User Tag List

Ergebnis 1 bis 12 von 12

Thema: Tapestry

  1. #1
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Tapestry

    Lange hat es gedauert, bis ich mir Tapestry geholt habe. Tapestry hat einen Civ-Anstrich, aber davon kommt thematisch im Spiel nicht viel rüber. Deshalb habe ich es erst links liegen gelassen. Unabhängig vom Thema sol es aber ein gutes Spiel sein, sodass ich doch neugierig geworden bin.

    Damit es sich lohnt, habe ich natürlich das Grundspiel mit zwei Erweiterungen geholt. Derzeitig befindet sich aber nur das Grundspiel auf dem Tisch.



    Entgegen meiner Gewohnheit habe ich zunächst versucht, das Solo-Spiel mit einem Automa zu spielen. Hinzu kam noch ein dritter Schein-Mitspieler (das Schattenreich), der in einem Zwei-Spielerspiel empfohlen wird. Anfangs mit einem Automa zu spielen, wenn man das Spiel noch nicht kennt, funzt bei mir nicht. ERst muss ich die Mechanismen in Ruhe kennlernen. Also habe ich den Automa wieder weggepackt und meinen imaginären Mitspieler rausgekramt. Mit zwei aselber gespielten Völkern kann man viel schneller herauskriegen, welche Taktik im Spiel funktioniert. Meine Frau wirft mir ab und zu mal vor, dass ich dadurch im Spiel mit ihr einen großen Vorteil hätte. So ganz Unrecht hat sie nicht.

    Aufgebaut sieht das Grundspiel wie folgt aus:



    Hier noch mit Automa:



    Auf der Karte entkundet und erobert man. Aber das ist im Vergleich zu anderen "Erkundungsspielen" eher nebensächlich. So konnte aber ein großer Spielplan mit verkauft werden.



    Ähnlich kritisch kan man die im Spiel einzusetzenden Wahrzeichen sehen. Diese sind unpassend hergestellt und sehen meines Erachtens auch seltsam aus. Aber gefallen tun sie mir trotzdem. Auch dies macht das Spiel teurer als es sein müsste.







    Mein Probespiel hat mir sehr gefallen und es läuft sehr flüssig. Die Anleitung besteht aus wenigen Seiten, ist aber bedauerlicherweise komplizierter geschrieben als das Spiel eigentlich ist:

    1. Spielziel

    Spielziel ist es, die meisten Siegpunkte zu erreichen. Dafür gibt es eine Siegpunktleiste. Im ersten Spiel habe ich "nur" ca. 140 Punkte erreicht und war im Vergleich zu Youtubern (ca. 260 Punkte) richtig schlecht.


    2. Spielmechanik


    Ihr habt zwei Aktionen pro Runde zur Auswahl von der ihr immer nur eine machen könnt:

    entweder

    a) Einkommenzug

    oder

    b) Voranschreiten auf einer der 4 Leisten


    3. Einkommenszug

    Auf eurem eigenem Spieltableau ist per Icons angegeben, welche Schritte im Einkommenszug abzuhandeln sind. Dabei wird zwischen den einzelnen Äras (Zeitalter) unterschieden, in der ihr euch befindet. In der ersten Ära bekommt ihr nur Einkommen, das euch eurer Spieltableau vorgibt.

    3. Voranschreiten auf den vier Leisten

    Die eigentliche Spielsteuerung erfolgt über die vier Leisten (Wissenschaft, Technologie, Entdeckung, Militär). Dort schaltet ihr die "wirklichen" Aktionen frei. Diese bestehen grundsätzlich daraus, dass ihr eine oder mehrere Ressourcen von eurem Spielertableau ausgebt, um das nächste Feld auf einer Leiste zu erreichen. Dort gibt es Belohnungen, ggf. Boni und Wahrzeichen.

