Ede Wolf lebt

[Harry Nützel]

Oder?

Behauptung: Durch mehr Nicht-Entenhausen würden die Haupthelden entlastet und müßten nicht jeden Blödsinn mitmachen.

Außerdem ist Ede Wolf ein alter Kumpel von mir.

Der Thread gilt auch für Hansi Hase, Klein Adlerauge, Strolchi und so weiter.

Nicht schimpfen: In der Suchmaschine habe ich nachgeschaut: Wolf ist zu allgemein und unter Ede findet sie nicht viel.

[Flintheart Glomgold]

Ich unterschreib! Nicht gerade für Klein Adlerauge oder für A-Hörnchen und B-Hörnchen (hast du ja auch gar nicht erwähnt), aber von dem Rest würde ich schon gern wieder etwas mehr sehen.

[ThomasO5]

Also für Ede und den Hansi wär ich auch! Klein Adlerauge muß nicht sein. Und von Strolchi war ja vor gar nicht allzu langer Zeit eine sehr schöne Geschichte in der MM, wenn ich mich recht erinnere.

[Plattnase]

Na, ich weiß nicht recht! Von Ede Wolf & Co. war schon lange nichts mehr zu lesen und das ist ganz gut so. Denn die Figur des Ede ist absolut eindimensional aufgebaut: sein einziger Lebensinhalt ist die Jagd nach den Schweinchen [also mit anderen Worten: das "Essen"]. Das ist mir irgendwie zu weltfremd...

[Harry Nützel]

Ungefähr sechs Seiten in jedem MM-Heft, denke ich mir. Mal dieses, mal jenes, mal ganz was anderes.

Klein Adlerauge war überwiegend unlustig, das stimmt schon. Aber das Vorbild ist der kleine Indianer, dem dauernd die Hose herunter rutscht, wie er Bambi erschießen will. Und das war lustig.

Den Schöpfern mehr Muße gönnen und sie nicht zu arg in ein Schema zwingen. Je mehr 'Welten' zur Verfügung stehen, desto besser.

Und der alte Ede! Das letzte, was ich von ihm gehört habe, war, daß sein U-Boot-Angriff fehlgeschlagen ist.

PS: Entschuldigung, Plattnase! Ich war zu langsam. Natürlich ist Ede Wolf eindimensional, aber das ist Dagobert Duck auch. Was dem einen sein Geld, ist dem anderen sein Schweinebraten.

[Mabuse]

...sein einziger Lebensinhalt ist ....das "Essen". Das ist mir irgendwie zu weltfremd...

Also ich kenn' einige reale Perosnen, bei denen ich vermute, dass das genauso ist.

[Plattnase]

Aber die wären es doch sicher auch nicht wert, Geschichten über sie zu schreiben, oder?

@Harry Nützel:
Tja, die Eindimensionalität ist ja quasi eine weit verbreitete "Krankheit" des Entenhausener Universums: Dagobert will immer nur Profit, die Panzerknacker sind immer nur auf Dagoberts Geld fixiert, Franz Gans will immer nur schlafen, Daniel Düsentrieb fabriziert stets skurrile Erfindungen, Dussel Duck nervt immer nur, Kommissar Hunter braucht stets Mickys Unterstützung, usw.

Aber bei Dagobert kann man immerhin noch diverse Parallelen zum realen Leben ableiten. Er persifliert letzten Endes nur das imperialistische Gebahren der USA. Bei Dagobert nehmen die Abenteuer auch einen unterschiedlichen Ausgang: meistens siegt er, manchmal verliert er aber auch. Bei Ede Wolf dagegen gelingt eine Analogie zum realen Leben praktisch gar nicht. Er ist eine Märchenfigur, die zum permanenten Versagen geboren ist.

[Dippy Dawg]

Möglicherweise würde der Ede-Zeke-Wolf-Kosmos durch weitere Figuren bereichert, die Ede unterstützen oder mit ihm in Konkurrenz treten. Es läge nahe, dass der alleinerziehende Vater eine Haushälterin/Gouvernante engagiert.

Weiterhin würde ein partieller Sieg Edes in Folge für mehr Spannung sorgen.

[Kasimir Kapuste]

Den Schöpfern mehr Muße gönnen und sie nicht zu arg in ein Schema zwingen. Je mehr 'Welten' zur Verfügung stehen, desto besser.

Meine Rede. Aber bring das mal einem Marketingmenschen bei, der Comics nur aus den Ratings kennt und uns folgerichtig bis an den Kragen mit Donald Duck vollballert.

Die Mischung machts. Die Mainzelmännchen wären auch langweilig, wenn sie nicht von Persil-Spots unterbrochen würden.

[T.A.F.K.A.T.]

