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Thema: Ehapa-/Egmont Comic Collection

  1. #5301
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Vielleicht nicht kritisieren, aber er will es auch nicht als Blaupause für die Gegenwart verstanden wissen, da finde ich das Gespräch zwischen Asterix und Miraculix am Ende eindeutig.

    Beim nächsten Album muss wieder alles wie bisher sein. Man könnte sicherlichlich ein Album lang in einem von Römern besetzten Dorf Schloss der Tiere spielen und gewaltfreien, zivilen Unhehorsam gegen die Römer probieren, aber dauerhaft widerspräche es der DNS der Serie.

    Und dazu gehört auch der Wille, sich nicht zu unterwerfen. Sonst wäre es, wie PhoneBone schreibt, nicht mehr Asterix.
    Geändert von Simulacrum (03.11.2023 um 05:39 Uhr)

  2. #5302
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Asterix war ja immer 'Abfeiern von Konservativismus'. Und stand dabei auch immer in ulkigem Gegensatz zu den Lesern. Wenn man sich mal in ein kleineres französisches Dorf in den Wäldern recht weit nördlich von Nizza verirrt hat - oder ja, sogar wenn man schon mal auf Korsika war - dann ist der vorherrschende Tenor der des Unveränderlichen, des strikt Konservativen. Doch wird dort Asterix gelesen? Zumindest mich fand ich im Asterix immer wieder als Grautvornix und als der Ägypter, der in der Legion denkt, er habe einen Urlaub gebucht. Der potentiell rebellische und womöglich aus Versehen nicht Dazugehörende. Auch jetzt wo ich Chef bin, finde ich mich nicht in Majestix wieder. Und ganz sicher nicht als Schmied oder Fischhändler. Letzterer ist ja eh ein bisschen Iiih.

    Ein gar nicht so übler Vergleich ist die Gendarmen-Reihe mit Louis de Funes, oder sogar der überhaupt. Auch bis zum Exzess unsympathisch. Überhaupt läuft da keiner rum, mit dem man sympathisiert. Aber lustig is's. Und mussten die Trottel von St. Tropez nicht auch mal bei einem Selbsterkenntnis-Seminar teilnehmen? Ich weiß es gar nicht mehr. Da wurden auf jeden Fall neumodische Einflüsse der 70er an- und abgefeiert und quasi runtergemacht ganz im Sinne des Erhalts konservativer Gegenkultur. Man konnte sich aber als Nicht-Franzose manchmal einbilden, das Ganze werde gar nicht so konservativ hochgehalten, sondern karikiert. Hm. Besonders als Jugendlicher hat man das so empfunden. Was ja irgendwie logisch ist, dass man das tat.

    Grundsätzlich gilt natürlich auch: die Freiheit der Kunst. Der Künstler ist der, der das Werk schafft. Man kann es annehmen oder nicht. Deshalb ist ja auch eine zu freie Übersetzung mit Waddehaddedudeda-Laune eine Verunglimpfung der Kunst und keinesfalls eine Anteilnahme am künstlerischen Prozess. Die Gallier sind niemals das, was sie immer waren. Sie sind das, was sie jeweils sind. Das aber schon immer. Und wer was anderes behauptet, dem gehört ein stinkender Fisch ins Gesicht geschmissen. Muss man aber nicht kaufen, und wenn man es doch tut, muss man es nicht lesen. "Wir werden nicht gelesen und uns wird auch keiner lesen." Aber Asterix ist nicht modern. Nie gewesen. Asterix ist nicht rebellisch, nicht progressiv und nicht selbstreflektiert. Wem das nicht passt, der soll halt gehen. Und das ist natürlich nicht unbedingt das, was engagierte Leser des post-postmodernen Frankobelgiens hören wollen. Ich habe zunehmend gar keine Meinung dazu. Ich hole den Band von meinem Buchhändler ab, wenn die neue Vaillant CE No. 9 da ist und dann steck ich die Iris hinter die anderen Bände ins Regal, die ich auch schon alle nicht gelesen habe. Verschroben? Kann ich auch.
    Geändert von Jovis (03.11.2023 um 06:12 Uhr)

