... - Dunkelheit - ...
... - Stille - ...
Stille? Nein, nicht ganz... von ganz weit hinten... ein Ton aus der Tiefe...
Zuerst ganz leise, kaum hörbar, kaum wahrzunehmen.
Lauter, immer lauter wird er.
Jedoch ist es kein einfacher Ton... es ist viel mehr als ein Ton...
Ein Schrei!
Ein Schrei der durch Mark und Bein geht. Der Schrei eines Menschen; ein Schrei aus dem tiefsten Innern.
Kein einziges artikuliertes Wort ist zu hören...
Nur Panik, Verzweiflung; reine Angst...
Jan sitzt kerzengerade in seinem Bett. Dunkelheit umgibt ihn. Es ist 06:00 Uhr morgens.
Draußen herrscht noch Nacht. Schweißgebadet sitzt er da. Nicht willens sich zu bewegen.
Die Augen weit aufgerissen starrt er in die Dunkelheit seines Zimmers. Gänsehaut am ganzen Körper…
Sein Shirt klebt an seinem verschwitzten Oberkörper, es ist komplett durchtränkt.
Sein Herz pocht so heftig wie nach einem 100-m-Sprint. Die Haare kleben an Stirn und Schläfe.
Schweiß rinnt ihm über die Nase.
Doch das alles bemerkt Jan im Moment nicht. Sein Blick bleibt starr nach vorne gerichtet. So als ob bei der
kleinsten Bewegung etwas passiert.
Plötzlich, ohne Vorwarnung beginnt er sein Gesicht abzutasten. Wie ein Blinder, der jemanden „sehen“ möchte.
Seine Bewegungen sind jedoch unkontrolliert, hektisch, voller Panik.
Keine langen Haare, keine Ohrringe, seine Nase… alles da, wie früher, wie gestern als er ins Bett ging.
Zögerlich, als ob ihm die Angst sprichwörtlich im Nacken sitzt, tastet er weiter.
Er traut sich noch nicht einmal an sich herunter zu sehen. Doch… NICHTS! Er spürt nur sein verschwitztes Shirt.
Nichts! Kein Anzeichen von Brüsten! Jetzt der alles entscheidende Griff unter die Decke… Alles da wo es sein soll!
Erst jetzt senkt er den Blick. Ein tiefer Seufzer kommt ihm über die Lippen. Sein Herzschlag beruhigt sich wieder.
Er ist er… er ist Jan.
Seine Muskeln entspannen sich. Völlig erschöpft sackt er in sich zusammen.
Auf dem Rücken liegend schaut er an die Decke. Erst jetzt nimmt er die Dunkelheit um sich herum wahr.
Doch die ist ihm jetzt grad egal.
Flüsternd, ohne zu wissen warum er flüstert, fragt er sich: „War alles nur ein Traum?“
Eine Antwort bleibt er sich schuldig. Komplett K.O. liegt er da; die Hände auf sein Gesicht gelegt – SEIN Gesicht.
Bruchstückhafte Bilder erscheinen vor seinen Augen und verschwinden genau so schnell wieder wie sie gekommen sind.
„Nur ein Traum? Nur ein Traum...? Nur ein Traum…“
Während er sich in seinem komplett zerwühlten Bett umdreht schläft er auch schon wieder ein.
Unbemerkt von Jan scheint es so, als ob in der Dunkelheit ein kleiner, blauer Stoff-Hai auf dem Kopfkissen liegend das ganze
Geschehen aufmerksam beobachtet hat.
Ganz unten im Bett, fast schon am runterfallen, liegt ein aufgeschlagenes Buch auf der Decke.
Der Titel ist durch ein Falte der Decke nicht ganz zu lesen: „Die Verw…… - von Franz Kaf...“...
Nur ein Traum...?
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