    4. Weitere Spielmechaniken

    a) Völkerkarte

    Jeder hat eine individuelle "Völkerkarte" (Händler, Anführer, Alchemist etc. - also Volk ist was anderes ). Diese wird im Einkommenszug aktiviert und man kriegt irgendeinen Bonus.

    b) Hauptstadtkarte

    Jeder bekommt eine individuelle "Hauptstadtkarte" (Wald, Wüste etc. - also Hauptstadt ist was anderes ) Auf dieser Karte kann man mit Häuschen, die man von seinem Spielertableau nimmt, Plätze abdecken (das gleiche mit den größeren Wahrzeichen). Hat man Reihen oder Spalten abgedeckt, bekommt man ggf. Siegpunkte. Das ist ein kleiner Puzzleanteil (siehe Uwe Rosenberg-Spiele).

    c) Karte auf dem Spielbrett

    Ein kleines Puzzlespiel und eine "vermeintliche" Kampfzone ist die große Karte auf dem Spielbrett (Alternativen für 1 bis 3 Spieler und ab (?) 4 Spieler). Hier kan man Plättchen auslegen und seine Außenposten positionieren. "Area-Kontroll-Spiel für Arme".


    Jetzt muss ich los, arbeiten. Sorry. Bisher klingt es negativer, als es ist. Bisher ist der Ersteindruck gut. Macht Spaß, braucht aber noch mehr, um Spieltaktiken rauszufinden.

    Fortsetzung folgt ...


    Ciao
    Martin

  2. #2
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Gestern Abend hab ich mal meine nächste Probepartie absolviert. Bei Auswahl der Völker habe ich es, wie es in der kurzen Anleitung steht, gemacht, und jeweils aus zwei "Völkern" eins ausgesucht. Die Völker sollen übrigens nicht ganz ausbalanciert sein, was mich als Solo-Spieler natürlich wenig tangiert. Aber der Eindruck könnte stimmen, nachdem ich von den vielen Völkerkarten bereits vier ausprobiert habe.

    Die Völker waren: Handwerker und Entertainer.

    Inzwischen komm ich mir blöd vor, weil das wie nur Rummeckern klingt: Beim Volk der Handwerker gibt es, wenn man alle Spalten gefüllt hat, insgesamt 30 Punkte. Gibbet die nur einmal oder bei jeder Siegpunktwertung? Da auch andere Siegpunkte öfters gezählt werden, hab ich das hier auch so gemacht, sodass die Handwerker am Ende bei mir 217 Punkte hatten. Damit waren sie Sieger.
    Die Entertainer kamen auf 189 Punkte (Edit: 199 Punkte, hätte ich richtig gezählt!), sind somit Zweiter, wären aber Sieger, wenn die 30 Punkte bei den Handwerkern nicht zwei Mal gezählt worden wären. Grübel, grübel?

    Wie man an den Handwerkern sieht, können die mit 30 oder sogar 60 Punkten echt massig viele Siegpunkte ergattern, an die die anderen Völker mit ihren Boni nicht heranreichen können. Wie war das noch mal mit dem nicht ausbalanciert sein der Völker?













    Mit den Entertainern bin ich sogar bis zu den Weltraum-Teilen gekommen, bei denen es noch mal echt gut Boni gibt. Beim Blick auf die Fotos fällt mir gerade auf, dass ich 10 Siegpunkte für das Erreichen des Endfeldes bei einer Leiste übersehen hab. Wenn ich "mogel", dann meistens zu meinen Ungunsten.

    Wie sich an meinen Punkten ergibt, gibt es bei diesem Spiel auch eine Lernkurve (oder man hat bessere Karten). Nach der zweiten Partie bin ich bestimmt noch nicht bei Optimum angekommen. Das Spiel spielt sich weiter flüssig und kurzweilig. Insgesamt habe ich so ca. eine Stunde gespielt. Vielleicht ein wenig mehr. Es ist wirklich entspannend zu spielen. Ab und zu muss man mal nachdenken, wie man seine immer knappen Ressourcen einsetzt bzw. diese vermehren kann. Denn Ressourcen sind im Spiel das Entscheidende; sonst kommt man auf den Leisten nicht voran.

