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Thema: Vanishing Point

  1. #1
    Mitglied Avatar von Lost Johnny
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    Vanishing Point
    Es gibt zwei Filme dieses Titels, einer davon ist - wie sollte es anders sein - ein Remake des anderen. In den deutschen Titeln unterscheiden sie sich allerdings: Das Original heißt "Fluchtpunkt San Franzisko", das glattgebügelte TV-Remake "Höllenjagd nach San Francisco".

    Das Original stammt von 1971, mit Barry "Petrocelli" Newman in der Hauptrolle. Der Film handelt von einem heruntergekommenen Kurierfahrer namens Kowalski, der ohne besonderen Grund wettet, innerhalb einer kurzen Frist einen weißen '70er Dodge Challenger nach San Francisco zu überführen, und ist streckenweise schon beinahe surrealistisch zu nennen. Kowalski, der quasi permanent unter Amphetamin-Einfluß steht, kommt bei seinem Vorhaben natürlich schnell mit der Polizei in Konflikt (vielleicht ist dieser Film das Vorbild für die Gumball-/Cannonball-Rennen und -Filme, die Ende der 70er und anfangs der 80er leider mehr und mehr in den Klamauk abdrifteten; und Smokey and the Bandit hätte es ohne ihn vielleicht auch nie gegeben ...) und trifft auf seiner Flucht mit zahlreichen anderen seltsamen Figuren am Rande der amerikanischen Gesellschaft seiner Zeit zusammen: Mitten in der Wüste begegnet er Schlangensammlern, fanatischen Hippie-Christen und Einsiedler-Rebellen, die seinen Trip mehr oder weniger wohlwollend unterstützen. Eine weitere wichtige Rolle spielt ein blinder, schwarzer Radio-DJ (als ob eine Minderheitenzugehörigkeit nicht genug wäre ... ), der mit seinem Piratensender in erster Linie wirklich hervorragende Musik auflegt, aber auch dank des abgehörten Polizeifunks Kowalskis Reise dokumetiert, als sein *ähem* spiritueller Berater fungiert und ihn nebenbei zu einer Art Volksheld gegen die Staatsgewalt stilisiert.
    Kowalski stirbt schließlich als Märtyrer für den Freie Fahrt für freie Bürger-Gedanken, indem er mit Höchstgeschwindigkeit (und mit voller Absicht) in zwei von der Polizei als Straßensperre aufgestellte Bulldozer rast. Dadurch (und durch den wie erwähnt guten Rock & Blues-Soundtrack) erhielt der Film in Motoristen-Kreisen einen enormen Kultstatus, der in diesem Ausmaß sicher nicht gerechtfertig ist. Eine gewisse unikale Ausstrahlung kann man Vanishing Point aber keinesfalls absprechen.


    Der Kowalski des Remakes von 1996 (Viggo Mortensen; demnächst sicher sehr berühmt als Aragorn im Herrn der Ringe) macht ebenfalls Überführungsfahrten und sitzt wie sein Vorbild in einem weißen '70er Challenger. Diesmal hat man ihm jedoch einen Vornamen gegeben ("Jim") und einen Grund für seine überhöhte Geschwindigkeit ins Drehbuch geschrieben: Seine am anderen Ende des Landes im Hospital liegende Frau hat überraschend die Wehen bekommen, und es zeichnen sich Komplikationen bei der Geburt ab. Kowalski ist also durch und durch der Gute - ergo langweilig.
    Dazu wird noch eine Privatfehde mit einem ebenfalls Muscle Car-bewehrten, reaktionären Sheriff (für Interessierte: '68er Dodge Charger) eingeführt, und die surrealen Momente entfallen gänzlich. Der DJ ist zwar auch da, spielt aber einerseits schlechtere Musik und andererseits mehr die Rolle des Kommentators, der für den von den Produzenten als dumm eingeschätzten Zuschauer die Geschehnisse ausdeutet, da Kowalski diesmal selbst den Polizeifunk abhört und für seinen Heldenstatus eher CNN verantwortlich zu machen ist. Kowalskis Tod findet ähnlich wie in der Vorlage statt - diesmal jedoch, weil er vom Tod seiner Frau erfahren hat und in seinem Leben keinen Sinn mehr sieht.
    Fazit: Das Remake ist dank der Bemühungen, die zugegebenermaßen leicht verwirrenden Ecken und Kanten der Vorlage auf der Hobelbank der political correctness abzuschleifen, gründlich daran gescheitert, ein auch nur annähernd würdiger Nachfolger zu sein. Ein paar alte Autos mit dicken Motoren machen allein noch längst keinen guten Film für die PS-Community ...