  3. #5303
    Mitglied Avatar von BobCramer
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    Kritisiert Fabcaro damit unseren Liebling Goscinny und sein konservatives Weltbild?
    So eindeutig konservativ ist sein Weltbild nun auch wieder nicht. Goscinnys Weltsicht war ambivalent. Wenn er so eindeutig konservativ war, warum werden dann in seinen Serien, vor allem aber in "Asterix", immer und immer wieder die Armee bzw. der Militarismus, die Bürokratie, der Kapitalismus, das (von Neid und Vorurteilen geprägte) Kleinbürgertum oder das (dekadente) Großbürgertum in teils ätzender Weise karikiert? Dass sein Wertekanon auch konservative Elemente aufweist, kann man nicht bestreiten, aber man wird dem Mann nicht gerecht, wenn man ihn zum bornierten Konservativen abstempelt. Natürlich spiegelt sein Werk in der einen oder anderen Weise den Zeitgeist von vor 50 oder 60 Jahren wider, was meines Erachtens vor allem bei der Charakterisierung der weiblichen Figuren oder "der Jugend von heute" in teils unangenehmer Weise deutlich wird.

    Ich weiß allerdings nicht, ob es überhaupt irgendein erzählerisches Werk gibt - egal in welchem Medium -, das nach fünf, sechs, sieben Jahrzehnten nicht wegen zeittypischer Klischees und Stereotypen kritikwürdig ist. Gerade bei Comics oder Filmen fällt mir das immer und immer wieder auf, gerade auch bei solchen, die ich wegen ihrer künstlerischen/erzählerischen Qualität schätze. Bei mir hockt beim Konsum dieser Werke schon seit langem immer ein kleiner Kobold auf der Schulter, der über den weltanschaulich/ideologischen Subtext nachdenkt und mir kritische Kommentare ins Ohr flüstert! Oft wäre es mir lieber, wenn ich so wie früher, zu seligen Jugendzeiten, ganz unbefangen die entsprechenden künstlerischen Hervorbringungen genießen könnte. Ich befürchte aber, das wird nie mehr möglich sein...
    Geändert von BobCramer (03.11.2023 um 06:33 Uhr)

  4. #5304
    Mitglied Avatar von M.Hulot
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    Mir sind vor allem viele Trrennungsfehler aufgefallen. Und den Satz "...weil jedes Problem aufhört, eines zu sein sobald es keine Lösung gibt" verstehe ich nicht.
    Müsste es nicht "eine Lösung heißen"?
    Aber wahrscheinlich bin ich im Geiste nicht genug entwickelt, um Visusversus zu verstehen, bzw. haben alle Fehler das Recht auf ihre Existenz. Sie zu tilgen wäre barbarisch gegenüber der individuellen und besonderen Sprache, die sie verkörpern.

    mobil gesendet mit tapatalk
    Geändert von M.Hulot (03.11.2023 um 06:50 Uhr)

  5. #5305
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Zitat Zitat von BobCramer Beitrag anzeigen
    Ich befürchte aber, das wird nie mehr möglich sein...
    Wir sind halt jetzt im Internetzeitalter. Alles kann besprochen, bewertet, analsiert und diskutiert werden, aber jedem kann seine Meinung auch jederzeit um die Ohren gehauen werden. Auch hier im CF gibt es ja Leute, die geben GAR keine Meinung wieder, bewerten aber die Meinungen aller anderen. Da wird es schwierig mit dem Zurechtreden von beliebten Filmen, Büchern und Comics. Man darf beim Gucken von Filmen nicht ans Internet denken. Ich komme jedenfalls weiterhin gut klar mit De Funes, James Bond und Co. Und ich stelle immer wieder fest wie unterschiedlich und auch gut alle drei Verfilmungen vom "Indischen Grabmal" geworden sind, obwohl die zweite davon zum Zeitpunkt höchster deutscher Propagandaaktivität entstand mit ein paar der später üblichen Unverdächtigen wie Theo Lingen im Gepäck. Ein Gespräch darüber habe ich im Freundeskreis schon öfter gehabt, im Internet spart man sich das besser. (Obwohl mich manchmal der Schalk reitet. )

  6. #5306
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @BobCramer

    Wir sind uns aber einig, dass Goscinny konservative Elemente in Asterix geschaffen hat, die weiterhin Bestand haben. Dieses Aufbrechen dieser "konservativer" Strukturen befindet sich zum ansatzweise im Album.
    Aber einen Warnhinweis in den Alben würde ich auch strikt ablehnen.

