Willkommen im Forum Schumph!
Interessante Frage für den Einstieg - ich liebe es ja zu philosophieren und theoretisieren und bin auf eure Meinungen auch gespannt
Ersteinmal die Technik:
Eine gute technische Basis ist da zumindest förderlich. Je größer deine visuelle Bibliothek wird, desto weniger musst du bei deinen Zeichnungen drüber nachdenken, wie genau sie aussehen und kommst eher in den Flow. Dieses Phänomen, dass manchmal alles wie aus einem Guß ist und andere Zeichnungen einfach nicht "Funktionieren" kenn ich sehr gut. Man macht einen Fehler, sieht den vielleicht gar nicht und dann setzt sich im ganzen Bild durch. Ich vergleiche das gerne mit optischen Bezugssystemen: du zeichnest eine Figur - zack, legst du damit unbewusst eine Perspektive fest. Und zwar nicht nur eine räumliche, sondern auch die Größenverhältnisse, den Zeichenstil, etc. Aus all diesen Informationen baut sich der Betrachter sein Bild zusammen - und merkt teils unbewusst - dass da "irgendwas mit dem Bild nicht stimmt". Oft hilft es andere Leute zu bitten mal einen Blick auf das Opus zu werfen - denen fällt so etwas in der Regel eher auf.
Als Beispiel: Der zeichenstil zeigt dem Betrachter: Realistischer Zeichenstil -> realistische Proportionen. Jetzt ist der Kopf X% zu groß -> dann stimmt die Proportion des Torsos und der Beine nicht mehr -> dann passt die Figur nicht mehr zum Stuhl, auf dem sie sitzt -> Perspektive passt nicht mehr etc. Korrekturen machen es dann oft noch schlimmer, besonders wenn man den Primärfehler nicht korrigiert. Und oft sind diese Fehler echt marginal.
Manchmal hat man einfach Glück und die Fehler verschlupfen in der Zeichnung oder gehen als Stil durch. Bilder, die auf einen Satz durchgezeichnet werden, wirken imho oft stimmiger weil alles in einem optischen Bezugssystem sitzt. Also, theoretisch zumindest. Wenn du mit einer solide konstruierten Perspektive oder Referenzen arbeitest ist dieses Problem nicht so stark, weil das Bezugssystem sozusagen fixiert ist.
Unabhängig davon ist der Strich oft konsistenter und dynamischer wenn man selbstbewusst und ohne eingebaute Fehlerkorrektur arbeitet (bs. beim Tuschen).
Zur Stimmung und dem Flow:
Bei mir ist es so, dass ich umso mehr Zeichnungen benötige um wieder sicher einzusteigen, je länger meine Zeichenpause dauert. Und dann muss ich tatsächlich den Schreibtisch umbauen und mich richtig konzentriert wieder in die Materie einarbeiten. Bei einem Job bin ich da deutlich disziplinierter als bei "Just for Fun"- Zeichnungen. Da erlaube ich mich grobe Faulheit (was nicht gut ist, eigentlich sollte man regelmäßig zeichnen/scribbeln um im "Training" zu bleiben).
Störfaktoren wie Phone, Termine, Fernseher etc. sind für mich auch Gift für den Flow.
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