jellyman, hast du das Buch "Tief unten" von Joris-Karl Huysman gelesen ?
Daraus folgende Passage:
„Geld zieht Geld nach sich, ist bemüht, sich immer an den gleichen Stellen zu sammeln, es bevorzugt als Empfänger Schurken und Mittelmäßige; und wenn es dann unergründlicherweise einmal eine Ausnahme macht und sich bei einem Reichen häuft, dessen Seele weder mordlustig noch schäbig ist, bleibt es unfruchtbar, außerstande, sich in gescheites Gut zu verwandeln; nicht einmal von mildtätigen Händen ausgegeben vermag es irgendeinen höheren Zweck zu erfüllen. Fast möchte man meinen, dass es sich auf diese Art für seine falsche Bestimmung rächt, dass es sich bewusst selber lähmt, sobald es einmal nicht den elendesten Halunken, den widerwärtigsten Rüpeln gehört. Noch Seltsameres geschieht, wenn es sich gar, entgegen aller Normalität, in die Hände eines Armen verirrt. Den nämlich beschmutzt es dann, sofern er rein ist, augenblicklich; es treibt den Züchtigsten der Notleidenden zur Begehrlichkeit, bringt bei dieser Gelegenheit gleich auch Körper und Geist ganz unter seine Kontrolle, verführt sodann seinen Besitzer unmerklich zu niederem Egoismus, zu gemeinem Stolz, flüstert ihm ein, sein Geld nur für sich allein zu verwenden, macht den Demütigsten zum hoffärtigsten Lakaien, den Großzügigen zum Geizhals. In Sekundenschnelle verwandelt es sämtliche Gewohnheiten, wirft sämtliche Ansichten über den Haufen, wandelt die halsstarrigsten Leidenschaften, und das im Handumdrehen. Es ist das nahrhafteste Futter der großen Sünden und ist gewissermaßen auch ihr sorgsamster Buchhalter. Wenn es einmal zulässt, dass sein Besitzer selbstlos handelt, Almosen spendet, einem Armen Gutes erweist, entfacht es in diesem Armen alsbald Hass gegen Wohltätigkeit; es ersetzt Geiz durch Undank, stellt die Balance wieder her, so dass sich unterm Strich alles ausgleicht und nicht eine Sünde zu wenig begangen wird.“
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