    Jeder ist Kind seiner Zeit. Aber der Comicgate-Artikel spricht es ja an, dass diese Strömungen, die nunmehr im neuen Band angesprochen werden, schon zu Goscinnys Zeiten bekannt waren. Der Kritiker hält es aber für einen großen Pluspunkt bei Goscinny, dass er diese gesellschaftlichen Aspekte nicht aufgenommen hat und lobt diesen dafür, weil er sich nicht darüber lustig macht. Worüber macht sich also Fabcaro lustig? Ist es so wie Herr Hase schreibt und er ist AFD-Freund und wir, die diesen Band gut finden, auch (oh mein Gott, wie weit weg bin ich doch von diesem unsäglichen Gedankengut!)?

    Das glaube ich nicht. Vielmehr stellt er dar, wie "immun" unser gallisches Dorf gegen Veränderungen an die Moderne ist. Das hängt meines Erachtens insbesondere daran, dass die Leserschaft, wie hier schon ausgeführt wurde, halt ein "klassisches" Abenteuer im Sinne von Goscinny erwarten und lesen möchten. Zuviel Veränderung würde den Mythos zerstören.

    Just my 2 Cent Stück
    Antiaffendus

  7. #5307
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von Simulacrum Beitrag anzeigen
    Vielleicht nicht kritisieren, aber er will es auch nicht als Blaupause für die Gegenwart verstanden wissen, da finde ich das Gespräch zwischen Asterix und Miraculix am Ende eindeutig.

    Beim nächsten Album muss wieder alles wie bisher sein. Man könnte sicherlichlich ein Album lang in einem von Römern besetzten Dorf Schloss der Tiere spielen und gewaltfreien, zivilen Unhehorsam gegen die Römer probieren, aber dauerhaft widerspräche es der DNS der Serie.

    Und dazu gehört auch der Wille, sich nicht zu unterwerfen. Sonst wäre es, wie PhoneBone schreibt, nicht mehr Asterix.
    Word!

    Für mich ist das Gespräch am Ende auch entscheidend. Miraculix werden grundsätzlich am Ende eines Albums die weisen Worte in den Mund gelegt. Dafür ist er da.

    Ciao
    Zustimmungsbus

  8. #5308
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    Zitat Zitat von OK Boomer Beitrag anzeigen
    Latürnich. Warum verkauft sich der neue Band deutlich schneller als die 5 Bände davor?
    Weil es durchweg positive, sogar euphorische Besprechungen gab. Ich war an dem Tag im Buchhandel unterwegs und hatte durchaus den Eindruck, dass dies Leute in die Läden trieb, die extra deswegen kamen. Der Buchhandel verkauft mehr das HC.

  9. #5309
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von M.Hulot Beitrag anzeigen
    Mir sind vor allem viele Trrennungsfehler aufgefallen. Und den Satz "...weil jedes Problem aufhört, eines zu sein sobald es keine Lösung gibt" verstehe ich nicht.
    Müsste es nicht "eine Lösung heißen"?
    Aber wahrscheinlich bin ich im Geiste nicht genug entwickelt, um Visusversus zu verstehen, bzw. haben alle Fehler das Recht auf ihre Existenz. Sie zu tilgen wäre barbarisch gegenüber der individuellen und besonderen Sprache, die sie verkörpern.

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    Über den Satz bin ich auch gestolpert und habe lange überlegt, ob der in die Kategorie "einfach nur Unfug" oder in "gibts da doch einen Sinn" fällt. Ich bin da aber auch zu wenig Philosoph, um da was Sinnvolleres reinzulesen. Einen Ansatz habe ich wohl, aber der ist auch nicht so plausibel.