    Weil mir das Spiel so gut gefällt , habe ich mir noch die letzte fehlende Erweiterung bestellt. In der soll es auch eine komplette Anleitung für alle Erweiterungen geben. Ich bin mal gespannt.

    Mal shene, ob ich für die nächste Partei schon mal eine Erweiterung mit reinnehme oder noch mal so eine Partie zum Lernen nehme.

    Verspielte Grüße
    Martin

  3. #3
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Korrektur:

    Bei den Handwerkern muss ich mir 30 Punkte abziehen. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Auf der Völkerkarte steht drauf, dass man die Siegpunkte der Völkerkarte bekommt, wenn diese "abgedeckt" sind (nicht erreicht - wie ich dachte). Wenn die Sachen abgedeckt sind, erhält man (wie auch auf dem Einkommenstableau) keine weiteren Siegpunkte mehr.

    Trotzdem sind die dort erreichbaren 30 Siegpunkte ein ganz schöner Batzen.

    Jetzt geht es mit der nächsten Partie weiter. Wollte das mit den Siegpunkten aber noch klarstellen.

    Verspielte Grüße
    Martin

    PS: Hoffentlich liest hier kein großer Tapestry-Fan mit, der sich jetzt kaputtlacht über mich.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Also ich bin immer noch dabei, eine bessere Taktik zu entwickeln. Zwar bin ich schon an die 200 Punkte-Marke herangekommen, aber so richtig dolle ist das wohl nicht. In Videos habe ich was von einer Bestmarke von über 435 Punkten gehört.

    Ich gebe zu, dass ich dann doch mal auf Taktiksuche im Netz gegangen bin, um mich zu verbessern. Zwar war mir klar, dass man die Gebäude auf sein Hauptstadt-Tableau bekommen muss, um Einkommen frei zu schalten (gleiche Systematik wie z. B. bei Terra Mystica), aber auch das ist anfangs nicht so leicht.

    Inzwischen habe ich Tipps gefunden, dass man bestimmte Leisten kombinieren sollte und andere vernachlässigen kann. Teilweise hatte ich das schon angewandt, aber nicht in dieser drastischen Form. Bei der letzten gestrigen Partie bin ich wohl jetzt mit beiden Spielern über die 200 Punkte-Marke gekommen. Aber das muss noch viel besser gehen. Mit den Spielern habe ich zwei unterschiedliche Taktiken ausprobiert, also jeder je zwei andere Leisten präferiert. Das klappt besser, als wenn man auf allen vier Leisten gleichzeitig versucht voranzuschreiten. Trotzdem war ich nicht damit zufrieden, dass bei einem Spieler bestimmte Einkommensgebäude nicht einsetzbar waren.

    Bereits jetzt kann ich als Kurz-Fazit vorwegnehmen, dass das Spiel eine steile Lernkurve hat. Die Taktik entscheidet grundsätzlich, ob man gut oder schlecht abschneidet. Der Zufall ist hier eingeschränkt. Zwar kann die eigene Taktikt durch passende Gobelin-Karten, Völkerkarte und Erfindungskarten unterstützt werden. Aber unabhängig davon sollte man (laut Videos) grundsätzlich über 200 Punkte kommen.

    Tipp: Spielt als Neueinsteiger nicht mit erfahrenen Tapestry-Spieler. Da werdet ihr, wenn diejenigen ihr Pensum abspulen, keine Chance haben, sondern gewaltig unter die Räder kommen.

    Insgesamt ist es ein reizvolles Spiel, auch wenn es absolut kein Civ-Spiel ist.

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (24.10.2023 um 05:54 Uhr)

  5. #5
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Gstern Abend habe ich noch mal eine Probepartie durchgespielt. Diesmal bin ich wieder klar an der 200er Marke gecheitert (ca. 150 Punkte). Ich hatte die angeratenen (ausgetretenen) Pfade verlassen und habs mal wieder auf mehreren Fortschrittsleisten probiert. Diese Kombinationen haben nicht so gut gefunzt. Klar, bin ich noch in der Lernphase. Aber meine Kritik wird lauter, dass das Spiel ein Abweichen vom Optimum nicht honoriert und dass es hier ein deutliches Optimum gibt.

