Überrascht zuckte Frankies Blick zu Chris als der Strafgefangene den Befehl so zackig annahm. Wieder einmal fragte sie sich, was dieser junge Mann alles erlebt hatte, wie er an diesen Ort gekommen war. Bisher hatte sie nie großes Interesse an den Schicksalen gezeigt, die sich in diesem Gefängnis sammelten. Jeder hatte seine eigene Geschichte, seine eigene Schuld oder Bürde zu tragen. Ihre Aufgabe war dafür zu sorgen, dass sie dies bei bester Gesundheit taten. Doch nun verdankte sie diesem Fremden ihr Leben, seit die Epedemie ausgebrochen war, hatte er sich als zuverlässiger Gefährte erwiesen und so kam sie nicht umhin zu fragen ob er wirklich den Tod verdiente.
Als Jess die weitere Vorgehensweise erläuterte, atmete die Ärztin erleichtert auf. Endlich eine vernünftige Entscheidung. Bereits im Zuschauerraum hatte sie die Trennung abgelehnt, nun aber war die Gruppe so sehr geschrumpft, dass sie ihrer Meinung nach in jedem Fall zusammenbleiben mussten, wollten sie nicht ein ähnliches Schicksal wie Kane erleiden. Im Gegensatz zu Chris militärischem Gehorsam, entschied sie sich für ein ruhiges "Sehr wohl." Ein letzter Blick auf ihren toten Freund, dann wandte Frankie sich ab und den Lebenden zu.
Maya war die gesamte Zeit über eher schweigsam gewesen. Nun trat Frankie an die Schwester heran und musterte sie forschend. Dann zog sie die Waffe, welche Jess ihr gegeben hatte, hervor. Alpha 1 hatte ihrem Antrag eine ihrer Waffen weiterzugeben ja nicht widersprochen und so ging sie davon aus, dass er dem zustimmte. "Hier Maya, für den Notfall. Ist effektiver, als ein Taser. Ich nehme an, sie haben am Sicherheitstraining teilgenommen?" Trotz dieser Vermutung checkte die Ärztin für ihre Gegenüber deutlich sichtbar das Magazin und entsicherte die Waffe, um sie dann wieder zu sichern und mit Griff voraus an die Schwester weiter zu reichen.
Schließlich sah sie sich nach dem Doc um, wartete darauf, dass dieser voranging und sie und Maya ihm folgen konnten. Ihr Blick glitt dabei über die gesamte Gruppe und erneut wurde ihr schmerzhaft bewusst, wie wenige sie nun waren. Wie viele sie innerhalb der letzten halben Stunde verloren hatten. Wäre es sicherer gewesen, im Panikraum auf die Rettung zu warten? Doch nun war es ohnehin zu spät, sich diese Frage zu stellen. Alles was sie tun konnten war, so schnell und vollständig wie möglich hier rauszukommen und vielleicht fanden sie ja noch andere Überlebende.
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