    Ciao
    Ratlosikus

  10. #5310
    Mitglied Avatar von M.Hulot
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    Das Fatale ist ja, dass man beim Geschwurbel von Visusversus in den größten Unsinn noch einen Sinn hineininterpretieren könnte.
    Wogegen auf S. 22 "Wir brauchen deine Dienste nicht mehr, großer Weise" doch eher "großer Weiser" heißen müsste. Oder "große Weiße" (in Bezug auf die Iris ).

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  11. #5311
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Ich finde den völlig klar, aber ich bin auch Philosoph.

    Habt ihr das noch nie erlebt? Gibt's bei euch keine Teamsitzungen? Sobald man an einen Punkt kommt, wo es entweder keine Lösungen gibt oder die denkbaren Lösungen mit zu viel nicht akzeptablen Nebenwirkungen umzusetzen sind, gibt es einen kurzen Moment des Schweigens und dann geht man zur Tagesordnung über und stellt kurz darauf fest, dass man eigentlich von vornherein auch so klar kam, ohne das Problem angegangen zu haben. In der sozialen Arbeit ist das Alltagsgeschäft.
    Geändert von Jovis (03.11.2023 um 07:37 Uhr)

  12. #5312
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Das ist doch der Witz, dass seine hohlen Phrasen nur gut klingen aber keinen Sinn ergeben oder Erkenntniswert haben.

    Und hier dazu dienen, den Legionären weiszumachen, sie hätten gar keinen Grund für ihre Ängste.

  13. #5313
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    Aber gucken wir doch sein von ihm geschaffenes Dorf und die Charaktere an: Wir haben die Wildschwein-Fanatiker, die selbst den (an sich gesunden) Fisch verachten (da unfrisch), eine männerdominierte Gesellschaftsstruktur mit klassischen Geschlechter-Rollen. Konflikte werden mit Prügeleien (nicht) gelöst. Modernere Kultur in Form des Gesangs von Troubadix wird verachtet.
    So lieben die Fans von Asterix seine Welt, die nicht verändert werden darf. Deshalb werden seine Alben bis heute abgefeiert. Es darf bloß nix an diesem Weltbild geändert werden, das Goscinny geschaffen hat, sonst ist der alte Asterix-Fan sauer.
    Dieser Konservatismus des Asterix´ Kosmosses wird hier herrlich zelebriert. Also doch verkehrte Welt? Haben hier die Römer Recht, die die Gallier als Barbaren bekehren wollen, zu besseren Menschen? Hatten sie dann nicht schon immer Recht damit? Haben wir als Asterix-Fans immer die Falschen verehrt? Kritisiert Fabcaro damit unseren Liebling Goscinny und sein konservatives Weltbild?
    Glaube ich nicht. Wenn das so wäre, würde sich ja nicht ausgerechnet der Held der Serie so ablehnend und abwertend gegenüber diesen neuen Entwicklungen verhalten.

    Aber interessante und sicher teils auch richtige Gedanken. Zumindest hatten die Römer moderne Errungenschaften wie öffentliche Bäder, während die Gallier sich noch am Brunnen wuschen (bzw. die im Asterix-Dorf wahrscheinlich gar nicht) und hinters Haus kackten. Was die Charaktere angeht, stimmt das Geschriebene ja nicht so ganz: alter Fisch ist halt nicht gesund (und die Frauen im Dorf kaufen ihn ja anscheinend trotzdem, sonst wäre Verleihnix längst insolvent) [hier hat Fabcaro übrigens nicht richtig aufgepasst, denn dass V. noch nie selbst geangelt hätte, wird durch seinen Aufenthalt auf der kleinen Insel im Seher klar widerlegt] und Troubadix' Gesang wird ja deshalb abgelehnt, weil er eben total schief ist, wie die schrägen Noten immer zeigen.

    Ob Goscinny Trendthemen bewusst nicht aufgegriffen hat, weiß ich nicht. Zumindest wirken seine Alben dadurch zeitloser. Die meisten Gags im neuen Album haben mE eher eine geringe Halbwertzeit. Der Thalis wurde ja z.B. gerade von Eurostar geschluckt und entsprechend umbenannt. In zehn Jahren wird kein Leser unter 60 mehr den Gag mit dem Thalix verstehen. Und ob Roller für Erwachsene dann immer noch aktuell sind?