    Kritik:

    Bei Spielen mag ich, wenn ich meinen eigenen Spielstil verwirklichen kann und verschiedene Wege zum Erfolg führen. Das ist bei Tapestry nur eingeschränkt möglich. Neben der Haupttaktik fallen andere Varianten stark ab. Im Wettkampfmodus würde man damit unterliegen. Selbstverständlich kann man Tapestry allein wegen des Spielspaßes spielen. Aber dafür gibt es zu wenig thematische Umsetzung und Inhalt. Man fokussiert sich auf die Leisten und versucht da vorwärts zu kommen. Irgendwann sind die Leisten ausgereizt und man hat eventuell nicht mehr viel Sinnvolles zu tun. Zudem ist die Spielmechanik auf Dauer eintönig. Waren die Belohnungen und Boni am Anfang spannend, wie sie sich auf das Spiel auswirken, kommt schnell Routine in die Aktionen. "Du bist jetzt auf dieser Leiste so weit fortgeschritten, als nächstes musst du, um mehr Ressourcen (= Punkte) zu generieren auf dieser Leiste weiter machen."

    Das Spiel gefällt mir, wird aber nicht in meiner Top-20-Liste aller Spiele reinrutschen. Meine Endwertung mit Pro und Contra wird bald kommen. Ich glaube, dass mein Eindruck sich nich tmehr wesentlich ändern wird.

    Ein Youtuber, den ich gerne anschaue und der sehr gute Regelerklärungen hat, gibt an, dass er ein großer Fan von Tapestry ist. Also Geschmäcker sind selbstverständlich sehr unterschiedlich.

    Tapezierende Grüße
    Martin

  6. #6
    Mitglied Avatar von JeffBär
    Registriert seit
    10.2009
    Ort
    Irgendwo im Nirgendwo
    Beiträge
    1.527
    Mentioned
    4 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ich habe das Gefühl, dass die Völker nicht wirklich gleich stark sind, das Spiel kann schnell streuen, von 100 bis 300 Punkten.
    Immer Ressourcen sammeln und zwei Leisten gut kombinieren

  7. #7
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von JeffBär Beitrag anzeigen
    Ich habe das Gefühl, dass die Völker nicht wirklich gleich stark sind, das Spiel kann schnell streuen, von 100 bis 300 Punkten.
    Immer Ressourcen sammeln und zwei Leisten gut kombinieren
    Ja den Eindruck habe ich auch. Von einem Youtuber wird auch eingeworfen, dass es Hauptstadtpläne gibt, die schlechter als andere seien. Welche das sind, habe ich vergessen (Wüste?).

    Beim Ressourcen-Sammeln habe ich weiterhin das Problem, dass manchmal/oftsmals die erste Runde bis zum Einkommenszug nicht so dolle ist. Hat man da nicht genug Gebäude vom Tableau bekommen, läuft es auch in der zweiten Leistenvoranschreitungsphase bei mir schlecht. Hat man einen schlechten Anfang, holt man das im Laufe des Spiels nicht mehr auf. Damit ist das Ergebnis schon zum Vergessen. Ein Youtuber spricht davon, dass die Ressourcen dann später lawinenartig auf einen zukommen. Bei mir ist es manchmal so, dass es ein Rinnsal bleibt.

    Wenn es mit den Ressourcen mal besser läuft, bin ich auf den entsprechenden Leisten so weit vorangekommen, dass die Alternativen einfach schlechter für mich werden. Auch da fehlt mir noch das Fingerspitzengefühl, wann ich wo am besten weitergehe.

    Trotzdem mag ich es, wenn ich bei einem Spiel tüfteln muss, wie es besser klappt. Und das trifft auf Tapestry auf jeden Fall zu. Ich werde es vielleicht heute noch weiter "sezieren" und dann zum langen Wochenende was anderes ausprobieren.