Die Figur des Ede Wolf ist aber auch ziemlich irreal: er will die drei kleinen Schweinchen, die besten (und in diesem Wald wohl auch einzigen) Freunde seines einzigen, mutterlosen Sohnes, den er andererseits über alles liebt (insofern ist er andererseits doch nicht so eindimensional) fressen - es schwebt also immer ein potenzieller Mordgedanke durch jede Ede-Wolf-Geschichte. Dass die anderen Waldbewohner das so hinnehmen, einen potenziellen Mörder in ihren Reihen zu haben . . . Ziehen wir mal Parralelen: die Schweinchen sind, wie Wölfchen, noch nicht erwachsen, und haben ständig jemanden in der Nachbarschaft wohnen, der ihnen "ans Fleisch" will - kann man da nicht irgendwie Parrallelen zu diesen dunklen Gestalten ziehen, die heimlich in der Nachbarschaft wohnen und Kindern an die Wäsche wollen? Oder schieße ich jetzt wirklich zu sehr ins Blaue?
Lässt man diese etwas unheimliche Sache aus der Geschichte raus, und zieht man das Verhältnis Wolf-Schweinchen auf eine andere Ebene (etwa: Wolf will, dass die Schweinchen wegziehen, weil er Schweine hasst, oder er möchte ihr Grundstück, oder Nachbarschaftsfehden, etc., etc.), dann kann man durchaus ein sehr interessantes Universum aufbauen, zusammen mit Familie Bär, dem Bösen-Buben-Klub, Professor Eule, Wölfchens Schulkollegen und den vielen anderen Waldbewohnern. Interessant wäre es

[Dr. Dulle]

Hier in Kaeseland sind Ede und Konsorten noch sehr aktiv. Zu aktiv fuer meinen Geschmack, im Wochenblatt ist immer etwa ein Drittel mit Nicht-Duck/-Maus gefuellt, ziemlich haeufig sogar mit Kram, der mit Disney so gut wie nix zu tun hat.
Wuensche bei der Gelegenheit ein schoenes neues Jahr.

[Harry Nützel]

Ede verkörpert den Rückschritt. Wölfe fressen andere Tiere, speziell kleine Schweinchen. Das war schon immer so, ist also richtig.

Edes Sohn, Kleiner Wolf, weiß es längst besser und verhält sich auch entsprechend.

Auch Ede selbst weiß es in Wirklichkeit besser. Er verfügt seit Langem über einen Büchsenöffner und kann sich gut von Bohnen aus der Dose ernähren. Er kann es aber nicht zugeben. Wie steht er dann da? Er hat sich einmal dafür entschieden, den traditionsbewußten Wolf abzugeben und dabei bleibt es. So ganz zu trauen ist dem Neuen nämlich nicht.

Würde Ede die Schweinchen tatsächlich fangen, müßte er sich etwas einfallen lassen, damit sie 'aus Versehen' entkommen können. Wirklich fressen will er sie gar nicht. Er muß nur ernsthaft so tun als ob.

So, denke ich, muß man es sehen, damit die Mordgier ebenso draußen bleibt wie das allzu Märchenhafte. So erklärt sich auch, warum Ede den Umgang seines Sohnes mit den drei kleinen Schweinchen nicht ernsthaft behindert. Er traut dem Neuen nicht und fühlt sich nicht zuständig, aber eine Chance bekommt es schon.

[T.A.F.K.A.T.]

@ Harry Nützel: auch eine sehr gute Interpretation.
Da erinnere ich mich an eine Geschichte, wo Edes Kollegen in einen neuen "Böse-Buben-Klub" gehen, der eine Art "Anonyme Fleischfresser" darstellt. Ede tritt bei, so wie seine Kollegen, benimmt sich den vegetarischen Regeln entsprechend und ist den Schweinchen freundlich gesonnen. Leider wird er rückfällig, weil er versehentlich das falsche Kochbuch liest . . .
Dieser Ansatz - zwar gebessert, aber immer wieder Gefahr eines Rückfalls - wurde leider nicht mehr weiter verfolgt. Schade eigentlich . . .

[Plattnase]

... die Schweinchen sind, wie Wölfchen, noch nicht erwachsen, [...] Oder schieße ich jetzt wirklich zu sehr ins Blaue?

Da bin ich mir nicht so sicher! Die Quellen sind hier sehr widersprüchlich. In den älteren Geschichten ist Schweinchen Schlau erwachsen: er fährt Auto, baut Häuser und ist von Beruf Jiu-Jitsu-Lehrer. Schweinchen Fiedler und Pfeifer gehen noch in die Grundschule.
In der Story "Seltsamer Biologieunterricht" (MM 39/72) besuchen alle drei Schweinchen die Grundschule. In MM 48/03, S.69 dagegen fahren Pfeifer und Fiedler sogar Auto. Und laut MM 41/85, S.15 haben alle Drei einen Vormund: Onkel Plato.

Da soll sich noch einer auskennen...

