Verknöchert: O.K., kommen wir offenbar nicht auf einen gemeinsamen Nenner, aber erlaube mir noch einen letzten, klitzekleinen Überzeugungsversuch:
Jepp. Unter anderem. Das ist der casus knaktus: In unserem Rechtssystem gibt's Begriffe wie mildernde Umstände, fehlendes Unrechtsbewußtsein usw.Original geschrieben von Matbs:
Na gut, bei uns gibt es manchmal sowas wie mildernde Umstände, aber reicht die blosse Tatsache, dass die Inkas das nicht haben, um sie "verknöchert" zu nennen?
Das Problem mit den Hergéschen Inkas ist, dass sie ihre Normen strikt anwenden und auch durchziehen - offenbar sogar wider anderweitige Einsicht - das verdient keine Bewunderung sondern deutet auf einen eisern durchgezogenen Wertekanon hin.
Vergleich nur mal mit dem Deutschland der End60er. Hatten wir nicht auch verknöcherte Strukturen ? Waren die bewundernswert ? (Und das von einem 68er-Skeptiker wie mir !)
Übertölpelt oder getäuscht hat er die Inkas auf jeden Fall. Er hat ihnen ja erfolgreich Kräfte vorgegaukelt, die er nicht hat.Wie gesagt, ich glaube nicht, dass ein Kampf gegen ein System ist, denn das würde bedeuten, dass Tim und co. um zu gewinnen das System ändern oder zumindest übertölpeln müssten.
Ich gebe zu, dass uns eine Diskussion hierüber sehr weit vom Thema wegbringen würde. Daher nur eine dreiteilige Gegenfrage (und eine Anmerkung):Vielmer ist es ist eine Auseinandersetzung in einem System. Es geht nicht um "Tims Werte und Rechtsverständnis" vs. "Rechtsverständnis und Werte der Inkas", sondern es geht darum, common ground zu finden, der beides akkomodiert. Die grundlegende Validität der andersartigen Inkakultur, oder auch nur ihres drakonischen Gesetzes, wird m.M.n. nicht in Frage gestellt. Anstatt das, was wir vielleicht als ungerecht empfinden als grundlegend falsch zu entlarven und aus der Inkakultur zu entfernen (was ich im Übrigen als hochproblematisch ansehen würde, da damit eine Wertigkeitssaussge zum Verhältnis der Inkakultur zur implizit hinter Tim und auch dem Leser stehenden westlichen Kultur gemacht wäre), findet eher eine Umdeutung der spezifischen Ereignisse statt, die dem Kontext Inkakultur respektiert.
Wenn wir Menschenrechtsverletzungen (z.B. Steinigungen von vermeintlichen Ehebrecherinnen im Iran) in anderen Ländern (oder Kulturen) anklagen und dafür kämpfen, dass diese möglichst sofort abgeschafft werden, verfälschen wir eine gewachsene Kultur ? Ist dies schlecht ? Wie soll man solche Wertvorstellungen akkomodieren ?
In Tim geht es auch um eine - offenbar kulturell weitestgehend akzeptierte - Anwendung der Todesstrafe.
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