    Verspielte Grüße
    Martin

  8. #8
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Gesamtwertung

    Nachdem ich gestern meine vorläufig letzte Partie gespielt habe und es dann anschließend weggepackt habe, kommt heute nun meine persönliche Gesamtwertung:

    Pro

    1. Einfacher Spielablauf

    Das Spiel ist vom Ablauf sehr einfach. Es gibt nur zwei Spielzüge: Voranschreiten oder Einkommen. Beim Ersten: Man kann auf vier bzw. mit Erweiterung auf fünf Fortschrittleisten vorangehen. Dazu braucht man nur Ressourcen einsetzen. Dann erhält man Belohnungen bzw. bei Zahlung einer weiteren Ressource noch Boni.

    2. Verschiedene Spielkomponenten

    Im Spiel gibt es das Ressourcen-Management, den Puzzelanteil, den Eroberungsteil, das Freischalten von Einkommen, asymetrische Fraktionen, asymetrische Hauptstadtpläne. Hat man alle Erweiterungen, hat man eine schier unendliche Menge an "Völkern", unter denen man sich eine zu seinem Spielstil passende aussuchen kann oder zufällig zwei bekommt, von denen man sich dann eine aussucht.

    3. Schöne Einkommensgebäude und Wahrzeichengebäude

    Die Gebäude gefallen mir von Material sehr gut. Sie fassen sich prima an und sind besser als irgendwelche Pappmarker.

    4. Anspruchsvolle Taktikmöglichkeiten

    Ich weiß nicht, ob ich von anspruchsvoll sprechen kann, nur weil ich Oberdepp es nicht schaffe, immer über 200 Punkten zu landen. Aber man sollte sich eine Taktik (Voranschreiten auf zwei zueinander passenden Leisten) überlegen, um möglichst viele Punkte zu erhalten.

    5. Spielspaß

    Trotz der noch folgenden Kritikpunkte muss ich hier anführen, dass ich mit dem Spiel viel Spaß hatte und es mich jedes Mal aufs Neue gereizt hat, zu spielen. Anders z. B. als bei Erde, wo man mit Ressourcen zugeschüttet wird.


    Contra

    1. Nicht ausbalancierte Völker, Tableaus

    Die Völker (die keine Völker, sondern eher Berufsgruppen oder Bevölkerungsgruppen sind) sind nicht immer gut gebalanced. Obwohl hier schon nachgearbeitet worden ist, bleibt es bei zu großen Unterschieden. In meinem letzten Spiel hatte ich z. B. den Stadtplaner, bei dem man Punkte erhält, wenn man angrenzend möglichst viele Wahrzeichen baut. Wahrzeichen habe ich einige erhalten, aber konnte die wegen des Stadtplanes nicht aneinander bauen, so dass cih damit sehr wenig Punkte erreichen konnte. Diese Punkte fehlen einem in der Endabrechnung. Warum reicht es hier nicht, dass man bei z. B. 7 Wahrzeichen dann 30 oder 40 Punkte bekommt.

    2. Unpassende Gebäudegrößen

    Wenn man so schöne Gebäude in ein Spiel steckt, warum achtet man nicht drauf, dass diese Gebäude von der Größe passend sind. Ich habe oftmals geflucht und überlegt, welche Felder nun abgedeckt werden sollen. Dan muss man wieder auf dem Ursprungstableau schauen, wieviele Felder das Wahrzeichen abdecken soll. Hmmpf!

    3. Dünne Papptableaus


    Wenn wir schon mal beim Material sind. Dies dünnen Papptableaus (Hauptstadtplan, Völkertableau, Einkommenstableau) haben mich sehr geärgert. Da bin ich stabileres Material gewohnt. Bei hoher Luftfeuchtigkeit fangen die Dinger an, sich leicht zu biegen. Die Ressourcen rutschen dann woanders hin. Das ist jetzt aber auch unabhängig von der Luftfeuchtigkeit. Verdammt, wo lag das Ding denn jetzt? Sorry, aber für so einen Preis erwarte ich einen Doppellayer, wo nix verrutschen kann. Bei Terraforming Mars musste man die wohl auch extra kaufen, aber die gab es wenigstens.