    Wie man übrigens in einer klassischen Serie durchaus aktuelle Diskussionen einbauen kann, ohne Ressentiments zu bedienen, hat Jul doch sehr schön im letzten LL gezeigt. Da macht sich Luke eben nicht über Vegetarismus an sich lustig, sondern es werden nur dessen mögliche Auswüchse parodiert, wenn die fundamentalistischen Anhänger allen anderen den Fleischkonsum verbieten wollen. Die Geschichte endet mit einer positiven, versöhnlichen Aussage, die man auf Kölsch mit "Leeve un' leeve lasse" zusammenfassen könnte. Das ist von der geistigen Reife her mehrere Levels über dem angesiedelt, was Fabcaro uns auftischt.

  14. #5314
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    Zitat Zitat von M.Hulot Beitrag anzeigen
    Und den Satz "...weil jedes Problem aufhört, eines zu sein sobald es keine Lösung gibt" verstehe ich nicht.
    Müsste es nicht "eine Lösung heißen"?
    Könnte man das nicht mit "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht doch zu ändern ist!" übersetzen? Nur halt komplizierter, Tiefsinn vortäuschend, formuliert.

  15. #5315
    Mitglied Avatar von M.Hulot
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    Zitat Zitat von HerrHase Beitrag anzeigen
    Glaube ich nicht. Wenn das so wäre, würde sich ja nicht ausgerechnet der Held der Serie so ablehnend und abwertend gegenüber diesen neuen Entwicklungen verhalten.

    Aber interessante und sicher teils auch richtige Gedanken. Zumindest hatten die Römer moderne Errungenschaften wie öffentliche Bäder, während die Gallier sich noch am Brunnen wuschen (bzw. die im Asterix-Dorf wahrscheinlich gar nicht) und hinters Haus kackten. Was die Charaktere angeht, stimmt das Geschriebene ja nicht so ganz: alter Fisch ist halt nicht gesund (und die Frauen im Dorf kaufen ihn ja anscheinend trotzdem, sonst wäre Verleihnix längst insolvent) [hier hat Fabcaro übrigens nicht richtig aufgepasst, denn dass V. noch nie selbst geangelt hätte, wird durch seinen Aufenthalt auf der kleinen Insel im Seher klar widerlegt] und Troubadix' Gesang wird ja deshalb abgelehnt, weil er eben total schief ist, wie die schrägen Noten immer zeigen.

    Ob Goscinny Trendthemen bewusst nicht aufgegriffen hat, weiß ich nicht. Zumindest wirken seine Alben dadurch zeitloser. Die meisten Gags im neuen Album haben mE eher eine geringe Halbwertzeit. Der Thalis wurde ja z.B. gerade von Eurostar geschluckt und entsprechend umbenannt. In zehn Jahren wird kein Leser unter 60 mehr den Gag mit dem Thalix verstehen. Und ob Roller für Erwachsene dann immer noch aktuell sind?

    Wie man übrigens in einer klassischen Serie durchaus aktuelle Diskussionen einbauen kann, ohne Ressentiments zu bedienen, hat Jul doch sehr schön im letzten LL gezeigt. Da macht sich Luke eben nicht über Vegetarismus an sich lustig, sondern es werden nur dessen mögliche Auswüchse parodiert, wenn die fundamentalistischen Anhänger allen anderen den Fleischkonsum verbieten wollen. Die Geschichte endet mit einer positiven, versöhnlichen Aussage, die man auf Kölsch mit "Leeve un' leeve lasse" zusammenfassen könnte. Das ist von der geistigen Reife her mehrere Levels über dem angesiedelt, was Fabcaro uns auftischt.
    Naja, Goscinny hat solche Zeitbezüge schon aufgegriffen, indem er Karikaturen bekannter Personen eingebaut oder gar die Schul(t)zes eingebaut hat. Die Beatles kennen heute sicher noch viele, bei Sean Connery bin ich mir nicht so sicher, vielleicht durch James Bond, aber bspw. Lino Ventura?
    Für mich hat das als Kind aber immer den besonderen Reiz ausgemacht (ebenso auch bei Rick Master), weil es was zu entdecken gab. Auch inhaltlich wurden zu Goscinnys Zeiten aktuelle Bezüge hergestellt. Ich bin allerdings nicht sooooo Asterix-fest, dass ich jetzt Alben und Seitenzahlen nennen könnte

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  16. #5316
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    Und schon damals wussten vermutlich die wenigsten, was ein Alexandriner ist, und heute ....

