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Thema: Schuber

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Mitglied Avatar von TheDuck
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    @Jareth
    Zu Punkt 1: Stimmt absolut, die Margen werden geringer - auf der anderen Seite ist es aufgrund der Digitalisierung im Bereich der Comics überhaupt erst möglich geworden Gewinne bei Auflagen um die 1000 Stück und drunter einzufahren, während früher der Break even point deutlich höher lag. Es entwickeln sich somit in meinen Augen zur Zeit zwei Marktumfelder: Einerseits die Massenproduktion bis zum geht nicht mehr, ultra billig produziert und (um beim von Dir genannten Beispiel Kleidung zu bleiben) dann in den KiKs dieses Landes zu Schleuderpreisen rausgeworfen. Auf der anderen Seite steht da aber der immer steigendere Wunsch in der Bevölkerung nach Qualität, sei es bei den "Bio"-Lebensmitteln, bei fair getradeten Waren (incl. Kleidung) etc..., bei dem der Kunde nicht nur bereit ist mehr zu zahlen sondern entsprechende Angebote auch gezielt raussucht (online und in Läden in der Stadt). Es können somit auch in Nischen eine neue, faire, Produktvielfalt entstehen, deren Umsetzung aber auch oftmals erst durch die Digitalisierung im Bereich Kommunikation und Warenhandel möglich geworden ist. Es ist so viel einfacher geworden, direkt mit den Herstellern eines anderen Landes in Kontakt zu treten, und direkt (!) die Warenabnahme zu besprechen und somit einerseits die faire Herstellungsgarantie zu gewährlesiten und andererseits trotz geringere Warenumsätze immer noch genügend Gewinn einzufahren um hier und dort die Leute fair und anständig zu bezahlen. Davon haben dann am Ende alle was davon, der Produzent im Herstellungsland der fair vergütet wird, der Endhändler der viele Zwischenhändler umgehen kann (was nur wieder die Kosten erhöht hätte) und der Endkunde der ein gutes Gefühl beim Kauf eines Produktes hat. In diesem Kontext unterstütze ich z.B. die "Eine Ziege für die 3. Welt" bei der ich gezielt vor Ort eine Familie pro Jahr mit einer Ziege unterstütze - weil ich damit genau weiß wo mein Geld hinfliest und das ich gezielt helfen kann (wobei ich ehrenamtlich auch noch viel hier mache, aber das ist ein anderes Thema).

    Zu Punkt 2: Ich weiß das viele Comicläden heutzutage in Schieflage geraten sind - ich muss hier aber auch sagen, ich kenn ein klares Gegenbeispiel eines Ladens, der durch excellente Kundenberatung, ein breites Sortiment inzwischen zu einem (wenn nicht zum größten) Comicladen Deutschlands aufgestiegen ist: der Ultra Comix in Nürnberg (wohn hier ja in der Gegend). Daher kenn ich wie gesagt das exakte Gegenteil von dem was viele schildern - der Comicladen ist modern eingerichtet, räumig, gut sortiert und nicht so "miefig" wie so manch alter Comicladen den ich von früher kenne (ja ich weiß das ist jetzt hart gesagt und manch einer wird sich darüber echauffieren, aber es gibt auch die Comicläden, die zusammen mit ihrem Besitzer alt geworden sind, mit der Zeit bis zum letzten Eck zugestellt worden sind und bei denen man sich nicht mal mehr umdrehen kann um nicht an irgendwelche Comics anzustoßen, und wenn man bei denen nachfragt ob Comic xyz da ist, man durchaus angeraunt wird, "haben wir nicht und was wir nicht haben gibts hier nicht" Ist mir schon durchaus passiert.). Das solche Läden dann den Bach runtergehen hat nur bedingt mit dem Medium Comic zu tun sondern auch mit dem Anspruch den ich als Kunden habe. Das Dein Laden in Köln kapitulieren muss - nun ich kenn den nicht, daher maße ich mir auch kein Urteil an, es kann aber viele Gründe haben, gestiegene Mietpreise, weggefallene Kundschaft, eventuell auch auf die falschen Produkte (Comics oder Merchandising) gesetzt, eventuell steht ein Wechsel in der Führungsebene an (die Kinder wollen den Laden nicht weiterführen) etc... Soweit ich aber weiß haben die Umsätze bei Comicverkäufen sowohl in den Comic als auch in den Bücherläden angeht in den letzten Jahren massiv zugenommen und nicht abgenommen (jedenfalls wenn ich die Zahlen aus dem jährlichen Comicreporter richtig interpretiert habe). Aber auch hier wieder die Frage wie schauts mit der Sparte aus? In Hamburg z.B. hat sich einer der Comicläden, obwohl der Inhaber auch eher franko-belgischer Fan ist, sich auf Mangas spezialisiert (Sakura heißt der Laden) und läuft damit so gut, dass er seinen Angestellten jedes Jahr nen gemeinsamen Urlaub als Dankeschön schenken kann - z.B. letztes Jahr hat der Inhaber seine Angestellte für ne Woche auf ne Villa auf Ibiza eingeladen. Richtig aufgestellt können also auch heutzutage Comicläden (siehe Sakura oder Ultra Comix) mehr als gut laufen.