    4. Suche nach der erfolgreichen Taktik

    Wenn man den Dreh irgendwann raus hat und die Taktik verinnerlicht hat, kommt man wahrscheinlich gut voran. Man kann sich auf Dauer ausrechnen, wann man wo die Ressourcen einsetzen kann, um möglichst weit zu kommen. Ich hab´s aber nach vielen Partien noch nicht geschafft, immer einen möglichst gleichen Standard zu haben, erstens weil ich oftmals doch ein Bauchspieler und kein Grübler bin und zweitens mich ungern auf eine feste Taktik einschränken lassen möchte. Da geht mir auf Dauer der Spielspaß flöten, wenn ich immer das Gleiche machen muss. Da könnte ich auch am Fließband stehen und immer den gleichen Handgrif ausüben. Nix für mich Individualisten.

    5. Kein Aufholen nach schlechten Spielstart möglich

    Wenn man schlecht startet, ist ein Aufholen des Fehlstarts nicht mehr möglich. Wer also am Anfang "pennt" oder sich auf den Leisten "verrennt" hat nach meiner Erfahrung keine Chance mehr. Dabei meine ich nicht die Siegpunktzahl, die anfangs vollkommen unbedeutend ist, sondern die Chance auf Ressourcen. Denn ohne Ressourcen im weiteren Spielverlauf könnt ihr einpacken. So heißt es bei den "Kampfwürfeln": immer die Ressource nehmen, nie die Siegpunkte, auch wenn es z. B. 6 oder 7 Punkte sind. Den abgerechnet wird zum Schluss.

    6. Automa und Schattenreich

    Ich habe den Automa und das Schattenreich nur anfangs kurz ausprobiert. Ob ich inzwischen mehr Chancen in diesem Vergelich hätte, weiß ich nicht. Es war aber Verwaltungsaufwand der mir nicht gefallen hat und der Einsatz von Automa und Schattenreich finde ich umständlich. Aber ich hab´s auch nur anfangs ausprobiert. In der Fordm würde ich es nicht solo spielen wollen, sodass das Spiel für mch sowieso eher eingeschränkt zu nutzen ist.

    7. Kein thematisches Civ-Spiel

    Mein größter Kritikpunkt, obwohl ich es vorher wusste, ist, dass das Thema wohl verwendet wird, aber spieltechnisch kaum Beachtung findet. Mir sind die Tech-Karten oder die Gobelin-Karten von der thematischen Ausrichtung so was von egal, Hauptsache die passen spieltechnisch in die Gewinnung von Ressourcen oder Punkten rein. Da ich ein sehr thematisch spielender Spieler bin, fehlt mir hier der richtige, tiefergehende Ansatz.


    Gesamtwertung

    6 von 10 Punkten


    Bei BGG steht Tapestry auf Platz 270 nach 19061 Wertungen (ohne meine) mit einer Geek-Wertung von 7.215. Die Komplexität wird mit 2,93 von 5 angegeben.

    Quelle: boardgamegeek - tapestry

    Fazit: Ich werde mir bald mal ein "richtiges" Civ-Game auspacken.

    Verspielte Grüße
    Martin

    PS: Eldritch Horror (eins meiner Lieblingsspiele) hat auch nur eine Wertung von 7,5 Punkten bekommen, also alles halb so wild mit den Punkten. Ich will euch nur meine Meinung zum Spiel kundtun und euch schöne Spiele, wozu Tapestry auf jeden Fal gehört, zeigen.

  9. #9
    Mitglied Avatar von JeffBär
    Registriert seit
    10.2009
    Ort
    Irgendwo im Nirgendwo
    Beiträge
    1.527
    Mentioned
    4 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Einige Hauptstadtpläne sind wirklich ungünstiger zu bebauen. wenn du falsch angefangen hast, weil du noch nicht genau weißt, welche Gebäude du bekommst, ist es auch mit Resourcen Essig.