  17. #5317
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Soviel ist uns aber doch wohl allen klar, dass Asterix den gymnasialen Habitus immer ausgezeichnet befriedigt hat. Und dass auch 'andere' viel Spaß an Asterix haben konnten, aber eben nur die Hälfte mitbekamen. Und ich warne auch Comicschaffende, Übersetzer, Lektoren und 'andere', diesen Aspekt niemals zu unterschätzen oder gar diesen Teil einer möglichen Zielgruppe beim Comicverkauf.

  18. #5318
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Könnte man das nicht mit "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht doch zu ändern ist!" übersetzen? Nur halt komplizierter, Tiefsinn vortäuschend, formuliert.
    Ja. Ändert aber nichts daran, dass sie weiter schmerzhaft Dresche von den Galliern beziehen sollen. Sie sollen es jetzt nur nicht mehr als ihr Problem, sondern positiv sehen.
    Die Option gar nicht erst zu kämpfen und schmerzfrei zu bleiben, wird einfach unter den Tisch gekehrt.

  19. #5319
    Mitglied Avatar von brilli
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    Zitat Zitat von Jovis Beitrag anzeigen
    Soviel ist uns aber doch wohl allen klar, dass Asterix den gymnasialen Habitus immer ausgezeichnet befriedigt hat. Und dass auch 'andere' viel Spaß an Asterix haben konnten, aber eben nur die Hälfte mitbekamen. Und ich warne auch Comicschaffende, Übersetzer, Lektoren und 'andere', diesen Aspekt niemals zu unterschätzen oder gar diesen Teil einer möglichen Zielgruppe beim Comicverkauf.
    D'accord.

    Selbstverständlich haben wir heute eine andere Sicht auf die Dinge als wir es als Kinder hatten. Heutige Kinder haben ebenfalls eine andere Sichtweise als wir alten Säcke heute. Und natürlich verstehen diese die Anspielungen in den alten Alben nicht, und das ist auch gar nicht schlimm. Die Anspielungen in Popeye aus den 30ern verstehe ich auch nicht alle.

    Ich finde es eher merkwürdig, einem Comic, der als erstes mal der Unterhaltung dient und – neben den Senioren, die den Comic schon als Kinder kannten – zumeist von Kindern gelesen werden soll, solchen höheren Mehrwert beizumessen. Der ist da nicht drin, der muss da auch nicht rein, dafür gibt es andere Serien. Aber wenn ein Comic mehrere Zielgruppen bedient, freue ich mich natürlich. Die Schlümpfe finde ich heute z.B. unerträglich, die sind tatsächlich nur für Kinder, mMn.

    Man hätte die Serie mit dem Tod von Goscinny einstellen können. Uderzo hätte mit dem Eintritt ins Rentenalter aufhören können. Man hätte die Serie mit dem Tod Uderzos einstellen können. Man hat sich jeweils anders entschieden. Daher gibt es natürlich Abnutzungserscheinungen, die kann ich akzeptieren oder muss halt was anderes lesen. Das ist aber nichts, was außergewöhnlich schlimm, enttäuschend oder sonstwie wäre, das ist völlig normal.
    Verkaufe: vor allem Funnys
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  20. #5320
    Mitglied Avatar von brilli
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    Zitat Zitat von Simulacrum Beitrag anzeigen
    Die Option gar nicht erst zu kämpfen und schmerzfrei zu bleiben, wird einfach unter den Tisch gekehrt.
    Dann wäre es aber eben nicht mehr Asterix und das kleine gallische Dorf.
    Verkaufe: vor allem Funnys
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  21. #5321
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von Jovis Beitrag anzeigen
    Ich finde den völlig klar, aber ich bin auch Philosoph.