    Zu Punkt 3: Das LTB hält sich in der Tat ganz wacker, das Micky Maus Magazin ist jedoch so stark rückläufig, dass es im Laufe des Jahres nur noch zwei-wöchentlich erscheinen wird. Die Auflage ist von über einer Million in den 90er auf inzwischen unter 100.000 gefallen, also hat über 90 % nachgelassen. Klar gibt es auch weniger Kinder als früher, aber die Geburtenzahlen sind nur von 830.019 im Jahre 1991 auf 737.575 in 2015 zurückgegangen. Da hat schon eine massive Interessenverschiebung zum Medium Comic bei den jungen Leuten stattgefunden. Das ist aber kein neues Phänomen, als in den 50ern in Amerika und bei uns leicht zeitversetzt das Fernsehen aufkam, sind reihenweise die Kinos bankrott gegangen und wurden geschlossen, weil sich die Interessen einfach auf das neue Medium verlagert haben, was aktuell zunehemend in den Streaming und digitale Abrufbanken passiert.

    Zu Punkt 4: Deinen Frust teile ich - auch ich vermisse so manchen Nischenladen von früher, die guten alten Tante Emma Läden bei denen man noch ohne Zeitdruck mal einen schnacken konnte - und auch die Videotheken bei denen man sich die Filme oder Computerspiele ausleihen konnte. Aber das ist halt auch der Wandel der Zeit. Dafür entstehen auch neue Läden und neue Geschäfte die neue Ideen auf den Markt bringen (alleine wenn man sich mal anschaut was sich technisch so getan hat), sich auf Sparten spezialisieren (einen Fahrradladen der sich auf E-Fahrräder spezialisiert hat, muss demnächst erneut erweitern weil er nicht mehr nachkommt was die Nachfrage angeht ;-) - und auch die Löhne sind - trotz allen jammerns - in den letzten Jahren deutlich gestiegen (auch wenn es diesen unsehligen Trend zu Zeitarbeit und Leihverträgen gibt, ohne Frage sehr mies), und auch die Renten sind in den letzten 5 Jahren 10 % im Westen und knapp 20 % im Osten gestiegen. Sooo schlecht geht es uns aktuell wahrhaftig nicht und wenn ich mir dann auch noch anschaue wie sich die Umweltverschmutzung geändert hat. Die Seen und Flüsse waren in den 70ern vergiftet, die Luft verpestet, wenn man seine Kleidung drausen zum trocknen aufhängen wollte, musste man schaun wie der Wind steht, weil ansonsten der ganze Dreck von den Braunkohlekraftwerken ausm Osten die Kleidung hat schwarz werden lassen - da wäre die Diskussion um Feinstaubbelastung und dem Dieselgate nur belacht worden... Lebensqualität bedeutet für mich nebst sicherem Einkommen halt auch die Frage wie ich LEBEN kann ^^ Klar, nicht alles ist gut, vieles müssen wir besser und fairer machen, keine Frage - aber war früher wirklich alles besser? In manchen Branchen und in manchen Bereichen bestimmt (alleine für die Angestellten bei der Post, Bahn und Telekom die alle noch verbeamtet wurden und heute.. tss..), abere es gibt heute dafür auch neue Wege und neue Möglichkeiten. Und ich sehe das einfach an einigen Fällen, wie man mit guten Ideen, Fleiß, Geschick und natürlich nem quäntchen Glück verdammt erfolgreich sein kann. Kaum bietet der Bücherladen hier um die Ecke den Kunden ein Tässchen Kaffee ein, schon sind seine Umsätze gestiegen (wurde mir von den Verläufern erzählt). Ein bisschen mehr Service da und ein bisschen mehr auf lokale Interessen dort, und auf die veränderten Kundenwünsche eingestiegen - das kann manchmal (nicht immer) Wunder wirken und was in 20 Jahren kommt, das kann man eh nicht vorrausschauen. Wer langfristig erfolgreich sein muss, muss halt entsprechend auch seine Produktpalette anpassen, sein Angebot erweitern oder spezialisieren, oder er wird überholt werden - das hab ich in meiner eigenen Familie leider erleben müssen und eben daraus gelernt.

    In diesem Sinne,
    find ich es auch toll das es mit Dir nachwachsende, toll begeisterte Comicleser gibt, die unser Medium am Leben halten :-)
    Vielleicht sieht man sich ja mal aufm Comicfestival München oder aufm Comic Saloon Erlangen auf ein Bierchen zum schnacken, :-)
    In diesem Sinne,
    lg
    TheDuck
    Geändert von TheDuck (23.03.2017 um 18:19 Uhr)

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