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Thema: Lars von Trier

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
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    Lars von Trier

    Irgendwie ist der Mann schon genial.

    Jetzt habe ich da letzte Woche Dogville gesehen und irgendwie geht mir der Film nicht mehr aus dem Kopf. In den ersten Momenten habe ich ja gedacht: "Wohin hast Du Dich da denn verirrt?". Scheinbar waren dieser Meinung auch etliche andere Leute im Saal, da in der ersten halben Stunde einige das Feld verlassen haben.
    Es war nämlich kein Film im üblichen Sinne zu sehen, mit schönen bunten Bildern und vielen Effekten, sondern es wurde auf der Leinwand Theater gespielt. Und in solchen Lokalitäten halte ich mich selbst nicht so oft auf. Der Saal war auch gerammelt voll mit Pseudointellektuellen, also so junge Leute, die vormittags und mittags immer Zeit haben und auf schwerbeschäftigter Student machen.
    Naja, ich war auch da, aber ich habe dafür beinhart im Büro Überstunden mit Beitragsschreiberei für die Splashmovies absitzen müssen. Aber ich schweife ein bißchen ab.

    Jedenfalls wirkt das, was da der dänische Kultregisseur (hier darf man das Wort Kult verwenden) auf die Leinwand gezaubert hat, immer noch nach.
    Dieses Hinableuchten in die menschliche Psyche ist schon beklemmend. Gut, Nicole Kidman wird über den grünen Klee gelobt, sie war zwar nicht schlecht, andere Darstellerinnen hätten aber aus dieser Rolle sicher mehr gemacht, das wage ich mal zu behaupten. Einige Leute im Restensemble haben sie glatt an die nicht vorhandenen Wände gespielt.
    Der Lars von Trier hat da was auf die Beine gestellt, was wahrscheinlich im Kino total untergehen wird und von der Masse kaum bemerkt werden wird. Ob er da noch zwei Filme dreht, da er ja eine "Grace-Trilogie" vorhat, bleibt mal abzuwarten. Ich bin mir fast sicher, daß "Dogville" in ein, zwei Jahren irgendwo auf Arte gebracht werden wird.
    Der Abspann von "Dogville" alleine ist sowas von provokativ und verarscht die Amerikaner gelinde gesagt schon ein bisserl.

    Der Regisseur hat es einfach drauf und was ich von seiner Serie Geister halte, kann man ja anderswo gut nachlesen, obwohl ich dazu kaum was geschrieben habe, mich aber den Meinungen dort absolut anschließe.

  2. #2
    Mitglied Avatar von joe ker
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    Aus den Untiefen zurück auf die große Bühne mitten ins grelle Scheinwerferlicht gezogen, auf das es ein großes Geschrei und Gejammere gebe.
    The House that Jack built


    150 min lang dürfen wir teilhaben am Treiben des selbstbetitelten Serienmörders Mr. Sophistication. Trier zeigt dem Zuseher in mehreren Kapiteln die Entwicklung von Jack, der seine Morde als Kunstwerk sieht und dabei immer größere Risiken eingeht bis zum fast logischem Ende. In ständiger Diskussion stehend und nur hörend, mit Verve, dessen Identität erst gegen Ende offenbart wird, beschreibt Jack recht detaliert seine Beweggründe und ja, ein Haus möchte Jack ebenfalls bauen, scheitert allerdings immer wieder an seinem narzistischem Perfektionismus. Am Ende geht der Film dann leicht ins Übersinnliche über, dieser "Bruch" ist dann auch der, für mich, verstörendste Teil des Film. Zuvor müssen wir allerdings schon so einiges über uns ergehen lassen, und Trier schafft es in geradezu meisterlicher Weise Humor, Ekel, Brutalität und Schockmomente zu vereinen.

    Skandalfilm wurde er gennant, dabei sollte man eigentlich wissen was einen bei LvT erwartet, fallen doch fast sämtliche Filme von Trier in dieses Register. Zugegeben der Jagdausflug ist harter Tobak und wem beim ersten Mord nicht ein Schmunzel über das Gesicht huscht, der hat bei auch Trier nichts verloren. Und gerade dieses Spiel mit den Emotionen traut sich heute fast niemand mehr, um so mutiger das es da noch diesen Dänen gibt
    Was mich überrascht hat, THTJB ist ein doch recht geradliniger Film geworden und, auch wenn andere dies nicht so sehen, mit kaum langatmigen Passagen, trotz der Überlänge. Da hatte ich bei Antichrist mehr zu kämpfen, der war zu trocken und irgendwie schwerfällig. Auffällig wird langsam das der alternde Dillon immer mehr William Dafoe ähnelt, was wieder die Brücke zu Antichrist schlägt. Das ist auch nicht ohne Grund, denn Trier baut einige Szenen aus früheren Filmen (und Serien) in THTJB ein, u.a. auch die berüchtigte explizite Geburtsszene von Udo Kier aus Kingdom (Riget) beinhaltet. Ja, das kann auch verstören, aber für Trier Film Kenner, ist das halt nix neues.

    Hervorzuheben ist der enorm böse Humor, der zwischendrin aufblitzt, kann mich kaum erinnern das es einen lustigeren Film von Lars von Trier gibt, aber man muss halt schon was abkönnen.
    Bruno Ganz als Verve darf man nicht unerwähnt lassen, war dies doch sein letzter Film, RIP Bruno!
    Die Thurman hab ich fast gar nicht erkannt und der restliche Cast ist auch sehr spielfreudig.

    Trier kommt im Mainstream an, nee so weit gehe ich nicht, allerdings sind seine letzten Filme (v. a. Nymphomaniac, mit abstrichen Antichrist und eben Jack) doch sehr geradlinig und er bewegt sich inzwischen sehr weit weg von seinen früheren Werken wie Europa, Idioten etc.

    Einer der besten Lars von Trier Filme und das mach ich daran fest, das ich mir den wohl noch mal geben werde, was bei seinen anderen Filmen eher nicht so der Fall ist. Da reicht ein mal kucken. Emotionen braucht ein Film und Trier kann Emotionen!
    Geändert von joe ker (21.02.2020 um 15:30 Uhr)
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