Dass ich die drei in der Reihenfolge lesen musste, war mir schon gleich klar - zwei lockere und normal kurze Einzelbände und dann der dicke, von dem ich schon so viel Gutes gehört hatte.
Waren schöne Bände, was sich dann auch gesteigert hat. Band 1 war mir eigentlich schon wieder zu perfekt, während Darling eine sehr schöne Atmosphäre hatte und der love interest diese eine Haarsträhne, die man einfach packen will~. Hätte jemand in der Geschichte jemand anderen als "treulose Tomate" bezeichnet, wär's perfekt gewesen. XD
Renaissance war aber auch für mich das Highlight, auch wenn es ordentlich gedauert hat, bis ich fertig war. Ich mochte besonders die Meta-Diskussion über Literatur und was sie einem bringen kann, selbst wenn sie auf "Lügen" basiert - also Fiktion. Es werden auch Hypothesen über "eine Welt nur mit Betas" aufgestellt, also de facto über unsere Welt. Da kommt die Frage auf, ob die Welt ohne Alphas und Omegas harmonischer ablaufen würde - ob man sich als Person gegenüber stehen könnte. Ein zynischer Blick reicht: Selbstverständlich ist das nicht der Fall - wenn eine Art der Diskriminierung wegfällt, gibt es eine neue. Erinnert mich an radikalfeministische Literatur der 70er mit der Frage "Wäre die Welt nicht sehr viel besser, wenn alle Männer sterben würden?". Oder die ethnonationalistischen Phantasien über das Zusammenleben ohne Menschen bestimmter Volksgruppen oder Religionen. Oder (als in eine ganz andere Richtung gehend) an Pick-Up-Artists, die die Alpha-Beta-Omega-(Sigma~)Hierarchie auch in unserer Welt sehen wollen und den Humor, den man daraus schöpfen kann, dass sie die gleiche Terminologie verwenden wie Omegaverse-Fans.
War auch ein Omegaverse-Manga mit Hinweisen, wie Intersexualität funktioniert (Die erwähnte Hormonstörung) und - ganz brenzliges Thema - einen "Beta, der ein Alpha sein möchte", bevor sich seine Obsession auf den Hauptcharakter konkretisiert. Das originelle "Schweigen der Lämmer" hatte das ja auch angesprochen und explizit gesagt, dass das nichts mit trans Thematiken zu tun hat - hier ist das wohl ähnlich, wobei man das auf verschiedene Arten deuten kann im Kontext der größeren Geschichte. Fand ja auch sehr interessant, dass in den meisten Geschichten die Diskriminierung der Omegas als etwas dargestellt wird, was existiert, aber nur bei Individuen - staatlich stehen sie meist unter Schutz, was als neue Wendung dargestellt wird. Hier ist - und das wird ziemlich beiläufig erwähnt - ein Gesetz erlassen, das Vergewaltigungen von Omegas dekriminalisiert, wenn sie sich in der Hitze befinden. Das würde von den meisten Leute ja eigentlich als Rückschritt und als institutionalisierte Diskriminierung gewertet werden.
Jaaa, jetzt hab' ich nicht wirklich was zur Geschichte an sich geschrieben - hat halt viele interessante Themen angeschnitten - aber ich mochte, wie mit der Brandnarbe umgegangen wurde. War ein sehr guter Höhepunkt in der Geschichte, wie der den Brand ausgelöst hat mit gleichzeitigem emotionalem Höhepunkt der Selbstakzeptanz. Und die Narbe dann als bittersüße Erinnerung an das Geschehnis, aber auch an die Erkenntnis. Wie der Protagonist die geküsst hat, fand ich dann auch süß~.
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