  10. #10
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von JeffBär Beitrag anzeigen
    Einige Hauptstadtpläne sind wirklich ungünstiger zu bebauen. wenn du falsch angefangen hast, weil du noch nicht genau weißt, welche Gebäude du bekommst, ist es auch mit Resourcen Essig.
    Besonders mit dem Stadtplaner war es irgendwie ungünstig. Oder gibt es da einen bestimmten Hauptstadtplan, den man dann nehmen muss.

    Ich vermute mal, dass man sich in das Spiel noch viel mehr hineinfuxen kann, als ich es jetzt in der Kürze der Zeit gemacht habe. Und dann habe ich natürlich ausschließlich Solo gespielt, was auch einen Unterschied ausmacht. Den Aspekt, wieviel Interaktion drin ist, habe ich also gar nicht beleuchtet. In Brass ist auf jeden Fall mehr Interaktion drin, in Flügelschlag viel weniger. Aber so richtig viel ärgern tut man bei Tapestry die Mitspieler auch nicht (soweit ich das beurteilen kann). Eigentlich finde ich es imm ergut, wen man auf seinem eigenen Spielplan wurschteln kann.

    Ach so: Auf Youtube wird noch das "Startspieler-Problem" angesprochen (was bei mir im Solo nicht greift). Als Startspieler kann man sich die Leiste aussuchen, auf der man startet. Damit ist man dort im Vorteil und kann (theoretisch) dort immer alle Wahrzeichen einsacken. Die weiteren Spieler sollten nehmen, was übrig bleibt. Der Startspieler kann einem damit schon die Taktik kaputtmachen.

    Noch ein Fazit zu meiner Spielanalyse:


    Für einen Spieltheoretiker kann man das Spiel so richtig sezieren. Für alle, die einfach nur ein gutes Spiel wollen, spielt es einfach und habt Spaß.

    Analytische Grüße
    Martin

    Heutiger dritter V...-V...-Spruch: Finde nichts schlecht, was du dir nicht selber schlecht geredet hast.

  11. #11
    Mitglied Avatar von JeffBär
    Registriert seit
    10.2009
    Ort
    Irgendwo im Nirgendwo
    Beiträge
    1.527
    Mentioned
    4 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Wenn du nicht solo spielst kannst du gar nicht wissen, wer noch auf deinen Leisten rumeiert, da hast du ganz schnell keine Gebäude

  12. #12
    Mitglied Avatar von Martin 37
    Registriert seit
    08.2000
    Beiträge
    2.852
    Mentioned
    34 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Zitat Zitat von JeffBär Beitrag anzeigen
    Wenn du nicht solo spielst kannst du gar nicht wissen, wer noch auf deinen Leisten rumeiert, da hast du ganz schnell keine Gebäude
    Ich habe ja viele verschiedene Persönlichkeiten, wie jeder aus dem Schreibforum weiß. Dort treten halt Junges und altes Ich in Zwiegespräche-im-Singular gegeneinander an. Das funktioniert auch bei Tapestry. Meistens weiß ich nicht, was mein junges Ich so machen will.




    Sorry, diesen Witz und die Eigenwerbung für das Schreibforum konnte ich mir wieder mal nicht verkneifen.


    Also ich bin ja nie nicht wirklich allein.



    Verulkende Grüße
    Martin

    PS: Klar kann ich das Mehrspielerspiel so nicht nachstellen. Deshalb auch dieser Hinweis jetzt noch mal am Ende. Im Zwei- oder Dreikampf muss man seine Strategie eventuell noch mal anpassen. Insoweit habe ich in meinen Solo-Partien den reinen Luxus gehabt und konnte ohne Probleme losspielen.
    Geändert von Martin 37 (29.10.2023 um 12:06 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  

Das Splash-Netzwerk: Splashp@ges - Splashbooks - Splashcomics - Splashgames
Unsere Kooperationspartner: Sammlerecke - Chinabooks - Salleck Publications - Splitter - Cross Cult - Paninicomics - Die Neunte
Comicsalon Erlangen
Lustige Taschenbücher