Weil mir die VZA 1 überaus gefallen hat, habe ich mir natürlich auch die VZA 2 geholt.
Ausschlaggebend war die Einheitlichkeit der Aufmachung, und weil mir das Cover wesentlich besser zusagte als das der Normalausgabe. Inhaltlich scheinen mir Descender und Black Hammer innovativer und origineller zu sein. Nach der Lektüre des ersten Bandes war ich unentschlossen. Es fehlten die großen Überraschungselemente. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, alles in etwas anderer Form schon irgendwo gelesen oder gesehen zu haben. Eigentlich eine klassische Horrorgeschichte. Zwar wollte sich bei mir kein richtiges Gruseln einstellen, aber es wird ein guter Spannungsbogen aufgebaut. Viele ungeklärte Fragen werden in den Raum geworfen. Man rätselt unwillkürlich mit und ertappt sich beim Zurückblättern, um zu schauen, ob nicht ein Hinweis übersehen wurde. Der Cliffhanger zum Schluss lässt ebenfalls aufhorchen, hat mich jedoch auch nicht gerade aus der Bahn geworfen.

Band 2 hat mir besser gefallen, vielleicht, weil die Geschichte konsequent und stringent weitererzählt wird und sich diverse Erklärungen abzeichnen, Lösungen der offenen Fragen am Horizont auftauchen. Um nicht mißverstanden zu werden: die Story ist professionell geschrieben und beinhaltet alles, was eine spannende Geschichte braucht. Besonders hervorzuheben ist der ständige Wechsel der Zeitebenen und die Sprünge zwischen den diversen Protagonisten. Lemire hat hier alles im Griff, es ist von A bis Z durchkomponiert. Bei mir werden Assoziationen zu Brubakers "Kill or be killed" geweckt, die mir persönlich noch besser gefallen hat.
Das Artwork rechtfertigt jeden Preis. Mich erinnert es an Collage-Techniken. Das hat Stil. Insbesondere die doppelseitigen Bilder der sich auflösenden oder zerfallenden Erinnerungen (ich nenn das einfach mal so) sind grandios.

Fazit: Trotz des Gewinns des Eisner Awards für mich nicht der ganz große Wurf, aber immer noch sehr, sehr hohes Niveau und ein must have nicht nur für Lemire-Fans wie mich.