Das Haus am See 1 (Panini)
Cover
So, das soll der neue heiße Scheiß im DC Schocker/ Black Label von James Tynion Nr. 4 und Alvaro Martinez Bueno sein, insgesamt 2 Tradepaperbacks zu jeweils 6 Heften umfassen und firmiert als Mystery-Horror-Schocker.
Der Titel verheißt ja schon etliche Assoziationen, den Ohrwurm von Peter Fox werde ich jetzt irgendwie auch nicht wieder los.
Anno 2021 zu Coronazeiten lädt Walter 10 seiner engen Freunde und Freundinnen überwiegend aus seiner Schul- und Collegezeit, die bis auf eine Person in den 30igern sind, zu einer Woche Urlaub in einem abgelegenen wunderschönen Haus am See in Wisconsin ein. Die Freunde kennen sich bereits teils mehr, teils weniger gut unterereinander und das Haus entpuppt sich als der reine Wahnsinn, die Einrichtung und Ausstattung lassen wirklich keine auch noch so entfernten Wünsche mehr offen.
Aber bereits im ersten Heft/ Kapitel offenbart Walter dann unglaubliche Ungeheuerlichkeiten und zeigt sich, was sich auch schon aufgrund der Heftcover erahnen lässt, dass an dem Hüttenzauber wohl etwas faul und Freund Walter nicht ganz die Person ist, für die er bisher gehalten wurde. Es mutet schon seltsam an, dass er Dossiers angefertigt hat, in denen er die Freunde in Gruppen einteilt, wo er sie kennen gelernt hat, wann er sie ausgewählt hat, welchem Beruf sie nachgehen und jeder erhält passend zum Beruf ein Erkennungssymbol zugeordnet (s.a. Cover).
Mehr verrate ich nicht zum Inhalt, Vergleiche zu Lost wurden schon angestellt und die eine oder andere Parallele lässt sich tatsächlich feststellen, die ich jetzt aber nicht spoilern werde.
Zum einen müssen sich die Freunde jetzt mit der veränderten Gesamtsituation psychisch und als Gruppe arrangieren und jeder reagiert anders darauf, zum anderen steht in jedem der Kapitel einer der Freunde im Focus und erzählt dem Leser oder einer 3. Person im Rückblick aus einer Lage heraus, die überhaupt nichts Gutes für den weiteren Verlauf des Aufenthaltes erahnen lässt, wann Walter in ihr Leben getreten ist und welche Rolle er dort spielte.
Dieses war immer am Ende der Jugend oder im College in einer Lebensphase, wenn sich alte Freundschafts- und Liebesbeziehungen in Cliquen für gewöhnlich neu sortieren, Walter aber immer als äußerst fürsorglicher Helikopter-Freund agierte und verhinderte, dass die Kontakte komplett abbrachen.
Das hat dann schon etwas von Slice of life und die Beziehungsgefüge nehmen einigen Raum im Comic ein. Auch die Abbildung von Emails und Massenger-Nachrichten erzeugen einen sehr alltäglichen Eindruck mit Wiedererkennungswerten beim Leser.
Im Haus bzw. dem umgebenden Areal gibt es dann auch noch einiges Mysteriöses zu entdecken ....
Mit hat der Comic bestens gefallen, gerade dass die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten so eine große Rolle spielen, ein bisschen Humor kommt auch vor und das ist mir allemal lieber als blutige Gemetzel, die im 1. Band (noch) nicht vorkommen.
Des Weiteren ist die Story durchgehend spannend erzählt und man macht sich stets so einige Gedanken, was nun wirklich alles davon vorgefallen ist, ob es nicht doch noch andere Erklärungen geben könnte und ob es noch ein Entkommen für die Gruppe aus ihrer hoffnungslosen Situatiion geben wird.
Das Artwork ist phantastisch, geradezu kongenial zur Story, und es ist ein bisschen schade, dass man hier nicht für seine 22 € einen Splitter-HC-Band im größeren Format erhält, diverse Panels hätte man auch gerne noch einen Tick größer genossen.
2 Hefte stehen bei DC wohl noch bis zur Vollendung aus, ich hoffe, Tynion IV verkackt die Auflösung nicht, das ist ja immer das eigentliche Mystery-Grauen ....
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