@Anti
Vielen Dank noch für deinen Beitrag Ich werde nur nicht weiter darauf eingehen, da ich Angel ja schon das Nötigste geschrieben habe. Eure Aussagen waren ja vom Inhalt recht ähnlich ^^
@Ryuko
Das wäre doch ein guter Einstig, um nochmal mit deiner Mutter zu reden. So in etwa: „Weißt du noch, als wir Film XY gesehen haben? Da warst du doch so schockiert, wenn die Eltern ihre Kinder nach dem Outing abgelehnt haben. Es stimmt mich traurig, dass es dir nach meinem Outing so schwer fällt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin.“ Wenn du nicht mit ihr reden magst, wäre eventuell auch ein Brief eine Alternative. Einfach nur mitteilen, wie du dich fühlst.Das wird es wohl sein. Das Traurige ist, vor meinem Outing haben wir den ein oder anderen Film zusammen geschaut, bei dem es auch um die Thematik ging und da war sie immer schockiert, wenn Eltern die Kinder nach dem Outing irgendwie ablehnten oder so. Aber in der Realität war‘s bei ihr leider auch so, bei anderen kann man es eben ignorieren, aber bei der eigenen Tochter ist das schwierig.
Irgendwie bestätigt sich immer mehr, was das Problem deiner Mutter sein könnte... Sie scheint ein sehr konservativer Mensch zu sein. Sie hatte wohl immer das feste und auch klassische Bild im Kopf, dass ihre Kinder irgendwann einen Partner anderen Geschlechts haben werden, heiraten und Kinder kriegen. Vielleicht war ihr das selbst noch nicht so bewusst, dass dieses Bild so tief in ihr verankert ist. Wenn man solche festen Vorstellungen und Wünsche hat, schmerzt es natürlich um so mehr, wenn diese zerstört werden. Deine Mutter weiß jetzt, dass ihre Wünsche nicht erfüllt werden können. Sie muss sie begraben. Und wenn man etwas vergräbt, trauert man über das, was man verloren hat. Klingt jetzt komisch, so, als würde man über einen geliebten Menschen reden, den man verloren hat. Die Prozesse die man durchlebt sind aber dieselben.Also es ist nicht so, als hätten wir nie darüber geredet, kurz nachdem ich mich geoutet hatte, war ihre Reaktion zwar kein richtiges Gespräch, aber da sie als erstes schockiert gefragt hat, was denn dann mit Kindern (und somit Enkelkindern für sie) wäre, ist das wohl ein wichtiges Thema für sie. Ich hab ihr zwar dann gesagt, dass es ja auch andere Möglichkeiten gibt, aber das hat ihr auch nicht gefallen, weil sie eigentlich dagegen ist, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder erziehen. Da verstehe ich ihr Problem nicht so ganz, denn einerseits pocht sie auf Enkel, andererseits will sie die eben „nicht so“.
Meine Mutter hat diesen Prozess auch durchgemacht (oder macht ihn gar noch durch). Sie hat drei Kinder geboren und hoffte natürlich auf Enkelkinder. Das ihre Kinder unter die Haube kommen oder gar heiraten, ist ihr zwar auch wichtig, aber eben nicht so sehr wie Enkelkinder. Was war? Ihr erstes Kind hatte kein Glück mit Beziehungen und ist bis jetzt kinderlos und im Grunde schon zu alt für Kinder. Das zweite Kind hat sich einen Mann geangelt, der keine Kinder bekommen kann. Aber: Mit seeehr viel Glück hat es dann doch funktioniert. Meine Mutter natürlich total happy. Bis dahin hat meine Mutter natürlich alle Karten auf mich, das dritte Kind gesetzt. Die Nachzüglerin, die als erstes geheiratet hat. Warum nicht auch als erste Kinder? Tja, nur wollte ich eben nie welche. Trotzdem habe ich immer diesen Druck von meiner Mutter auf mir gespürt. Seit meine Nichte auf der Welt ist, macht mir meine Mutter zum Glück nicht mehr so Druck, ist aber dennoch sehr enttäuscht keine Enkel von mir haben zu können. Ich kann sie schon irgendwie verstehen, andererseits sind wir Kinder doch nicht dazu da, die Wünsche unserer Eltern zu erfüllen, oder? Ich glaube, wenn Eltern in ihre Kinder nicht so viel Erwartungen setzen würden, würden alle Beteiligten ein entspannteres Leben führen.
Um auf deine Mutter zurückzukommen: Ihre Frage, was denn dann mit Kindern wäre, stellt sie sich nur, weil sie anscheinend noch NIE über Alternativen nachgedacht hat. Sie wird auch nie in Erwägung gezogen haben, dass du vielleicht auch keine Kinder willst. Sie wird ebenso nicht in Erwägung gezogen haben, dass es auch auf natürlichen Weg nicht klappen könnte, egal, ob du jetzt Mann oder Frau an deiner Seite gehabt hättest. Eben, wegen ihrem verfestigten Bild im Kopf, was womöglich auch beinhaltet, dass alles glatt geht, so wie sie es sich vorstellt.
Das klassische Bild ist eben, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Alles andere, wie Samenspende, Adoption oder gar Leihmutterschaft entspricht nicht der Norm. Und was nicht der Norm entspricht ist erst mal fremd. Das gilt auch für Homosexualität. Und wenn sie auch noch dagegen ist, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder erziehen, dann wahrscheinlich auch nur, weil es ihr fremd ist. Sie kann es sich nicht vorstellen, dass auch zwei Mütter oder Väter ein Kind lieben und groß ziehen können. Wahrscheinlich glaubt sie, dass es für die Kinder nicht gut sei und dass es ihnen an etwas mangeln könnte. Da spielen dann auch wieder Ängste rein. Wichtig ist doch, dass das Kind geliebt wird. Und Liebe kann ein gleichgeschlechtliches Paar genau so gut geben.
Das solche klassischen Rollenbilder in manchen Köpfen verankert sind, hat ja auch gesellschaftliche Gründe und auch Gründe, wie wir erzogen worden sind. Das ändert sich ja zum Glück allmählich. Es gibt ja jetzt z.B. Bücher für kleine Kinder, wo abgebildet wird, wie auch gleichgeschlechtliche Paare ein Kind haben oder Paare mit einer anderen Hautfarbe und Nationalität. Sowas hilft schon ungemein Stereotype aufzubrechen. Als ich Kind war, gab es solche Bücher noch nicht.
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