    Habt ihr das noch nie erlebt? Gibt's bei euch keine Teamsitzungen? Sobald man an einen Punkt kommt, wo es entweder keine Lösungen gibt oder die denkbaren Lösungen mit zu viel nicht akzeptablen Nebenwirkungen umzusetzen sind, gibt es einen kurzen Moment des Schweigens und dann geht man zur Tagesordnung über und stellt kurz darauf fest, dass man eigentlich von vornherein auch so klar kam, ohne das Problem angegangen zu haben. In der sozialen Arbeit ist das Alltagsgeschäft.
    Ach so?! Neben der sozialen Arebit fällt mir das noch in der Politik ein: Haben wir eine Lösung, müssen die Politiker, das erst als Problem konstruieren. Gibt es keine Lösung, wird das Problem schnell als Nichtproblem identifiziert.

    Aber ich glaube immer noch, dass das als sinnentleerter Spruch gelten soll.

    Aus Autorensicht: Als Autor von Asterix wäre ich sauer, wenn ich in dem Konstrukt gefangen gehalten würde und immer die gleichen Stereotypen, die es seit Jahrzehnten gibt und die immer das Gleiche tun, verhaftet wäre. In einer FanFiction kann man ausbrechen, bei Sachen, die verkauft werden sollen, knüpft man an die Erwartungshaltung der Leser an. Ob man dann von einer geringeren geistigen Reife sprechen kann, mag ich mangels eigener ausreichender geistiger Reife hier nicht zu beurteilen.
    Es wird sich auf jeden Fall lustig über die Zustände im Dorf gemacht, indem durch die Verkehrung der Spiegel vorgehalten wird.

    ADe
    Martinus

  22. #5322
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Nun ein Schwenk zum Egmont Comic-Programm ab 04/2024, das ab heute bei buchhandel.de einsehbar ist: https://www.buchhandel.de/suche/erge...ublicationDate

    Neu sind u.a. 2x Michel, 1x Tanguy und ein neuer Ralf König (der in täglicher Abfolge bereits komplett auf Instagram veröffentlicht wurde).

    Zudem eine neue Lucky Luke-Hommage, diesmal von Blutch.
    Original-Vorschau: https://www.dargaud.com/bd-en-ligne/...393c9b83edce10
    Wer von Blutch noch nie gehört hat, das ist der Herr hier: https://www.avant-verlag.de/artist/blutch/ https://reprodukt.com/collections/blutch

    Und Asterix wird neu verwurstet, diesmal als Edition Omnibus. Cover sind noch nicht freigegeben, mal sehen ob sie so hässlich werden wie die der englischen Ausgabe: https://papercutz.com/product-catego...ovels/asterix/
    Geändert von OK Boomer (03.11.2023 um 14:26 Uhr)

  23. #5323
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @OK_Boomer

    Vielen Dank für den Link. Asterix Omnibus klingt wirklich interessant:

    "Wir schreiben das Jahr 65 nach der Erfindung von Asterix. 1959 erschufen René Goscinny und Albert Uderzo die größte Comic-Ikone Europas, bis zu Goscinnys viel zu frühem Tod im Jahr 1977 schufen die Asterix-Väter 24 albenlange Abenteuer sowie ein gutes Dutzend Kurzgeschichten. Diese neue Reihe, Nachfolger der bisherigen Gesamtausgabe, präsentiert alle Geschichten in chronologischer Reihenfolge, ergänzt durch zahlreiche Seiten mit Bonusmaterial. Band eins enthält die klassischen Alben "Asterix der Gallier", "Die goldene Sichel" und "Asterix und die Goten"."

    Ich hoffe, dass die Cover besser werden als die englischen. Dann wird es ein Pflichtkauf.

    Ciao
    Martin

  24. #5324
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Sehe gerade, es gibt eine englische Variante einer Omnibus-Edition mit schöneren Covern als den oben verlinkten: https://www.weltbild.de/suche/asterix%20omnibus Vielleicht wird sich Egmont daran orientieren.

  25. #5325
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Okay, die sehen wirklich besser aus, auch wenn dies mir immer noch nicht top gefällt. Aber der Preis ist auch annehmbar.
    Ciao
    Martin

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