    Ach ja, es ist wohl überflüssig, zu erwähnen, daß die Frau, die im Remake in Bikinioberteil und Hotpants eine Motorradfahrt durch die Wüste unternimmt, im Original splitterfasernackt war.

    ------------
    Kleiner Nachtrag: Dieser Beitrag hat lange Zeit auf meiner Festplatte geschlummert, da ich davon ausgehe, daß die meisten diese beiden Filme nicht kennen (und sich demnach vermutlich auch nicht sonderlich für sie interessieren). Ich habe ihn jetzt doch noch ins Forum gestellt, und zwar aus zwei Gründen: Erstens hat der Name Viggo Mortensen ja derzeit eine gewisse Aktualität, und zweitens habe ich schon so lange nichts mehr geschrieben, was über einen Einzeiler hinausgeht ...

    Der angedeutete Konflikt zwischen political correctness und Qualität darf hier allerdings auch gern weiterdebattiert werden.

  2. #2
    Mitglied Avatar von M@MAX
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    ich fände es ja viel interesanter eine diskussion über die berechtigung von remakes zu führen.

    wozu (ausser aus geldgeir versteht sich) wird ein alter film einfach neu aufgelegt.
    um dem jungen publikum die story näher zubringen ? da wär ne wiederaufführung noch billiger.
    um den schreiberling einzusparen ? man setzt doch eh jeamnden hin der die story umarbeitet.

    helft mir mal bitte! und wenn ihr grade dabei seid, was für filme fallen euch ein bei denen ein remake verbrochen wurde. mir fallen momentan ein:

    - dune (hab den neuen noch nicht gesehen weil mir jeder davon abgeraten hat)

    - der schakal (ein film mit bruce w. ist noch lange kein guter film)

    - last man standing (siehe oben. allerdings muss man fairerweise sagen das das "orginal", a handfull of dollars eigentlich auch ein remake von einem alten samurai schinken ist)


  3. #3
    Mitglied Avatar von CD&C
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    @Lost_J
    Also, das Original hab ich sicher mal gesehen, aber vom Remake hab ich noch nie was gehört ?.

    @MAX
    Warum ein alter Film in neuer Form nochmals gedreht wird. Ich denke das wird wohl daran liegen, das findige Produzenten in der Story oder dem Ansatz einiges an Potenzial sehen und sich denken das eine neuere Version doch ordentlich fuxen könnte.


    Und zum Schluss noch dazu:
    Original geschrieben von Lost Johnny
    [Der angedeutete Konflikt zwischen political correctness und Qualität darf hier allerdings auch gern weiterdebattiert werden.
    Ich denke das ist etwas, das sich ganz von selbst ergibt. Unsere Form bzw. Auffassung der "political correctness" Verändert sich ja von Jahr zu Jahr. Heute sind wir ja wieder so weit, das man in den Filmen gar keine Randgruppen mehr findet. Warum das so ist, na ganz einfach. Weil die Bezeichnug "Randgruppe" ("Was soll das heissen wir Schwarze sind ne Randgruppe ... ARGHHHHH") ja schon gegen unsere aktuelle "political correctness" Verstösst . Und was den "Qualitätsverlust" betrifft, das fällt uns nur auf weil wir eine Neuauflage mit dem Original vergleichen können. Und somit auch die Möglichkeiten sehen, welche uns eine Umsetzung jenseits unserer aktuellen "Zeitperiode" bieten würde .
    Kommt Zeit, kommt CD&C !

  4. #4
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    Schönes Thema! Also: "Vanishing Point" kann ich nicht beurteilen, aber die Frage, ob Remakes eine Berechtigung haben.
    Das erste, was mir dazu einfällt, sind die unsäglichen Remakes netter französischer Komödien, die von Amerikanern für Amerikaner um ein paar hirnlose Verfolgungsjagden erweitert und in platteren Humor übersetzt werden mussten. Absolut überflüssig.
    Aber: Ist nicht auch jede Theateraufführung eine Art Remake? Und von diesem Gedanken ausgehend würde ich sagen: Jedes Remake, das versucht, dem ursprünglichen Stoff eine neue Facette abzugewinnen, indem es die Handlung in eine andere Zeit, in einen anderen Kulturkreis, überhaupt jedwede andere Zusammenhänge stellt, hat für mich eine Berechtigung.
    Insofern werden dann Remakes wie "Die glorreichen Sieben" (vs. "Die sieben Samurai") absolut akzeptiert, aber eine reine Neuverfilmung des alten Drehbuchs wie bei "Psycho" könnte uns getrost erspart bleiben.