[Flintheart Glomgold]

Das mit dem Autofahren ist sowieso so eine Sache: Selbst Tick, Trick und Track sieht man hin und wieder am Steuer von Donalds 313er. Etwa in Barks' eigenem "Sheriff of Bullet Valley". Auf Volljährigkeit kann man deshalb noch lange nicht schließen.

[Plattnase]

Sie fahren nicht nur den 313, sondern kaufen sich einmal sogar ein "eigenes" Auto (DDT 345, S.68ff), ohne daß man sie allerdings damit fahren sieht.

Und das ist noch gar nichts: es gibt ja mindestens drei Geschichten, in denen Tick, Trick und Track einen Hubschrauber fliegen: MM 22/57, S.10 + MM 43/69, S.10 + LT 132, S.187ff

[Kaschi]

Klein Adlerauge war überwiegend unlustig, das stimmt schon. Aber das Vorbild ist der kleine Indianer, dem dauernd die Hose herunter rutscht, wie er Bambi erschießen will. Und das war lustig.

Bambi? War doch 'n kleenes Karnickel (oder sowatt).

Hat Ede Wolf nicht auch noch drei Neffen, die ihm wesentlich ähnlicher sind als der Kleine Wolf, äußerlich und innerlich? Zumindest in animierter Form?
THREE LITTLE WOLVES (Silly Symphony-Cartoon) (Die drei kleinen Wölfe)

http://www.duckfilm.de/cartoon/tlp.htm

[Plattnase]

Die drei kleinen Wölfe gab's in den 60er Jahren auch mal als Fortsetzungs-Comic in einer deutschen Illustrierten. Das waren aber Edes Söhne, nicht seine Neffen!

[Kaschi]

Und ich dachte, wenn da drei Kurze rumtoben, sind das IMMER Neffen.

[Plattnase]

Das gilt nur für das Duck- und Maus-Universum! In den anderen Universen (Wolf, Klein-Adlerauge, Strolchi) gibt es durchaus Elternschaft.

[Harry Nützel]

"Anonyme Fleischfresser"

Das Eindimensionale ist nicht so langweilig, wie es aussieht. Hauptsächlich liefert es einen stets vorhandenen Antrieb. Dagobert will Geld verdienen und wird dadurch in tausenderlei Abenteuer verwickelt, Ede will die Schweinchen fangen, oder es sich abgewöhnen...

Damit Gustav den Bürzel hochkriegt, muß man sich erst komplizierte Verwicklungen einfallen lassen. Ede ist schon unterwegs.

[Gercomi]

Wenn ich mich nicht sehr täusche gab es auch mal eine Geschichte in der Ede die Schweinchen gefangen hatte und sie hinterher freiwillig laufen liess. Die Schweinchen konnten sich ihm nicht entkommen und auch Wölfchen war nicht zur Stelle. Am Ende hat Ede die Schweinchen aber dann laufen lassen, weil er Angst hatte es würde ihm ohne die Schweinejagd langweilig werden.

So gesehen soll und wird Ede die Schweinchen nie fressen, weil dann die Geschichte unwiderrufbar zu Ende wäre.

Das ist halt das Schicksal von Ede, immer den Schweinchen nachzujagen, sie zu erwischen und dann kurz vor dem triumphalen Mahl doch leer auszugehen bzw. gejagt, verprügelt oder gedemütigt zu werden.

Genauso wird auch Hansi Hase auch nie vom Fuchs und dem Gevatter Bär gefressen werden, weil Hansi zu schlau ist.

[Harry Nützel]

Edes Grundgeschichte ist zu eng gestrickt, entnehme ich dem Ganzen. Gibt es noch andere Argumente gegen Ede-Wolf-Geschichten?

[Plattnase]

Der Wolfbereich fügt sich nicht so glatt in das Entenhausen-Universum ein. In Entenhausen unterscheidet man ja zwischen "intelligenten" Tieren [Donald Duck, Micky Maus, die Panzerknacker, etc.], die eigentlich zoomorphe Menschen sind, und den "animalischen" Tieren, die tatsächlich Tiere sind.
Ede Wolf und die Schweinchen lassen sich in dieses Schema nicht so glatt einordnen; sie sind zwar keine "richtigen" Tiere, aber für "Menschen" verhalten sie sich doch "zu animalisch". Man denke hier etwa an die berüchtigten "Metzger-Gemälde" in Schweinchen Schlaus Haus, die angeblich irgendeinen Vorfahren darstellen. Deutlich wird dies auch, als in einer Geschichte Ede Wolf von Schrotkugeln getroffen wird: Ede verlangt daraufhin nach einem Tierarzt (!).

[Christian P]

"Problem" von Ede Wolf und Co. dürfte auch sein, dass sich kaum einer der "großen" Zeichner an sie herangewagt hat und einem dann doch die Werke mit teilweise grenzwertiger Qualität aus den DD-Taschenbüchern in Erinnerung bleiben.