Bin jetzt zum zweiten Mal mit Gilmore Girls durch: sieben Staffeln plus die nachgeschobene Miniserie. Schön war's wieder, diese Serie wird nie langweilig. Muss aber auch sagen, dass ich seit dem ersten Durchlauf vor sieben Jahren viel vergessen hatte inklusive vieler nebenkehrender Figuren. Dabei sind es gerade diese skurrilen Nebenfiguren wie Paris, Kirk oder Taylor, die sehr zum besonderen Witz der Serie beitragen. Die Geschichte(n) selbst ist/sind hier eigentlich eher Nebensache, dieses ständige Wer-mit-wem, das sich bei den beiden Hauptfiguren auf mehrere On-Off-Beziehungen konzentriert, wirkt auf Dauer wie aus einer Soap und verliert doch irgendwann seinen Reiz. Eine echte Weiterentwicklung gibt es eigentlich nicht (bei den Figuren charakterlich schon leicht, aber die Handlung dreht sich eher im Kreis, als dass sie auf irgendwas hinauslaufen würde). Aber es ist eben wie im echten Leben: Menschen verändern sich über die Jahre (im besten Fall) leicht, aber ansonsten lebt halt jeder so seinen sich in vielem wiederholenden Alltag. Darauf spielt dann auch der bessere Originaltitel der Miniserie an: Sie zeigt eben einfach nur "Another Year" im Leben der Figuren - sie sind knapp zehn Jahre älter geworden, aber sonst hat sich nichts Wesentliches verändert (außer dass Richard wie sein Darsteller in der Zwischenzeit leider gestorben war, woraus die Fortsetzung einige schöne sentimentale Momente bezieht).
Schauspielerisch werden einige der HauptdarstellerInnen allgemein stark unterschätzt. Was Laura Graham so zeigt, wenn sie mal unerwartete Gefühle darstellen muss, ist schon ziemlich gut. Kelly Bishop ist auch eine Meisterin der subtilen Gesten und Mimiken. Hauptsächlich lebt die Serie neben ihrer skurril-liebenswerten Kleinstadtwelt aber einfach von ihren wahnsinnig witzigen und pointierten Dialogen. Was diese angeht, würde ich Amy Sherman-Palladino - auf ihre Art - auf eine Stufe mit Aaron Sorkin und anderen herausragenden Serienautoren stellen. Klar, die Serie hat jetzt weder die politische Tiefe von West Wing oder The Wire, die Charaktertiefe von Mad Men oder die philosophische Tiefe von Northern Exposure/Ausgerechnet Alaska, aber im Bereich der Comedy-/Dramedy-Serien ist sie für mich schon ganz oben anzusiedeln.
Interessant fand ich, wie sich Wahrnehmungen doch verschieben. So fand ich Logan dieses Mal wesentlich sympathischer als beim ersten Durchlauf (bleibe aber wohl doch im Team Dean). Rory ging mir in ihrem ersten Collegejahr weniger auf die Nerven, dafür fand ich ihre "rebellische" Phase als College-Aussteigerin dieses Mal auch nicht mehr so sympathisch. Dass ich mich inzwischen mehr mit Lorelai identifizieren kann - obwohl die erst in der Miniserie etwa mein heutiges Alter erreicht hat -, hatte ich schon geschrieben. Charakterlich bin ich wohl eher eine Mischung aus Luke und Jess, böse Zungen würden behaupten, ich bin Kirk.
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