  5. #5
    Mitglied Avatar von M@MAX
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    also ich würde ja x-men schon als randgruppen film bezeichenen

    @ irma:

    wiedersprichst du dir nich tgrade selbst ? wenn eine französiche kommödie durch ein paar verfolgungsjagten aufgepeppt wird kann man das ja schon fast als neuinterpretation des stoffes deuten.oder hast du das anderst gemeint ?

    was theateraufführungen angeht mussich mich raushalten. erstens kann ich mit modernen stücken nicht allzuviel anfangen udn zweitens fehlen mir da einfach die special effects.
    und das tehater die bessere art zu schauspielern ist halte ich auch für falsch. nur weil die darsteller sich mehr text am stück merken können heisst das nich tdas sie bessere schauspieler sind

  6. #6
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    Nein, ich denke nicht, dass ich mir da widerspreche. Aufpeppen ist etwas anderes als neu interpretieren. Beim ersteren werden einfach nur Elemente in eine bestehende Handlung eingefügt ("Schneewittchen und die acht Zwerge"), beim anderen wird ein neuer Sinn hinzu gefügt oder ein neues / anderes / besseres Verständnis ermöglicht.

    Was das Theater angeht, gleich zwei Anmerkungen: Erstens habe ich mich nicht auf modernes Theater beschränkt. Auch alte Stoffe können bei Neuinszenierungen neu gedeutet oder einfach nur verständlicher gemacht werden, siehe z.B. Baz Luhrmanns "Romeo + Juliet". Zweitens habe ich niemals behauptet, dass Theaterschauspieler die besseren sind. Nieten gibt's in jedem Beruf, wir alle könnten unzählige nennen (nicht nur bei den Schauspielern). Und natürlich gibt es einige Theaterschauspieler, die mit de Niro durchaus mithalten können, wenn's um die Darstellung eines Schnitzels geht , z. B. Patrick Stewart oder Anthony Hopkins.

  7. #7
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    Ich kann mich ganz dunkel daran erinnern, das Original mal irgendwann spät in der Nacht, in jungen Jahren, also ewig her, gesehen zu haben. Da ich aber nie anarchistisches, aufwieglerisches oder revolutionäres Gedankengut hatte, sondern schon immer erzbieder, katholisch und konservativ durch mein eintöniges Leben schlenderte, könnte mir vielleicht die politisch korrekte Neuverfilmung doch besser gefallen. Nur kenne ich die noch nicht.

    Von Remakes, vor allem von so elend schlecht gemachten, wie von oben erwähnten französischen Filmen, halt ich schon mal gar nichts. Leider werden ja gerade auch in den Hitparaden etliche Achzigerhits von DJPapa Rapgangsta oder new project of incompetent artists verwurstet und vergewaltigt.
    Möglicherweise ist aber auch schon alles mal erzählt und erfunden worden und es fehlen einfach die neuen Ideen, da greift man lieber auf altbewährtes zurück, nur wer will schon Filme sehen, wo die Protagonisten noch Schlaghosen, zu enge T-Shirts und total ungestylte Frisuren tragen? Vielleicht sind die Hauptdarsteller auch gar keine Schönlinge wie Leo, Josh und Ben und wie sie alle heißen, wie bekommen wir aber dann das Interesse des jungen Publikums?


    Vorsicht, manche Spötterbeiträge können beißenden Sarkasmus beinhalten und ironisch gemeint sein, bei eventuellen Beschwerden oder Nachwirkungen empfiehlt es sich dreimal tief durchzuatmen und anschließend kurz die Luft anzuhalten.

  8. #8
    Mitglied Avatar von M@MAX
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    @ irma: der zweite teil meines beitrages war nicht auf deine äusserungen bezogen sondern die allgemeine meinung wiederspiegeln

    @ spötterchen: es gibt leute die haben daraus konsequenzen gezogen und hören kein hitparaden mehr ....

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