber gefahren waren als Mut oder Wahnsinn ansehen sollte wusste sie nicht. Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt, die Beine hatten einen sicheren, schulterbreiten Stand, so wie sie es gewohnt war. Die langen wirren Haare hatte Jazz zu einem dicken Zopf geflochten, damit sie nicht störten. Schon mehrfach hatte sie eine Kurzhaarfrisur in Betracht gezogen, doch bei ihrem Krauskopf wirkte das schrecklich und sie war nicht der Typ Frau der stundenlang mit Föhn und Glätteisen verbrachte. Auch ihrer Kleidung sah man deutlich an, dass sie sich nicht um Äußerlichkeiten scherte. Schwarze Hose, schwarzes Tanktop, schwarzes Hemd. Es war nicht wirklich auszumachen, ob sie jetzt eine spezielle Kleiderordnung des Secret Service beachtete oder einfach nur so im Militärladen eingekauft hatte, denn sämtliche Kleidungsstücke waren aus einem reissfesten Stoff und sahen vom Schnitt der Einsatzuniform eines Militärangehörigen sehr ähnlich. Immerhin hatte sie sich vor einigen Tagen darauf verlegt die Sonnenbrille im Wagen abzunehmen, was ihren Begleitern erlaubte die eisblauen Augen zu sehen. Doch auch das machte sie nicht weniger unnahbar.
Reglos harrte Jazz aus, wartete darauf, dass es weiterging, einen Befehl oder eine Einsatzbesprechung. Sie hatte fast sofort den Führungsanspruch in dieser Gruppe Colonel MacConnel zuerkannt. Allein sein militärischer Rang und seine Erfahrung sprachen für ihn als Einsatzleiter. Freilich kammen die Einsatzbefehle meistens von der Zentrale und wurden somit von Tennen übermittelt. Allerdings war die gesamte Gruppe so heterogen, dass man von einer Rangordnung nicht wirklich sprechen konnte. Tennen war Techniker, Johnson Mediziner - natürlich hatten sie im Rahmen ihrer Tätigkeit einen gewissen Rang, aber man konnte sie schwerlich als Konkurrenz ansehen. Bei dem Ex Marine war das schon etwas anderes, doch irgendjemand musste die Führung übernehmen und er hatte die Erfahrung. Jazz war es gewohnt unter dem Befehl eines guten Anführers als zweite Hand zu agieren. Sie würde funktionnieren, dieser Einsatz war wichtig und hatte hohe Priorität. Vorerst war der status quo akzeptabel und wenn sich herausstellte, dass MacConnel nicht so fähig war, wie sein Rang vermuten ließ, konnte sie immer noch etwas an der Situation ändern.
Lesezeichen